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2022 | Buch

Intersektionalität in der Politischen Bildung: Entangled Citizens

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Über dieses Buch

Dieser Sammelband widmet sich dem Schwerpunktthema Intersektionalität und den damit verbundenen Impulsen, Anregungen und Schlussfolgerungen für die Politische Bildung. Der Begriff der Intersektionalität erlaubt es dabei, eine subjektbezogene und lebensnahe Perspektive zu berücksichtigen. Die Beiträge des Sammelbandes diskutieren, wie in einer subjektbezogenen Politischen Bildungsarbeit existierende Interdependenzen und Überschneidungen verschiedener Diskriminierungsformen in der Gesellschaft erfasst werden können. Der Band will dazu beitragen, die didaktischen Potenziale unterschiedlicher Forschungshintergründe vorzustellen und damit verbunden theoretische Überlegungen und empirische Erkenntnisse zum Thema Intersektionalität in der Politischen Bildung zu präsentieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Intersektionalität und Politische Bildung – Zur Einleitung
Zusammenfassung
Die Beurteilung von Personen aufgrund von ihnen zugeschriebenen Eigenschaften oder Zugehörigkeiten ist im gesellschaftlichen Alltag weit verbreitet und erfolgt häufig in Form von zusammenhängenden multiplen Abwertungsmechanismen. Welche sozialen Gruppen wie diskriminiert werden, ist nicht statisch, sondern verändert sich im Zusammenhang von gesellschaftlichen und politischen Kontexten. Insbesondere durch multiple Krisen im Rahmen der Corona-Pandemie gewinnt die Diskussion um Intersektionalität für die Politische Bildung an Bedeutung.
Lara Möller, Dirk Lange
Intersektionalität als feministisches Konzept. Eine solide Grundlage für politisches Handeln?
Zusammenfassung
Obgleich Intersektionalität ein in die Jahre gekommenes feministisches Konzept zu sein scheint, hat es aufgrund seiner Reisen um den Globus vielfältige Interpretationsmöglichkeiten im Gepäck. Diese Vieldeutigkeit macht das Konzept missverständlich, aber auch wissenschaftlich und politisch spannend. Intersektionalität ist schließlich auch deshalb eine wichtige wissenschaftliche Herangehensweise und politische Strategie, weil „gender“, die politische Strategie des Gender Mainstreaming und der sexuellen Diversität unter Beschuss rechter Akteure geraten sind. Vor diesem kontroversen Hintergrund loiet der Text aus, ob der Ansatz geeignet ist, feministische Ziele zu kommunizieren und zu realisieren. Bietet das Konzept Intersektionalität Anknüpfungspunkte für feministische politische Transformation, also für soziale Transformationen, die von der Beseitigung von Geschlechterdiskriminierung ausgehend eine emanzipative Strategie zur Überwindung von Diskriminierung, Ausschluss und Herrschaft auf der Basis von Kapitalismus, Rassismus, Nationalismus und Sexismus anstrebt. Intersektionaler Aktivismus ist angesichts der Herausforderungen von politischer Gleichheit nötig. Dazu müssen soziale Bewegungen transversal agieren und intersektionale Fähigkeiten entwickeln sowie eine gemeinsame Stimme finden, um Allianzen formen und politisch handeln zu können.
Birgit Sauer
Schluss mit der Reinigungsarbeit – macht euch schmutzig!
Verwickelte, widerständige Bildungen unter glatten, egalitären Bürger*innenschaften. Toxische Effekte gereinigter Verhältnisse
Zusammenfassung
Das moderne Leben verdankt sich einer beharrlichen und systematischen „Reinigungsarbeit“, die unsere Lebensform in der Welt ermöglicht. Wir haben uns ein verzweigtes Netz von Orientierungspunkten eingerichtet: Personalausweise, Haushaltsgegenstände, Straßen, Zahlungssysteme, Taschenrechner, Konsumtitel, Fortbewegungsmittel, Kleidungsstücke, Wohnungen, Haltestellen, Pflanzenbestimmungsbücher und so weiter.
Werner Friedrichs
Antifeminismus als intersektionale Ideologie
Überlegungen zur Brauchbarkeit intersektionaler Analysen im Nachgang der rassistischen Instrumentalisierungen der Kölner Silvesternacht 2015/2016
Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag soll ausgehend von den Debatten rund um die Bewertung der sexualisierten Übergriffe in der Silvesternacht in Köln 2015/2016 die Brauchbarkeit von intersektionalen Ansätzen für die Analyse des Verhältnisses von Antifeminismus, Rassismus und Sexismus und den rechtsextremen Vereinnahmungen von Sexismuskritik diskutiert werden. Dafür werden in einem ersten Schritt unterschiedliche Positionen im Diskurs aufgezeigt und über eine Zusammenfassung der zentralen Kritikpunkte an Intersektionalitätstheorien die Notwendigkeit eines identitäts- und gesellschaftskritischen Verständnisses von Intersektionalität herausgearbeitet. Nach kurzen Erläuterungen zur Bedeutung von Antifeminismus im Kontext rechtsextremer Ideologie folgen Überlegungen dazu, Antifeminismus als intersektionale Ideologie zu bestimmen und die Verwobenheit mit anderen Ideologien der Ungleichheit sowie ihre gegenseitige Ermöglichung sichtbar zu machen. Dabei soll sich anknüpfend an Karin Stögners Konzept einer Intersektionalität von Ideologien zeigen, dass eine intersektionale Perspektive bereichernd zur Analyse von Antifeminismus sowie auch rechtsextremen Instrumentalisierungen sexualisierter Gewalt betragen kann. Abschließende Überlegungen versuchen, diese auch in Zusammenhang mit politischer Bildungsarbeit zu bringen und Möglichkeiten der Anwendung aufzuzeigen.
