7.1 Methode
7.1.1 Untersuchungsdesign und -durchführung
Stunde
|
Lehr-Lern-Arrangement
|
Untersuchungsschritt
|
---|---|---|
0
|
Eingangsdiagnostik
Argumentationsaufgabe
& Fragebogen
|
|
1
|
Landwirtschaft und Ernährung als Konfliktfeld einer nachhaltigen Entwicklung
|
Audiomitschnitt
|
2
|
Entwicklungen und Konflikte in der Landwirtschaft
|
Audiomitschnitt
|
3
|
Politik der Milch – Landwirtschaft und globalisierte
|
Audiomitschnitt
|
4
|
Außerschulische Begegnung mit konventionellen Landwirt*innen
|
Audiomitschnitt & Reflexionspapier
|
5
|
Exportorientierung. Das Für und Wider einer exportorientierten Milchwirtschaft
|
Audiomitschnitt
|
6
|
Außerschulische Begegnung mit den Umweltaktivist*innen
|
Audiomitschnitt & Reflexionspapier
|
7
|
Wie kann der Wandel der Landwirtschaft und Ernährung zur Nachhaltigkeit gelingen?
|
Audiomitschnitt
|
8
|
Abschlussdiagnostik
Argumentationsaufgabe
& Fragebogen
|
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Sechs Wochen später:
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||
Episodische Interviews zu Reflexions- und Sinnbildungsprozessen (siehe Kap. 8)
|
7.1.2 Stichproben
7.1.3 Instrumente: Fragenbogenerhebung im Prä-Post-Design
Motivationale Aspekte
|
||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Schulklasse 1
|
Schulklasse 2
|
|||||
Variable
|
Beispielitem
|
N
|
α T1
|
α T2
|
α T1
|
α T2
|
Im Rahmen der Eingangs- und Abschlussdiagnostik
|
||||||
Themenspezifisches Interesse
|
Ich interessiere mich für die kontroverse Frage, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen sollte.
|
15
|
.77
|
.94
|
.82
|
.77
|
Themenspezifisches Selbstkonzept
|
Ich kenne verschiedene Perspektiven auf das Konfliktfeld Landwirtschaft.
|
8
|
.73
|
.77
|
.73
|
.84
|
Nur im Rahmen der Abschlussdiagnostik
|
||||||
Subjektiver Lernzuwachs
|
Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema fühle ich mich nun sicherer, mich zu den kontroversen Fragen zu äußern.
|
7
|
.91
|
.62
|
||
Akzeptanz des außerschulischen Lernens
|
Ich würde gerne öfter Unterrichtsprojekte mit außerschulischen Anteilen erleben.
|
2
|
.81
|
.851
|
Nachhaltigkeitsrelevante Einstellungen
|
||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Schulklasse 1
|
Schulklasse II
|
|||||
Variable
|
Beispielitem
|
N
|
α T1
|
α T2
|
α T1
|
α T2
|
Im Rahmen der Eingangs- und Abschlussdiagnostik
|
||||||
Selbstwirksamkeitsüberzeugung im Bereich Konsum- und Ernährungsverhalten
|
Ich glaube, dass ich durch mein Ernährungsverhalten Einfluss auf die Umwelt nehmen kann.
|
3
|
.84
|
.74
|
.85
|
.69
|
Bewertung Nachhaltigkeitsdiskurs
|
Ich finde es wichtig, dass immer mehr über das Thema Nachhaltigkeit gesprochen wird.
