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Open Access 2025 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. (Inter-)disziplinäre Verortung I: Konturen eines praxeologischen Organisationsverständnisses

verfasst von : Konstantin Rink

Erschienen in: Digitale Werkstätten

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Nach der Einführung der Praxistheorie als sozialtheoretische Perspektive dieser Arbeit soll nun eine Verortung im disziplinären Feld der Sozialen Arbeit erfolgen. Ziel des Kapitels ist es, ein Verständnis von Organisationen als sensibilisierendes Konzept auszuarbeiten, das diese als temporäres Produkt organisationaler Praktiken begreift und es möglich macht, die organisationale Einbettung und Verflechtung von Cyberinfrastrukturen – jenseits von Determinismen – empirisch zu analysieren. Das zu entwickelnde, praxeologische Organisationsverständnis ist insofern grundlegend, als dass sich dadurch die alltäglichen Routinen und Vollzüge, in denen Cyberinfrastrukturen und andere Informationstechnologien eingewoben sind, in ihrem Tun erschlossen werden können.
Nach der Einführung der Praxistheorie als sozialtheoretische Perspektive dieser Arbeit soll nun eine Verortung im disziplinären Feld der Sozialen Arbeit erfolgen. Ziel des Kapitels ist es, ein Verständnis von Organisationen als sensibilisierendes Konzept auszuarbeiten, das diese als temporäres Produkt organisationaler Praktiken begreift und es möglich macht, die organisationale Einbettung und Verflechtung von Cyberinfrastrukturen – jenseits von Determinismen – empirisch zu analysieren. Das zu entwickelnde, praxeologische Organisationsverständnis ist insofern grundlegend, als dass sich dadurch die alltäglichen Routinen und Vollzüge, in denen Cyberinfrastrukturen und andere Informationstechnologien eingewoben sind, in ihrem Tun erschlossen werden können. Der praxeologische Zugang ermöglicht es, die Verschränkung von menschlichen und nicht-menschlichen (digitalen) Partizipanten in „Praktiken der Herstellung organisationaler Ordnungen in der Sozialen Arbeit zu analysieren“ (Helbig et al. 2021: 448).
In Anlehnung an Kutscher und Seelmeyer (2021) soll hier eine Perspektive auf digitale Technologien in der Sozialen Arbeit eingenommen werden, die sich vom Medien- und Mediatisierungsdiskurs abgrenzt und sich als sozialinformatisch versteht. Der sozialinformatische Diskurs beinhaltet vor allem Professions- sowie Organisationsbezüge und betrachtet die Verwendung digitaler Technologien als Arbeitsmittel von Professionellen und als Organisationstechnologie (Kutscher/ Seelmeyer 2021: 20). Abgesehen von wenigen Ausnahmen (u. a. Ley 2021, Büchner 2018c) werden die mit digitaler Technologie auftretenden Veränderungsprozesse selten in Bezug auf organisationale Prozesse sowie auf organisationales Handeln gestellt (Helbig et al. 2021: 433). Aus Ermangelung an Beiträgen sollen zunächst solche Thematisierungsweisen im Diskurs Sozialer Arbeit skizziert werden, die organisationale Prozesse und Strukturen auch jenseits digitaler Technologien betrachten. Dabei sollen zwei organisationstheoretische Linien im Diskurs Sozialer Arbeit herausgearbeitet werden, die als mögliche Anschlussstellen für eine Forschung zu Digitalisierung in Organisationen hypothetisch bereitstünden (Abschn. 3.1.1 & 3.1.2). Aus den Ausführungen unter 3.1.1 und 3.1.2 soll hervorgehen, dass sich die im Bereich der Sozialen Arbeit vorherrschenden Organisationsvorstellungen nicht als sensibilisierende Konzepte für die Erforschung der Rolle digitaler Informationstechnologien in der Praxis eignen. In Abgrenzung dazu wird in dieser Arbeit eine praxistheoretische Perspektive auf Organisationen entwickelt (Abschn. 3.2).

3.1 Organisationsforschung im Feld Sozialer Arbeit – eine gestörte Beziehung

Die Thematisierung von Organisationen in der Sozialen Arbeit bleibt überwiegend auf einer Meso-Perspektive, in der Organisationen als strukturelles Ganzes in Erscheinung treten. Eine intensive Auseinandersetzung sowie theoretische Annäherung an Praktiken des Organisierens haben bislang kaum bis keinen Eingang in den disziplinären Diskurs gefunden. Selbst an den wenigen Stellen, an denen verschiedene sozialarbeitswissenschaftliche Studien Organisationen berücksichtigen, spielen sie entweder eine eher untergeordnete Rolle oder tauchen als begrenzendes System auf (Mayrhofer 2010: 45). Mit Blick auf existierende Beiträge lassen sich zwei dominante Diskurslinien mit jeweiligen Untergliederungen ausmachen, die im Folgenden erläutert werden: Einerseits gibt es eine neo-institutionalistisch gefärbte Diskussionslinie (Abschn. 3.1.1), die Organisationen entweder im Zusammenhang mit der Ökonomisierung Sozialer Dienstleistungsorganisationen bzw. Sozialer Dienste oder im Zusammenhang mit Digitalisierung thematisieren. Andererseits bildet der Diskurs um die Professionalität Sozialer Arbeit mit der Verhältnisbestimmung von Profession und Organisation einen wesentlichen Strang (Abschn. 3.1.2), wenn es um die Thematisierung von Organisationen geht. Bei der Bestimmung des Verhältnisses zwischen Organisation und Profession gibt es eine Vielzahl von Organisationsansätzen.

