Skip to main content

17.05.2023 | Innovationsmanagement | Infografik | Online-Artikel

Deutschland auf Platz 2 der innovativsten großen Volkswirtschaften

verfasst von: Thomas Siebel

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Stark ist Deutschland in etlichen Zukunftsfeldern, insbesondere in der Produktions- und Energietechnologie. Dennoch beklagen BDI, Roland Berger, Fraunhofer und ZEW eine Stagnation in der deutschen Innovationsfähigkeit.

Die Liste der innovationsfähigsten Länder wird angeführt von kleinen Volkswirtschaften. Die Schweiz, Singapur und Dänemark investieren massiv in ein leistungsfähiges Wissenschaftssystem, zugleich kooperieren dort Wissenschaft und Wirtschaft eng. Deutschland rangiert mit seiner Innovationsfähigkeit zwar nur auf Platz zehn. Unter den großen Volkswirtschaften gibt es mit Südkorea allerdings nur ein Land, das stärker ist. Zu diesen Ergebnissen kommen der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), das Beratungsunternehmen Roland Berger, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Für ihren kürzlich veröffentlichten Innovationsindikator 2023 haben sie die Fähigkeiten von 35 Industrie- und Schwellenländern untersucht, neues Wissen zu schaffen und in markfähige und wirtschaftlich erfolgreiche Innovationen umzusetzen.

Empfehlung der Redaktion

2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Hightech-Industrien und die Herausbildung regionaler Innovationssysteme in Deutschland

Seit Mitte der 1980er-Jahre setzt die Innovationsforschung in zunehmendem Maß auf die Analyse sog. Innovationssysteme (Freeman und Soete 1997). Damit trägt sie dem komplexen Vorgang von Innovationsprozessen Rechnung, der nicht wie in neoklassischen Theorien linear verläuft und von unternehmerischen Einzelentscheidungen abhängt.

Dass kleinere Volkswirtschaften die Liste der innovationsfähigsten Länder anführen, kommt indes nicht überraschend: Kleineren Volkswirtschaften ziehen den Autoren zufolge einen ökomischen Vorteil daraus, ihre begrenzten Ressourcen auf Spezialfelder wie die Schaffung und Verwertung neuen Wissens zu konzentrieren. Für große Volkswirtschaften hingegen ist eine starke Spezialisierung oft nicht erstrebenswert, da ihr Produktionspotenzial die globale Nachfrage übertreffen würde.

Deutschland steht gegenüber USA, UK oder China gut da

Das deutsche Innovationssystem beschreiben die Autoren als stabil. Angesichts der rasch wandelnden und verschiedenen globalen Krisen habe Deutschland seine Standortvorteile über die letzten Jahre hinweg verteidigen können. Im Vergleich zu Südkorea weise Deutschland allerdings eine viel geringer Dynamik auf. Ein Aufschließen zur Spitzengruppe der innovationsfähigen Länder sei nicht zu erkennen.

Trotz Schwächen wie dem Fachkräftemangel oder den bislang noch zu geringen Risikokapital-Investitionen steht Deutschland im Vergleich der großen Volkswirtschaften wie den USA, Großbritannien oder Frankreich jedoch gut da. Großbritannien (Platz 15) hat seit der Finanzkrise 2007/08 und befeuert durch den EU-Ausstieg deutlich an Innovationsfähigkeit verloren. Die USA (Platz 14), bis 2010 unter den großen Volkswirtschaften klar an erster Stelle, wird seither zunehmend von dynamischeren Volkswirtschaften überholt.

Den Autoren zufolge liegt das unter anderem daran, dass die USA zwar über hochinnovative Teilräumen wie dem Silicon Valley verfügt, in der Fläche allerdings wenig Innovation stattfindet. Trotzdem sei die Bedeutung der USA als Innovationsstandort weiterhin unumstritten. China verbessert sich im Innovationsranking seit Jahren kontinuierlich, angetrieben durch hohe FuE-Ausgaben der Wirtschaft und einem immer leistungsfähigeren Wissenschaftssystem. Japan weist über eine geringe Innovationsdynamik aus und zehrt von Strukturen, die vor längerer Zeit entstanden sind.

In drei Schlüsseltechnologien ist Deutschland stark

Eine gesonderte Auswertung widmen BDI und Roland Berger der Innovationsfähigkeit in Schlüsseltechnologien, also solchen Technologien, die "die in einer großen Zahl von Wirtschaftszweigen die Grundlage für neue Produkte bilden und technologischen Wandel ermöglichen sowie die großen Herausforderungen unserer Zeit adressieren." Dazu zählen sie

  • Digitale Hardware wie mikro- oder nanoelektrische Bauteile
  • Digitale Vernetzung wie die Entwicklung von Halbleitern, Quantentechnologien, KI oder Cloud-Computing
  • neue Produktionstechnologien
  • Energietechnologien in den Bereichen erneuerbare Energien, Wasserstoff, Speicher und Effizienz
  • Neue Werkstoffe und fortschrittliche Materialien, etwa im Bereich des Leichtbaus, dem Ersatz von Rohstoffen, Beschichtungen oder Nanomaterialien
  • Biotechnologie
  • Kreislaufwirtschaft, und hier insbesondere Recyclingtechnologien.

Insgesamt steht Deutschland bei den Schlüsseltechnologien auf dem siebten Platz, wobei die großen Volkswirtschaften Japan (Platz 3) und China (Platz 5) hier besser platziert sind. International führend ist Deutschland zusammen mit der Schweiz bei den neuen Produktionstechnologien, zu denen neben modernen Maschinen und Anlagen beispielsweise auch Messtechnik, automatisierte Logistik und Verbindungstechnik zählen. Ausbaufähig ist sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz noch der Anteil an Softwarepatenten im Bereich der Produktionstechnologien, so die Autoren. Stark ist Deutschland zudem in den Energietechnologien, wo es knapp hinter China zum dritten Platz reicht, und in der Kreislaufwirtschaft mit einem knappen zweiten Platz hinter Finnland.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.