Forschungsfrage 2: Welche Reflexions- und Sinnbildungsprozesse konnten im Rahmen des Unterrichtsprojektes auf welche Weise angeregt werden?Forschungsfrage 3: Welche Reflexions- und Sinnbildungsprozesse lassen sich in den Reflexionen der Jugendlichen über die außerschulischen Begegnungen mit den Landwirt*innen und den Umweltaktivist*innen identifizieren?
8.1 Methode
8.1.1 Untersuchungsdesign: Das episodische Interview
Ausgangspunkt ist dabei die Unterscheidung zwischen semantischem und episodischem Wissen: Während semantisches Wissen um Begriffe und ihre Beziehungen untereinander herum aufgebaut sind, besteht episodisches Wissen aus Erinnerungen an Situationen. Erstes ist am besten über Fragen und Antworten zu erheben, letztes eher über Erzählanstöße und Erzählungen. (Ebd., S. 273)
8.1.2 Fallauswahl und Durchführung der Interviews
soll sicherstellen, dass durch die Analyse der herangezogenen empirischen Fälle (Fallauswahl, Datenkorpus) spezifische Aussagen entwickelt werden können, die valide sind. Zudem sollen sie von sich beanspruchen können, dass sie in abstrahierter Weise eine Reichweite der Ergebnisse begründen können, die über das zugrunde liegende Sample (Fallauswahl) hinausgeht. Dies kann man als eine ‚Verlängerung‘ der auf der Datenbasis – des konkreten Samples – selektiv gewonnen Erkenntnisse bezeichnen. (Kruse, 2015, S. 237)
8.1.3 Der Interviewleitfaden
8.1.4 Auswertung
8.1.4.1 Auswertungsverfahren
JENDRIK: Momente ambivalenter Relativierung
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Skeptisch gegenüber beiden außerschulischen Akteur*innen.
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Empfand den Besuch bei den Landwirt*innen als aufschlussreich; das Treffen mit den Umweltaktivist*innen habe seine Skepsis bestätigt.
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Stützt seine Position mit Eindrücken aus den außerschulischen Begegnungen.
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Formuliert Einsicht, dass sich etwas ändern müsse, dies ginge „aber halt nicht so einfach“.
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„Ich kaufe noch mit guten Gewissen Bananen aus Südamerika“ vs. „Regionalität, da bin ich dafür“.
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Beschreibt sich selbst als zwiegespalten in seiner Meinung.
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Formuliert den Wunsch, eine klare Meinung zum Unterrichtsthema und auch zu anderen Themen zu haben.
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Gibt an, Komplexität als überfordernd zu empfinden.
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Das entscheidende Ziel der Dimensionalisierung ist es also, Kategorien und deren Subkategorien bzw. Dimensionen zu identifizieren, anhand derer sich die Fälle möglichst deutlich unterscheiden lassen, d. h. solche Kategorien und Subkategorien zu konstruieren, die zu einer guten Beschreibung von Heterogenität und Varianz im Datenmaterial führen. (Ebd., S. 73 f.)
8.1.4.2 Das Kategoriensystems
8.1.4.3 Dokumentation der Forschungsergebnisse
8.1.5 Forschungsethischer Kommentar
8.2 Ergebnisse
8.2.1 Anregungspotenziale des Unterrichtsprojektes
8.2.1.1 Rekonstruktionen des Lerngegenstandes
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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K1: Rekonstruktionen des Lerngegenstandes
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K1.1 Unterrichtlich vermittelte
Inhalte
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– Land- und Milchwirtschaft
– globalisiertes Ernährungssystem
– nachhaltige Ernährung
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K1.2 Außerschulisch vermittelte Inhalte
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– Umweltaktivist*innen
– Landwirt*innen
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Irgendwas haben wir noch besprochen, aber ich weiß nicht mehr, ich glaube auch über Ernährung halt, aber ich – Nachhaltigkeit auch auf jeden Fall, aber ich weiß nicht mehr ganz genau, worüber. (KAREN, Pos. 16)
Also, was mir auf jeden Fall jetzt in den Kopf kommt, ist auf jeden Fall Globalisierung, weil die Milch wird ja nicht nur regional verkauft auf regionalen Märkten, sondern auch auf dem Weltmarkt, wodurch dadurch ja durch den Transport alleine ja sehr viel CO2 in die Umwelt geblasen wird und wodurch auch die Märkte in den anderen Ländern zum Beispiel in den ganzen Schwellenländern, da sind die Preise von den dortigen Milchbauern ja einfach nicht mehr konkurrenzfähig, weil die einfach viel höher sind als die europäischen, weil die nicht in so Massen produzieren können und die Qualität hier zu Lande teilweise auch besser ist, obwohl die Milch günstiger ist, weil hier einfach die Infrastruktur besser ist und hier einfach bessere Möglichkeiten sind, um die Milch zu produzieren. (…) Und deshalb ist es ja in dem Zusammenhang eher nicht nachhaltig, wenn man, ja, die Milch oder irgendwas anderes anbaut, hierzulande, was dann nicht regional, sondern auf den Weltmärkten verkauft wird. (OLAV, Pos. 35–37)
Also, ich kann mich halt nur dran erinnern, dass wir auf jeden Fall die Milchkrise, glaube ich, behandelt haben. Oh Gott, und dann sind wir gleich immer so auf einzelne Dinge eingegangen, aber so konkret kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern, was ich mir halt echt gemerkt hab´, das muss ich auch ganz klar sagen, war halt wirklich… – als wir uns da mit [der NGO] auseinandergesetzt haben, weil mich das halt auch echt extrem interessiert hat. Und auch als wir auf dem Bauernhof waren und sonst weiß ich halt eigentlich auch nur noch, dass wir viele Fragen auch formuliert haben und die dann auch immer den Bauern direkt gestellt haben, aber sonst – oh Gott, das ist jetzt schon so lange her. (OLIVIA, Pos. 15)
8.2.1.2 Lern- und Urteilsprozess im Rahmen des Unterrichtsprojektes
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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K2: Lern- und Urteilsprozess im Rahmen des Unterrichtsprojektes
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K2.1 Selbsteinschätzung des Lern- und Urteilsprozesses
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– Bestätigung und Bestärkung der eigenen Sichtweise
– Weitere Bewusstwerdung und Transfer
– Verhaltensänderung
– Herausforderung der Urteilsbildung
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K2.2 Inhaltliche Schlussfolgerungen
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– Politisierung der Umweltthematik
– Kritik an Ausrichtung des Wirtschaftssystems
– Selbstwirksamkeit zwischen Verantwortung und Zweifel
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Ich würd´ eher sagen, dass ich mich da bestätigt drin fühle, weil ich schon – also besonders im letzten Jahr so das Thema kommt jetzt eh viel häufiger zum, ähm, also dass man halt öfter darüber spricht, über Nachhaltigkeit jetzt, auch mit den Demonstrationen Fridays-For-Future und so, dass ich schon mich bestätigt gefühlt hab´ (…). (KAREN, Pos. 24)
Wir haben das Thema auf jeden Fall vertieft, also auch ich hab´ das Thema jetzt wieder vertieft, weil das davor auch schon oft Thema im Unterricht war, Globalisierung und in Erdkunde auch alles, was mit Umweltschutz und alles zu tun hat, natürlich, ähm, aber durch diese Projekttage, wurde das noch mal ziemlich vertieft das Thema. (…) Es hat mir andere Dinge besser klargemacht sozusagen, ein besseres Verständnis dafür gegeben, für die Zusammenhänge. (LUKAS, Pos. 18)
Und durch diese Unterrichtseinheit habe ich einfach darüber nachgedacht, dass wir alle versuchen müssen, nachhaltiger zu sein, um halt die Erde für die nächsten Jahre und die nächsten Generationen noch so intakt zu halten. Und ich würde sagen, dass ich selber am Anfang diese Person war, die im Internet ihre Medikamente bestellen würde. Aber jeder Mensch, wenn er dann sowas erfährt, also wenn er sowas sieht, wenn er aufgeklärt wird, wenn er sich mit Menschen unterhält, dass er dann diese Erfahrungen macht, dass es keinen Sinn macht und dass dieses bisschen Geld, was man sich damit einspart im Endeffekt nur total schlechte Auswirkungen auf die Umwelt und alles Mögliche hat und da beziehe ich einfach so auf die Unterrichtseinheit, weil es komplett viel mit Nachhaltigkeit zu tun hatte, also ich weiß, dass wir vor allem uns mit der Landwirtschaft und der Nachhaltigkeit beschäftigt haben, aber generell hat mich das halt alles so zum Nachdenken angeregt und ich versuche jetzt auch viel ökologisch freundlicher zu sein und, weiß ich nicht, einfach so generell. (FRANZISKA, Pos. 43)
Ich achte generell seit ‘nem... seit ‘ner Zeit mehr drauf. Aber ich könnte mir vorstellen, wenn man’s vorher nicht gemacht hat, dass es dann auch Auswirkungen auf einen hat, wenn man so ‘ne Unterrichtseinheit hat. (ANNA, Pos. 25)
Also, kurz danach glaube ich, habe ich tatsächlich ein bisschen, haben wir ein bisschen darauf geachtet, nicht ganz so viel Fleisch zu essen tatsächlich, weil wir das ziemlich viel in der Zeit hatten, aber... Das ist halt normal. (JENDRIK, Pos. 18)
Also, ich denke, dass ich diese Einheit auf jeden Fall gebraucht hab, weil es war halt ganz oft so ‘n unterschwelliges Gefühl, so ‘n mulmiges Gefühl fast schon, wenn sowas, wenn ich sowas gemacht hab, was total schlecht war für die Umwelt. Und durch dieses Projekt haben sich halt diese ganzen kleinen, mulmigen Gedanken zu einem ganz großen mulmigen Gedanken ((lacht)) verformt und der dann auch in meinem Kopf war und der mich auch echt erstmal richtig runtergezogen hat. Aber dann hat es mir auch geholfen, mich einfach für die besseren Sachen zu entscheiden. Also mich jetzt zum Beispiel (…) für die umweltfreundlicheren Maßnahmen zu entscheiden und halt wirklich darauf zu hören, was mein Herz in Richtung Nachhaltigkeit sagt. (FRANZISKA, Pos. 147)