3.1.1 Organisationen Sozialer Arbeit aus ihrer Umwelt heraus verstehen – neo-institutionalistische Ansätze

Unter Labeln wie New Public Management (oder im deutsprachigen Raum: Neue Steuerungsmodelle) wird seit den 1990er Jahren in der Sozialen Arbeit die Transformation des Wohlfahrtsstaates (Lessenich 2008) mit deren Auswirkungen auf die Sozialen Dienste thematisiert (Buestrich 2008; Dahme et al. 2008). Im Hinblick auf Organisationen Sozialer Arbeit wird unter anderem konstatiert, dass die Differenzen zwischen Unternehmen und Sozialen Diensten, „die wesentlich auf Unterschieden in den Zielsetzungen, dem Haushaltswesen, den Effektivitätskriterien und den Annahmen über die Bedingungen des Bestandes der Organisationen zurückzuführen sind, zugunsten eines einheitlichen, einzelwirtschaftlich geprägten Unternehmenskonzepts an Bedeutung verlieren“ (Flösser/ Schmidt 1999: 246). Im Mittelpunkt der organisationsbezogenen Diskussion im Kontext des New Public Management steht vor allem die Reorganisation Sozialer Dienste unter den Bedingungen der Einführung von Effektivitäts- und Effizienzkriterien (Schaarschuch 2006; Kessl/ Otto 2002). In dieser Diskurslinie tauchen Organisationen als „Vermittlungsinstanzen“ (Mayrhofer 2010: 51) auf, die ein „Einfallstor neoliberaler Transformationen der Gegenwartsgesellschaft“ (ebd.) darstellen. Ausgehend von einer „neuen Privatisierung“ (Kessl/ Otto 2002: 124) des Wohlfahrtsstaates, der im Zuge der 1990er Jahre eine Neuausrichtung zur „marktgesellschaftlichen Privatsphäre“ (ebd.) erfahren hat, entwickelt sich ein „Prozess der (Re-)Kommodifizierung bisher wohlfahrtsstaatlich garantierter und häufig auch bereitgestellter Dienstleistungsangebote“ (ebd.: 125). Differenzen zwischen öffentlichen und privaten Erbringungsinstanzen werden zunehmend nivelliert, bis nur noch ein Akteurstypus – der der marktförmigen Erbringungsorganisation – repräsentiert ist. Die zentralen Prinzipien der Reorganisation Sozialer Dienste bilden von nun an die „Ent-Öffentlichung, Individualisierung, Effizienz- und Effektivitätsorientierung, Standardisierung und Differenzierung“ (ebd.: 129). Für die Öffentlichen Träger der Sozialen Arbeit führen diese Umweltvorgaben zu einer „Neujustierung ihrer eigenen Bewertungsgrundlagen“ (Flösser/Schmidt 1999: 247).
Ziel der hier skizzierten Rekonstruktion des Diskurses zum New Public Management ist nicht die Wiedergabe aller Inhalte und Positionen, vielmehr steht die Thematisierung von Organisationen im Vordergrund. Der deutschsprachige, sozialarbeiterische Diskurs befindet sich hier auf einer Makro-Mesoebene. Statt empirisch zu rekonstruieren, was mit den Organisationen geschieht und ins ‚Innere‘ dieser zu blicken (Mayrhofer 2010: 51), zeichnen die Beiträge mit Hilfe eines neo-institutionalistischen Organisationsverständnisses allgemeine Tendenzen nach. Zentraler Ausgangspunkt des neo-institutionalistischen Organisationsansatzes ist es, Organisationen mit Blick auf ihre gesellschaftliche Umwelt zu betrachten (Senge/ Hellmann 2006: 11 ff.). Im Kern versteht sich der Ansatz „dezidiert als eine makrosoziologische Zugangsweise […], die die Beziehung zwischen Organisation und gesellschaftlicher Umwelt zum Gegenstand hat“ (Klatetzeki 2006: 51). Entsprechend dieser Ausgangsstellung knüpfen die Autor:innen Otto und Schnurr (2000) an die Relationierung von Organisation sowie Gesellschaft an und übertragen sie auf die sich seit den 1990er Jahren abzeichnende neue Privatisierung. Aus ihrer Sicht erfolgte ab den 1990er Jahren eine „Umkrempelung und Anpassung des Feldes an das Markt-Paradigma“ (ebd.: 18).
Der Diskurs um das New Public Management ist nicht der Einzige, der auf ein neo-institutionalistisches Organisationsvokabular zurückgreift: Auch die Digitalisierung als externes Umweltphänomen hat in der Sozialen Arbeit zu einer Thematisierung von Sozialen Organisationen geführt. Allerdings verfolgt dieser Diskurs nicht das Ziel, die Strukturveränderungen in Organisationen zu analysieren, sondern hat ein strategisch-affirmatives Ziel. Autor:innen wie Kreidenweis (2018), Henne (2019) oder Wolff (2017) sehen in der zunehmenden Digitalisierung der Sozialen Arbeit nicht nur die Möglichkeit, das Professionalisierungsniveau zu steigern, sondern auch eine notwendige Voraussetzung für die Existenzsicherung des gesamten Systems. Aus ihrer Sicht bedarf es einer umfangreichen Neuausrichtung Sozialer Dienste, da die digitale Technik disruptive Veränderungen auslöse, die nicht einfach „wegzuhoffen“ (Kreidenweis 2020: 34) seien. Vor diesem Hintergrund wird derzeit diskutiert, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen und wie auf die fortschreitende Digitalisierung reagiert werden soll. Die Diskussion umfasst neue digitale Geschäftsmodelle und Leistungsangebote, digitale Strategieentwicklung sowie die Entwicklung einer digitalen Unternehmenskultur (Ückert et al. 2020; Kreidenweis 2018). Soziale Organisationen werden in diesem Diskursstrang oft als beharrliche Transformationshemmnisse dargestellt, die auf den externen Umweltfaktor ‘Digitalisierung‘ nur unzureichend reagieren (Muche 2017). In den praxisorientierten Beiträgen werden Strategien diskutiert, um die aus ihrer Sicht zentralistischen und bürokratischen Organisationen umzugestalten, damit sich die Sozialen Dienste der flexiblen Technik anpassen können. Diese Autor:innen betrachten die Strukturen Sozialer Organisationen kritisch, die aus ihrer Sicht nicht mehr mit der Flexibilität und Agilität, die digitale Technologien erfordern, mithalten können (Ebert-Steinhübel 2020).
Beide Diskursstränge stützen sich auf ein neo-institutionalistisches Verständnis von Organisation. Obwohl sie analytisch unterschiedlich ausgerichtet sind, basieren sie dennoch auf ähnlichen theoretischen Grundlagen, die in der Regel jedoch nur implizit zur Sprache kommen. Einige wenige Beiträge beziehen sich demgegenüber explizit auf dieses Organisationsverständnis, wie zum Beispiel Peter (2010), die eine Vermittlung von Organisation und Profession auf der Grundlage des Neo-Institutionalismus vornimmt. In Weiterführung dessen entwickeln Dewe und Peter (2016) eine Konzeption, in der die „sozialpädagogische Profession als ein bedeutender Teil der gesellschaftlichen Umwelt dieser spezifischen Organisation in den Blick genommen“ wird (ebd.: 150). Mit der wechselseitigen Verschränkung von Organisation und Profession wollen die Autor:innen die „dichotomisierende Sichtweise“ (ebd.: 152) überwinden und verdeutlichen, dass „die professionellen AkteurInnen in ihrem Handeln stets auf implizite, selbstverständliche Wahrnehmungs- und Deutungsmuster zurückgreifen bzw. diese von institutionalisierten Elementen wesentlich geprägt werden“ (ebd.) – und andersherum. Einen Beitrag zur Institutionalisierung hat auch Wolff (2021) vorgelegt. In Wolffs Beitrag werden schwerpunktmäßig Deinstitutionalisierungsprozesse in zwei Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit näher analysiert: der Psychiatriebewegung und der Behindertenhilfe. Unter De-Institutionalisierung versteht er solche Prozesse, die gängige institutionelle Vorgaben in Frage stellen und zu einer Transformation führen. Ausgehend vom Neo-Institutionalismus interessiert er sich insofern für den Wandel von Institutionen in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit.
Eine der Besonderheiten des Neo-Institutionalismus liegt im Verweis auf die institutionelle Einbettung von Organisationen. Im Gegensatz zu anderen Organisationstheorien befasst sich der Neo-Institutionalismus mit Aspekten der organisationalen Umwelt und analysiert Organisationen im Kontext ihrer umgebenden gesellschaftlichen Umwelt. Arbeiten mit neo-institutionalistischem Vokabular wollen aufzeigen, „dass Organisationen nicht als autonome korporative Akteure fungieren, sondern immer in einem gesellschaftlichen Umfeld agieren, dessen Anforderungen und Einflüsse von signifikanter Bedeutung für das organisationale Handeln sind“ (Senge 2007: 45). Damit ist nicht gleichzusetzen, dass Organisationen sich „ausschließlich am Marktgeschehen und an der ökonomischen Umwelt orientieren“ (ebd.: 46), selbst dort, wo es sich um Wirtschaftsunternehmen handelt. Sie operieren auch „unter dem Einfluss politischer Entscheidungen, gesellschaftlicher Werte und integrativer Notwendigkeiten“ (ebd.). Das Kernstück des Neo-Institutionalismus besteht darin, die rein zweckrationale Sichtweise auf Organisationen in Frage zu stellen. Der Neo-Institutionalismus nimmt eine makrosoziologische Perspektive ein, indem er den Ursprung organisationalen Handelns in den institutionalisierten Erwartungen verortet. Die Ursache für Organisationsstrukturen liegt demnach in den gesellschaftlich vorherrschenden Wertehaltungen und Überzeugungen (Haase/ Krüger 2020). Die Innenseite der Organisationen wird traditionell „als ‚black box‘ bzw. als abhängige Variable gesellschaftlicher Umwelteinbettungen verstanden“ (Krücken 2020: 256). Für die vorliegende Studie ist der Bezug zur sogenannten ‚Umwelt‘ von Relevanz (Abschnitt 10.​3). Dennoch zeigen sich Probleme im Hinblick auf den Neo-Institutionalismus, was seine Eignung als sensibilisierendes Konzept für die empirische Untersuchung digitaler Informationstechnologien in deren organisationaler Einbettung sowie ihrer ko-konstitutiven Rolle bei der Herausbildung organisationaler Ordnungen in Frage stellt.
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist, dass die Organisationen meist „nur als Ganze in den Blick [geraten], was dazu führe, dass sie im Inneren eine ‚black box‘ bleiben, d. h. dass die alltäglichen internen Prozesse im Dunklen bleiben“ (Mense-Petermann 2003: 72). Die neo-institutionalistische Sichtweise betrachtet organisationsinterne Prozesse als institutionelle Wirkungen, wobei kritisiert wird, dass die Akteure dadurch zu Marionetten institutioneller Skripte werden (Hasse/Krücken 2005: 71 f.). Die Eigenständigkeit der organisationalen Prozesse wird lediglich als Ableitung übergeordneter, autonomer Strukturen betrachtet; was neben der Ausblendung konkreter Organisationspraktiken auch ein Emergenzproblem mit sich bringt (Abschn. 3.2). Auch DiMaggio und Powell, zwei Protagonisten des Neo-Institutionalismus, räumen diese Relationierung von Makro- und Mikroebene und die damit verbundenen blinden Flecken ein: „Most institutionalists prefer to focus on the structural environments, macro to micro-level effects, and the analytic autonomy of macro-structures“ (DiMaggio/Powell 1991: 16). Der Neo-Institutionalismus zeichnet insofern ein „übersozialisiertes Bild von Organisationen und dem Handeln der individuellen Akteure“ (Scherm/Pietsch 2007: 75). Auf den New Public Management-Diskurs adaptiert, zeigen sich die Ökonomisierungs- und Privatisierungstendenzen als übermächtig, selbst wenn sich die Formal- und Aktivitätsstruktur in Organisationen, sprich das, was die Organisation nach außen vorgibt, und das, was sie innen realisieren, entkoppeln (Meyer/Rowan 1977). Unbeachtet bleiben die „organisationalen Reaktionsmöglichkeiten auf und Umgangsweisen mit institutionellen Umwelten“ sowie die situativen Anpassungen (Mense-Petermann 2003: 72). Vertreter:innen des Neo-Institutionalismus vergessen,
„that the little things do matter and that it is exactly the unique specificities or micro-alterations that practitioners engage in through their everyday praxis that can produce cracks in the foundation of an institution and begin to shift what was once taken for granted“ (Suddaby et al. 2013: 337)
In diesem Zusammenhang bemerkt Mohr (2015) zu Recht, dass „managerialistische Rhetorik nicht gleichgesetzt werden darf mit managerialistischer Praktik“ (ebd.: 405). Das bedeutet umkehrt auch nicht, dass der Managerialismus für die Praxis der Sozialen Arbeit bedeutungslos ist, vielmehr muss sich die Forschung der Sozialen Arbeit konkret mit den möglichen „Manifestationen in den Organisationen“ (ebd.) befassen, bevor im Diskurs voreilig von der Durchsetzung des Managerialismus gesprochen werden kann. Gleiches gilt für den Diskurs zur Digitalisierung. Neo-Institutionalisten können aufgrund ihrer Analyseebene jedoch keine Aussagen über organisatorische Praktiken treffen.
Der zweite Diskursstrang, der im Weiteren skizziert wird, nähert sich den organisationalen Prozessen vom professionellen Handeln heraus an, reduziert dieses jedoch allzu oft auf eine „monolithische starre Struktur, die dem Handeln der Akteure äußerlich ist“ (Nadai/Sommerfeld 2005: 185). Diese Diskurslinie verliert zunehmend an Bedeutung und differenzierte Verbindungen von Professionen sowie Organisationen tauchen in den letzten Jahren vermehrt auf (u. a. Mohr 2017; Nadai/Sommerfeld 2005; Dewe/Peter 2016; Müller 2016).

