Skip to main content

07.06.2023 | Investor Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Berichterstattung lässt viele Fragen offen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Es gibt zahlreiche Offenlegungspflichten und Reporting-Standards, die für Transparenz sorgen sollen. Eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt jedoch, dass es dennoch Informationdefizite unter anderem bei den Finanzkennzahlen, der Rechnungslegung, dem Wettbewerb sowie zu Nachhaltigkeitsthemen gibt.

Für große, an der Börse gelistete Unternehmen ist die Offenlegung von Informationen Pflicht, für andere Betriebe aber meist nicht weniger wichtig. Denn anhand der dort vorgelegten Zahlen und Daten entscheiden Investoren, Banken und große Kunden, wie sie ihre Geschäftsbeziehung künftig gestalten wollen. In sogenannten Conference Calls stehen Vorstand oder Geschäftsführung Finanzanalysten Rede und Antwort. Dort zeigt sich, ob das Reporting das liefert, was die Experten wirklich interessiert. 

Empfehlung der Redaktion

2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Grundlagen, Management und Entwicklungslinien der Kapitalmarktkommunikation

Die Kapitalmarktkommunikation dient der Pflege der Beziehungen zu finanziellen Anspruchsgruppen eines Unternehmens sowie bedeutenden Zwischenzielgruppen. Sie umfasst die Aufgabengebiete der Investor Relations und Finanzkommunikation und wird in der Regel durch die Investor-Relations- und Kommunikationsabteilung gemeinsam mit der Unternehmensleitung wahrgenommen. Der Beitrag beschreibt die Entwicklung der Kapitalmarktkommunikation in der Praxis. Basierend auf einem Überblick über die interdisziplinäre Forschung zu Finanzkommunikation und Investor Relations wird das Management der Kapitalmarktkommunikation als strategische Kommunikationsfunktion erläutert.

Gap zwischen bilanziellem Eigenkapital und Unternehmenswert

"Spätestens seit der Finanzkrise 2008/09 erfährt die kapitalmarktorientierte Unternehmenskommunikation, welche sich traditionell auf die periodische und regulierte Finanzberichterstattung bezogen hatte, eine zunehmende Ergänzung um nichtfinanzielle Unternehmensberichte", schreibt Patrick Velte im "Handbuch Controlling" auf Seite 1213. Dazu zählt der Springer-Autor Corporate Governance-, Vergütungs- sowie Nachhaltigkeitsberichte. "Hintergrund ist die zunehmende Lücke zwischen dem bilanziellen Eigenkapital und dem Unternehmenswert, die durch eine außerbilanzielle, nichtfinanzielle Berichterstattung abgebaut werden muss. 

Unabhängig davon erfreut sich die freiwillige Publikation von Nachhaltigkeitsberichten nach (inter)nationalen Rahmenwerken (zum Beispiel nach den Standards der Global Reporting Initiative) einer steigenden Beliebtheit am Kapitalmarkt. Infolge der zunehmenden Bedeutung der nichtfinanziellen Berichterstattung und der Vielfalt an Berichtsformaten sind Redundanzen und Widersprüche in der Berichterstattung vorprogrammiert, welche mit einer eingeschränkten zeitlichen und zwischenbetrieblichen Vergleichbarkeit verbunden sind", erläutert Velte auf Seite 1214.

Informationslücken bei diversen Themenfeldern

"Die größten und für alle Industrien konstantesten Informationsdefizite bestehen für die Themen Finanzkennzahlen, Produktion und Nachfrage sowie zukünftige Auswirkungen", hat Anna Nowotsch in einer umfassenden Untersuchung im Rahmen ihrer Masterarbeit herausgefunden. "Hohe, aber mit der Zeit abnehmende Informationsdefizite treten bei den Themen Rechnungslegung und Wettbewerb auf." Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat über 300.000 Fragen mithilfe eines computergestützten Textanalyseverfahrens ausgewertet, die in Conference Calls der STOXX-Europe-600-Unternehmen der Jahre 2003 bis 2022 gestellt wurden.

Passend zur steigenden Relevanz der grünen Transformation beobachtete die Forscherin zudem wachsende Defizite bei Informationen rund um Nachhaltigkeit wie Erneuerbare Energien und CO2-Emissionen. Im Gegenzug sinkt der Informationsbedarf für das Thema Fossile Energien und Atomkraft. Diese Datenlücken sollten Unternehmen zum Anlass nehmen, ihre Kapitalmarktkommunikation anzupassen, so Nowotsch. Auch die Offenlegungsvorschriften sollten mit Blick auf die Themen und Adressaten überarbeitet werden.

Gerade bei ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekten (Environment, Social und Governance, kurz ESG) wachsen die Ansprüche der Stakeholder, stellt auch Patrick Velte fest: "Infolge der steigenden Bedeutung von institutionellen Investoren, welche die ESG-Performance von Unternehmen in ihr Entscheidungsverhalten einbeziehen, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten eines Business Case for Sustainability." Hierbei bestehe die Möglichkeit, dass Firmen bei einer hohen Nachhaltigkeitsperformance auch ihren Unternehmenswert steigern. 

Integriertes Reporting richtet sich an alle Stakeholder

Dabei plädiert der Springer-Autor für ein integriertes Reporting und führt aus (Seite 1215): 

In diesem Sinne besteht die Zielsetzung des integrierten Berichts darin, den Wertschöpfungsprozess des Unternehmens aus kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive zu erläutern. Die Berichterstattung richtet sich an alle zentralen Stakeholder-Gruppen des Unternehmens, wobei die Eigenkapitalgeber im Fokus stehen. Neben qualitativen Informationen kommt der quantitativen Aufbereitung des integrierten Berichts, zum Beispiel durch die Angabe von Key Performance Indicators, eine besondere Bedeutung zu. Neben vergangenheitsorientierten Informationen sollen zukünftige Erfolgspotenziale aus holistischer Sicht aufgezeigt werden."

Der integrierte Bericht verstehe sich als Vernetzung zwischen der traditionellen Finanzberichterstattung und der vielfältigen nichtfinanziellen Publikationsinstrumente von kapitalmarktorientierten Unternehmen.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

18.04.2023 | Investor Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Verräterische Manager-Stimmen