Das ist halt immer ein bisschen schwierig, wenn man zwei Positionen hat und ich möchte mir eigentlich schon gern ‘ne eigene Meinung bilden, aber dann hat man halt immer wieder was dagegen und was dafür spricht und so ‘ne Zwischenposition einzunehmen ist dann ja auch immer ein bisschen doof. (…) Dass man nicht klar dann damit irgendwie argumentieren kann, weil man ja selber so zwiegespalten ist und das Problem habe ich leider öfter, dass man sich ja eigentlich für Themen interessiert und da ‘ne klare Meinung zu haben möchte, aber irgendwie gibt es dann ja immer dann ein Argument dagegen und wieder dafür und ja. Meistens merkt man dann einfach nur, dass die Themen dann doch viel komplexer sind, als man erstmal denkt. (JENDRIK, Pos. 262–268)
Und ich würd´ sagen, dass mir halt einfach aufgefallen ist, dass diese ganze Klimasache und Umweltsache und alles mit der Ernährung, dass es halt nicht nur die Umwelt betrifft, sondern halt auch die Unternehmen, die Arbeiter, halt ganz viele – also das halt ganz viele Faktoren und dass es halt auch die Konsumenten betrifft, aber auch – es bezieht sich ja auch irgendwie auf die Politik, dass die Politik da auch mitwirken muss und halt irgendwie was dagegen tun muss gegen den Klimawandel und dass halt alles ineinander – also alles miteinander verbunden ist und alles halt voneinander abhängt irgendwie. Das fand’ ich halt sehr faszinierend (…). (FRANZISKA, Pos. 13)
Und ich habe einfach viel daraus mitgenommen, dass es so viele verschiedene Faktoren gibt, die in Nachhaltigkeit zum Beispiel reinspielen und wir haben uns ja jetzt vor allem auf die Landwirtschaft bezogen. Und da habe ich vorher, um ehrlich zu sein, nie so richtig drüber nachgedacht. Also, wenn ich zum Beispiel so Kühe auf der Weide gesehen hab, dann hab‘ ich gedacht: ‚Ja gut, das sind Kühe, die können ja nicht irgendwie so schlecht für die Umwelt oder für die Wirtschaft sein.‘ Und sich dann mit sowas auseinanderzusetzen, wie zum Beispiel, dass Kühe, wenn die so in Massenhaltung gehalten werden, echt schlecht für die Umwelt sind, durch das ganze Methangas. Oder dass diese Massentierhaltung allein so viel in die Wirtschaft reinspielt und wie es auch den Bauern geht. Das war für mich sehr schockierend oder auch sehr… – das hat man vorher nicht so wahrgenommen. Und das hat so mein Weltbild so’n bisschen verändert, wenn man das so sagen darf. (FRANZISKA, Pos. 13)
Und, ja, da war’s halt schon ziemlich erschreckend, dass das halt eigentlich so viel ist, obwohl man das überhaupt nicht gedacht hat. Also auch, dass es in solchen Bereichen schon ‘ne Globalisierung gibt. (PETER, Pos. 38)
Dass einfach so viel exportiert wird, ich glaub' so der Großteil einfach. Obwohl das alles von hier kommt und einfach nur ja... einfach nur produziert wird, weil man’s kann ((lacht)). (JAN, Pos. 35)
Also man (…) hört immer von Natur, also wie die Umwelt quasi belastet wird, aber die Wirtschaftsebene ist immer so ‘n bisschen im Hintergrund sage ich mal. (ANNA, Pos. 47)
Ich war, bin der Meinung, dass (…) es ja viel zu viel Massentierhaltung und so, viel so Riesenkonzerne gibt, die sozusagen (…) möglichst viel Profit machen wollen und dafür möglichst billig das Fleisch kriegen wollen und das hat sich im Verlauf des Projektes auch eigentlich so verstärkt. (LUKAS, Pos. 20)
Ich würde jetzt einfach sagen, dass dieser Nachhaltigkeitsaspekt einfach vernachlässigt wird. Weil es eben so viele Nachteile mit sich bringt, für das Unternehmen und das eigentliche Ziel von einem Unternehmen ist ja Profit machen, also Geld. Und das ist halt, da steht diese Nachhaltigkeit dann schon im Weg, so wie es im Moment ist. (JAN, Pos. 71)
Ja, also dieses Lokale, was wir hatten, dieses Modell, das würde ich jetzt nicht so befürworten und im Endeffekt ist es ja eigentlich ein Rückschritt von dem, was wir als so von der Globalisierung, was wir jetzt so als Entwicklung hatten. Aber vielleicht ist es ja übertrieben, wenn man einfach an einem Ort jetzt alles produziert und das überall hin exportiert, also dass man so ‘n Zwischending findet, dass man nicht jetzt hier alles produziert und das dann exportiert, sondern dass halt weniger produziert wird, aber dann an mehreren Orten, weil ja wir schränken ja jetzt die Industrie in anderen Ländern dadurch ein, dass wir so viel produzieren. Vielleicht, dass man wirklich nur Waren irgendwo hin exportiert, wo es diese Waren tatsächlich nicht gibt. (JAN, Pos. 41–47)
Also, ich würde sagen, ich weiß nicht, ob sich meine Sicht da auch irgendwann ändern würde, aber ich würde mich leicht gegen dieses kapitalistische Massenproduktionssystem, da würde ich mich leicht gegen stellen. Ich würd´ auch sagen – also natürlich ist es auf einerseits gut, dass man so viele internationale Produkte hat. (…) Natürlich ist das, ja, dieser Lebensstandard, den wir haben, und den Luxus, den wir so haben, dass wir internationale Produkte einkaufen können, (…) es ist auch irgendwie was Selbstverständliches geworden. (…) Natürlich versucht man auf der einen Seite dann zu sagen: ‚Ja, das ist alles schlecht.‘ Aber da muss man halt auch bedenken, du verzichtest, wenn du das machst, aber auch auf deine eigenen Interessen, die du hast. (PETER, Pos. 84–87)
Dann wäre es ja schon wieder sowas wie, dass Biobetriebe schon gefördert werden sollten, aber ... dazu habe ich ja auch schon meine Position so'n bisschen gesagt, dass im Endeffekt ja schon an uns, also schon auch an den Einzelnen liegt, wie die eben ihr Kaufverhalten ändern und nicht an den Betrieben. (JENDRIK, Pos. 62)
Also, natürlich würde ich mir wünschen, dass halt auch irgendwie – also jetzt zum Beispiel zum Thema Ernährung, dass man halt – dass die Menschen sich darüber bewusst sind und darüber im Klaren sind, was das für negative Folgen das haben könnte, dass man halt nicht immer das billigste Fleisch kaufen sollte, nur weil das halt nicht so teuer ist, aber andererseits ist es ja auch so, dass manche Menschen vielleicht auch gar nicht das Geld haben, halt, ähm, teureres Fleisch zu kaufen und dass man halt irgendwie versucht, irgendwie Lösungsansätze zu finden, die für alle Parteien und alle Seiten pro, also gut sind, halt, und dass es halt immer 'ne Win-win-Situation ist und dass niemand halt irgendwelche, ähm, negativen Folgen daraus zieht oder halt irgendwie benachteiligt wird dadurch. Also ich – das ist halt schwer zu formulieren, weil ich finde es ist halt generell alles so ein komplexes und schwieriges Thema und ich find’ – also man sagt halt auch – also ich find´ die Politiker – also ich würd´ auf jeden Fall sagen, dass die Politik mehr machen muss, aber ich finde es ist dann halt auch schwer zu sagen, genau was die machen sollen. Weil das halt irgendwie, ja, schwierig ist. (KAREN, Pos. 47)
Es wird ja immer viel gesagt, dass man... – viele haben nicht das Geld, um zum Beispiel darauf zu achten, was jetzt, wo herkommt und ob das regional ist, ob das nicht regional ist, ob das aus Massentierhaltung stammt oder so. Aber ich dachte, also ich war so der Meinung, man sollte das machen, was man kann. (…) Also das fand ich immer sehr wichtig, dass man selbst so Verantwortung dafür übernimmt. Und dementsprechend sich dann verhält, weil man kann nicht einfach sagen: ‚Das läuft scheiße und das läuft scheiße.‘ Und dann am Ende einfach nichts machen. So und ich meine selbst, wenn man irgendwie zur Schule geht oder so kann man ja, selbst wenn man sich in der Mittagspause was holt, halt gucken, habe ich jetzt zwei Euro mit oder habe ich jetzt fünf Euro mit und ist das in Ordnung oder ist das nicht in Ordnung das jetzt zu kaufen, also so’n bisschen selbst reflektieren dann. (…) Ich bin immer noch der Meinung, dass es sehr wichtig ist und auch dass man, dass man das einfach für sich selbst zwar entscheiden muss und selbst irgendwie aktiv werden muss dafür. (ANNA, Pos. 29)
Dass man regionale Bauern oder irgendwelche ja Läden, Höfe sowas halt unterstützen, mehr unterstützen sollte, weil ich auch auf dem Bauernhof dann ja erfahren hab’, dass die manchmal echt so bangen müssen um ihre Existenz, weil die halt eher klein sind und dass ich dann das wichtig finde, dass man eher so auf regionale Sachen achtet und dann halt im Winter zum Beispiel keine Erdbeeren oder irgendwas kauft. Wo ich vorher auch nicht drauf geachtet habe, das war mir eigentlich egal. Und ähm ja dass man halt auf sowas mehr achtet, dass es halt regionaler ist. (TINA, Pos. 33)
Also, wo ich so drin bestärkt wurde, war einfach das Gefühl, dass wir mit der Welt schlecht umgehen. Und das hab‘ ich halt eigentlich schon ziemlich lange, (…) das hat sich auf jeden Fall bei mir verstärkt. (FRANZISKA, Pos. 53)
Generell hab‘ ich das Gefühl, dass ich diese landwirtschaftliche Situation auch auf alle anderen Situationen beziehen kann. Also zum Beispiel denke ich darüber nach, gut ich kauf’ jetzt nicht noch eine Flasche Milch ((lacht)), sondern trink‘ vielleicht einfach Wasser. Also das ist jetzt ein total blöder Vergleich, aber dass man das halt auch so versucht, auf alle anderen Lebenssituationen zu beziehen. Generell zum Beispiel jetzt regionale und saisonale Ernährung. Aber auch sowas wie Müll, dass man einfach versucht, weniger Müll zu produzieren, der zum Beispiel Plastik ist oder der nicht recycelt werden kann oder der nicht kompostierbar ist. (FRANZISKA, Pos. 125)