|
3
|
.74
|
.85
|
.74
|
.87
|
7.1.4 Statistische und inhaltsanalytische Auswertung
7.1.5 Forschungsethischer Kommentar
7.2 Ergebnisse
7.2.1 Themenspezifische Vorstellungen und Positionierungen
Hauptkategorien
|
T1
|
T2
|
||||
---|---|---|---|---|---|---|
Schulklasse 1
|
Schulklasse 2
|
Insgesamt
|
Schulklasse 1
|
Schulklasse 2
|
Insgesamt
|
|
Modernisierung
|
13
|
19
|
32
|
7
|
15
|
22
|
Strukturwandel
|
12
|
8
|
20
|
11
|
7
|
18
|
Effizienz der Landwirtschaft
|
13
|
9
|
22
|
14
|
8
|
22
|
Globalisierung
|
12
|
7
|
19
|
7
|
5
|
12
|
Konsumbezogene Folgen
|
10
|
6
|
16
|
11
|
3
|
14
|
Ökonomische Folgen
|
16
|
3
|
19
|
13
|
5
|
18
|
Ökologische Folgen
|
5
|
24
|
29
|
16
|
9
|
25
|
Hauptkategorien
|
T1
|
T2
|
||||
---|---|---|---|---|---|---|
Schulklasse 1
|
Schulklasse 2
|
Insgesamt
|
Schulklasse 1
|
Schulklasse 2
|
Insgesamt
|
|
Status quo würdigende
Positionierungsaspekte
|
13
|
13
|
26
|
9
|
17
|
26
|
Problematisierende
Positionierungsaspekte
|
26
|
19
|
45
|
21
|
24
|
45
|
Handlungsbezogene
Positionierungsaspekte
|
12
|
5
|
17
|
10
|
8
|
18
|
7.2.2 Besonderheiten der Urteilsentwicklung
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S2.e1
|
„Die moderne Landwirtschaft hat ihre guten Seiten, da wie gesagt viele Aufgaben von Maschinen übernommen werden. Aber dass durch den hohen Fleischkonsum der Menschen viele Tiere in Massentierhaltung gehalten werden, finde ich sehr negativ.“
|
„Ich finde die moderne Landwirtschaft von der Produktivität her sehr effizient, da auch ein großer Anteil der Arbeit durch die Technik erleichtert bzw. dem Menschen erspart wird. Jedoch sprechen sehr viele Faktoren gegen die moderne Landwirtschaft, wie z. B. die Massentierhaltung. Man könnte auch durch Tiere in Freilandhaltung effizient produzieren.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S12.e1
|
„Ich finde es einerseits gut, dass sich die Technik so entwickelt hat, dass Tiere und Menschen keinen starken Belastungen ausgesetzt sind. Andererseits kommt es zu Überproduktion, da man jetzt denkt „alles ist so einfach, dass ich direkt mehr machen kann“, doch dadurch wird unnötig produziert und im Endeffekt weggeschmissen.“
|
„Ich würde nicht sagen, dass die moderne Landwirtschaft im Vergleich zu früher viele Vorteile und Nachteile hat. Positiv sind mechanische Hilfsmittel, die den Arbeitern körperlich schwere Arbeit abnehmen und auch effizienter produzieren. Ein Nachteil wäre die Massentierhaltung, die immer mehr zunimmt. Ich würde die moderne Landwirtschaft deswegen fast komplett befürworten, jedoch nicht sagen, dass sie sich auf dem bestmöglichen Stand befindet.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S7.e2
|
„Meiner Meinung nach hat die moderne Landwirtschaft sowohl Vor- als auch Nachteile. Beispielsweise wird einerseits in der modernen Landwirtschaft technische Errungenschaften genutzt, die die menschliche Arbeit ersetzen. Andererseits sinkt aber auch die Nachfrage an Arbeit in dem Bereich.“
|
„Die moderne Landwirtschaft sollte nachhaltiger sein und tierfreundlicher, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.“
|
S14.e1
|
"Meine Meinung ist gespalten, da es positive und negative Aspekte gibt (Pestizide usw.). Aber durch Modernisierung kann auch mehr mit weniger Aufwand produziert werden.“
|
„Geteilte Meinung, denn sie ist sehr produktiv und wirtschaftlich für Großunternehmer gewinnbringend jedoch für die kleinen „Fische“ eher schlecht.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S5.e1
|
„Ich finde es schlecht, dass ein Land wie Deutschland, das eigentlich gute landwirtschaftliche Voraussetzungen hat, so viele Produkte aus dem Ausland importiert.“