3.1.2 Organisation als Widerpart zur Profession – Ausblick auf Versöhnung

„Kaum ein Wissen ist in der Sozialarbeit besser ausgearbeitet als der Bürokratieverdacht gegen die Organisation“ (Baecker 1994: 105). Zwar gilt Baeckers Aussage heute für den Diskurs nicht mehr vollumfänglich, aber der Bürokratieverdacht und die Pejoration von Organisation in Bezug auf den professionellen Kern Sozialer Arbeit sind seit vielen Jahren Bestandteil des Diskurses. Jene pejorative Variante hat ihre Wurzeln auch in zwei Professionsklassikern; namentlich Schütze (1996) und Oevermann (1996). Beide Professionstheoretiker gehören zum disziplinären Kanon Sozialer Arbeit und beide betrachten organisationale Ordnungen als Gegenphänomen zum eigentlichen, professionellen Kern. Sie setzen Organisation mit bürokratischen Strukturgebilden gleich, welche die „Kernkompetenzen überlagern und mit […] organisationsbezogenen oder organisierenden Tätigkeiten überwuchern“ (Seitter/Feld 2017: 47). Organisationen erscheinen in diesen Arbeiten als „Limitationsinstanzen für professionelles sozialarbeiterisches Handeln, sie werden oft als unbewegliche, mächtige Bürokratien erfahren oder (in jüngerer Zeit) als Einfallstor für Ökonomisierungstendenzen in der Sozialen Arbeit beobachtet“ (Mayrhofer 2010: 44). Aus Sicht von Schütze und Oevermann konfligieren professionelle Handlungslogik und bürokratische Organisationslogik.
Zentrale Strukturmerkmale in Oevermanns Modell sind unter anderem die Autonomie des professionellen Handelns und das Arbeitsbündnis, „das die grundlegende Struktur bildet, wie die ‚stellvertretenden‘ Operationen der Professionellen letztlich im Sinne der Krisenbewältigung wirksam werden“ (Nadai/Sommerfeld 2005: 183). In dem Modell einer Sozialarbeiter:in-Adressat:in-Dyade tauchen Organisationen Sozialer Arbeit als beschränkende Rahmungen auf, „welche Professionalität zwar zulassen, zugleich aber sie gängeln und für ihr selbst fremde Ziele vereinnahmen“ (Müller 2016: 187). Dieser Widerspruch wird von Oevermann strukturell hergeleitet, ohne es empirisch zu begründen.
Schütze (1996) leitet sein Konzept der Handlungsparadoxien aus empirischem Material ab, doch zugleich löst er den Widerspruch zwischen der bürokratischen Organisation und professionellem Handeln nicht auf. Schütze gesteht zwar, im Kontrast zu Oevermann, „der Sozialen Arbeit die Möglichkeit professionellen Handelns auch im Kontext bürokratischer Organisationen grundsätzlich zu“ (Nadai/ Sommerfeld 2005: 184). Zudem räumt er ein, dass Organisationen für das professionelle Handeln positive Funktionen besitzen können, beispielsweise in Form der Vernetzung von Arbeitsbögen und dadurch zu einer Übertragung von Wissen über einzelne Handlungsphasen hinweg (Schütze 1996: 221 f.). Nichtsdestotrotz sollten sich Sozialarbeitende einer „sich immer herrischer gebärdenden Organisationsratio“ entgegenstellen (ebd.: 223). Unter dem Begriff Organisationsratio versteht er einen festgelegten Zeit- und Kostenrahmen, standardisierte Maßnahmenkataloge sowie Verfahrens- und Steuerungsvorgaben. Es wird deutlich, dass Schütze an der Reduktion von Organisationen Sozialer Arbeit auf die entpersonalisierte, bürokratische Herrschaft festhält, was auch durch seine wiederkehrenden Verweise auf Weber erkennbar ist. Nadai und Sommerfeld (2005) kommen folgerichtig zu dem Schluss, dass „[w]enn Organisation in Opposition zu Professionen gestellt wird, dann geschieht dies auf der Basis einer – meist impliziten – Gleichsetzung von Organisation mit dem klassischen Bürokratiekonzept von Max Weber“ (Nadai/ Sommerfeld 2005: 185).
Nadai und Sommerfeld (2005) berücksichtigen in ihrer Bilanzierung nur unzureichend, dass es im Diskurs Sozialer Arbeit vereinzelt Stimmen gab, die die Organisation nicht mit einem bürokratischen Strukturgebilde gleichsetzten. Eine solche Position vertraten u. a. Otto/Flösser (1991), die auf der Basis einer Studie zur Jugendhilfe empirisch der Gleichsetzung entgegentraten. „Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist es kaum mehr gerechtfertigt, von ‚der Organisation‘ und ‚der Profession‘ bzw. dem Problem der Relationierung dieser beiden Strukturelemente zu sprechen“ (Otto/Flösser 1991: 187). Klassische Konfliktlinien verschwämmen zunehmend und beide forderten gar eine „produktive Aneignung administrativer Verfahren als integralen Kompetenzbestandteil einer innovativen disziplinären Identität“ (ebd.: 188), die mit einer „gehaltvollen Veränderung“ und „neuen Formen der Dienstleistungserbringung“ (ebd.) einhergehen sollten. Ipso facto heißt das für die Profession Sozialer Arbeit aus Sicht von Otto und Flösser, dass sie neue, situative „Formen der Dienstleistungserbringung“ (ebd.) entwickeln und umsetzen müsste. Mit dieser Ansicht blieben die beiden Autor:innen über längere Zeit hinweg allein.
In den letzten Jahren setzte sich die Überwindung des Antagonismus zwischen Organisation und Profession sukzessive durch. Dass ein „wechselseitiges Bedingungsverhältnis von Organisation und Profession“ besteht (Mohr 2015: 400), scheint zunehmend anerkannt zu werden (u. a. Dewe/ Peters 2016; Müller 2016). Weder ist es empirisch zutreffend, Organisationen Sozialer Arbeit dem Idealtypus der Bürokratie nach Weber zuzuordnen (u. a. Mohr 2015; Falkenreck/Wigger 2016; Klatetzki 2012), noch ist es aus organisationssoziologischer Perspektive analytisch gehaltvoll, einerseits Organisationen mit Bürokratie gleichzusetzen und sie andererseits als zwei getrennte Sphären zu theoretisieren. Insofern schließen sich Organisationen und Professionen nicht a priori aus, stattdessen greifen sie ineinander und bedingen sich wechselseitig. Diese Erkenntnis impliziert, dass soziale Strukturen in Form von Organisationen nicht allein unter Berücksichtigung einer rein strukturtheoretischen und funktionalistischen Perspektive betrachtet werden können, sondern dass auch alternative Möglichkeiten der Etablierung jenseits von Herrschaft und Zwang in Betracht zu ziehen sind (vgl. Klatetzki 2012: 167; Hollenstein 2020). Organisationen, deren primäre Operationen von Ungewissheit geprägt sind und die zur Bearbeitung von Ungewissheiten Professionelle einsetzen, werden sodann im Diskurs Sozialer Arbeit als „professionelle Organisationen“ (Mohr 2017) oder „kollegiale Organisationen“ (Klatetzki 2012) bezeichnet. Professionelle Organisationen sind in diesen Modellen die „Reaktion auf bestimmte äußere Bedingungen […]: Die Komplexität der Umwelt, der Personenbezug und ein Mangel an Technologiewissen machen den Einsatz von professionellem Personal und damit auch die professionelle Organisation funktional erforderlich“ (Mohr 2015: 402). Für die kollegiale Organisation ist – nach Klatetzki im Anschluss an ein neofunktionalistisches Vokabular – charakteristisch, dass ihre Mitglieder einerseits der „Schaffung und Erhaltung der Qualitäten des sozialen Lebens verpflichtet sind“ (Klatetzki 2012: 173) und andererseits, dass Mitglieder „im Hinblick auf das soziale Miteinander […] eine von partikularen Machtinteressen unbeeinträchtigte Sozialintegration ermöglichen“ (ebd.).
Diese theoretischen Konzeptualisierungen, die Profession und Organisation in ein wechselseitiges Konstitutionsverhältnis bringen, sind selten empirisch fundiert (ausgenommen: Mohr 2017; Beckmann et.al 2011; Nadai/Sommerfeld 2005). Anstelle einer empirischen Untersuchung konzentrieren sich die Beiträge mehrheitlich auf konzeptionelle Verbindungen von Organisationen und Profession. Kritikpunkt hieran ist, dass mit der Fokussierung auf die Formalstruktur von Organisationen eine fast vollständige Vernachlässigung informeller Prozesse einhergeht. Organisationen wirken dann selbst in den Modellen, die eine strukturelle Verbindung von Organisation und Profession anstreben, wie monolithische Entitäten, in denen das Organisieren den Sozialarbeiterischen äußerlich bleibt. Mit Chia (1996) kann ein solches Denken als „downstreaming thinking“ (Chia 1996: 6) bezeichnet werden. Der Begriff „downstreaming thinking“ (ebd.) charakterisiert jene Organisationssoziologien, die Organisationen mittels funktionaler Merkmale bestimmen und das Sozialarbeiterische vom Organisationalen separieren, um es in einem zweiten Schritt wieder miteinander zu relationieren. Im Falle professioneller Organisationen zeichnen sich diese durch Merkmale wie die Standardisierung mittels Qualifikationen und die daraus resultierende professionelle Autonomie aus (Mohr 2017: 82). Organisationssoziologische Ansätze wie Mohr (2017) im Anschluss an den Kontingenzansatz von Mintzberg haben ihre Berechtigung, um einen möglichen Ausgangspunkt für die Funktionsweise von Organisationen Sozialer Arbeit zu vermitteln. Empirische Forschungen, die grundlegende Merkmale sogenannter professioneller Organisationen in Anschlag bringen, haben jedoch einen stark eingeschränkten Mehrwert, da die Entkontextualisierung und Entzeitlichung solcher Merkmalsbestimmungen einer Mesoperspektive verhaftet bleibt, auf deren Basis empirisch gesättigte Aussagen über das komplexe Geflecht des organisationalen Ordnens nicht möglich sind. Ähnlich problematisch sind organisationale Präsuppositionen im Stil von Schütze oder Oevermann, die die Organisation tendenziell mit einem bürokratischen Strukturgebilde gleichsetzen. Die Reduzierung von Organisationsbedingungen auf ihre bürokratische oder neuerdings professionelle Formalstruktur verkennt sowohl die Wirksamkeit organisationsinterner Dynamiken als auch die empirische Mannigfaltigkeit organisationaler Steuerungsmechanismen im Bereich der Sozialen Arbeit. Am Ende geraten so die Komplexität der organisationalen Praktiken, ihre Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen aus dem Blick, was sie ebenfalls für das hier vorliegende Forschungsvorhaben disqualifiziert.
Für Forschungsvorhaben, die einem deterministischen Verständnis technologischen Wandels und dessen Engführung entgehen wollen, braucht es ein theoretisch-sensibilisierendes Instrumentarium, das das komplexe Wechselspiel von organisationalen Praktiken und digitalen Technologien einfangen kann. Hier gerät allerdings der Diskurs Sozialer Arbeit an seine Grenzen, denn bislang fehlen entsprechende Adaptionen von soziologischen Organisationstheorien, die diesem Geflecht gerecht werden können und mit denen sich ein geeignetes theoretisch-sensibilisierendes Instrumentarium entwickeln ließe. Bei der Frage nach dem Geflecht von „organisationalen Vollzügen und Strukturen […] unter den Bedingungen komplexer Digitalisierungsfragen“ (Helbig et al. 2021: 434) stellt eine strukturelle Perspektive auf Organisationen, wie sie in der Sozialen Arbeit weitgehend vorherrscht, insofern keine geeignete Heuristik dar. Vielmehr bedarf es einer offenen, praxistheoretischen Sichtweise, um Organisieren vor dem Hintergrund der Nutzung digitaler Technologien zu untersuchen. Eine praxeologische Perspektive auf das Organisieren, die das organisationale Geschehen nicht auf einen Gegensatz zwischen Professions- und Organisationsratio reduziert, ist ein Gewinn für die disziplinäre Soziale Arbeit. Denn sie „eröffnet eine spezifische Metaperspektive“ (Wolff 2004: 387). Der Sozialen Arbeit wird so „eine reflexive Perspektive nahegelegt“ (Schröer/Wolff 2018: 69), die sie immer wieder „auffordert, sich selbst als Teil des organisationalen Gefüges zu sehen, das sie selbst mit hervorbringt und hervorgebracht hat“ (ebd.). Mit diesem Organisationsverständnis verbunden ist eine Perspektive auf das Organisieren, die es als eine dauernde (Re-)Produktion von Handlungskorridoren versteht, die über das bürokratisch-manageriale Strukturgebilde hinausgehen und stattdessen den Blick dafür öffnet, inwieweit und welche im Organisieren Subjekt-, Macht- sowie Steuerungsordnungen hervorgebracht werden, die den Gegenstand wie die Form sozialarbeiterisches Handeln mitbestimmen.
Im Weiteren soll dargelegt werden, warum eine praxeologische Organisationstheorie den Ansprüchen einer allgemeinen Organisationssoziologie entspricht, sie neue Perspektiven gegenüber autochthonen Ansätzen hervorgebringt und sie sich als Heuristik zur Analyse von digitalen Informationstechnologien eignet (Abschn. 3.2). Im Anschluss soll das für die empirische Forschung leitende, organisationstheoretische Konzept entwickelt werden (Abschn. 3.2.1 & 3.2.2).

