1. Introduction

Dieses Kapitel vertieft die komplizierte Dynamik zwischen der Verbreitung von Normen und der Verfolgung von Interessen in der Außenpolitik der Europäischen Union (EU) und Chinas. Darin wird untersucht, wie sich die Förderung von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit durch die EU mit ihren geopolitischen Ambitionen überschneidet, insbesondere im Lichte jüngster globaler Ereignisse wie dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine. In ähnlicher Weise untersucht er Chinas wachsenden Einfluss auf die Weltordnungspolitik und hebt seine Förderung von Normen wie "harmonische Welt" und "Schicksalsgemeinschaft" hervor, die von chinesischen Werten wie Souveränität und gegenseitigem Nutzen getragen werden. Das Kapitel stellt das Konzept der normativen Macht vor, das ursprünglich von Ian Manners konzipiert wurde, und wendet es sowohl auf die EU als auch auf China an, indem es ihre Ansätze zur Verbreitung von Normen, die von ihnen angewandten Mechanismen und die Ergebnisse ihrer Bemühungen vergleicht. Außerdem werden die Wechselwirkungen zwischen der EU und China in multilateralen Institutionen wie der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB), dem Pariser Abkommen (PA) und dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UNHRC) untersucht. Die Analyse zeigt, dass sowohl die Praktiken der EU als auch Chinas zur Verbreitung von Normen maßgeblich von ihren internen und externen Interessen geprägt sind und dass internationale Normenstrukturen an sich ein Produkt der Politik unter internationalen Akteuren sind. Das Kapitel argumentiert, dass das Verständnis der Dynamik zwischen Normen und Interessen entscheidend ist, um die sich entwickelnde Landschaft der Global Governance zu verstehen.