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05.12.2019 | Internet der Dinge | Schwerpunkt | Online-Artikel

Finanzdienstleister entdecken das Potenzial von IoT

verfasst von: David Murphy

4 Min. Lesedauer

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Im Jahr 2010 besaßen die Menschen rund 12,5 Milliarden vernetzte Geräte; bis 2025 soll diese Zahl auf über 50 Milliarden steigen. Das Internet der Dinge verheißt für Banken und Versicherer, Nutzen aus dem digitalen Datenwust zu ziehen.

Während das Internet of Things (IoT) bereits im produzierenden Gewerbe und dem Gesundheitswesen zum Einsatz kommt, stecken die Anwendungen in der Finanzwelt noch in den Kinderschuhen. Bisher sind nur wenige IoT-Anwendungen bei Banken und Versicherungen anzutreffen. Langfristig wird sich dies jedoch ändern. 

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01.12.2019 | Editorial

IoT Best Practices

Das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) ist längst Realität. Mehr oder weniger intelligente Dinge messen, analysieren und kommunizieren weltweit, verbunden über das Internet, mit anderen Dingen. Was als Spielerei im Privaten begann, ist heute ernstzunehmender Wettbewerbsfaktor für unzählige Unternehmen.

Daten vertiefen Kundenbeziehungen

Laut Absolute Markets Insights wird der IoT-Einsatz im Finanzdienstleistungsbereich zwischen 2019 und 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 55,3 Prozent wachsen. Bereits heute experimentieren schon viele Finanzdienstleistungsunternehmen an potenziellen Lösungen sowohl mit dem Internet der Dinge als auch mit dem Einsatz großer Datenmengen. Dies ist auch notwendig: Angesichts der Fülle an statistischen Daten, die vernetzte Geräte innerhalb eines IoT-Netzwerks sammeln, ist ein Ausbau der IoT- und Big Data-Fähigkeiten zwingend erforderlich, um das verfügbare Wissen über Kunden sinnvoll zu akkumulieren.

Retailbanken können etwa IoT und Big Data kombinieren, um den Kunden personalisierte Dienstleistungen anzubieten. Anstatt einen „One-size-fits-all“-Ansatz zu verfolgen, können sie ihre Angebote so individuell auf die Kunden zuschneiden und anhand des analysierten Kundenverhaltens maßgeschneiderte Finanzpläne und -produkte anbieten. Zudem können Banken Mobile-Payment-Daten nutzen, um detaillierte Kundenprofile zu erstellen und so Betrugsfälle aufzudecken – denn Sicherheit ist eines der wichtigsten Themen im Umgang mit IoT. Mit den gleichen Daten und Anwendungen sind Banken ebenfalls in der Lage, Partnerschaften mit anderen Unternehmen einzugehen und ihren Kunden auf diese Weise bisher unbekannte Vorteile zu verschaffen – etwa exklusive Angebote oder Rabatte. Das Ergebnis: stärkere Kundenbeziehungen und höhere Markenloyalität.

IoT in Anwendung bei Versicherern

Versicherer profitieren ebenfalls vom Einsatz dieser neuen Technologie – etwa durch direkte und schnelle Kommunikationsprozesse mit den Kunden. Über vernetzte Devices lässt sich so die Schadenbearbeitung beschleunigen sowie die Ausfallprognosen und Risikobewertungen vereinfachen wie auch transparenter gestalten. Ein Beispiel: Kfz-Versicherer setzten bisher bei der Beitragsgestaltung auf indirekte Indikatoren wie Alter, Adresse und Bonität eines Fahrers. Nun stehen konkrete Daten über Fahrerverhalten und Nutzung eines Fahrzeugs zur Verfügung, die eine wesentlich genauere Berechnung der Beiträge ermöglichen – etwa wie schnell und wann das Fahrzeug gefahren wird. Diese neuen Datensätze helfen den Versicherern dabei, Prämien anzubieten, die das konkrete Verbraucherverhalten besser widerspiegeln. 

Das wird bereits heute von einigen Anbietern wie CosmosDirekt (Betterdrive) oder der HUK Coburg (Telematik Plus) so gehandhabt. Sie bieten innovative Telematik- beziehungsweise Pay-as-you-drive-Tarife an. Diese funktionieren so: Mittels einer im Auto installierten Black Box oder über eine Smartphone-App wird das Fahrverhalten des Kunden überwacht; auf Basis der gesammelten Daten wird dann eine Punktzahl ermittelt. Ist dieser Score hoch, winkt ein Nachlass auf die Versicherungsprämie. 

Datenflüsse sind eine Win-win-Situation

Aus dem Geben und Nehmen von Daten entsteht eine Win-win-Situation, wie es die Springer-Autoren Mathias Streich, Antonio D’Imperio und Jürgen Anke in 7. Bewertung von Anreizen zum Teilen von Daten für digitale Geschäftsmodelle am Beispiel von Usage-based Insurance auf Seite 121 darstellen:

Zur Sicherstellung der Akzeptanz von datengetriebenen Dienstleistungen ist es essenziell, ein für den Kunden attraktives Angebot zu erarbeiten. [...] Damit soll ein Beitrag zu einer ganzheitlichen Betrachtung von datengetriebenen Dienstleistungen geleistet werden. Anbieter, die Dienstleistungsinnovationen auf Basis von personenbezogenen Daten entwickeln, erhalten damit Unterstützung bei der Gestaltung solcher Services in Hinblick auf Preismodell und Funktionsumfang."

Ein anderer Use Case aus der Branche: Krankenkassen wie die AOK belohnen sportliche Aktivitäten und fördern die Anschaffung von Fitness-Trackern. Eine Prämie erhält, wer seinen Puls zum Beispiel regelmäßig für eine halbe Stunde auf mindestens 120 Schläge die Minute treibt oder 10.000 Schritte am Tag geht, dies mit einem Fitness-Armband dokumentiert und die Daten seiner Krankenkasse übermittelt.

Potenzial auch im Corporate Banking

Die Handelsfinanzierung ist ein weiterer interessanter Anwendungsbereich für IoT-Strategien. Internationale Handelsströme zu verwalten ist heute noch eine teure Angelegenheit. Zudem ist dieser Finanz-Bereich nicht gerade für seine Innovationsfreude bekannt – eher für seine traditionellen Einstellungen. Ein Beispiel: Viele Trade-Finance-Prozesse sind heute immer noch papierbasiert. Im Rahmen der Handelsfinanzierung ließen sich IoT-Netze – beispielsweise durch Container-Tracking – einsetzen, um sämtliche Prozesse schneller zu gestalten sowie die Bewegungsströme oder Angebot und Nachfrage effizienter nachvollziehen zu können. Verantwortliche reduzieren auf diese Weise Kosten und Risiken für Unternehmen. Dafür wäre jedoch eine umfassende und globale IoT-Einführung notwendig, die es ermöglicht, jeden Teil des Handels-Ökosystems zu erfassen und einen reibungslosen Prozess zu schaffen – heute noch eine Traumvorstellung, aber eine mit realem Potenzial.

Das Internet of Things stellt für die ganze Finanzdienstleistungsbranche eine große Chance dar. Banken und Versicherungen haben damit begonnen, sich ernsthafte Gedanken über den Einsatz dieser Technologie zu machen, um sich dem Wettbewerb mit Fintechs und Insurtechs zu stellen.

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