Für 2020 steht der Innovations-Champion fest. Er heißt dank Autobauer und Maschinenbauindustrie Deutschland und nicht wie in den Jahren zuvor Südkorea. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt der aktuelle Bloomberg Innovation Index.
Deutschland wird nicht unbedingt nachgesagt, bei der digitalen Transformation und auf dem Gebiet der Innovation zur Weltspitze zu gehören. Ganz im Gegenteil: Oft heißt es, dass die Bundesrepublik bei technischen Innovationen und digitalen Geschäftsmodellen hinterhinke und den Anschluss nicht verlieren dürfe.
Um so überraschender ist das Ergebnis des aktuellen Bloomberg Innovation Index 2020, der jährlich erstellt wird. Denn die Wirtschaftsnachrichtenagentur kürt Deutschland zum innovativsten Land der Welt, das erstmals seit 2013 den sechsmaligen Spitzenreiter Südkorea als erfinderischste Nation weltweit ablöst. Auf Platz drei folgt Singapur vor der Schweiz, Schweden, Israel, Finnland und Dänemark. Die USA fallen auf den neunten Platz zurück und liegen damit einen Rang vor Frankreich.
Der Bloomberg Innovations Index berücksichtigt unter anderem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die Produktionskapazität, aber auch die Konzentration von öffentlichen High-Tech-Unternehmen in den untersuchten Volkswirtschaften. Dabei erreichte Deutschland drei Top-Fünf-Platzierungen in den Bereichen wertschöpfende Produktion (hochentwickelter Maschinenbau), High-Tech-Dichte und Patentaktivität.
Investionen der Autobauer sorgen für Deutschlands Spizenposition
Unter den 20 börsennotierten Unternehmen mit den höchsten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in den vergangenen Geschäftsjahren stammen zwar rund die Hälfte aus den USA, angeführt von Amazon, Alphabet und Microsoft Corp. Aber Deutschland wurde in dieser Kategorie mit den vier Unternehmen Volkswagen, Daimler, Siemens und Bayer Zweiter. Hier wirken sich insbesondere die Milliardeninvestionen der deutschen Autobauer in Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und autonomes Fahren positiv auf die Platzierung im Gesamtranking aus. Aber auch die Größenordnung des Maschinenbaus, der hierzulande ein klassischer Schwerpunkt der Industrie ist, tragen zur Spitzenplatzierung Deutschlands bei.
Damit sind Deutschlands Wirtschaftsaussichten trotz lahmender Konjunktur möglicherweise besser als gedacht. Dennoch gebe es für Deutschland keinen Grund zur Selbstzufriedenheit, warnt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING. Denn bei der Aus- und Weiterbildung hinke Deutschland anderen Nationen hinterher, und von Maschinenbau und Autoindustrie einmal abgesehen, sei die Innovationskraft im Service-Sektor eher schwach.