|
„Es ist so wie es ist. Letztendlich alles eine Frage von Angebot und Nachfrage, somit sind die Veränderungen der Landwirtschaft auf die Konsumenten zurückzuführen.“
|
S6.e1
|
„Meiner Meinung nach ist es natürlich nicht gut, dass die Umwelt belastet und regionale Bauern chancenlos werden, auf der anderen Seite glaube ich aber, dass unsere heutige Konsumgesellschaft bestimmte Anforderungen an ihre Produkte stellt, die eben nur erfüllt werden können, indem moderne Landwirtschaft betrieben wird. Abschließend halte ich fest, dass man die moderne Landwirtschaft zwar nicht gutheißen kann, sie aber Teil eines Kreislaufes ist, der nur unterbrochen werden kann, wenn der Konsument etwas ändert.“
|
„Ich denke, dass es natürlich nicht richtig und v. a. zukunftsfähig ist, so zu wirtschaften, aber auf der anderen Seite ist der Wandel d. Landwirtschaft ja nur das Ergebnis des Konsumverhaltens der Verbraucher. Demnach würde ich zwar so urteilen, dass die moderne Landwirtschaft nicht tragbar ist, aber es sollten immer auch die Hintergründe betrachtet werden.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S10.e1
|
„Meiner Meinung nach sollte man Grundsätze in landwirtschaftlichen Betrieben stabilisieren, die einen Weg zur Nachhaltigkeit fördern und möglich machen. Man sollte weniger Pestizide und Züchtungsmittel anwenden, auch Bedingungen für Tiere sollten artgerecht sein. Der verbrauchende Mensch sollte sein Konsumverhalten überdenken und bewusster einkaufen gehen, denn im Grunde sind Konsumenten die Fordernden, auch wenn immer mehr sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Die Nachfrage bestimmt den Markt.“
|
„Ich finde es ziemlich schwierig zu beurteilen, da unsere Gesellschaft gerade in Deutschland nach Luxus und ständiger Auswahl an Produkten strebt, unser Konsumverhalten hoch ist, aber sich oft gleichzeitig über Betriebe aufgeregt wird, ohne deren Motive mehr zu hinterfragen. Es muss ein Einklang geschaffen werden, die beide Akteure glücklich stimmt und Ökologie, Soziales und Ökonomie vereint, was aber sehr komplex ist. Nachhaltigkeit sollte aber bei beiden Akteuren seinen Platz finden.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S1.e1
|
„Meiner Meinung nach ist die moderne Landwirtschaft nicht als ein Ganzes zu bewerten. Positiv ist, dass es mehr Bio gibt, negativ ist, dass es viele Pestizide gibt, die das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen können. Trotzdem muss die Landwirtschaft so geführt werden, dass alle Menschen ausreichend Nahrung haben, die erschwinglich ist.“
|
„Ich denke, dass sie moderne Landwirtschaft eine schlechte Zukunft hat, da sie entweder abgeschafft werden muss oder die Erde davon zerstört wird, da sie so schlecht für die Umwelt ist. Heutzutage ist bio und regional „hipp“ und vielen Leuten ist die Herkunft der Lebensmittel egal, so lange sie günstig sind, gut aussehen und schmecken.“
|
S3.e2
|
„Da sich alles, was ich über die moderne Landwirtschaft weiß, negativ auf die Umwelt auswirkt, ist meine Einstellung ihr gegenüber eher negativ. Allerdings kann ich die wirtschaftlichen Gedanken hinter ihr verstehen.“
|
„Meiner Meinung nach ist die moderne Landwirtschaft nicht nachhaltig und wird sich langfristig nicht bewähren. Die moderne Landwirtschaft ermöglicht zwar die Nahrungssicherheit, aber nicht Nachhaltigkeit.“
|
T1
|
T2
|
|
---|---|---|
S13.e2
|
„Meiner Meinung nach ist eines der größten Konflikte der übermäßige Fleischkonsum. Für das Tierfutter wird viel Platz benötigt, welcher zunehmend knapper wird. Hinsichtlich der wachsenden Bevölkerung und der immer knapper werdenden Ressource Boden werden dringend neue Konzepte benötigt, um den Bedürfnissen, bzw. der benötigten Menge an Nahrung nachkommen zu können.“