Ja, ich meine, man will ja schon leben ‘ne, irgendwie ((lacht)) man möchte seinen Kindern was hinterlassen. Ich meine sozusagen, Kinder ist eigentlich so das Wichtigste, ihr Kind für die Mutter das Wichtigste überhaupt. Und man kann halt auch nicht immer da sein, also ist man persönlich dafür verantwortlich, dass man die besten Bedingungen dafür schafft, dass es weitergehen kann. So, dass es nicht allzu schwer wird und nicht grausam, sage ich jetzt mal im schlimmsten Fall. (ANNA, Pos. 212)
8.2.1.3 Anregungspotenziale der außerschulischen Begegnungen
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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K3:
Anregungspotenziale der außerschulischen Begegnungen
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K3.1 Außerschulische Begegnungen im Kontext der Lerneinheit aus Schüler*innenperspektive
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K3.2 Anregungspotenziale für den persönlichen Lern- und Urteilsprozess
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– Authentische Begegnung und Emotionen
– Relevanz und Interesse
– Kontrast zu üblichen Tätigkeiten im Schulalltag
– Veranschaulichung theoretischer Unterrichtsinhalte
– Aktivierung durch Realitätsabgleich; Glaubwürdigkeit
– Reflexion über Urteilsbildung
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K3.3 Bezüge zu schulischer Nachhaltigkeitsbildung
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– Empfindung von Überdruss
– Kontroversität um Nachhaltigkeit
– Bedeutung der (Schul-)Öffentlichkeit
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Also, im ersten Moment dachte ich wirklich: ‚Warum fahren wir jetzt hier hin?‘, weil normalerweise habe ich das in der achten Klasse gemacht, da wo man so die Kühe streicheln durfte, und was weiß ich, ähm, aber das hat schon irgendwo auf jeden Fall etwas gebracht, weil wir halt auch mit ihr persönlich geredet haben und ich finde ‘n persönlicher Eindruck ist immer nochmal was anderes, als wenn man das da irgendwie in Texten liest oder so. (…) Im Nachhinein haben wir auch nochmal so ein bisschen drüber geredet in internen Gruppen so ‘n bisschen, dass wir das eigentlich auch ganz gut fanden, dass wir dahingefahren sind. Weil da (…) konnte jeder sich so ‘n bisschen erschließen, warum haben wir das jetzt gemacht in den Stunden davor, so ‘n bisschen mit Milchkrise auch und ja, ich find´ schon, für jeden war das irgendwie glaub´ ich schon ganz cool. (OLIVIA, Pos. 68)
Es müssen gewisse Forderungen gestellt werden, (…) dass man halt nicht nur da einfach hinfährt und sich das anguckt und sich denkt: „Ja, toll", sondern dass man auch so ein bisschen mit dem Thema verknüpft. So, das haben wir ja auch gemacht, also auch mit den Fragen, die wir uns überlegt haben. (PETER, Pos. 166)
Ja man muss dann halt auch so’n bisschen distanziert draufgucken, denke ich, weil, es ist halt schon gut von jemandem, der tatsächlich in dieser Situation drinsteckt, die Meinung zu hören, weil man dann halt auch ja, Sachen erfährt, auf die man selber nicht kommen würde, die man einfach, während man da in dieser Situation steckt, die einen dann betreffen und dann muss man dann halt das so’n bisschen distanziert sehen, was das jetzt bedeutet. (JAN, Pos. 111)
Man merkt ja, dass mir das irgendwie schon im Gedächtnis geblieben ist und das andere im Unterricht jetzt vielleicht nicht so besonders und deshalb denkt man schon, dass man dadurch die Position und die Problematik viel besser mitgekriegt hat. (JENDRIK, Pos. 184)
-
„Weil das ist ja nochmal was anderes, wenn man da wirklich ist, anstatt es zu hören im Unterricht.“ (LUKAS, Pos. 14)
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„Wenn man das liest, dann weiß man auch nicht, was für eine Person dahintersteht.“ (JAN, Pos. 107)
-
„Das wirklich von Leuten persönlich zu hören, die da wirklich live drin stecken sozusagen, weil mir ist das letztendlich egal, ob’s ‘ne Milchquote gibt ((lacht)) oder nicht.“ (TINA, Pos. 71)
Weil ich es wichtig finde, die wirklich… – diese Sichtweisen zu sehen. Also, wirklich zu hören, wie es für die Landwirte wirklich aussieht. Wie sie das selber empfinden, ihre eigene Situation. Ich weiß nicht, ob sie jetzt wirklich offen geredet haben mit uns oder, ob sie da nicht noch mehr Probleme haben eigentlich. Kann ich mir nämlich schon vorstellen, weil mit so wenig Land und so einem kleinen Betrieb kann man nicht viel produzieren. (LENA, Pos. 89)
So kommt das halt viel besser an, wenn die das mit ihren Emotionen nochmal so sagt, dass die mit der Milchkrise (…), dass die ja wirklich echt dachten so: „Ok, jetzt geht’s gar nicht weiter“. (OLIVIA, Pos. 68)
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„Wenn die Person vor einem steht und einem das nochmal so ins Gesicht sagt.“ (OLIVIA, Pos. 72)
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„Weil ich es wichtig finde, die wirklich..., diese Sichtweisen zu sehen.“ (LENA, Pos. 89)
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„Das ist halt schon krass – dass es halt wirklich dann auch so am eigenen Leibe dann...–, dass wir sehen, wie Leute das dann halt am eigenen Leibe spüren so.“ (PETER, Pos. 14)
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„Wenn da halt wirklich ‘ne Gruppe vor dir steht, oder ‘ne Landwirtin, ist das halt für dich als Mensch noch ‘n bisschen..., geht das noch ‘n bisschen über, weil sie ja quasi auf einer Ebene mit dir ist und mit dir auf Augenhöhe so redet und das kommt halt besser an, als wenn ich mir das durchlese, find´ ich.“ (OLIVIA, Pos. 153)
Und wenn man da jemanden hat, der einem selber erzählt, ich war da und ich hab’ das so erlebt und es stimmt so, es ist nicht mehr so in diesem Buch, das hat irgendwer in irgendeinem Land mal irgendwo verfasst, sondern es ist wirklich jemand, der kommt aus der Nähe, man merkt so, ich bin in der Nähe dieser Person, es ist bei mir und ich muss jetzt auch selbst darüber nachdenken, wie wichtig es ist und ob das für mich überhaupt ‘ne Bedeutung hat. (…) Man muss einfach dann anfangen nachzudenken, wenn man wirklich jemanden hat, der wirklich davon betroffen ist. (ANNA, Pos. 180–182)
Also ich find’s definitiv realer und ich hab‘ auch das Gefühl, dass ich einfach mehr daraus gelernt hab’. Und das mein ich ernst, weil ich denke, dass ich einfach mit Personen geredet hab’, oder dass diese Personen auch einfach aus einer sehr persönlichen Sichtweise geredet haben. Die haben nicht gesagt „alle Bauern“, sondern wir beide haben hier unseren Bauernhof. (FRANZISKA, Pos. 117)
Also, ich fand es vor allem spannend. Ich finde es wichtig, dass man die Themen behandelt. Es ist total aktuell. Vor allem in der Zukunft. (…) Wir sind so viel in der Schule, wir machen wirklich teilweise wenig solche Dinge. Wir gehen nicht raus, wir sprechen nicht mit anderen Leuten von „der Grünen“, von verschiedenen Parteien, von Leuten, die es wirklich dann spüren. (LENA, Pos. 42)
Wenn wir das im Unterricht einfach in so ‘nem Text gemacht hätten, dann hätte ich mir den Text angeguckt, ich hätte ihn mir einmal durchgelesen, dann hätte ich ihn mir nochmal durchgelesen und mir das Wichtigste angestrichen und dann hätte ich ‘ne Aufgabe dazu bearbeitet und hätte es wieder vergessen. So wie einfach viel im Unterricht, also ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, was ich vor zwei Monaten in Politik aufgeschrieben hab‘. (FRANZISKA, Pos. 117)
Also, in der Schule hat man ja immer dieses, man bekommt Dinge, muss es dann irgendwie aufnehmen und wiedergeben. Also, das ist ja das allgemeine Prinzip. Und irgendwann läuft es halt auch darauf hinaus, dass man es nur so passiv macht, irgendwie. Dass es einem gar nicht so richtig deutlich wird. (LENA, Pos. 53)
Ich würde sagen, es ist so – es ist auf jeden Fall nicht das Gegenteil, was dann da eigentlich gemacht wird, aber es ist halt, ja, deutlich anders, als man’s dann in der Schule dann in dieser Theorie hat, dass die Praxis dann eigentlich wirklich anders ist, als man’s normalerweise erwartet, weil du auch andere Perspektiven dann siehst. (PETER, Pos. 129)
Meinetwegen muss man ja gar nicht unbedingt dran zweifeln, aber (…) man könnte theoretisch sogar das ganze komplette Gegenteil erfahren oder man wird halt in der Sache bestätigt und die Gedanken, die man darüber, also, die man fasst und dem Urteil, was man dann vielleicht im Kopf bildet. Kann man entweder bestätigt werden oder man ändert seine Meinung halt noch. (OLAV, Pos. 104)
Wenn man das liest, dann weiß man auch nicht, was für eine Person dahintersteht und das ist tatsächlich ja sehr wichtig, wenn man einen Text liest, wenn man weiß, wer dahintersteht. Weil wenn man jetzt so `nen Text liest, zum Beispiel so Vor- und Nachteile dargelegt werden, der dann aber irgendwie so in eine Richtung ein bisschen ausschlägt und man weiß nicht, von wem das kommt, ist das schon ein bisschen fragwürdig. (JAN, Pos. 107)
Ich denke, dass diese Akteure eine sehr stark ausgeprägte Meinung für ihre eigenen Interessen haben. Und dadurch, dass man so in der Mitte steht, muss man beide Meinungen in die eigene Meinung miteinfließen lassen, damit man eine vernünftige Meinung darüber haben kann und damit man auch überlegen kann, was man selber unterstützt. (FRANZISKA, Pos. 113)
Der Zusammenhang, den man eigentlich schließen könnte, aus meiner Sicht jetzt, ist die Meinung, die man sich dazu halt bilden muss, weil es ist halt, es ist halt perspektivische Arbeit, die wir dann halt gemacht haben, so was ist kritisch, was ist schlecht, aber auch erstmal, warum wird das überhaupt so gemacht, wie ist sowas – ja, wie wird sowas verursacht. (PETER, Pos. 129)