3.2 Eigene Verortung: Von der Organisation zum Organisieren

Die Entwicklung eines geeigneten theoretischen Instrumentariums zur Erforschung von Organisationen und der Einbettung von Cyberinfrastrukturen steht vor der Herausforderung, sich bei der Vielzahl an organisationssoziologischen Konzeptionen auf einige wenige zu fokussieren. Eine mögliche Vorgehensweise wäre, einen Überblick über die hegemonialen Theorietraditionen zu geben und der Paradigmenvielfalt in der Organisationssoziologie zu begegnen, indem heterogene Ansätze unverbunden nebeneinandergestellt werden und auf eine theoretische Integration verzichtet wird (Ortmann et al. 2000: 21), wodurch der offensichtliche Vorteil entstünde, auf Reduktionismen zu verzichten. Dennoch muss sich ein Forschungsvorhaben, dem es um die Hervorbringung organisationaler Ordnungen im Zusammenspiel mit Cyberinfrastrukturen geht, auf ein grundlegendes Verständnis von Organisation festlegen. Es muss eine Differentia specifica davon entwickelt werden, was es heißt, sich zu organisieren in Abgrenzung zu anderen sozialen wie kollektiven Praktiken. Hierbei stellt sich die Frage, worauf am Ende die Wahl in Anbetracht eines begrenzten Rahmens fällt. Welche Gründe sprechen für die Wahl eines spezifischen Ansatzes? Bezüglich der letzten Frage gibt es zwei notwendige und hinreichende Gründe, warum nicht alle Organisationstheorien gleichwertig nebeneinanderstehen, und warum einige Ansätze sich bereits durch ihre Ausrichtung als geeignete/ungeeignete Theorien für die Erklärung von Organisationen (dis-)qualifizieren.
Als Erstes muss eine Theorie von Organisationen mindestens „allgemein genug sein, um typenübergreifende Organisationsbeobachtungen zu instruieren, komplex genug, um die Eigenlogiken und Widersprüchlichkeiten von Organisationen in Rechnung zu stellen, und hinreichend distinkt, also angeben, wodurch sich Organisationen von anderen sozialen Phänomenen unterscheiden“ (Büchner 2018c: 63). Nicht in der gleichen Präzision, aber in seiner semantischen Bedeutung gleich, drücken es Bruch und Türk (2007) aus, wenn sie sich um ein allgemeines Konzept der Organisation bemühen, welches zugleich spezifisch genug ist, um den Unterschied zu „anderen Formen der Regulation menschlicher Kooperation“ (Türk/ Bruch 2007: 263) herauszustellen. Diese Voraussetzung erfüllen beispielsweise neuere Arbeiten, die auf Whiteheads Prozessontologie zurückgreifen (Hernes 2008, Bakken/Hernes 2006) nicht, da sie den Begriff des Organisierens so weit ausdehnen1, dass am Ende keine Aussagen mehr darüber getroffen werden können, was alles nicht organisieren ist.
Neben diesen doch recht vagen Umrissen einer adäquaten Organisationstheorie gibt es eine zweite notwendige Voraussetzung, die erfüllt sein muss: Ein Phänomen wie das der Organisation lässt sich nicht erklären, wenn auf ihr ‚Außen‘, die Gesellschaft, einfach verzichtet wird. Der Gegenstandsbereich der Organisation muss vor dem Hintergrund eines sozialtheoretischen Kontextes bestimmt werden. Ohne die Frage ‚Unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen entstehen, existieren und reproduzieren sich Organisationen?‘ ist ein organisationstheoretischer Ansatz nicht zu haben. „Organisationen […] sind in der Gesellschaft, sind Teil der Gesellschaft, […] implizieren spezifische gesellschaftliche Zusammenhänge und Schnitte zwischen diesen Aktivitäten, werden von ihrer gesellschaftlichen Umgebung gefördert und beeinträchtigt“ (Ortmann et al. 2000: 16).
In ihrer langen Geschichte ist Organisationssoziologie aber oftmals eine „Soziologie weitgehend ohne Gesellschaft“ (Nassehi 2002: 448) geblieben. Organisationstheorien wie der situative Ansatz (Mintzberg 1979, Kieser 2019) oder die Arbeiten von Weick (1995) verfügen über keinen Gesellschaftsbegriff, der es ihnen erlaubt, Organisationen als soziale Ordnungen in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. In Organisationstheorien steht das sozialtechnologische Interesse an internen Prozessen im Vordergrund, während es bei den großen Gesellschaftstheorien spiegelbildlich andersherum ist. Sie betrachten die Organisation kaum und marginalisieren in ihren Entwürfen das Spezifische von Organisationen (Nassehi 2002: 448). Grund dafür ist unter anderem, dass eine Theorie der Organisation, die gesellschaftstheoretische Fragen mitführt, sich den Einwand gefallen lassen muss, dass sie die beiden Einheiten – Gesellschaft und Organisation – zunächst einmal trennen muss, um sie dann wieder in Beziehung setzen zu können. Gleichzeitig macht die Frage nach der Beziehung zwischen beiden Bereichen nur Sinn, wenn beide zumindest halbwegs voneinander abhängig und die Grenzen offen, fluide und durchlässig sind (Türk 1997: 157).
Im Kontext der Auftrennung der beiden Sphären manifestiert sich eine komplexe theoretische Herausforderung, die in der Organisationssoziologie als Emergenzproblem thematisiert wird. Inhalt dessen ist, dass bei der Teilung einer Mikro-, Meso- und Makroebene (wie Gesellschaft und Organisation, Handeln und Struktur) zunächst eine erkenntnistheoretische Frage auftaucht: Handelt es sich bei der Unterscheidung „um ein theoretisch und/oder gesellschaftlich konstruiertes Artefakt“ (ebd.)? Zudem stellt sich die Frage, wo möglicherweise das Primat liegt. Ist die Umwelt von Organisationen, sprich die Makrostruktur, entscheidend, wie im Neo-Institutionalismus? Werden demnach die Handlungen durch Strukturen determiniert, und wenn ja, wie lässt sich das vorstellen? Und am Ende stellt sich bei der Teilung der Bereiche noch die Frage, wie der Zusammenhang zwischen beiden gedacht werden kann.
Es gibt Ansätze, die versucht haben, eine Antwort auf die Integration und Beziehung beider Ebenen zu finden. Wenig ertragreich sind diejenigen Versuche geblieben, in denen „die Funktion von Organisationen für die moderne Gesellschaft weniger in der Struktur von Organisationen selbst gesucht wird, sondern in einem irgendwie gesellschaftlich erzeugten Zweck der Organisation – etwa als Bedarf rationaler Herrschaft“ (Nasshi 2002: 444). Dadurch fallen die Makro- und Mesoebene unvermittelt in eins, wodurch Organisationen zur Verlängerung eines gesellschaftlichen Herrschaftstypus werden. Ambitionierte Entwürfe, die versuchen, den organisatorischen oder gesellschaftstheoretischen Reduktionismen zu entgehen, stammen unter anderem aus der Systemtheorie, aus dem Neo-Institutionalismus und eben aus den Praxistheorien. Der Neo-Institutionalismus kommt für die folgende Studie nicht in Frage; die Gründe dafür wurden weiter oben bereits erläutert. Und auch die Systemtheorie diskreditiert sich aus zweierlei Gründen: Erstens gestaltet sich ihre empirische Operationalisierung der Systemtheorie als sperrig. Zweitens differenziert sie zwar Gesellschaft und Organisation voneinander und arbeitet ihre je spezifischen, rekursiven Reproduktionsprozesse heraus. Allerdings unterhalten Organisation und Gesellschaft auch in der Systemtheorie ein weitgehend ungeklärtes Verhältnis zueinander. „Offenbar ist es Luhmann nicht gelungen, das Verhältnis von Funktions- und Organisationssystemen konsistent, d. h. in theorieadäquater Weise zu beschreiben“ (Kneer 2001: 414).
Ausgehend von einer flachen Ontologie können Praxistheorien Dualismen überwinden und gleichzeitig die Relationierung von Organisationen zu anderen Phänomenbereichen konzeptualisieren. Damit können Praxistheorien das Problem der Emergenz überwinden, müssen sich aber gleichzeitig der theorieimmanenten Frage stellen, organisationale Praktiken von anderen Praktiken abzugrenzen. Ohne die Bestimmung eines Unterscheidungsmerkmales würde zumindest die erste Voraussetzung nicht erfüllt werden und alles wäre in der einen oder anderen Form Organisieren, was im ersten Moment kontraintuitiv erscheint. Innerhalb der Praxistheorien gibt es zwei elaborierte Ansätze zur Analyse von Organisation: den Ansatz von Giddens (1983) und den Ansatz von Schatzki (2006). Im Gegensatz zu Bakken/Hernes (2006) oder vergleichbaren Prozessmodellen (etwa Chia 1999 & 2017) beschreiben Giddens und Schatzki, was Organisation von anderen Praxisformen unterscheidet und nehmen darüber hinaus eine gesellschaftstheoretische Verortung vor. Giddens (1983) charakterisiert Organisieren als reflexive Strukturierung, während Schatzki (2006) es als spezifische coordinated action beschreibt. Auf beide soll im Folgenden eingegangen werden. Beide erfüllen die weiter oben ausgeführten Voraussetzungen, das heißt, sie sind eingebettet in eine Gesellschaftstheorie – beides sind Fraktionen von Praxistheorien – und beide konzeptualisieren Organisieren als ein abgrenzbares Spezifikum gegenüber anderen Handlungs- sowie Praxisformen.
Praxistheorien sind nicht nur organisationssoziologisch relevant, indem sie Antworten auf disziplinäre Debatten bieten, sondern sind auch in der Lage, die konkrete Verschränkung von menschlichen und nicht-menschlichen Partizipanten, in der Herstellung organisationaler Ordnungen zu analysieren. Zugleich ermöglicht sich dadurch
„nicht ausschließlich nach dem Digitalen an sich zu suchen und ihm damit mindestens implizit von vorneherein eine (normative) Bedeutung zuzuschreiben (und dabei andere relevante Vollzüge außer Acht zu lassen), sondern innerhalb des Arrangements der Praktik(en) Sozialer Arbeit den Anteil des Digitalen in Relation zu den anderen Beteiligtheiten relativ unvoreingenommen und unabhängig von subjektiven Deutungen als Teil der (Herstellung einer bestimmten sozialen) Ordnung in den Blick zu bekommen“ (Helbig et al. 2021: 448).
Organisationen sind in dieser Perspektive keine top-down-gesteuerten Entitäten, sondern „als Raum von Praktiken und als kommunikativer Prozess“ (Wilz 2015: 265) zu verstehen, an dem viele Partizipanten beteiligt sind. Eine praxeologische Perspektive auf Organisation verhält sich vor allem skeptisch gegenüber substanziellen Struktureigenschaften und ist auf einer flachen Ebene angesiedelt. Doch wie genau Organisationen aus einer praxistheoretischen Perspektive zu bestimmen sind, ist im wissenschaftlichen Diskurs noch einigermaßen offen. Ein Großteil der bisherigen Ausarbeitungen belässt den Begriff entweder vage oder konzentriert sich stark auf einzelne Aspekte (Wilz 2015; Miettinen et al. 2009). Im Folgenden möchte ich ein Instrumentarium entwickeln, mit dem das Spezifische an Organisationen aus praxistheoretischer Sicht erfasst werden kann. Es geht nicht darum, das Phänomen des Organisierens in seiner Gänze zu erfassen, vielmehr soll ein sensibilisierendes Konzept erarbeitet werden, welches eine Grammatik und ein Instrumentarium zur Rekonstruktion des Organisierens im Zusammenspiel mit Cyberinfrastrukturen bildet. Gedacht ist die Ausarbeitung als eine empirische Orientierung, weniger als ein statisches Theoriegebäude.