Judith Goetz
Kunst, politische Bildung und Active Urban Citizenship
Intersektionelle Erkundungen eines experimentellen Lernortes
Zusammenfassung
Als Beitrag zum Grazer Kulturjahr 2020 wurde mit dem Projekt Active Urban Citizenship – von Utopien des Zusammenlebens zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung aktive Bürger*innenschaft gelebt und vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels durch Migration wissenschaftlich analysiert. Im hier vorgestellten Projekt wurde ein Setting entwickelt, in dem eine Gruppe von Frauen unterschiedlicher Herkunft Utopien für ihren Stadtteil kreierte und in Form einer Fotoausstellung der Öffentlichkeit präsentierte. Die Diskussion ausgewählter Forschungsergebnisse konzentriert sich vor allem auf den Umgang mit gesellschaftlich gegebenen (intersektionalen) Ungleichheitsverhältnissen im Projekt und auf das Potenzial künstlerischer Methoden für eine kritische politische Bildung.
Petra Wlasak, Brigitte Kukovetz, Annette Sprung
Entangled in Citizenship(s): Arab and Jewish Young Adults and Civics Education in Israel
Zusammenfassung
Every modern state confronts the tension between nationhood and citizenship, yet in constitutional democracies at least, the legal system leans towards granting citizenship primacy over nationhood. Yet, in Israel, between the late 1970s to the current decades, despite seeming trends towards liberalization, civic education has changed in the opposite direction. Under the recently enacted Basic Law: Israel – The Nation-State of the Jewish People (2018), nationhood trumps citizenship. Against this backdrop this research is set to explore how do young adults (19-22 years old) conceive of their citizenship, and how have their civic education shaped their knowledge and understanding of citizenship. Based on a mixed method research, conducted in 2018 and 2020-21, this chapter demonstrates how citizenship is understood differently by Jewish and Arab young citizens, and how the education system contributes to a lacking conception of citizenship.
Gal Levy, Mohammad Massalha
Intersektionale politische Bildungsarbeit mit jungen Frauen* am Beispiel des Projekts „PowerMind – empower yourself!“
Zusammenfassung
Rechte Diskursverschiebungen lassen sich seit der Jahrhundertwende europaweit auf gesellschaftspolitischer Ebene verstärkt wahrnehmen. Durch rassifizierende und menschenfeindliche Narrative wird die gesellschaftliche Spaltung durch Ausschlussmechanismen begünstigt, denen Differenzierungsmechanismen und Normalisierungsvorstellungen zugrunde liegen.
Saloua Mohammed Oulad M´Hand
Durch-Blicken: Ein intersektionaler Fokus auf Ungleichheit als Fundament politischer Bildungsarbeit in der Lehrer*innenbildung
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag bietet einen Einblick in ein aktuelles Lehrformat an der Pädagogischen Hochschule Tirol, das darauf abzielt, angehende Lehrer*innen der Primarstufe für Formen sozialer und politischer Ungleichheit zu sensibilisieren. In einem ersten Schritt werden Zusammenhänge zwischen Ungleichheitsdimensionen und demokratischer Teilhabe erörtert.
Alexandra Madl, Thomas Stornig
Verstrickt: Intersektionalität, Inklusion & Bürger*innenschaft
Theoretische Reflexionen im Kontext von Inclusive Citizenship Education
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag verweist zunächst auf das Potenzial zur theoretischen Weiterentwicklung der Inclusive Citizenship Education in Bezug auf die Analyse verstrickter, mehrdimensionaler Diskriminierungen und Exklusionsmechanismen sowie den ihnen zugrunde liegenden komplexen Macht- und Ungleichheitsverhältnissen und argumentiert folglich für eine intersektionale Perspektive innerhalb dieses Ansatzes der Politischen Bildung. Hierbei werden zuerst Inklusion, Bürger*innenschaft und Bildung als zentrale Begriffe des Diskurses diskutiert. Im Anschluss daran werden sechs Ziele intersektionaler Forschung nach Collins und Binge (2020) vorgestellt und als Leitprinzipien einer Inclusive Citizenship Education aufbereitet.
Johanna Taufner, Lara Möller, Dirk Lange
Metadaten
Titel
Intersektionalität in der Politischen Bildung: Entangled Citizens
herausgegeben von
Lara Möller
Dirk Lange
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36310-9
Print ISBN
978-3-658-36309-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36310-9