|
„Zu wenig werden ökologische Aspekte wahrgenommen, betrachtet und ernst genommen. Nachhaltigkeit ist eines der aktuellsten und drängendsten Themen. Es wird viel zu wenig Initiative ergriffen, weder seitens der Politik noch ausgehend von Konsumenten. Vor allem Produzenten müssen sich darüber im Klaren sein, dass eine profitorientierte moderne Landwirtschaft in Zukunft nicht weit führen kann.“
|
S8.e2
|
„Meiner Meinung nach ist es gut, dass teilweise Maschinen Arbeiten des Menschen übernehmen oder zumindest behilflich sind. Jedoch darf die Landwirtschaft nicht übermäßig betrieben werden, weil ansonsten der Boden zerstört wird und in Zukunft nicht mehr genutzt werden kann und dann ein Problem für folgende Generationen auftritt. Der Einsatz von gefährlichem Dünger und Co könnten jedoch ein Problem darstellen und uns Menschen vielleicht eher schaden anstatt helfen. Es müssen mehr Langzeitstudien und Untersuchungen durchgeführt werden.“
|
„Ich denke, dass ohne moderne Landwirtschaft keine Zukunft in unserer Ernährungssicherung zu finden ist. Ohne diese Form der Landwirtschaft ist es nicht möglich, die Ernährung der gesamten, immer größer werdenden Bevölkerung zu sichern. Von der Politik aus sollten Rahmenbedingungen gesetzt werden, wie stark Technik maximal eingesetzt werden darf. Aber ohne große Betriebe, die modern sind, wird auch die Wirtschaft im Land schlechter.“
|
7.2.3 Analysen der quantitativen Daten: Motivations- und einstellungsbezogene Effekte
Themenspezifisches
Selbstkonzept
T1
|
Themenspezifisches
Selbstkonzept
T2
|
||||
M
|
(SD)
|
M
|
(SD)
|
Δ
|
|
Schulklasse 1
(n = 16)
|
4.2
|
(.69)
|
4.6
|
(.65)
|
.4
|
Schulklasse 2
(n = 17)
|
3.9
|
(.71)
|
4.3
|
(.94)
|
.4
|
Gesamtgruppe
(N = 33)
|
4.1
|
(.73)
|
4.4
|
(.84)
|
.3
|
Themenspezifisches
Interesse
T1
|
Themenspezifisches
Interesse
T2
|
||||
M
|
(SD)
|
M
|
(SD)
|
Δ
|
|
Schulklasse 1
(n = 16)
|
3.9
|
(.52)
|
4.2
|
(.88)
|
.3
|
Schulklasse 2
(n = 16)
|
3.7
|
(.42)
|
4.2
|
(.65)
|
.5
|
Gesamtgruppe
(N = 32)
|
3.8
|
(.47)
|
4.2
|
(.76)
|
.4
|
Subjektiver Lernzuwachs
|
Akzeptanz außerschulischen Lernens
|
|||
---|---|---|---|---|
M
|
(SD)
|
M
|
(SD)
|
|
Schulklasse 1
|
4.7
|
(1.0)
|
5.4
|
(.79)
|
Schulklasse 2
|
4.5
|
(.57)
|
4.9
|
(.84)
|
Gesamtgruppe
|
4.6
|
(.78)
|
5.1
|
(.85)
|
Selbstwirksamkeitsüberzeugung im Bereich Konsum- und Ernährungsverhalten
T1
|
Selbstwirksamkeitsüberzeugung im Bereich Konsum- und Ernährungsverhalten
T2
|
||||
M
|
(SD)
|
M
|
(SD)
|
Δ
|
|
Schulklasse 1
(n = 16)
|
3.8
|
(1.30)
|
4.3
|
(1.0)
|
.5
|
Schulklasse 2
(n = 15)
|
3.7
|
(1.42)
|
4.1
|
(.99)
|
.4
|
Gesamtgruppe
(N = 31)
|
3.8
|
(1.34)
|
4.2
|
(.98)
|
.4
|
Bewertung des
Nachhaltigkeitsdiskurses
T1
|
Bewertung des Nachhaltigkeitsdiskurses
T2
|
||||
M
|
(SD)
|
M
|
(SD)
|
Δ
|
|
Schulklasse 1
(n = 14)
|
4.6
|
(.89)
|
4.6
|
(1.1)
|
–
|
Schulklasse 2
(n = 15)
|
4.1
|
(.96)
|
4.6
|
(1.0)
|
.5
|
Gesamtgruppe
(N = 29)
|
4.3
|
(.94)
|
4.6
|
(1.1)
|
.3
|
7.3 Diskussion
7.3.1 Diskussion der Ergebnisse
Zweifellos führt die Kontextorientierung dazu, dass Lernende Bezüge herstellen, ihr Vorwissen aktivieren und es weniger zur Ausbildung ‚trägen Wissens‘ kommt. Denkbar ist aber auch der umgekehrte Effekt, dass nämlich durch die Kontextualisierung Überzeugungen aktiviert werden, die so stabil sind, dass der Unterricht seine Wirkung verfehlt, dass also Fachinhalte unter Umständen gerade deshalb nicht gelernt werden, weil deren Bedeutung für die Lebenswelt offensichtlich ist und sie mit stabilen Überzeugungen der Lernenden in Konflikt geraten. (Menthe, 2012, S. 175)