3.2.1 Organisation als reflexive Strukturation

Bezüglich einer praxistheoretisch interessierten Gegenstandsbestimmung von Organisationen kann zunächst an organisationstheoretische Überlegungen von Giddens (1983; 1997) angeknüpft werden, die Ortmann et al. (2000) weiter zu einer Organisationstheorie ausgebaut haben. Organisationen sind bei Giddens „reproduzierte soziale Praktiken“ (Giddens 1997: 69). Organisationales Geschehen ist nicht anders als das gesellschaftliche Geschehen insgesamt, „weder in der Erfahrung des individuellen Akteurs noch in der Existenz irgendeiner gesellschaftlichen Totalität, sondern in den über Zeit und Raum geregelten gesellschaftlichen Praktiken“ (Giddens 1992: 52). Giddens Strukturationstheorie ist folglich keine Theorie der Organisation, vielmehr handelt es sich um einen sozialtheoretischen Theorierahmen, der mit organisationstheoretischen Bausteinen angereichert ist (Ortmann et al. 2000: 321). Allerdings unterscheiden sich seine Arbeiten von vielen anderen Praxistheoretiker:innen, da er an mehreren Stellen seines Werks explizit Organisationen mit berücksichtigt. Um die konzeptionelle Einordnung von Organisationen im Werk von Giddens nachzuvollziehen und somit eine erste Dimension des Organisierens zu erfassen, ist es notwendig, sich eingehend mit seiner spezifischen Ausprägung der Praxistheorie auseinanderzusetzen. Dabei steht der Strukturationsbegriff im Zentrum von Giddens' Aufmerksamkeit. Analog zu anderen Praxistheorien will er mit dem Konzept der Strukturation den Dualismus von Struktur und Handlung auflösen.
Strukturation als Wortneuschöpfung versucht, die Doppelbedeutung von Erzeugen und Erzeugnis begrifflich einzufangen. „Der eigens für die Theorie aus dem Französischen entlehnte Grundbegriff der Strukturation betont die Gleichzeitigkeit von aktivem Strukturieren und passiver Strukturiertheit in den Aktivitäten des Handelnden“ (Jungmann 2019: 154). Strukturen sind Medium und Resultat sozialer Praktiken.
„Soziale Ordnung ist dann nur ein reifizierender Begriff für ein Phänomen, das besser als soziale Reproduktion zu umschreiben ist, eine annährend gleiche Wiederholung von Exemplaren einer Praktik und einer interpretativen Routine der Regelanwendung, einer Temporalstruktur, die ähnlich Luhmanns selbstproduzierender Autopoesis sozialer Systeme zu denken ist. Die relative Reproduktivität des Sozialen nimmt in Giddens Modell die Form einer Rekursivität an, einer Rückbezüglichkeit des sinnhaft Anwesenden auf sinnhaft Abwesendes, auf die Sinnelemente der Vergangenheit im Moment der Gegenwart“ (Reckwitz 2007: 321)
Rekursivität bedeutet das dass das Ergebnis einer Handlung zur Voraussetzung für das nachfolgende Handeln wird, das heißt, die Akteure reproduzieren Strukturen, indem sie auf diese rekurrieren. Strukturen besitzen keine reale Existenz an sich, sondern nur eine virtuelle in den Erinnerungen und Erwartungen der Akteure. Giddens' Strukturation reiht sich damit in die Reihen anderer Praxistheorien ein, da die Struktur den Praktiken und Systemen inhärent ist und mit diesen zusammenfällt (Schatzki 2016: Fn. 3). Besonderheit seines praxistheoretischen Zuganges ist sein Handlungsmodell.
Schichtenmodell der Agency
Praktiken sind auch bei Giddens ein Bündel von Aktivitäten, wobei Aktivitäten für ihn synonym mit Handeln oder Agency sind. Obgleich das Handeln gemäß Giddens ausschließlich in Form von Praktiken realisiert wird, verbleibt es dennoch im Mindestmaß in den individuellen körperlichen Gegebenheiten, Dispositionen und historischen Kontexten verankert. „Giddens dezentriert das Subjekt zwar, löst es aber keineswegs auf“ (Jungmann 2019: 207). Stattdessen geht er vergleichbar mit Hirschauer (2016) von einem graduellen Kontinuum aus. Grundsätzlich versteht er Handeln als ein Eingreifen in das Geschehen der Welt (Giddens 1997: 65). Handlungsfähigkeit meint dann die Fähigkeit, durchaus bewusst, aktiv und folgenreich in das Geschehen einzugreifen. „I shall define action or agency as the stream of actual or contemplated causal interventions of corporal beings in the ongoing process of events-in-the-world. The notion of agency connects directly with the concept of Praxis“ (Giddens 1993: 81). Jedes Handeln schreibt eine bestimmte soziale Praxis fort und ist zugleich der Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten. „Damit bleiben einzelne Handlungsakte nicht punktuell isoliert und von einem Zweck angeleitet […] sondern erscheinen von vornherein eingebettet in repetitive und sozial typisierte soziale Praktiken, eine Sequenz von ‚skillful performances‘“ (Reckwitz 2007: 319). Ein Großteil dessen, was Akteure tun, unterliegt einem praktischen Verständnis bzw. Know-how. Sie handeln, ohne jeweils sagen zu können, warum sie es so und nicht anders getan haben (Windeler 2014: 231). Vieles von dem, was Akteure tun, ist nicht direkt motiviert, sondern spielt sich auf der Ebene des praktischen Bewusstseins ab. Das praktische Bewusstsein umfasst all jene Dinge, die den Akteuren stillschweigend bekannt sind und ihnen helfen, im sozialen Kontext zurechtzukommen, ohne dass sie in der Lage wären, dies sprachlich auszudrücken (Giddens 1984: xxiii).
Der Normalfall des alltäglichen Handelns, damit ist Giddens ganz auf der Linie mit anderen Praxistheorien, ist das „routinierte, nur praktisch bewusste Tun“ (Jungmann 2019: 27). Agency ist ein praktisches, körperliches Ausführen, das beabsichtigt oder unbeabsichtigt erfolgt und beabsichtigte oder unbeabsichtigte Effekte auf das Verlaufen der Praxis haben kann. Handeln wird so als gerichtete Bewegung konzipiert, die ein planvolles Vorgehen sein kann, aber weitaus häufiger „eher als praktisch bewusst gerichtete, routinierte Bewegung unter vorgefundenen, nicht selbst gewählten Bedingungen daherkommt“ (ebd.: 89). Auf der Akteursebene sind drei – nur analytisch – getrennte Handlungsschichten zu unterscheiden.
Abbildung 3.1
Handlungsschichten nach Giddens modifiziert durch Windler.
(Quelle: Windeler 2014: 233)
Im untersten Bereich des Schichtmodells (Abb. 3.1) befindet sich die Motivation, womit die „bewusste oder unbewusste ‚Motivierung‘ des Handelns durch Bedürfnisse der Wunscherfüllung oder Angstvermeidung“ gemeint ist (Ortmann et al. 2000: 318). Das bedeutet, dass die Akteure über spezifische Handlungsmotivationen verfügen, die unbewusste Motive beinhalten. Diese sind nicht direkt motiviert, sondern läuft aus Routine und Gewohnheit ab.
Die zweite Ebene – die der Rationalisierung – meint, dass die Akteure „Beobachtetes im Raum und in der Zeit ordnen und begründen und ihr Können, Soziales zu rationalisieren und Geordnetes im Handeln zu verwenden, dabei rekursiv fortschreiben oder verändern“ (Windeler 2014: 233). Akteure ordnen ihr Können ein und begründen es, wobei sie ihre Tätigkeiten nie vollständig überblicken, da solche Rationalisierungsschleifen parallel zum Vollzug des (Weiter-)Handelns verlaufen. Das hat zur Folge, dass nur bestimmte Elemente einer Praxis rationalisiert werden können, während andere notwendigerweise der Rationalisierung entgehen.
Das „reflexive monitoring“ (ebd.) bedeutet, dass die Akteure ihr Handeln als Geschehen „reflexiv überwachen, kontrollieren und steuern und dadurch auch ihr Können rekursiv in der Zeit und im Raum weiterentwickeln“ können (ebd.). Für das Organisieren ist die Reflexivität von entscheidender Bedeutung. „Giddens‘ Bestimmung von Reflexivität ist jene im Sinne eines kontinuierlichen Erfahrens des eigenen In-der-Welt-Seins, des aktiven ‚Presencing‘, wie er unter Verweis auf Heidegger bestimmt“ (Jungmann 2019: 95). Mit ihrer Reflexivität beziehen sich Akteure in ihrem Handeln auf ihr „eigenes, vergangenes, gegenwärtiges und zukünftig erwartetes Verhalten ebenso wie auf das anderer und auf die Strukturen des Handlungsfeldes“ (Ortmann et al. 2000: 317). Das reflexive Monitoring ist von einer „nicht-reflexiven Peripherie“ (Windeler 2013: 233) umgeben. Diese Peripherie begrenzt das Handeln der Akteure. Es gibt unerkannte Bedingungen des Handelns, die von den Akteuren niemals komplett erfasst werden können, unabhängig davon, über welchen Wissensstand sie verfügen. Aufgrund der Kontingenz von Interaktionen können sich unantizipierte Resultate ergeben. „Vieles ist ihnen [den Akteuren] verschlossen, in vielerlei Hinsicht agieren sie als kompetente Akteure auf der Basis lediglich ‚praktischen‘, impliziten Wissens“ (Ortmann et al. 2000: 318).
Giddens meint mit Agency2 also „zu kontrollierten Aktivitäten fähig zu sein, Aktivitäten reflexiv unter Einbezug der sozio-materialen Situiertheit und den im Handeln vergegenwärtigten Gedächtnisspuren der Handelnden zu orientieren und auszurichten“ (Jungmann 2019: 80.). Die Akteure agieren, nicht-menschliche Akteure spielen bei Giddens – anders als etwa bei Latour – keine Rolle. „Unser Tun ist also gekennzeichnet durch ein beständiges und routiniertes Monitoring der eigenen Aktivitäten sowie der Aktivitäten uns relevant erscheinender Anderer und der materialen und sozialen Kontexte oder Settings, in denen wir uns gerade als Handelnde bewegen“ (Windeler 2014: 233).
Strukturation
In ihrem Handeln schreiben Akteure Strukturen fort, sie beziehen sich rekursiv auf sie. „Die Entstehung und Herausbildung von Agency muss praxistheoretisch vor dem Hintergrund von Strukturen verstanden werden“ (Jungmann 2019: 152). Strukturen im Sinne von Giddens sind als Medium und Resultat von Handeln zu verstehen, ohne dass es das Handeln in der Form nicht gegeben hätte. Entgegen der Auffassungen von Strukturen als einem emergenten Phänomen, das sich als Regelmäßigkeit aus dem Handeln heraus ergibt und sich von den Aktivitäten der Akteuer:innen abhebt, betont Giddens die Rekursivität und Temporalität von Strukturen. Es handelt sich bei der Strukturation nach Giddens um eine radikale Operativität, die in dem aktiven, aus dem Französischen entlehnten Begriff zum Ausdruck gebracht werden soll. Mit Strukturation ist die Gleichzeitigkeit von „aktivem Strukturieren und passiver Strukturiertheit in den Aktivitäten des Handelnden“ (Jungmann 2019: 154) hervorgehoben; oder – wie es in der deutschen Übersetzung seines Hauptwerkes heißt – als der „Schnittpunkt von Gegenwärtigem und Abwesendem“ (Giddens 1997: 68). Der Akteur ist mit seinen Wahrnehmungen und Erinnerungen Teil der Bedingung seines Handelns.
Mit der Denkfigur der Spur nimmt Giddens Anleihen bei Derrida und dessen Absage an eine Metaphysik der Präsenz. Denn mit Strukturation meint Giddens Spuren: „Spuren sind etwas Anwesendes, das auf Abwesendes verweist, etwas, das von der vergangenen Anwesenheit dieses jetzt Abwesenden zeugt“ (Ortmann 2008: 101). Damit einher geht, dass die Aktualisierung der Struktur unweigerlich mit einer Veränderung3 verbunden ist, was Derrida „différrance“ nennt. Der Anwendung einer Regel, beispielsweise das ‚regelkonforme‘ Ausfüllen einer Arbeitszeiterfassung, wohnt notwendig ein „Hauch von Kreation der Regel“ (ebd.: 102) inne. Die Strukturen, die sich in dem Handeln der Akteure reproduziert und zugleich auch Neues – wenn auch in den meisten Fällen unmerklich – produziert, besteht aus einer Reihe von Regeln und Ressourcen (Ortmann et al. 2000: 329 f.). „Strukturen werden primär nicht als Normen und Werte, sondern als räumlich-zeitlich verbreitete Regelkriterien sowie als materiale Ressourcen interpretiert“ (Reckwitz 2007: 316). Regeln und Ressourcen bilden einen Rahmen für das Handeln der Akteure und lenken es in bestimmte Bahnen, wobei es sich um eine „Ontologie der Potentiale“ (Jungmann 2019: 156) handelt, das heißt aus der Potentialität wird im kompetenten Tun Aktualität. „Strukturen der Praktiken existieren dann faktisch, und das ist der Punkt, an dem es für Giddens wichtig ist, präzise zu sein, nur in ‚instantiations‘ dieser und in ‚memory traces‘“ (ebd.). Als virtuelle Ordnung sind sie zugleich an- und abwesend.
Regeln sind „ganz einfach als verallgemeinerbare Verfahrensweisen der Praxis“ (Ortmann et al. 2000: 329) zu verstehen. Sie stecken in dem Handeln und sind auf mehr als nur eine Situation anwendbar, weil sie wiederholt befolgt werden können. „Verbal formulierte Regeln, wie sie in Gesetzbüchern stehen oder in Organisationsanweisungen, Stellenbeschreibungen etc. […] sind in diesem Sinne keine Regeln“ (ebd.). Regeln existieren erst in der situativen Anwendung und müssen von den Akteuren gekannt sowie anerkannt werden. „Regeln definieren das angemessene ‚accomplishment‘ einer Handlungsweise, sie bringen durch das praktische Bewußtsein [sic] der Akteure hindurch, in denen sie als körperlich-mentale Erinnerungsspuren präsent sind, produktiv-ermöglichend Handlungsweisen hervor“ (Reckwitz 2007: 317).