Weil es wirklich den Schülern nahebringt, wie die eigentlichen Sichten sind. Also, es wurde gezeigt, dass Leute von der Grünen sehen, wie das wirklich Landwirte sehen (...). Dann kann man sich selbst auch eine Meinung bilden. Und ich persönlich (...) habe auch wirklich dazugelernt. Ich konnte mir selber eine Meinung bilden. Ich habe da zwar selber auch vorher natürlich drüber nachgedacht so ein bisschen, aber das Thema an sich ist mir nie wirklich so deutlich geworden, das Thema. Die einzelnen Sichtweisen und auch meine eigene Meinung. (LENA, Pos. 174–179)
Als ich das gehört habe, dass wir halt wieder über Nachhaltigkeit reden, war das halt ein bisschen so: ‚Schon wieder?‘ Man hat – das ist manchmal auch so, ja, jetzt umgangssprachlich gesagt, schon ein bisschen ausgelutscht, das Thema, weil man halt das irgendwie so oft hört und immer in so vielen Fächern. (KAREN, Pos. 152)
Also, man hat das eben schon tausend Mal gemacht in verschiedenen Fächern und es ist so ein bisschen, so ein bisschen so langgezogen. So, ein bisschen kaugummimäßig so. Das denken sich dann die meisten so: ‚Ach, ‘ne, schon wieder Nachhaltigkeit.‘ So, ein bisschen. Weil es eben dann doch auch anstrengend wir für die meisten so, ‘ne? So ein Thema tausendmal in verschiedenen Fächern. Englisch, Politik, Erdkunde, Deutsch auch noch und... – keine Ahnung. (LENA, Pos. 27)
Die wissen das Problem, jeder von uns weiß das Problem, das ist halt, weil halt eben jedes Mal in ‘ner Unterrichtseinheit gesagt wird: ‚Das ist blöd, das ist blöd‘. Und jedes Mal auch versucht werden so Ansätze, die wir dann natürlich sagen müssen: ‚Ja, was kann man verbessern?‘ Aber es gibt halt Leute, die machen dann halt nichts… (OLIVIA, Pos. 153)
Weil wir halt echt wirklich in Unterrichteinheiten und allgemein nur über das Problem reden, nicht, wie kann man das jetzt eigentlich umsetzen. Und ja, ich glaub´ einfach wirklich, da wird’s halt wirklich bisschen unterschiedlich die Meinung, wie man das umsetzen kann. Bezogen ja auch auf Politikunterricht, da die eine Diskussion, das ging ja auch schon wirklich ‘n bisschen auseinander. Ich denk´ das ist bei anderen Maßnahmen nicht anders, weil jeder Mensch hat so seinen eigenen Kopf, eigene Gedanken und jeder möchte so ‘n bisschen seinen eigenen Weg da gehen und jeder hat seine eigenen Einstellung zu dem Thema, denke ich. (OLIVIA, Pos. 199)
Vor allem, weil bei uns ist das ja so, wir Jugendlichen könnten ja rein theoretisch noch relativ viel jetzt anrichten, wenn man jetzt [mit den Umweltaktivist*innen] – das hat mein Vater mal gesagt – wenn wir mit denen zum Beispiel ‘n Foto machen würden oder das in die Zeitung und da ‘n riesen Artikel zu schreiben würden, würde das glaube ich extrem großes Aufsehen bekommen, aber so ist das halt so – habe ich das Gefühl, wir werden immer ein bisschen zurückgedämmt und irgendwie passiert halt nicht viel. (OLIVIA, Pos. 36)
8.2.1.4 Zusammenfassung: Anregungspotenziale des Unterrichtsprojektes
8.2.2 Reflexions- und Sinnbildungsprozesse im Rahmen der außerschulischen Begegnungen
8.2.2.1 Die außerschulische Begegnung mit den Landwirt*innen
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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K4:
Außerschulische Begegnung: Landwirt*innen
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K4.1 Thematische Rekonstruktion
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– Ökonomische Anforderungen
– Personen und Innenperspektiven
– Tierhaltung und Tierwohl
– Produktionsweise
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K4.2 Schlussfolgerungen
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– Die Lage der Erzeuger*innen
– Anpassung der eigenen Vorstellungen über konventionelle Landwirtschaft
– Zur Bewertung konventioneller Haltungsbedingungen
– Mögliche Umstellung auf ökologische Landwirtschaft
– Marktlogiken als Herausforderung für eine nachhaltige Landwirtschaft
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Die Milchquote wurde abgeschafft und deswegen ist es bei denen auch relativ kritisch mit der, mit dem Einkommen, das heißt, die müssen immer viel Milch produzieren, damit die überhaupt Gewinn machen und deswegen ist Bio für die erstmal so nicht möglich, weil die dann sich wirklich in Schulden stürzen würden und das hat dann sozusagen ein bisschen die ökonomischen und ökologischen Aspekte für mich verknüpft. (LUKAS, Pos. 42)
Ich war früher auf jeden Fall schon mal auf ‘nem Bauernhof in der Grundschule und so was, aber da hat man sich ja mit ganz anderen Sachen beschäftigt, weil man sich ja mit den Tieren oder so beschäftigt und jetzt hat das eher einen eher wirtschaftlichen Aspekt gehabt, fand ich, als wir da waren, das hat auf jeden Fall die Sicht verändert. (OLAV, Pos. 55)
Auch mit der Milchkrise, wie die Familie intern gehandelt hat, dass die ja wirklich auch überlegt haben, den Bauernhof zu schließen und so, dass die das halt so der großen Gruppe so erzählt hat, fand´ ich halt schon so mutig, weil klar auf der einen Seite weiß jeder, dass die Milchkrise nicht gut für die Landwirte war, aber dass die das halt alles so nacheinander so rausgehauen hat, fand ich schon bemerkenswert. (OLIVIA, Pos. 64)
Was ich insgesamt (…) trotz der Einstellung (…) ganz gut fand, ist, dass sie sich zu zweit da wirklich hingestellt haben und sich allem gestellt haben, was wir gefragt haben. (…) Und auch dazu stehen, was sie machen und nicht versuchen da unten irgendwie durchzuschlüpfen, mit irgendwelchen Ausreden. (ANNA, Pos. 75)
Sie wirkte eigentlich auch so ganz glücklich, dass sich irgendjemand mal interessiert für den Bauernhof, hatte ich so das Gefühl irgendwie, also, sie hat es auf jeden Fall nicht gescheut, dass wir da waren, und hat deswegen auch relativ viel preisgegeben eigentlich fand’ ich. Sie war auch bereit Fragen zu beantworten, wir haben danach ja auch, ja kritische Fragen gestellt, oder Fragen gestellt, irgendwie, die für ihre Zukunft ja auch ‘ne Rolle spielen, zum Beispiel wie sie die Rolle für die Höfe sieht, oder wie sie das mit den Monopolstellungen von größeren Höfen findet. Und da hat man auf jeden Fall schon gemerkt, dass das ziemlich an ihr genagt hat. Sie meinte ja auch, dass sie eine Krise hatten, wo sie fast einmal gesagt haben, ob das überhaupt noch Sinn macht, den Hof zu betreiben. (OLAV, Pos. 73)
Ich weiß nicht, ob sie jetzt wirklich offen geredet haben mit uns oder, ob sie da nicht noch mehr Probleme haben eigentlich. Kann ich mir nämlich schon vorstellen, weil mit so wenig Land und so einem kleinen Betrieb kann man nicht viel produzieren. (LENA, Pos. 199)
Ich find’ das krass, (…) die arbeiten ja so viel, morgens um sechs schon und dann eigentlich den ganzen Tag und die können ja nicht sagen, ja wir fahren in den Urlaub oder so. Dann muss man erstmal gucken, wer das dann übernimmt in der Zeit (…). Und dass die dann aber eigentlich so wenig Geld dafür bekommen, finde ich echt irgendwie traurig. Weil man freut sich zwar, dass man Milch irgendwie billig kaufen kann, aber wenn man das dann sieht, dass die Menschen, die dafür arbeiten so wenig dafür kriegen, finde ich das schon traurig. (TINA, Pos. 45)
Und das hat ich echt gewundert, dass sie’s nicht wollten, weil ich das Gefühl hatte, dass dadurch, dass die Milchquote jetzt nicht mehr da ist, dass es einfach immer mehr wird. Also fast schon so Richtung Milchinflation, wenn man das so sagen kann. Also, dass es halt immer mehr Milch gibt für immer weniger Geld. (…) Und deswegen konnte ich nicht verstehen, dass sie gesagt haben, dass sie die Milchquote nicht brauchen. Also ich glaub‘, ich würde sie als Bauer haben wollen. (FRANZISKA, Pos. 93)
Also was neu für mich war, oder was ich vorher nicht so gesehen hab’, war dass ich da schon fand, (…) dass es wirklich viele Tiere waren und dass es fast schon eng war. Und dann habe ich noch darüber nachgedacht, dass es eigentlich viel größere Betriebe noch gibt. (FRANZISKA, Pos. 99)
Also, ich fand das auch gar nicht so schlimm, wie die Tiere an sich da gehalten wurden. Weil sie eben doch relativ viel Platz hatten, finde ich. Also, im Vergleich zu Schweineställen aus Massentierhaltungen oder Hühnerställen ging das bei den, bei den Kühen auf jeden Fall, finde ich. Die waren lichtdurchflutet, an den Seiten offen… (LENA, Pos. 103)
Also, ich fand es mit der äh Haltung noch ganz interessant, dass die wirklich nur drinnen halten. Das fand ich einerseits im ersten Moment erstmal blöd, weil ich dachte, das ist doch kacke für die Kühe, wenn die nicht irgendwie auf ´ner Weide rumrennen können und so. Aber dann haben die auch ihre Situation erklärt, dass es wirklich nicht anders geht und dass die nur noch dieses kleine Stück haben, wo (…) die trächtigen Kühe waren, die durften dann ja rausgehen. (TINA, Pos. 49)
Ja, ich glaub’ der Grund war, dass sie zwar ein bisschen mehr verdienen würden, aber die Kosten zum Umstellen wären halt so hoch, dass es ewig brauchen würde, bis sich das lohnen würde. Und deswegen haben die das nicht gemacht. (JAN, Pos. 65)
Es ist natürlich einfach gesagt, ja produziert da mal Bio. Man kennt, oder ich kannte das vorher so nicht, oder ich wusste auch nicht, dass das so teuer ist dann umzustellen auf Bio und ich dachte, das wäre eigentlich nur so ‘ne Entscheidung von Gewinnmaximierung und was weiß ich. (…) Und das hat dann tatsächlich geholfen, zu bemerken, was da wirklich hinter “Bio” steckt. (LUKAS, Pos. 58)
Dass man gesehen hat, wie die schon in der Klemme stecken irgendwie. (…) Also einerseits produzieren zu müssen, andererseits natürlich auch den Anforderungen der Gesellschaft auch. Dass die Gesellschaft erwartet, dass die Bauernhöfe umrüsten und das eigentlich gar nicht wirklich geht. Und, dass (…) da einfach ein bisschen Druck ausgeübt wird. (LENA, Pos. 99–101)
