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14.01.2021 | Innovationsmanagement | Kommentar | Online-Artikel

Warum Querdenken positiv ist

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Die Querdenker-Szene ist weltweit aktiv und erschüttert wie zuletzt in den USA Demokratien. Dadurch droht der Querdenker-Begriff auf lange Zeit verdammt zu werden. Zu unrecht. Denn wird laterales Denken richtig eingesetzt, bietet es große Innovationschancen.

Umparken im Kopf – das war der Titel einer Marketing-Kampagne, mit der die damalige Opel-Marketing-Chefin Tina Müller das angestaubte Image des Autobauers vor einigen Jahren auf Vordermann brachte. Die hochgelobte Neupositionierung der Marke machte zum Thema, wie sich das biedere Bild von Opel in den Köpfen der Menschen festgesetzt hatte und gar nicht mehr der Realität entsprach. 

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Querdenken hinterfragt und schafft Lösungen

Alte Denkpfade zu verlassen, Denkblockaden aufzulösen und neue Ideen zu entwickeln, sind nicht nur in dieser Kampagne absolut positiv besetzte Prozesse, sondern seit langem Synomyme für Kreativität und Innovationskraft. Und so verhält es sich zumeist auch im Unternehmenskontext. Rund um Innovationen und findige Problemlösungen hat sich Querdenken beziehungsweise laterales Denken als Methode bewährt und ist daher positiv belegt. 

"Querdenken löst sich von den bisherigen Denkprozessen und Denkmodellen im Unternehmen und blendet die vermeintlichen Branchengesetze aus. Quasi auf der 'grünen Wiese' beginnen die Überlegungen zur Gestaltung eines Prozesses oder zur Lösung eines Problems ganz neu. Querdenker lösen sich von der Orientierung an den Marktgesetzen und akzeptieren diese nicht länger, sondern hinterfragen sie", definiert Gerd-Inno Spindler in einem Buchkapitel zum Thema auf Seite 216 den Begriff.

Querdenker-Szene negiert und zerstört

Doch in der Corona-Pandemie droht Querdenken seine positive Konnotation zu verlieren. Ausgerechnet eine Bewegung hat sich mit diesem Label dekoriert, die nicht nur hinterfragt, sondern viel mehr negiert und für sachliche Argumente nicht offen ist. Die Querdenker-Szene, die ohne Atemschutzmasken und Einhaltung von Hygiene-Regeln gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert, ist ein Sammelbecken für Querköpfe jedweder Couleur. Es ist bekannt, dass sich dort AfD-Mitglieder ebenso tummeln wie Aluhüte, Verschwörungstheoretiker oder Esoteriker, die voraufklärerisches Denken verbreiten und sogar die Reichskriegsflagge schwenken.

Mit denjenigen, die in das Kapitol der US-amerikanischen Hauptstadt Washington eindrangen, verbindet sie mehr als die Weigerung, eine Atemschutzmaske in der Pandemie zu tragen: Demokratiefeindlichkeit, Rassismus und Medienhass liegen bei ihnen nah beieinander. Skandieren die einen Fake News und zertreten Fernsehkameras, schreien die anderen mit geballter Faust Lügenpresse.

Laterales Denken ist unvoreingenommen

Mit lateralem Denken als kreativem Löungsansatz, von dem Unternehmen sehr profitieren können, hat das wenig zu tun. Denn Querdenken ist konstruktiv und ergebnisorientiert, nicht aber destruktiv. "Querdenken ist eine strategische Denkweise, bei der aktiv, bewusst und unvoreingenommen das bisher Erreichte nicht weiter optimiert, sondern in Frage gestellt und ohne Akzeptanz der bestehenden Branchenregeln nach neuen Möglichkeiten und Regeln im alten oder neuen Markt gesucht wird", definiert Spindler im Buchkapitel "Warum ist Querdenken wichtig?" auf Seite 11.

Die Bezeichnung laterales Denken wurde von dem Mediziner und Kognitionswissenschaftler Edward de Bono eingeführt, erklärt Cornelia Andriof im Buchkapitel "Was brauche ich dafür?" (Seite 155). Diese vier Prinzipien leiten demnach die Denkmethode des lateralen Denkens:

  • Erkenne beherrschende Vorstellungen und Denkwege
  • Suche nach anderen Wegen, Dinge zu betrachten
  • Lockere die strenge Kontrolle, die das rational-logische (vertikale) Denken ausübt
  • Verwende bewusst den Zufall

Wie Unternehmen von lateralem Denken profitieren

Gerade in Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Situation sollten Unternehmen nicht vergessen, wie laterales Denken bei der Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung beflügeln kann. Wer aus den gewohnten Denkstrukturen ausbricht und über den Tellerand blickt, setzt kreative Prozesse frei, betont auch Springer-Autor Sven Poguntke im Buchkapitel "Die Menschen: Querdenker, Intrapreneure und Visionäre für den Think Tank". Querdenker sollten für ihn daher immer Teil von Innovationsprojektteams sein. 

Unternehmen sind also gut beraten, sich vom Missbrauch des Begriffs durch die Querdenker-Bewegung nicht negativ beeinflussen zu lassen - weder bei der Personalauswahl, noch bei der Art, Teams zu führen oder Projektteilnehmer auszuwählen. Denn Querdenker sind nicht per se Querulanten, sondern wichtige Impulsgeber für unkonventionelle Lösungswege und Innovation in Organisationen.

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