Giddens unterscheidet zwischen Regeln der Signifikation und der Legitimation4. „Strukturen der Signifikation oder Bedeutungszuweisung restringieren und ermöglichen ein entsprechendes kommunikatives Handeln“ (Sydow 2014: 32). Für Giddens gehören Interpretations- und Wahrnehmungsschemata, Symbole, Mythen etc. zur Signifikation (Ortmann et al. 2000: 320). Regeln der Legitimation wiederum begründen eine normative Ordnung, sie umfassen Sortierungs- sowie Sanktionierungsschemata und Normen. Zusammengenommen stellen Regeln der Signifikation und Legitimation „implizite Kriterien dar, die den Handelnden Schemata und ‚know how‘ zur Verfügung stellen, mit denen sie ihre Handlungsumwelt, die Welt jenseits dieser und sich selbst als sinnhaft interpretieren“ (Reckwitz 2007: 317). Jenseits dieser Regeln gibt es kein intelligibles Handeln. Im Unterschied zu Schatzki5, der ebenfalls Regeln und ein praktisches Verstehen als konstitutiv für die Organisation von Praktiken ansieht, sind Regeln in den Akteuren als Erinnerungsspuren gleichzeitig an- und abwesend. „[A]llerdings bleibt diese Redeweise flüchtig und metaphorisch, weil genaugenommen Strukturen nicht als Erinnerungsspuren existieren, sondern solche Spuren hinterlassen, deren temporalisierte Form wir Gedächtnis nennen können [Hervorh. im Original]“ (Ortmann 2008: 101). Regeln existieren nur in Handlungen und sie entfalten durch Gedächtnis, Routinisierung, Erwartungen und Erwartungserwartungen eine strukturierende Wirkung (Ortmann 2014: 42). Das bedeutet, dass die Handelnden meist nicht „schamlos, schuldlos, kampflos, straflos oder kostenlos von ihnen abweichen können“ (ebd.).
Dasselbe gilt für den anderen Teil von Strukturen, die in der Strukturationstheorie als Ressourcen bezeichnet werden. Sie untergliedern sich in „allokative Ressourcen (materielle Mittel wie Land, Produktionsmittel, ökonomische Bedingungen, Technik) und autoritative Ressourcen (hierarchische Kontrollmöglichkeiten)“ (Wilz 2020: 6). Autoritative Ressourcen ermöglichen es, Macht über Menschen auszuüben. Sie sind „als Regeln6 der Herrschaftsausübung [zu verstehen], die Handelnden anzeigen, welche Mittel in Sozialsystemen generalisiert zur Ausübung von Macht und Herrschaft nutzbar sind und genutzt werden“ (Windeler 2014: 238). In der Strukturationstheorie liegt der Schwerpunkt zusätzlich auf den allokativen Ressourcen. Sie „ermöglichen Akteuren die Kontrolle materieller Aspekte sozialer Situationen, z. B. die Verfügung über Produktionsfaktoren, produzierte Güter oder Geld“ (Ortmann et al. 2000: 321). Auch für allokative Ressourcen ist es zentral, dass sie erst in Handlungen eine Bedeutung gewinnen. Das heißt, erst „in praxis, in situ“ (Ortmann 2014: 44) werden Ressourcen mit einer praktischen Bedeutung versehen. Ressourcen determinieren das Handeln und die Praktiken nicht, sondern „restringieren und ermöglichen“ sie (ebd.: 45). Alles in allem lassen sich Regeln und Ressourcen im Sinne der Strukturationstheorie wie folgt zusammenfassen:
„Regeln überdauern das Handeln, das Ereignis, nur als virtuelle Ordnung und nur, sofern sie, vermittelt über Habitus oder über Erinnerung, praktisches Bewusstsein und Erwartung, wiederholt in die rekursiven Schleifen sozialer Praxis eingebracht werden. Ressourcen hingegen überdauern das Ereignis als tangibler oder intangibler Mittelbestand: als Werkzeug im Werkzeugkasten, als fruchtbarer Boden, als Gebäude, Maschine, Wissen, Fertigkeit, als soziales oder kulturelles Kapital. Regeln sind Auferlegungen von Weisen des Handelns, also des Prozessierens. Ressourcen sind Arten von Beständen“ (ebd.: 46).
Organisieren
Im Gegensatz zu anderen Praxistheorien, beispielsweise bei Bourdieu oder Reckwitz, entwickelt der Strukturationsansatz ein explizites Verständnis von Organisation. Hierbei differenziert Giddens zwischen „Organization [Hervorh. im Original]“ und „Organizations“ (Giddens 1991a: 153). Mit der Kursivschreibung in ‚Organization‘ deutet er darauf hin, dass sich das Prinzip der Organisation in konkreten Ausprägungen instanziiert. Für Giddens – und auch für Luhmann – spielt das Prinzip der ‚Organization‘ in der Genese und Reproduktion der kapitalistischen Gesellschaftsformation eine konstitutive Rolle. Giddens verortet in dem Prinzip der ‚Organization‘ einen zentralen Katalysator7 von Modernität. „Who says modernity says not just organisations, but organisation [Hervorh. im Original] – the regularised control of social relations across indefinite time-space distances“ (Giddens 1991b: 16). Was ist nun für den Strukturationsansatz dieses zentrale Prinzip der modernen Gesellschaft, was macht ‚Organization‘ aus?
Giddens liefert für die Frage nach dem Prinzip ‚Organization‘ einen geeigneten Ausgangspunkt in seinem Werk Social Theory and Modern Sociology (1987). Für ihn ist die “Organization a social system which is able to bracket time-space, and which does so via the reflexive monitoring of system reproduction and the articulation of discursive history” (Giddens 1987: 153 f.). Organisationen als soziale Systeme reproduzieren sich in Praxiszusammenhängen und damit im Handeln kompetenter Akteure. Die Besonderheit von Organisationen ist der “hohe Grad reflexiver Koordination” (Windeler 2014: 258). Das heißt, in ihrem Handeln generieren die Akteure „fortlaufend reflexives Wissen über die Strukturation der Organisation“ (ebd.). Hiermit ist noch nicht die Besonderheit des Organisierens pointiert, denn Akteure handeln im Sinne des Strukturationsansatzes stets reflexiv und beziehen sich immer schon auf “vergangenes, gegenwärtiges und zukünftig erwartetes Verhalten” (Ortmann et al. 2000: 317). Die Reflexivität der Gestaltung der Strukturen selbst ist das spezifische Unterscheidungsmerkmal des Organisierens. „Reflexively-monitored conditions of social reproduction involve the documentation of such reproduction with a view to its coordination and control. The formation of such monitoring processes thereby considerably expands the level of possible time-space distanciation which can be achieved“ (Giddens 1987: 154). Die Reflexivität ist in Organisationen sozusagen institutionalisiert (Ortmann et al. 2000: 322), was nicht damit gleichzusetzen ist, dass diese Reflexion unbedingt rational sein muss. Vielmehr sind Organisationen soziale Systeme, in denen „Reflexion Licht auf Strukturen und Strukturation wirft und in die Praxis des Strukturierens wie in deren Resultate eingeht“ (ebd.). In Bezug auf die oben erläuterten Dimensionen des Sozialen lässt sich feststellen, dass sich organisatorisches Handeln immer in einer Reihe von Regeln und Ressourcen vollzieht, sich rekursiv auf sie als Spuren bezieht und sie selbst zum Gegenstand macht. Mit ihrer rekursiven Reproduktion ist die Potentialität ihrer Modifikation miteingeschlossen (Ortmann et al. 2000: 324). In anderen Worten generieren die Akteure reflexiv Wissen über die Strukturation der Organisation und nutzen „das immer wieder erneuerte Wissen ebenso zur Organisation“ (Windeler 2014: 258 f.). Im Vergleich zu anderen Sozialformen zeichnet sich das Prinzip der ‘Organization’ durch die geregelte Nutzung des Wissens aus, um „soziale Beziehungen über Zeit und Raum zu ordnen“ (Wilz 2020: 4). Doch wie gelingt es Organisationen, die Reflexivität zu institutionalisieren?
Ein distinktives Merkmal von Organisationen ist die geregelte Nutzung von Information – nicht nur als Mittel zur Überwachung (surveillance), sondern als Mittel zur Ordnung sozialer Beziehungen in Zeit und Raum (Giddens 1990: 303). Organisationen zeichnet das aus, was Giddens mit „surveillance“ (ebd.) bezeichnet. Mit Überwachung sind gleich zwei Aspekte bei ihm verbunden. Eine Möglichkeit der Überwachung ist das Sammeln, Kodieren und Abrufen von Informationen (Giddens 1991a: 154). In organisationalen Praktiken wird Wissen dokumentiert und Informationen gesammelt, um sie für zukünftige Praktiken bereitzustellen und sie über Raum sowie Zeit hinweg zu koordinieren. Die Akte spielt in der Akkumulation von Informationen eine besondere Rolle. Denn unabhängig davon, ob es sich um vergangene Ereignisse oder um das aktuelle Verhalten der Organisationsmitglieder handelt, können Akten ein Mittel sein, mit dem sich Organisationen ein gewisses Maß an Kontrolle über die Zukunft und über Räumlichkeiten sichern können (Giddens 1991a: 155). Eine zentrale Voraussetzung für die Kontrolle der räumlichen und zeitlichen Verteilung der Aktivitäten ist die Akkumulation von Informationen und Wissen, wobei Giddens insbesondere die Verbindung von allgemeinen Organisationsinformationen mit den Informationen über die Organisationsmitglieder hervorhebt (ebd.: 154). „Life histories, personal documents and inventories are part of the core of even the earliest forms of organizations“ (ebd.). Akten – und auch das Rechnungswesen – sind das Medium, um Kontrolle und Überwachung im Sinne einer „supervision“ (ebd.) durchzuführen. An dieser Stelle bezieht sich Giddens auf Foucault: Die Mitglieder einer Organisation werden durch Akten einer permanenten Beobachtung – einer panoptischen Sichtbarkeit – unterworfen.
Ferner kommen in Organisationen Artefakte zum Einsatz, mit denen die Reflexivität institutionalisiert und die verteilten Räume sowie Zeiten koordiniert. Ein zu diesem Zweck eingesetztes „time-space organizing device“ (ebd.) ist der Zeitplan, dessen Aufgabe darin besteht, den Tag des Einzelnen ebenso wie die Aktivitäten einer potenziell großen Anzahl von Personen zu steuern (ebd.: 160). Die Regulierung von Zeit bezeichnet, dass in Organisationen allgemeine Bedingungen festgelegt werden, welche Aktivitäten in der Organisation ineinandergreifen, welche Zeitvolumen wofür zur Verfügung stehen und wann Aufgaben zu erledigen sind. In der Erstellung und Gestaltung von Zeitplänen werden zudem organisationale Themen festgelegt.
Insgesamt lässt sich im Sinne des Strukturationsansatzes resümieren, dass „Können […] als Medium und Resultat der reflexiven Aufnahme und Regulierung von Organisation in Organisationen eine besondere Gestalt“ (Windeler 2014: 263) annimmt. Ohne das in den Gedächtnisspuren mitgeführte und wiederaufgeführte Können einzelner Akteure bestünde im Grunde genommen keine Organisation. Hierin liegt ein Alleinstellungsmerkmal des Strukturationsansatzes im Kontext der Praxistheorien. Während viele der vorhandenen, praxeologischen Ansätze die Praxis des Organisierens konzeptionell nicht berücksichtigen, lassen sich mit Hilfe des Strukturationsansatzes Merkmale des Organisierens herausarbeiten. Praktiken des Organisierens weisen „ein organisationales Können auf, das ein in Organisationspraktiken generalisiertes Können anzeigt“ (ebd.: 264). Organisationen sind immer an das verwendete Vermögen, an das spezifische, organisationale Können der Akteure gebunden. Engel (2021) fasst die Annahme eines organisationalen Könnens, welches vor allem vom Strukturationsansatz hervorgehoben wird, folgendermaßen zusammen:
„Das Organisieren, so ließe sich sagen, erfolgt im Kontext einer spezifischen Organisation im Modus einer skillfull performance, die nicht nur spezifische Rahmungen und Vollzugwirklichkeiten expliziert […] sondern als Praktik selbst einer Musterförmigkeit unterliegt. In Praktiken des Organisierens wird nicht nur Wissen und Können expliziert und damit eine erprobte, erwartete oder geplante soziale Ordnung hergestellt, sondern auch ein Wissen und Können transportiert, wie sich im spezifischen Fall organisiert wird“ (Engel 2021: 178).
Die Konstitution und Reproduktion von Organisationen beruht sofern auf dem reflexiven Handeln ihrer Akteure und dem institutionalisierten Einsatz einer Reihe von Ressourcen sowie Regeln, was dazu führt, dass ein über Raum und Zeit geregletes soziales System performativ hervorgebracht wird. Dieses System ist notwendig gebunden an das organisationale Können der Akteure und an die rekursive sowie reflexive Hervorbringung organisationaler Regeln und Ressourcen. Die Akteure beweisen ihr Können „indem sie [ein] Vermögen entwickeln, organisationale Umstände, Strukturen und organisational abgestimmte (kollektive) Handlungen adäquat reflexiv zu beobachten, zu rationalisieren und zu motivieren und Erfasstes im und zum Handeln bei der Durchführung zugewiesener Aufgaben, Tätigkeiten und Zuständigkeiten passend zu nutzen“ (Windeler 2014: 263).