So, also es hat schon in ziemlicher Weise was geändert, weil auch als die erzählt hat, hmja, wieviel sie überhaupt arbeitet, so, das ist ja nochmal ganz anders als so ein normaler Acht-Stunden-Job, der ja auch schon anstrengend ist. Aber, wenn sie dann erzählt, dass sie dann teilweise bis zu, naja, bis zu 12 Stunden arbeitet, nur auf diesem Bauernhof, und dann im aller seltensten Fall mal einen Urlaub machen kann, oder irgendwie ein Wochenende rauskommt – das ist schon, ja, eigentlich ziemlich hart. (PETER, Pos. 127)
Ich würde sagen, man muss sich erstmal in die Lage von solchen Bauern versetzen, das würde ich auch erstmal sagen. So, ich meine, das wird halt alles kritisiert und da fällt halt auch so ein bisschen, ja, so die Arbeit, die die Bauern da so überall reinstecken, dass die das überhaupt noch machen, dass den Leuten, die Milch, die dann letztendlich im Supermarkt ankommt, garantiert wird. Das wird halt überhaupt nicht, finde ich aus meiner Sicht, überhaupt nicht beachtet, weil’s irgendwie so, weil alles so auf dieses eine Thema, ist es jetzt strikt oder ist es jetzt schlecht, das ist halt so, da fällt so ein bisschen die Arbeit, die die eigentlich überhaupt investieren und ja, wie wenig Zeit die dann eigentlich haben, so mal entspannt zu sein, oder mal ein bisschen, ja, Pause zu haben, das gibt es da ja gefühlt gar nicht. (PETER, Pos. 125)
Wenn die [Landwirtin] das mit ihren Emotionen nochmal so sagt… – dass die mit der Milchkrise, (…) – dass die ja wirklich echt dachten so: ‚Ok, jetzt geht’s gar nicht weiter‘, und allgemein, wie die Kritik – das wusste ja auch keiner eigentlich, dass da auf Facebook immer gesagt wird: ‚Nee, das ist alles ganz schlecht hier‘, und so und das find´ ich – das hat schon auf jeden Fall ‘ne Bedeutung für alle. (OLIVIA, Pos. 68)
Das fand ich schon sehr repräsentativ, dass diese Bauern halt auch viel Konkurrenz haben und viel darauf achten müssen, wie viele Kühe sie haben und ob sie sich noch vergrößern oder ob sie überhaupt ihren Hof so weiter betreiben können und dass sie halt auch Existenzängste haben, dadurch dass viele Höfe jetzt einfach viel, viel mehr Tiere haben. Und wie schon gesagt, es ist einfach so, dass diese ganzen Höfe so riesig sind und so viele Tiere und wir so viel auch exportieren, was wir auch einsparen könnten und das war schon sehr repräsentativ für die ganze Milchwirtschaft, so wie ich sie mir vorstelle. (FRANZISKA, Pos. 109)
Das Ding ist, dass ich einfach nicht weiß, ob, ob es den Bauern eigentlich immer so schlecht geht, wie die’s sagen, (…) wirtschaftlich müsste man solche Höfe eigentlich schon direkt schließen. Ich meine, es ist zwar ein Familienunternehmen sozusagen, (…) aber ich denke, dass sich die Mühe nicht lohnen würden, wenn’s nicht rentabel wäre und dann könnten sie ja auch gar nicht überleben im Prinzip. (OLAV, Pos. 81)
Und die wirkten so unzufrieden und das hatte ich vorher nicht so im Blick. Also das ist für die mehr – hatte ich das Gefühl, dass das so ‘ne Pflichtsache ist (…) – das habe ich so’n bisschen mitgenommen. (…) Ich glaube, das lässt sich dann auch auf andere übertragen, dass viele dann damit einfach nicht mehr glücklich sind. Und früher viel zufriedener sein konnten, wenn sie sowas hatten. (ANNA, Pos. 113–115)
Man kann (…) sagen, das ist nur ein kleiner Hof. Aber im Grunde genommen ist es nicht nur ein kleiner Hof. So ein kleiner Hof kann auch Auswirkungen auf das große Ganze haben. So zum Beispiel, wenn ein Hof Inspiration ist für andere genau das Gleiche zu tun, ist es kein kleiner Hof mehr. ((lacht)) Dann ist es der kleine Hof, der dafür gesorgt hat, dass die ganzen großen Höfe auch das Gleiche machen. Also... also das glaube ich seitdem wirklich. Also ich glaub’ nicht, (…) dass der nichts machen kann. (ANNA, Pos. 107)
Weil [der Einsatz neuer Technologien] eben wirklich hilft und auch entlastet und somit mehr produziert werden kann. (...) Dann müssen die Felder weniger gespritzt werden, weil man einfach bessere Technologien hat und das einfach alles effizienter ist. (...) Also, ich denke, dass das wichtig ist, dass man das so immer erneuert (...). Also, ich habe jetzt auch gehört, dass die Landwirte, also teilweise Landwirte, Angst haben, (…) ihren Hof zu verändern, weil wirklich gefühlt alle paar Wochen neue Gesetzgebungen kommen, neue Standards. Dass sie Angst haben, dass es plötzlich gar nicht mehr den Standards entspricht. (…) – Und dass man eben Mut bekommt, sich zu verändern. Seinen Hof zu verändern, seine Art (...) des Wirtschaftens zu verändern zugunsten der Umwelt und zugunsten der Konsumenten. (LENA, Pos. 161–165)
Als wir da waren, habe ich mich halt schon so ein bisschen in meiner Position (…) umgedreht und hab´ schon gesehen: Ok, da sind einige Möglichkeiten, die sind wirklich nicht schlecht. Sodass man den Kühen das so ein bisschen gerecht macht (…). (OLIVIA, Pos. 107)
Ganz zu Anfang dachte ich, dass die auch Bio produzieren, aber als dann gesagt wurde, dass sie konventionell produzieren, dann bin ich da auch mit ‘ner bisschen anderen Einstellung hingegangen und das war dann aber doch eigentlich relativ – ...Ich bin jetzt kein Kuhflüsterer oder so ((lacht)), aber die Kühe wirkten schon relativ glücklich. (…) Die haben auch schon so gewirkt, als sorgen die sich auch, also kümmern die sich auch gut um die. (…) Und das ist ja auch eigentlich nur in deren Interesse, dass es den Kühen gut geht, deswegen – (…) das ist glaube ich ein ganz gutes Beispiel gewesen, dafür, dass konventionell eigentlich fast genauso gut sein kann wie Bio, nur dass die halt nicht draußen waren. (…) Also, joa und sonst hat das eigentlich an neuen Perspektiven nur aufgezeigt (…), dass konventionell nicht immer so auf Massentierhaltung ähnlich sein muss und es den Tieren da schlecht geht. (LUKAS, Pos. 34–36)
In Relation war es gar nicht so schlecht. Also ich habe es mir schlimmer vorgestellt, tatsächlich. Das fand ich auch wichtig zu sehen, dass es den Tieren da gar nicht so unglaublich schlecht geht, meine ich jetzt. Aus meiner Sicht. (LENA, Pos. 107)Da wir natürlich im Vorhinein hatten, dass es eben kein Biobetrieb ist, hat man schon erstmal ein negatives Bild davon gehabt, aber am Anfang wurde das dann eigentlich recht ausgelöscht und man hatte schon ‘nen guten Eindruck davon. Aber natürlich wird dann auch von denen ja schon einseitig dann positiv darüber berichtet, aber man konnte eigentlich schon mit 'nem positiven Bild da rausgehen fand ich. (…) Also mit Tieren oder so haben ich jetzt nichts irgendwie Negatives da beobachten können oder so. (JENDRIK, Pos. 68–70)
Ich fand’s trotzdem total traurig, dass die einfach den ganzen Tag im Stall stehen und vielleicht habe ich da auch einfach so ‘ne ganz altmodische Sicht drauf, ((lacht)) dass ich am liebsten alle die Kühe alle so auf einer Weide sehen würde und dann kommt so’n einzelner Bauer und melkt die mit seiner Hand. Aber ich find’s einfach erschreckend, wie sehr sich da so schon modernisiert hat. (FRANZISKA, Pos. 67)Ich hatte halt immer noch dieses Klischee von den alten Bauernhöfen, dass die die Kühe noch selber melken. (PETER, Pos. 101)
Aber trotzdem ist mir so’n bitterer Beigeschmack davon geblieben, dass diese Kühe keine Lebewesen sind, sondern dass es einfach fast schon so Maschinen sind. Also die haben ja auch darüber geredet, wie viel Liter Milch eine Kuh geben kann und auch dass man diese Kühe so kreuzen kann, dass man genau die Faktoren bekommt, die man auch haben möchte, zum Beispiel Kühe, die noch mehr Milch produzieren können. Und auch als wir da in dem einen Stall standen, hatte ich auch das Gefühl, dass die zwar sagten, dass die wirklich einen großen Stall hatten und die Tiere konnten sich ja auch alle mehr oder weniger alle frei bewegen. Aber dennoch. (FRANZISKA, Pos. 67)
[W]enn man das realistisch betrachtet, hatten die es da schon gut. Und also vor allem, nachdem die dann da ihre Situation erklärt haben, warum die die so halten, konnte ich das auch verstehen, obwohl man im ersten Moment natürlich denkt, wieso können die nicht auf die Weide so? (TINA, Pos. 53)
Es gibt halt finde ich so zwei Seiten. Eine Seite, die das eher so’n bisschen realistisch sehen und eine Seite, die dann so, ohne drüber nachzudenken, direkt so sagt: ‚Ja Tierschutz! Öh, die müssen raus und so, das ist ja gegen das Tierwohl und nicht artgerecht‘ und bla bla. Aber das sind dann finde ich meistens solche Leute, ohne, dass ich die jetzt kritisieren würde, es ist ja trotzdem deren Meinung, aber dass die halt, ohne deren Situation zu sehen, erstmal direkt rummeckern, dass es alles nicht artgerecht ist und so. Ich finde schon. Also es sind Nutztiere, es ist einfach so. Die können nicht jeder Kuh ‘nen Sofaplatz irgendwie ermöglichen… (…) – das geht halt nicht. So und es sind halt Nutztiere und trotzdem, finde ich, werden die schon gut behandelt. (…) Und das habe ich manchmal vermisst, wenn wir mit der [Pia (Umweltaktivistin)] diskutiert haben. Man muss sich auch in die Lage der Menschen versetzen, die mit den Folgen leben müssen. (TINA, Pos. 77)
Ich glaube die Bauern, weil sie persönlicher kämpfen, denn am Ende – ob der Regenwald gerettet wird oder nicht – ist das für die NGO einfach so. Also, ich denke, sie können nachts noch schlafen. Aber ich denke, wenn man irgendwelche Finanzen oder etwas anderes auf dem Tisch hat und nicht mehr überleben kann... Ich denke, das ist für die Bauern viel extremer. (TINA, Pos. 134–135)Ich denke, [Pia (Umweltaktivistin)] sieht eher das große Ganze, so allgemein. Und ich denke, sie konzentriert sich mehr auf große Projekte. Und die interessieren sich, ohne ihnen jetzt die Schuld geben zu wollen, das ist ganz normal, eher für ihren eigenen Hof. Und, dass der Hof überlebt. Und ich denke, sie sehen so viel mehr die Realität, was wirklich da ist, was einfach die Realität auf deutschen Höfen ist. Und in der Wirtschaft einfach. Und [Pia] sieht nur das große Ganze und diesen Perfektionismus und auch ein wenig eine Ideologie, denke ich. (TINA, Pos. 117)
