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10.05.2016 | Interne Kommunikation | Interview | Online-Artikel

"Interne Kommunikation ist Managementaufgabe geworden"

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Prof. Dr. Simone Huck-Sandhu

ist Professorin für Public Relations im Studiengang Marketingkommunikation und Werbung an der Hochschule Pforzheim.

Interne Kommunikation hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Unter dem Eindruck des sozialen, ökonomischen und medialen Wandels, beschäftigt sich auch die Forschung verstärkt mit dem Thema.

Springer Professional: Welche Rolle spielt die interne Kommunikation heute in Unternehmen?

Simone Huck-Sandhu: Die interne Kommunkation hat stark an Bedeutung zugenommen. Wie Umfragen unter den Verantwortlichen für interne Kommunikation der 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands gezeigt haben, sind die Ansprüche der Mitarbeiter an Kommunikation quantitativ und qualitativ gestiegen. Mit dem Bedeutungszuwachs haben sich aber auch die Rahmenbedingungen für die Kommunikationsarbeit verändert. Verantwortliche für interne Kommunikation nehmen neue Ansprüche an ihre Arbeit, aber auch eine zunehmende Komplexität in Unternehmen und deren Umfeldern wahr. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen „innen“ und „außen“ immer stärker. 

Welche Ziele verfolgen Unternehmen mit der internen Kommunikation?

Eine wesentliche Rolle spielen klassische Ziele wie Information, Motivation und Identifikation. Allerdings haben die eher instrumentell angelegten Ziele in den vergangenen Jahren etwas an Bedeutung verloren, während stärker zweiseitig angelegte, ganzheitliche Ziele anteilig zulegen – allen voran die beiden Ziele, Mitarbeitern Orientierung zu bieten und Vertrauen zur Unternehmensleitung zu stärken.

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Interne Kommunikation im Wandel

Theoretische Konzepte und empirische Befunde

Die Beiträge des vorliegenden Bandes beleuchten aus theoretischen, empirischen und reflexiven Perspektiven den Wandel der internen Kommunikation und diskutieren dessen Bedeutung für das Forschungsfeld.



Durch die Digitalisierung verschiebt sich insgesamt die Gewichtung der verschiedenen Medien. Klassische Kanäle wie Print verlieren, während dialogische Medien wie Soziale Netzwerke gewinnen. Gilt das auch für die interne Kommunikation?

Unsere Befragungen haben ergeben, dass Nachrichtenbereiche, Social Media und digitale Mitarbeiterzeitschriften im Intranet in den nächsten Jahren wichtiger werden Aber auch für die persönliche Kommunikation – zum Beispiel Führungskräftemeetings, Mitarbeiterversammlungen, Veranstaltungen mit dem Top-Management sowie andere Veranstaltungen für spezielle Mitarbeitergruppen – ist ein Bedeutungszuwachs zu erwarten. Die Rolle von gedruckten Medien wie zum Beispiel Mitarbeiter- oder Führungskräftemagazin wird nach Ansicht der Befragten weitgehend gleich bleiben.

Für die Kommunikationsarchitektur in Unternehmen bedeutet das: Digitale Medien steigen vom derzeit letzten auf den ersten Rangplatz der Kanäle, während die persönlichen und die gedruckten Medien interner Kommunikation auf Platz zwei und drei rücken. In der Folge verändern sich nicht nur Funktionen und Ziele der internen Kommunikation, sondern auch ihre Rolle und Einbindung in die Kommunikationsprozesse der Organisationen insgesamt.

Unternehmen werden immer agiler und müssen heute schnell auf neue Herausforderungen reagieren. Wie kann die Kommunikation diesen Herausforderungen begegnen?

Interne Kommunikation ist in vielen Unternehmen zur Managementaufgabe geworden. Wo sie heute steht, hat Ulrike Buchholz in ihrem Beitrag "Auf dem Weg vom Mauerblümchen zum integralen Bestandteil des General Managements: Eine Standortbestimmung der internen Kommunikation" detailliert beschrieben.

Demnach müsse sie "in solchen Strukturen und Prozessen dafür Sorge tragen, dass die Organisation ein Bewusstsein für Wachsamkeit entwickelt, entsprechende Routinen dafür anlegt und pflegt, Resilienzwissen aufbaut und stets bereit ist, flexibel mit Störungen umzugehen." Das bedeutet, dass die Effektivität der Zusammenarbeit im Unternehmen und damit auch die Qualität des Informations- und Kommunikationssystems stärker in den Blick rücken sollten.

Welche weiteren Themen beschäftigen die Forschung derzeit? 

Die Forschung entdeckt das Feld der internen Kommunikation in den letzten Jahren neu. Im Rahmen einer Fachtagung, deren Ergebnisse im Band "Interne Kommunikation im Wandel" zusammengefasst sind, hat sich die große Bandbreite der Forschung deutlich gezeigt. Sie setzt sich unter anderem mit spezifischen Teilbereichen wie der internen Krisenkommunikation und den Auswirkungen externer Medienberichterstattung auf das Innenverhältnis der Mitarbeiterkommunikation auseinander. Auch im Forschungsfeld Organisationskommunikation sind in den vergangenen Jahren neue Theoriekonzepte entstanden, wie zum Beispiel die Communicative-Constitution-of-Organization-Perspektive, die Kommunikation als konstitutives Element von Organisation versteht. Ein weiteres Forschungsthema ist der Einfluss des Menschenbildes auf die Kommunikationsarbeit. Bei allen diesen Themen gibt es noch großen Forschungsbedarf.

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