3.2.2 Organisieren als coordinated action

Schatzki ist neben Giddens einer der wenigen Praxistheoretiker:innen, die sich explizit mit Organisationen und den Praktiken des Organisierens beschäftigt haben, wobei er sich jedoch erst seit einigen Jahren mit dieser Thematik auseinandersetzt. Denn so systematisch und strukturiert seine theoretische Skizze zu Praktiken im Allgemeinen war und so nuanciert er die darin entwickelten Begrifflichkeiten anlegte, enthielt sein Werk über längere Zeit hinweg nicht mehr als Andeutungen zum Phänomen der Organisationen (Nicolini 2013). Seine Skizzierung des sozialen Phänomens Organisation blieb an vielen Stellen vage und ergänzungsbedürftig.
Zunächst einmal hielt Schatzki (2005) fest, dass es beim Verstehen einer Organisation drei zentrale Herausforderungen gibt: (1) die Handlung zu identifizieren, aus der sich die Organisation zusammensetzt; (2) die Praxis-Arrangement-Bündel zu identifizieren, zu denen diese Handlungen gehören und (3) andere Netze von Praktiken zu identifizieren, mit denen die Praxis-Arrangements verbunden sind8 (Schatzki 2005; Nicolini 2013). Im Rahmen der drei benannten Herausforderungen entstanden Forschungsarbeiten, etwa von Nicolini (2011), Nama/ Lowe (2014) oder Lindberg/ Rantatalo (2015), die das begriffliche Instrumentarium von Praktiken, Arrangements und Bündel nutzen, um Organisationen zu untersuchen. Das Problem an diesen Arbeiten, und generell an diesem allgemeinen Begriffswerkzeug ist, dass es für bestimmte Phänomene theoretisch sensibilisieren kann (Hirschauer 2019), aber gleichzeitig so allgemein ist, dass es wenig Spezifisches über Organisationen sagen kann. Wenn alles aus Praktik-Arrangement-Bündeln besteht, bleibt fragwürdig, worin das spezifische Unterscheidungsmerkmal der Organisation eines Wirtschaftsunternehmens und der Abstimmung einer sechsköpfigen Familie liegt. Im Sinne des Praktiken-Arrangement-Bündels läge die Antwort sicherlich in der Art der Relationierung und in der Spezifik des räumlich-materiellen Arrangements. Die Arbeit von Schatzki liefert aber noch eine weitere Erklärung dessen, was Organisationen von anderen sozialen Phänomenen unterscheidet, ohne in ein Emergenzproblem zu geraten und ohne das Konzept einer flachen Ontologie aufgeben zu müssen.
Aufbauend auf seinen bisherigen Arbeiten intensiviert Schatzki seit einigen Jahren seine Auseinandersetzung mit dem Problem der Relationierung von Praktiken und den damit zusammenhängenden Fragen von timespace (Schatzki 2005; 2006; 2009; 2010). Dabei grenzt er sich von Sozialtheorien ab, die aus seiner Sicht das Phänomen des timespace zwar mit in ihre Theorien aufgenommen haben, jedoch unter falschen Vorzeichen; dazu gehört auch Giddens9. „When social theorists say ‘time’ or ‘space’, they, like most people, mean objective time or space. Objective time and space are time and space conceived of as features of reality that persist independently of human activity and understanding“ (Schatzki 2009: 35). Die objektive Zeit kann mittels Instrumente gemessen werden und ist demnach als unabhängig von der menschlichen Wahrnehmung, dem Verständnis und dem Handeln zu verstehen (Hydle 2015). Zu dieser objektiven Raum-Zeit zählt Schatzki auch die Auffassung eines relativistischen Raumes10. In Abgrenzung dazu orientiert sich Schatzki an Heidegger´s Sein und Zeit (1953) und entwirft in Erweiterung timespace als aus spatiality und temporality bestehend; wobei beide Aspekte nur analytisch, nicht ontologisch getrennt sind.
Unter temporality versteht Schatzki in Anknüpfung an Heidegger keine Abfolge von Ereignissen, die sich in eine Vorher-/Nachher-Reihe einordnen ließen. „It is characterized, instead, by dimensionality, that is, by past, present and future. More specifically, existential temporality is the past, present and future of human existence“ (Schatzki 2009: 36). Selbstverständlich können alle drei Dimensionen auch in der objektiven Zeit vorhanden sein. Dort bilden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft allerdings eine Reihenfolge. Mit Heidegger konzipiert Schatzki die temporality als simultan existierende und sich ineinander faltende Zeitlichkeiten, jeweils gekoppelt an die Aktivitäten. „Die Zeitigung bedeutet kein Nacheinander der Ekstasen. Die Zukunft ist nicht später als die Gewesenheit und diese nicht früher als die Gegenwart“ (Heidegger 1953: 350). Die Zukunftsdimension der Aktivität besteht darin, für einen bestimmten Zweck zu handeln, während die Vergangenheitsdimension das Handeln auf der Grundlage von etwas beschreibt. Die Zukunft ist teleologisch und die Vergangenheit beschreibt die Motivation (Schatzki 2009: 38).
Die spatiality von Aktivitäten wird von Schatzki ebenso als ein teleologisches Phänomen in Abgrenzung zum klassischen Behältnis- oder Containerkonzept des Raumes konzipiert. Spatiality beinhaltet Orte (places) und Wege (paths) die Ableitung aus und Standorte von menschlichen Aktivitäten sind (Schatzki 2010: 37). Insofern ergeben sich Orte und Wege aus der teleologischen Struktur moderner menschlicher Aktivität. „Which places and paths compose a setting (i.e. are anchored in a given arrangement of objects) rests both on the activities that people perform in (or in relation to) that setting and on the ends they pursue in so acting“ (Schatzki 2009: 38).
Entscheidendes Merkmal des sozialen Lebens ist nun das, was Schatzki als Netz aus „interwoven timespaces“ nennt (Schatzki 2010: 50). An die sozialtheoretische Fundierung zurückgekoppelt bedeutet das, dass Praktiken Arenen sind, in denen sich die Zeiträume der Partizipanten miteinander verflechten und Netze von gemeinsam geschaffenen, miteinander verwobenen „futures-presents-pasts-places-paths“ (Schatzki 2010: 55) bilden. Die timespaces von denjenigen, die an den Praktiken teilnehmen, können gemeinsam (common), geteilt (shared) und orchestriert (orchestration) sein (ebd.).
Gemeinsame timespaces bedeuten, dass Menschen einer gemeinsamen Vorgehensweise folgen, z. B. wenn eine Technikentwicklerin eine PowerPoint-Präsentationen für die Vorstellung einer neuentwickelten App mit Kunden verwendet (Hydle 2015: 646). Eine derartige Anordnung legt eine gemeinsame Vergangenheit und Zukunft fest, außerdem entfaltet sich eine gemeinsame Räumlichkeit (spatiality), in der alle an einem Raum versammelt sind und der Präsentation der Entwicklerin folgen. Timespaces werden als geteilt betrachtet, wenn Menschen für denselben Zweck handeln, auf denselben Sachverhalt reagieren und dieselben Orte an bestimmten Objekten verankern, ohne dass diese Gleichartigkeit durch die Praxisorganisation vorgeschrieben ist (Schatzki 2009: 40). Wenn menschliche Aktivitäten Ziele verfolgen, die sich von denen anderer unterscheiden, aber zugleich nicht unabhängig bestehen, kann im Sinne Schatzkis von einer Orchestrierung gesprochen werden (Schatzki 2010: 54). Dass die Essensauswahl von Menschen mit sogenannter Behinderung in einer WfbM mit dem entfernten timespace der Zentralkantine (in der die Mahlzeit zubereitet wird) verbunden ist, heißt, dass diese miteinander orchestriert sind.
Für Schatzki besteht das Zusammenleben, das für die menschliche Sozialität konstitutiv ist, aus miteinander verwobenen timespaces (Schatzki 2010: 67). „Beyond this, interwoven timespaces, in addition to filling out the hanging together of lives, also determine this: interwoven timespaces are often responsible for the sinews through which people coexist“ (ebd.). Eine besondere Form der Verwobenheit findet sich in dem sozialen Phänomen Organisation“, welches Schatzki mit „coordinated action“ (Schatzki 2009; 2010) bezeichnet und dem er einen gesonderten Stellenwert einräumt.
Ausgehend von der Konzeption von geteilten, gemeinsamen und orchestrierten timespaces entwirft er ein Verständnis von Organisieren, das sich tendenziell einer Pratiken-als-Entitäten-Perspektive, also der Draufsicht auf Verbindungen, bedient. Damit ergänzen sich die beiden praxeologischen Zugänge von Giddens und von Schatzki trotz ihrer Differenz, da sie von verschiedenen Praxisperspektiven ausgehen und zu anderen Ergebnissen beim Phänomen Organisieren gelangen. Schatzki interessiert sich mit den coordinated actions vorrangig für „überindividuelle Praxismuster“ (Engel 2021: 179), während Giddens auf die „explizite Seite der be- und gewussten Herstellung von Ordnung“ (ebd.) rekuriert.
Coordinated Action beschreibt das Zusammenwirken von Personen, um ein bestimmtes Resultat zu erreichen, ohne dass die Personen, die die koordinierten Handlungen ausführen, sich über das beabsichtigte Resultat einig oder sich der Tatsache bewusst sein müssen, dass ihre Handlungen koordiniert sind (Schatzki 2010: 69). Nicht alle Praktiken, die miteinander verbunden oder synchronisiert sind, können automatisch als koordiniert bezeichnet werden. Drei Eigenschaften charakterisieren eine Koordination: Die erste Eigenschaft bezieht sich auf die objektive, räumlich-zeitliche Form von Handlungen. Die zweite Eigenschaft ist das Koordinationsmedium, zu dem der Dialog von Angesicht zu Angesicht oder der technologievermittelte Austausch gehören können. Die dritte Eigenschaft besteht darin, dass koordinierte Aktionen zu Ergebnissen führen (ebd.). Eine Organisation zu verstehen bedeutet, die miteinander verbundenen und gemusterten Abläufe zu verstehen (Schatzki 2006). Koordination beruht auf objektiven räumlich-zeitlichen Merkmalen wie der Synchronisation: Dass sich zwei Menschen in der Kantine der WfbM treffen, mag in gewisser Weise kontingent sein, aber ohne die synchronisierten timespaces bestünde gar nicht erst die Möglichkeit für eine Zusammenkunft. Mittagszeiten sind klar reguliert und objektiviert. Die beiden ‚Kantinenkollegen‘ folgen in ihrer Aktivität einer geregelten Zeitlichkeit, einer Rhythmik, die verschiedene Räumlichkeiten (beide arbeiten an unterschiedlichen Arbeitsplätzen) miteinander orchestriert. Gleichzeitig teilen sich beide denselben Gebäudekomplex und greifen auf die gemeinsame Kantine zurück. Das heißt zur Koordination werden objektive Räumlichkeiten und objektive Zeitlichkeiten geschaffen. Um die reale Zeit, in der eine Organisation stattfindet, vollständig zu verstehen, ist es erforderlich, diese Verknüpfung von Vergangenheit/Zukunft und Räumlichkeit zu begreifen (Schatzki 2006: 1871 f.)
Objektiv ist die timespace insofern, als dass es eine formalisierte Vergangenheit mit Ereignissen, Handlungen und materiellen Arrangements gibt, die als organisationales Gedächtnis festgehalten und auf Dauer gestellt ist, womit auch zukünftige Ereignisse mitbestimmt werden. Diese objektive Zeit besteht zusätzlich zu der „time of activity“ (ebd.). „The time of activity is not, like objective time, a figure or configuration of succession“ (ebd.: 1870). Vielmehr handelt es sich dabei um die Zeitigung aller drei Dimensionen: Besonderheit von Organisationen ist das Erinnern vorgängiger und das Antizipieren künftiger Praktiken in der aktuellen Realisierung. Eine Organisation besitzt ein Gedächtnis, welches aus diesen Strukturen besteht und potenzielle teleologische Vergangenheiten und Zukünfte für die Organisationsmitglieder enthält (ebd.).
Konstitutiv für die Koordination der verwobenen timespaces – in meinem Beispiel der beiden Kantinengänger – kann das Schreiben einer E-Mail oder der Face-to-Face-Kontakt einige Minuten zuvor auf dem Werkstattflur sein. Für eine coordinative action ist die mediale Vermittlung zentral. „Examples of collective forms of coordination are the use of clocks and calendars to regulate economic production, the official scheduling of events, and the organizational ordering – via regulations, laws, instructions, policies, commands etc.“ (Schatzki 2010: 70). Das Medium der Koordination, in diesem Fall das Schreiben einer kurzen E-Mail, kann dazu verwendet werden, die heterogenen timespaces beider Kantinengänger miteinander zu verknüpfen. Beide Akteure partizipieren an unterschiedlich räumlich-zeitlich verteilten Praktiken, die sie im Hinblick auf das gemeinsame Mittagessen miteinander abstimmen. Allen voran können Kommunikations- und Informationstechnologien n in Sozialen Organisationen, etwa der WfbM, dafür verwendet werden, um timespaces zu orchestrieren, zu teilen und Gemeinsamkeit herzustellen.
An dem bislang Gesagten wird deutlich, dass auch das dritte Merkmal koordinierter Aktionen erfüllt sein muss: Das Resultat. Beide Kantinengänger verbindet das Ziel, eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen und sich nebenbei zu unterhalten. Zu diesem Zweck verabreden sie sich durch das Medium miteinander. Beide Personen teilen Zukunft und Gegenwart, indem sie sich gegenwärtig auf die Zukunft hin strukturieren und einen gemeinsam geteilten Ort und Weg abstimmen.
Zusammenfassend beinhaltet Organisieren mit Schatzki eine Objektivität der timespaces, verbunden mit einem spezifischen Koordinierungsmedium und gerichtet auf ein spezifisches Resultat hin.
„To understand an organization as it happens demands not just a grasp of both the unfolding of the organization in objective time and the joining of past, present, and future in activity time, but, in addition, an appreciation of the nexus of material arrangements in which its practices proceed and an understanding of its memory and the interactional complex that effects this memory“ (Schatzki 2006: 1872 f.).
Mit dieser Musterhaftigkeit, die sich aus allen drei Komponenten ergibt, ist das Modell in der Lage, einerseits spezifisch anzugeben, was Organisieren ausmacht, andererseits handelt es sich um eine offene Heuristik, mit der heterogene Formen des Organisierens untersucht werden können (u. a. Hydle 2015).