Also, für mich hat das so gezeigt, dass wir einfach so viele Tiere haben, also wenn das ein noch ziemlich kleiner konventioneller Hof war, dann fand ich's einfach erschreckend, wie viel Milch wir verbrauchen oder wie viel Milcherzeugnisse auch und wie viel wir anscheinend auch exportieren. Dass wir so viele Höfe haben, auf denen das so, oder noch viel extremer aussieht. Also es war da ja, es waren ja jetzt nicht irgendwie schlechte Bedingungen für die Tiere, auf gar keinen Fall, aber schon... es sind jetzt nicht diese glücklichen Biokühe, ((lacht)), die über die Wiese laufen. Und es hat mich einfach erschreckt, dass wir unsere Ernährung einfach nur auf uns selbst beziehen, also danach, worauf wir Lust haben und nicht danach, was wir besser machen könnten. Also zum Beispiel, dass wir uns mehr regional ernähren und mehr mit den saisonalen Sachen und nicht – also Milch ist jetzt ja nicht irgendwie nur in einer Saison, aber zum Beispiel, dass wir da auch ein bisschen runterschrauben und gucken, was es da für Alternativen gibt, vielleicht auch pflanzlich. Dadurch dass einfach die vielen Tiere auch echt viel Futter brauchen und das wird dann ja auch wieder pflanzlich angebaut und dadurch verlieren wir total viel Ackerfläche und wenn weniger Leute Milchprodukte brauchen würden oder so viele Milchprodukte, dann könnten wir definitiv effizienter unsere Landwirtschaft betreiben. (FRANZISKA, Pos. 105)
Bei dem Betrieb fand ich das interessant, dass die Aussage (…) von den Leuten da kam, dass sich ein Biohof quasi nicht lohnt, aber dass ein Biohof jetzt immer mehr Ansehen hat so in der Gesellschaft. Dass man das so immer mehr wertschätzt, aber dass der Betrieb dann selber sagt, dass es sich einfach nicht lohnt das zu machen. Das fand ich sehr interessant, also dass man quasi immer mehr Bio will, aber es sich im Endeffekt gar nicht lohnt für die diese Menschen. Und man dasselbe wahrscheinlich nicht machen würde, wenn man in deren Situation wäre. (JAN, Pos. 23)
Ja, ich meine (…) eigentlich jeder argumentiert so. Ich mein, die, die Bio machen, sagen ‚Okay, die Umwelt müssen wir schützen‘ und die, die nicht Bio machen, sagen, ‚Ich hab‘ kein Geld dafür.‘ Es gibt eigentlich kaum andere Gründe dafür, dass jemand das macht oder nicht macht. (…) Ich, ich verstehe es so, dass sie es sagen, aber ich find’s nicht gut, persönlich. Also, ich würd’s anders handhaben. (ANNA, Pos. 63–65)
Ja, das sind ja auch wieder diese Gegensätze, (…) die beide nicht wirklich vorteilhaft sind für jeden, weil, von so einem kleinen Hof, der kann weniger produzieren und das ist für die, die den besitzen halt weniger vorteilhaft. Und so ‘ne Massenproduktion ist halt schädlich für Umwelt, wird von vielen Leuten nicht unterstützt… ja verdient halt mehr Geld und kann billiger produzieren, deswegen lohnt sich das halt heutzutage wahrscheinlich mehr. Und deswegen passiert das auch so. (…) Ich würde jetzt einfach sagen, dass dieser Nachhaltigkeitsaspekt einfach vernachlässigt wird. Weil er eben so viele Nachteile mit sich bringt, für das Unternehmen und das eigentliche Ziel von einem Unternehmen ist ja Profit machen, also Geld. Und das ist halt, da steht diese Nachhaltigkeit dann schon im Weg, so wie es im Moment ist. (JAN, Pos. 69–71)
Ich glaube (…) das Verhältnis von kleineren und zu den großen Konzernen so. Ich meine irgendwie Nachbarhöfe von denen sind jetzt auch zu irgendwelchen größeren Konzernen oder wurden aufgekauft oder so. Und das ist für die hart, sich zu halten und dass sozusagen diese großen Konzerne immer größer werden und dass die Kleineren immer weniger werden und dass für die immer schwerer wird, sich zu halten. (LUKAS, Pos. 46)
Ich find’ auch, dass man mehr auf so regionale Produkte achten sollte, damit solche kleinen Höfe besser überleben können. Weil es gibt, glaube ich, viele von so eher kleineren mit ein paar Hundert Kühen. Und damit die wirklich überleben können, finde ich schon, dass man wirklich mehr auf regionale Sachen achten sollte, weil sowas fände ich, glaube ich, sehr schade, wenn solche kleinen Höfe irgendwie kaputt gehen. (…) Also, ich glaub’, was man am meisten übertragen kann, ist diese Regionalität, dass man jetzt eben nicht von riesigen Ketten irgendwas kauft oder so, sondern dass man, wenn es so eine Milchtankstelle in der Nähe gibt oder so, dass es halt ‘ne super Möglichkeit ist, solche kleinen Bauern zu unterstützen, dass man auch in irgendwelchen Läden darauf achtet, dass man eher regional kauft. (TINA, Pos. 69–75)
8.2.2.2 Die außerschulische Begegnung mit den Umweltaktivist*innen
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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---|---|---|
K5:
Außerschulische Begegnung: Umweltaktivist*innen
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K5.1 Thematische Rekonstruktion
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– Konkrete Aktion und Kampagne
– Personen und Innenperspektiven
– Positionen der NGO
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K5.2 Schlussfolgerungen
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– Zugänglichkeit zu politischer Aktion
– Anerkennung und Würdigung des zivilgesellschaftlichen Engagements
– Reflexionen über Aktivismus und Aktivierung
– Kritik an Aktionen und Zukunftsentwürfen
– Projektionsfläche für bestehende Vorbehalte
– Kollektivierung als Chance
– Beurteilung der konkreten Kampagne
– Reflexionen über die Ambivalenzen des Ernährungssystems
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Was ich am besten halt fand, war diese Kampagne, das mit [dieser Supermarktkette] halt und so, das – weil ich das gar nicht mitbekommen hab´, (…) – und das find ich ganz gut, dass, also das mal zu hören und (…) dass die das mal erzählen, also dass die dabei waren und von deren Sicht aus das mal zu hören, weil sonst hat man halt nicht so oft die Gelegenheit mit so Leuten von [dieser NGO] zu reden und das fand´ ich halt mal ganz gut, wie die zu dieser ganzen Sache stehen (…). (KAREN, Pos. 93–95)
Ja, ich weiß noch, wir hatten nämlich noch in der Pause weiterdiskutiert über das Thema, weil [eine Mitschülerin] und ich – wir waren halt voll dafür, sage ich mal, wir fanden das total gut und ich weiß noch die anderen waren, glaube ich, dagegen und dann gab’s halt in der Pause auch echt Diskussion darüber, weil wir nicht verstanden haben, was man daran halt negativ… – und natürlich ist das halt, was ich halt als negativen Punkt sehen würde, ist halt, dass die direkt gegen [die Supermarktkette] so geschossen haben, sage ich mal, aber irgendwer muss ja den Anfang machen und ich glaube, die meinten ja, dass die dann danach halt, glaube ich, mit ein paar Unternehmen halt auch Gespräche hatten, ich glaub´ mit [einer anderen Supermarktkette] oder so. Und dass es halt ja was gebracht hat und ich meine, die haben ja auch nicht mega ‘nen Schaden davongetragen und deshalb habe ich nicht verstanden, warum manchen so dagegen waren. (KAREN, Pos. 100)
Fand ich auch irgendwie komisch, dass man so ‘nem Unternehmen so große Probleme macht. Nur damit sie das ändern. Ich glaub’, es ist nicht der richtige Weg, also, dass man sie quasi dazu zwingt das zu ändern, anstatt tatsächlich zu zeigen: „Hey, es ist nicht gut, das sollte man vielleicht besser Machen“. (JAN, Pos. 79)
[Pia (Umweltaktivistin)] überzeugt mich einfach mehr, wenn sie was erzählt, wenn sie sagt: ‚Wir (...) waren dort und wir haben da zusammengearbeitet und wir haben dafür gesorgt, dass die Bedingungen besser werden.‘ Und deswegen, das überzeugt mich einfach mehr und das steht – also es strahlte einfach ((lacht)) was Positiveres aus, so. (ANNA, Pos. 200)
Also, ich habe so oder so ein gutes Bild von [dieser Umweltschutzorganisation], die leisten extrem gute Arbeit und das alles freiwillig und ohne, dass die dafür Geld bekommen (…). Da habe ich auf jeden Fall ein gutes Bild von und auch Respekt vor und [Pia (Umweltaktivistin)] als Person, das war halt für mich so ‘ne typische Umweltaktivistin, die dann wirklich, die einfach nicht, glaub’ ich, über andere Standpunkte nachdenkt. (TINA, Pos. 107)
Wenn man [den Namen dieser NGO] hört, die haben halt so’n – ich sag’ jetzt – ich will nicht sagen ‚Ruf‘, aber dass man mit denen viel das Extreme in Verbindung bringt mit solchen Gruppen. Und das Gefühl hatte ich bei ihr einfach nicht. Es war so, sie hat sich vorgestellt, sie hat uns, was ich super fand, halt einfach nicht ihre Meinung quasi dazu so aufgedrängt, sondern sie hat es uns ganz normal, sachlich erklärt und das ist halt irgendwie auch wichtig, finde ich. Weil man kann sich halt sonst nicht wirklich ‘ne eigene Meinung bilden. So wenn man schon merkt, okay, diese Person möchte, dass du das denkst und dass du das denkst, dann bin ich dazu geneigt sonst auch dagegen zu sein, weil ich einfach nicht dafür sein möchte so. Weil ich nicht die Chance habe, mir ein eigenes Bild zu machen. Deswegen – das fand ich super. (ANNA, Pos. 123)
Ich hatte von [der NGO] schon eher Vorstellungen, dass die eher so Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum da schützen und gar nicht so auf so Betriebe jetzt eingehen, aber hat man dann ja doch auch so kennengelernt. (JENDRIK, Pos. 134)
Ohne dieses Projekt würde ich wahrscheinlich niemals mit Leuten von [dieser NGO] reden oder irgendwie so im intensiven Gespräch stehen. Das hat auf jeden Fall gezeigt, wie die Meinungen da wirklich sind. Also, wie stark die dafür kämpfen. Also wirklich kämpfen. (LENA, Pos. 215)
Ich fand das mit [der NGO] super cool, muss ich sagen, das fand ich von der ganzen Unterrichtseinheit, glaube ich, am besten. (…) Die haben ihre Meinung so gesagt und ihr Konzept und ich finde von [dieser NGO] hört man nicht so extrem viel als Jugendlicher und da war das mal so wirklich so ein Einblick von denen, wie das da überhaupt läuft und wie ihre Vorstellungen dazu sind. (OLIVIA, Pos. 89–91)
Wenn man [den Namen dieser NGO] hört… – die haben halt (…), ich will nicht sagen „Ruf“, aber dass man mit denen viel das Extreme in Verbindung bringt, mit solchen Gruppen. Und das Gefühl hatte ich bei ihr einfach nicht. (ANNA, Pos. 123)
Und allgemein find´ ich [diese NGO ist] halt echt ‘ne ganz gute Sache, aber was ich halt schade finde ist, dass die sich halt nicht wirklich – die setzen sich zwar durch in einigen Kampagnen, wie ja bei [dieser Supermarktkette] jetzt, aber halt allgemein haben sie nicht so ein wirkliches Ansehen, finde ich, bei den Jugendlichen. (OLIVIA, Pos. 134)
Es ist wirklich jemand, der kommt aus der Nähe, man merkt so, ich bin in der Nähe dieser Person, es ist bei mir und ich muss jetzt auch selbst darüber nachdenken. (ANNA, Pos. 182)
Ich find’, man sollte auch ‘n bisschen Respekt davor haben, dass die sich halt damit befassen und dass die halt auch ihre Freizeit dafür opfern, sage ich mal, um sowas zu machen. Und letztendlich ist es ja auch für die Allgemeinheit. Also die denken ja nicht nur an sich und sagen: „Ja, ich bin jetzt Vegetarier oder so und ich möchte nur, dass es kein Fleisch gibt, weil die Tiere leiden“, es geht hier auch um den Klimawandel und der Klimawandel betrifft ja alle. (KAREN, Pos. 120)
Ich finde es stark, dass man sich da so für einsetzt. Also, ich bin auch der Meinung, dass man wirklich etwas tun sollte. Also man kann jetzt nicht nur sitzen und reden, das machen ja alle. Sitzen und reden und sagen: ‚Okay, so ist es und das sollte man tun.‘ Aber es geht ja darum, was man dann wirklich macht. Man kann ja reden, aber das bringt einfach ja nichts. Es ist, also, man kann zwar andere Leute von etwas überzeugen, aber, ob was in Bewegung gesetzt wird, ist halt eine andere Frage. Und das ist halt ein Weg, das wirklich Leuten einzuhämmern. Das ist zwar krass, also echt krass, finde ich, aber auch ein Weg. (LENA, Pos. 221)
Ich finde, man kommt halt echt nur an die Gesellschaft, wenn man das ein bisschen radikaler macht. Und nicht nur so flüchtig hier so. Wenn ich das in jeder Unterrichtsstunde mit reinbringe, nimmt doch auch niemand im Endeffekt irgendwas mit. Wenn ich jetzt wirklich mal an so einem konkreten Beispiel hier zeige, hier so Zack, wie bei [dieser Supermarktkette], das fand´ ich halt ganz cool so. Weil dann hatte man wirklich so einen Einblick und hat das auch wirklich absolut verstanden und… – ich weiß nicht, da wurde einem dann auch klar, ok, so kann ich vorgehen, um irgendwas zu ändern. Und sie haben es ja geschafft, also ist es ja irgendwo was Gutes. (OLIVIA, Pos. 201)
Deswegen finde ich es gut, wenn solche Leute auch in der Stadt zum Beispiel informieren und auch diese Sachen zum Beispiel bei [der Supermarktkette] einfach durchziehen, bis sie was erreicht haben. Das finde ich extrem gut und auch bemerkenswert, da sollte man sich echt in manchen Punkten ein Beispiel drannehmen, dass man (…) sich auch mal einsetzt. (…) Ich find das hat so’n bisschen so diese (…) Ausrede von einem weggenommen. So, doch, du kannst auch was machen. Du kannst dich auch irgendwie mit vor [Filialen der Supermarktkette] stellen und dafür sorgen, das kann jeder machen (…). (TINA, Pos. 79–83)
Ich hatte eigentlich schon vorher so eine Meinung zu denen. Also ich find’ halt das, wofür sie stehen, ganz gut, aber die Maßnahmen sind dann fragwürdig. Das hatten die ja auch... wie hießen die nochmal, der Betrieb? (…) [Schmitts (Landwirt*innen)] haben das ja auch gesagt, dass die so von Veganern angegriffen wurden online. Und das finde ich dann auch so wieder in dem Motiv, dass man nur, weil man diese eine Meinung hat, jetzt mit irgendwelchen illegalen oder gewaltsamen Mitteln jetzt andere dazu zwingt, die auch anzunehmen, anstatt tatsächlich zu zeigen, ja das ist gut, was wir vertreten. (JAN, Pos. 89–91)
Und negativ habe ich halt diesen einen Punkt vor allen Dingen aufgefasst, das ging mir da einfach zu leicht dieses Denken, dass sie gesagt hat, dass theoretisch ja alle Betriebe nur die Hälfte produzieren und dann wäre ja alles viel besser für die Tiere und dann wäre alle Probleme gelöst. (…) So einfach denke ich das dann ja nicht, weil irgendwie müssen ja auch 81 Millionen Menschen in Deutschland ernährt werden und wenn das so zurückgeschraubt werden würde, dann müssten wir wiederum Nahrungsmittel aus anderen Ländern kaufen und das wäre dann ja auch wieder schlecht für die Umwelt und da sind die Bedingungen ja nicht unbedingt besser. Ich würde sogar echt sagen, dass wir in Deutschland ja schon ziemlich viele Normen dazu haben. (JENDRIK, Pos. 138)
Ich finde es sehr gut, dass sie sich daran hält, aber ich glaube, dass sie in manchen Punkten eben so ist, dass sie sagt, „Wieso, mach doch einfach. Mach die Massentierhaltung weg, mach Weidenhaltung! – fertig. So, dann ist doch alles schöner.“ Ja natürlich wär’s schöner, aber es ist leider nicht möglich. Ich glaub‘, jeder fände das schöner so. Aber wenn’s nicht möglich ist, dann muss man eben auch wie [Schmitts (Landwirt*innen)] zum Beispiel, das nachvollziehen können, warum die eben so ihren Hof führen. Und das (…) hat mir manchmal bei [Pia (Umweltaktivistin)] so’n bisschen gefehlt, dass sie (…) dieses Verständnis für die einzelnen Personen nicht so aufweisen konnte, sondern eher so ihre Meinung vertreten hat, was natürlich auch einerseits sehr stark ist, aber andererseits auch nicht richtig ist, finde ich, wenn man so eine starke Meinung vertritt. Dann muss man sich eben auch in die Menschen, die mit den Konsequenzen am meisten leben, (…) hineinversetzen. (TINA, Pos. 121)
Es gibt einfach Menschen, ohne dass ich ihr da jetzt was unterstellen will oder so, die einfach so… davon ausgehen, „ja, mach’s doch einfach, mach doch einfach Weidenhaltung, mach doch einfach.“ (…) Das möchte ich jetzt natürlich nicht bei [der ganzen NGO] unterstellen oder so ((lacht)), aber vielleicht gibt es auch einzelne, die einfach so denken und da nicht drüber nachdenken, wie ist denn das eigentlich? Können die das einfach so machen? Haben die das Land dazu? Haben die die Möglichkeiten dazu? Dass die über sowas dann halt nicht nachdenken. (TINA, Pos. 77)
Ich verstehe das auf jeden Fall. (…) Ich würde das auch unterstützen. Ich finde es auch gut. Aber ich kann mich selber als Person und (…) als Konsument einfach nicht da rausziehen und sagen, dass ich jetzt nachhaltig leben könnte oder nachhaltig bin. (…) Da kann ich mich einfach nicht komplett mit identifizieren. (…) Also ich verstehe die Situation auf jeden Fall. (…) Das ist halt so ein Zwiespalt immer. (OLAV, Pos. 190–196)
Dann kann auch die Politik (…) Gelder senden, dass das dann auch funktionieren kann und als Konsument ist es relativ schwierig da wirklich etwas zu bewirken. Sonst wird das so weiterlaufen. Jeder kann nur natürlich für sich ordnen, aber im Prinzip muss es so eine Allgemeinheit sein. (…) Sonst läuft das nicht, glaube ich. Und am wichtigsten ist es, glaube ich doch, dass man sich politisch (…) irgendwie da betätigt. Dass man versucht, da was zu bewirken wirklich. So, ich weiß nicht, man muss jetzt ja nicht unbedingt sich da vor den [Supermarkt] stellen, oder sowas. Das kann man natürlich machen. Das finde ich auch ganz toll, wenn man sich da wirklich reinhängt und sagt: ‚Wir müssen das anders machen.‘ Aber (...) ich glaube, man sollte auf jeden Fall anfangen, drüber zu reden, sich seine Meinung bilden und versuchen, das bestmögliche zu machen. So, von sich aus. (LENA, Pos. 210–212)
Das Problem ist halt, als Einzelmensch kannst du halt nicht viel erreichen und wenn man sich halt so in so ‘ne… – deswegen fand ich [die Umweltschutzorganisation] halt eben cool, weil die sich zusammengeschlossen haben, um was zu erreichen, das ist ja das Ziel, dass die was verbessern wollen und das fand ich für meine Position, und allgemein was ich da alles mitgenommen hab’, entscheidend und auch durch die ganze Unterrichtseinheit ist mir das halt so ‘n bisschen bewusst geworden, finde ich. Dass man sich halt wirklich in ‘ner Gruppe zusammenschließen muss und radikal vorgehen muss und nicht nachlassen kann. (OLIVIA, Pos. 153)
dass die Meinungen ziemlich gespalten waren, also, dass es wirklich eine diskutable Sache ist. Also, dass Leute entweder das gänzlich befürworten oder sagen: ‚Es ist in Ordnung, es ist wichtig, dass es Leute so machen.‘ Auch, wenn man sich jetzt nicht unbedingt dazustellen würde. Oder eben, dass man sagt: ‚Das geht gar nicht, (…) man kann sich nicht so verhalten. Das entspricht nicht unserer Norm‘ –irgendwie, ‘ne? (LENA, Pos. 208)
Es gibt, glaub’ ich, so ‘ne getrennte Meinung: Einige Menschen lehnen sich halt zurück in ihren Sessel und sagen: ‚Ja, das klappt schon irgendwie, das ist ja ‘n Prozess, der läuft vielleicht von selber", aber einige so, glaube ich, haben sich auch meiner (…) Meinung so ‘n bisschen angeschlossen, dass man da so ein bisschen nachhaken muss. Dass man ein bisschen tiefer in die Wunde, so ein bisschen reinbohren muss und sagen muss: ‚Hier, das ist falsch, was ihr macht, ihr müsst es ein bisschen anders machen.‘ Und ich glaub’ schon, dass das ‘ne Bedeutung hat für einige in der Position so. (…) Ja, deswegen fand ich‘s auch eigentlich ganz cool, also dass wir das gemacht haben. Es hat sich halt schon gezeigt, wer, glaub’ ich, später, oder wer so ‘n bisschen so charaktermäßig so ‘n bisschen zeigt, dass er sich dafür einsetzen möchte. (OLIVIA, Pos. 149–153)