3.2.3 Das sensibilisierende Konzept des Organisierens

Trotz vorhandener Diskrepanzen sollen die beiden vorgestellten praxistheoretischen Ansätze, die in weiten Teilen als Skizzen zu verstehen sind, miteinander in den Dialog gebracht werden. Beide Perspektiven zeigen zwei ineinandergreifende Momente des Organisierens auf, die sich gegenseitig ergänzen können: Während der strukturationstheoretische Ansatz auf das Handeln in den Praktiken abhebt und dort besonders das organisationale Können und das Reflexive hervorhebt, fokussiert Schatzki auf die Verbindung von Praktiken der Produktion objektiver timespaces. „Mit diesen Ausführungen sind gleichwohl begriffliche Klärungen versucht, die die Praktik des Organisierens einerseits als einen strategischen Vorgang der Formalisierung, Planung, Herstellung und inhaltlichen Ausgestaltung, anderseits als einen musterförmig weitgehend unbewussten Vollzug der Koordination und des Arrangierens von sozialen Ordnungen bestimmt“ (Engel 2021: 179). Mit der Strukturationstheorie gilt es in die Praktiken hineinzuzoomen, wodurch der „explizit-strategische Moment des Organisierens“ (ebd.: 180) zu Tage tritt und indem die Akteure „an vorgängige Erfahrungen […] erinnern oder sich an bestehenden Ordnungen […] orientieren“ (ebd.). Ein organisationales Können knüpft an vergangenes Organisieren an und ist als memory traces in den Partizipanten angelegt, die aber allein in ihrer Instanziierung ihr Sein haben. „Dies kann aber auch bedeuten, dass sich der Explikation und Artikulation gegenüber widerständigen Praktiken des Organisierens entwickeln, die als kompetente Mitspieler die Hervorbringung oder auch Veränderung sozialer Ordnungen betreffen“ (ebd.). Mit Schatzki lässt sich wiederum ein Zooming-out erreichen, das Verkopplungen von timespaces hervortreten lässt und sich für die Musterförmigkeit bzw. Ordnung interessiert. Methodologisch bringt dies die Herausforderung mit sich, beide Bewegungen zu vollführen: Die practice-as-performance und die practice-as-entities, das Hinein- und das Herauszoomen. Bevor aber auf die Forschungsstrategien dieser Studie eingegangen wird, soll im folgenden Kapitel das zweite sensibilisierende Konzept vorgestellt werden, welches dieser Arbeit zugrunde liegt.
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Fußnoten
1
So beschreibt Hernes (2008) Organisationen folgendermaßen: „Organization takes place in what may appropriately be described as a tangled world, a world where there are discernable elements, but ones which are twisted together, entwined in ways that add up to an untidy mass. The mass has contours which may have names, but it is a matter of definition as to where and when one contour stops and another begins“ (ebd.: xiv). Was Hernes dann unter Organisationen versteht, ist ante situ gar nicht zu bestimmen, denn am Ende obliegt es den Akteuren und den Beobachtenden, wo diese die entsprechenden ‚Einschnitte‘ in den ‚Verschlingungen‘ vornehmen.
 
2
Hieran lassen sich durchaus Parallelen zu Schatzki erkennen, auf die ich später kurz eingehen werde.
 
3
„Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass erst diese Aspekte der Strukturation, nicht schon der schiere Gedanke der wechselseitigen Bedingtheit von Handeln und Struktur, das genuin Innovative der Giddensschen Sozialtheorie ausmachen. Strukturation im Sinne der Doppelbedeutung von Strukturieren und Strukturiertheit und im Sinne einer in die Zeit sich erstreckenden Rekursivität zwischen Handeln, das Strukturen hervorbringt, und Strukturen, die das Handeln ermöglichen und restringieren – diesen Gedanken, so bedeutsam er ist, finden wir in der Sozialtheorie, ich bin geneigt zu sagen: schon immer vor, bei Marx, bei Durkheim, bei Parsons, bei Piaget, um nur einige zu nennen. Neu ist die Inkorporation der Denkfiguren der Différance und des Supplément“ (Ortmann 2008: 102).
 
4
Bei der Differenz zwischen Signifikation und Legitimation handelt es sich um eine analytische, keine ontologische Differenz.
 
5
Schatzki verlagert die Regeln in die Praktiken selbst, wohingegen der strukturationstheoretische Zweig der Praxistheorie sie als Gedächtnisspuren konzipiert.
 
6
Dieser Aspekt löste Kritik von Seiten Schatzkis aus. Wenn es sich bei Ressourcen um nichts anderes als Regeln handle, würde damit eine Differenz zwischen Ressourcen und Regeln nivelliert werden (Schatzki 1997). Ressourcen wären nichts anderes als Regeln. Dem ist entgegenzuhalten, dass die allokativen Ressourcen über die reine Regelanwendung hinausgehen.
 
7
„Kaum einer der täglichen Lebensvorgänge regelt sich ohne direkten oder sehr naheliegenden, mitbedachten Bezug auf Organisationen. In einem weiter ausgezogenen historischen Rückblick erscheint diese Lage als einmalig, als neuartig“ (Luhmann 2019: 3). Erst mit dem Umbruch von der Vormoderne zur Moderne, dem Umbruch hin zu einem modernen Kapitalismus, kam es zur umfassenden Ausbreitung von Organisationen.
 
8
Da die Begrifflichkeiten bereits an anderer Stelle näher erläutert wurden, werde ich hier darauf verzichten und mich auf die wesentlichen Erweiterungen konzentrieren.
 
9
Schatzki wirft Giddens vor ein objektives Verständnis von Raum und Zeit zu haben (Schatzki 2009).
 
10
„Relativistic space also sometimes counts as a type of objective space“ (Schatzki 2009: 35). Zudem lässt sich mit Hilfe der Relativitätstheorie soziale Phänomen nur unzureichend erklären.
 
Metadaten
Titel
(Inter-)disziplinäre Verortung I: Konturen eines praxeologischen Organisationsverständnisses
verfasst von
Konstantin Rink
Copyright-Jahr
2025
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-47994-7_3

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.