Klar ist das für die eigenen Besitzer, wenn die davor stehen, schon so ein bisschen nicht schön und auch für die Verkaufszahlen dann, glaube ich, nicht mehr so ganz so gut. Aber ich finde, du kommst halt an die Gesellschaft nicht anders ran. Weil in der Zeitung ist es halt so, das liest jeder flüchtig durch, aber im Endeffekt macht man halt eh nichts, man kauft immer noch das gleiche Fleisch und niemand ist über die Folgen wirklich aufgeklärt und deswegen fand ich das eigentlich ganz gut, dass die sich wirklich konsequent nach vorne gestellt haben und sich wirklich radikal so ein bisschen durchgesetzt haben. Und ich find’ das kommt halt deutlich besser an in der Gesellschaft. (…) Die haben sich da so gut durchgesetzt, die haben sich gar nicht klein machen lassen, sondern wirklich: „Hier, das ist schlecht!“, und sie haben damit ja auch was erreicht, so. (OLIVIA, Pos. 103)
Fand ich auch irgendwie komisch, dass man so ‚nem Unternehmen so große Probleme macht, nur damit sie das ändern. Ich glaub’, es ist nicht der richtige Weg, also, dass man sie quasi dazu zwingt, das zu ändern (…). Ich finde halt, das Problem liegt eher bei den Unternehmen, dass sie diese moralischen Aspekte nicht in Betracht ziehen und wenn man jetzt mit [der NGO] da ankommt und die dazu zwingt, das so zu machen (…), dann weiß man halt, dass die das nicht gemacht haben, weil die das wirklich wollen, sondern halt, weil die einfach kein Problem mit [der NGO] haben wollen ((lacht)) – so nach dem Motto. (JAN, Pos. 79–83)
Aber da stechen dann natürlich negative Betriebe ziemlich schnell heraus und das hat, haben die auf dem Hof ja auch gesagt, dass die eben unter diesen Vorurteilen leiden, wenn irgendein Betrieb halt wirklich was ziemlich schlecht macht, dass dann direkt alle über einen Kamm geschert werden. (JENDRIK, Pos. 140)
Ich meine im Prinzip haben sie halt recht, aber ich finde sowas ist einfach, äh, ja ich weiß auch gar nicht, ob das überhaupt legal ist, sowas zu machen. Weil ich (…) finde, es ist halt einfach schon ein bisschen Rufmord, so. (OLAV, Pos. 174–176)
Wenn sich Leute angegriffen fühlen, dann sollen sie halt reingehen und sich damit nicht auseinandersetzen. (…) Jeder Mensch ist halt in seine eigene Richtung ein bisschen ego, würde ich jetzt sagen. (OLIVIA, Pos. 120–122)
Sie hat einem so’n bisschen diesen negativen Aspekt davon gezeigt (…). Es ist natürlich cool, wenn man so Sachen von der ganzen Welt sich einfach kaufen kann, irgendwelche Produkte usw. und dass alles so vernetzt ist, aber es eben auch ’ne negative Seite hat, weil das unfassbar die Umwelt belastet. (TINA, Pos. 99)
Dass diese moralischen Aspekte ziemlich außer Acht gelassen werden von diesen Unternehmen. Dass man mit der bloßen Tatsache, dass man denen das zeigt, dass es schlimm ist, nicht wirklich geändert wird, dass (…) die Produktion quasi wirklich nur auf den Profit aus ist und auf diese Massenproduktion. (JAN, Pos. 105)
8.2.2.3 Epistemische Aktivitäten und Muster in der Sinnbildung im Zuge außerschulischer Begegnungen
Hauptkategorie
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Subkategorien 1
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Subkategorien 2
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K6:
Epistemische Aktivitäten und Muster in der Sinnbildung
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K6.1 Perspektivenübernahme und -koordination
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K6.2 Integration der eingebrachten Perspektive in die eigene Sichtweise
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– Bestätigende und erweiternde Decodierung
– Die außerschulischen Begegnungen als Referenz und Evidenz: Plausibilisierung und Projektion
– Emotionale Involviertheit: Solidarisierung und affektive Abwehr
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K6.3 Selbstbezug, Selbstreflexion und Selbstvergewisserung
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– Abgleich mit den eigenen Vorstellungen angesichts konfligierender Rationalitäten
– Anforderungen an das eigene Handeln
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Sie haben gar nicht so unterschiedliche Ziele, es sind einfach nur andere Prioritäten. (…) Ich glaube, dass die [Schmitts (Landwirt*innen)] und [Pia (Umweltaktivistin)] eigentlich (…) ein ganz gutes Team ((lacht)) wären, weil ich denke, dass sie im Grund genommen, gleiche Sachen wollen. (ANNA, Pos. 186)
Einerseits muss man natürlich auch differenzieren zwischen konventionellen Betrieben und Bio-Betrieben. Zum Beispiel jetzt die eine Aktion, von der berichtet wurde, war dann ja das mit dem Fleisch. Das ist natürlich eine Aktion auch gegen die Produzenten von diesem Fleisch. Also auch gegen die Landwirtschaft, so. Gegen solche Viehbetriebe eben. Und (...) andererseits, während sie natürlich auch dafür kämpfen, dass mehr Bio produziert wird, so. Und dass mehr für die Umwelt getan wird. Und ich denke, das hilft den Bauern, Mut zu fassen und mitzuwirken. In erster Linie wird das natürlich erstmal schwierig da einzusteigen, sich zu orientieren, aber – (...). Also, in Zukunft wird es dann aber – … werden sie wahrscheinlich doch auf eine Linie kommen, eine Zielgerade. (LENA, Pos. 87)
[Die NGO] will, dass diese Tiere gut behandelt werden, viel Platz haben und so. Und auf der anderen Seite stehen dann halt diese Landwirte, die das eben nicht machen können. Also die müssen ja auch ihr Geld verdienen und können es dann halt so nicht. Und dann werden die halt ja, dafür verurteilt, dass sie etwas machen/ nicht machen, was sie halt einfach nicht können (…). (JAN, Pos. 157)
Die einen sind halt die Produzenten, sage ich mal, von dem und sind halt sozusagen die – … nicht die Verursacher, aber halt die Leute, die halt sozusagen zum Klimawandel auch beitragen. Und ich find´ [die NGO] sind halt die Leute, die dagegen steuern, und dagegen was tun wollen. Und vielleicht haben die dadurch den Konflikt, dass die einen die anderen beschuldigen und sagen: ‚Ja, guck mal, wegen euch, weil ihr so und so produziert, sind hier so viele Abgase und deshalb geht’s unserer Erde schlecht‘, oder so und die anderen sagen: ‚Ja, guck mal, wir können aber trotzdem nichts dafür, es hängt ja auch von anderen Sachen ab‘, oder so. Also, das ist ja, ja, dass die sich halt – dass die halt gegeneinander – also gegenüberstehen und sich halt, äh, ja, gegeneinander halt sind. (ANNA, Pos. 192)
Man [hatte] ja schon so eine Anfangsposition (…) und die war..., dass mir das wohl bewusst ist, (…) dass man diese Bauern und nicht alles negativ sehen sollte. Und das hat der Besuch eben unterstützt und da konnte dann auch die [NGO]-Frau nichts mehr dran ändern, sag’ ich mal so. (…) Vielleicht auch weil die von [der NGO] das ja in ‘nem größeren Rahmen sieht und dass das geändert werden sollte und so, aber für den Bauern an sich (…) ist es ja nicht mal nur eben das jetzt so’n bisschen anders zu machen, das ist ja dann viel größer gesehen für die und eben auch wie gesagt mit der Existenz ja auch ein größeres Problem. (…) Dass man insgesamt zwar die Probleme sieht und dass man sagt, das muss irgendwie geändert werden, aber dass es eben nicht so einfach ist, das einfach umzuschwenken. (JENDRIK, Pos. 180)
Ich finde die [Schmitts (Landwirt*innen)] waren eigentlich schon ein Positivbeispiel für einen Milchviehbetrieb, weil ich denke, dass das sicherlich um einige schlimmere äh Sachen gibt, die man sehen kann oder wahrscheinlich nicht sehen kann, weil das natürlich dann nicht an die Öffentlichkeit gerät. (TINA, Pos. 69)Also was neu für mich war, oder was ich vorher nicht so gesehen hab’, war dass ich da schon fande, (…) dass es wirklich viele Tiere waren und dass es fast schon eng war. Und dann habe ich noch darüber nachgedacht, dass es eigentlich viel größere Betriebe noch gibt. (FRANZISKA, Pos. 99)
Also ähm... so am meisten finde ich, dass man regionale Bauern oder irgendwelche ja Läden Höfe sowas halt unterstützen, mehr unterstützen sollte, weil ich auch auf dem Bauernhof dann ja erfahren hab’, dass die manchmal echt so bangen müssen um ihre Existenz, weil die halt eher klein sind und dass ich dann das wichtig finde, dass man eher so auf regionale Sachen achtet und dann halt im Winter zum Beispiel keine Erdbeeren oder irgendwas kauft. (TINA, Pos. 33)
Es ist wirklich jemand, der kommt aus der Nähe, man merkt so, ich bin in der Nähe dieser Person, es ist bei mir und ich muss jetzt auch selbst darüber nachdenken. (ANNA, Pos. 182)
8.2.2.4 Zusammenfassung: Reflexions- und Sinnbildungsprozesse im Rahmen der außerschulischen Begegnungen
8.3 Diskussion
8.3.1 Diskussion der Ergebnisse
Je stärker eine Person sich in eine Situation involviert und von ihr betroffen fühlt, desto eher wird sie sich mit dieser und mit allen damit zusammenhängenden Informationen auseinandersetzen: So beeinflusst die persönliche Relevanz die Tiefe und Form der Auseinandersetzung und führt zu tieferen Verstehens- und Elaborationsprozessen (…). (Trempler & Hartmann, 2020, S. 1063)
Momente des Verstehens ereignen sich nicht tagtäglich. […] Sie sind gewissermaßen Inseln in einem Meer von Routine – und genau hier liegt ihre Bedeutung für die Schule, hier verlangen sie sowohl professionelle Aufmerksamkeit wie entsprechende sie begünstigende Arrangements. (Combe & Gebhard, 2012, S. 228)
in ihren didaktischen Möglichkeiten auch überschätzt [werden], indem sie zufällige und auf den Einzelfall bezogene Eindrücke bergen, (…) nicht zwangsläufig verallgemeinerbare Informationen verfügbar machen, während komplexe Zusammenhänge oder auch systemische Konfliktursachen (…) nur schwer zugänglich sind. (Weber, 2019, S. 98 f.)