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2021 | Buch

Islamdebatten im Deutschen Bundestag 1990–2009

Eine Habitusanalyse zur Formierungsphase deutscher Islampolitik

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Über dieses Buch

Sowohl anhand einer Vollerfassung aller Bundestags-Drucksachen und Plenarprotokolle aus den Jahren 1990-2009, in denen von Islam oder Muslim*innen die Rede ist, als auch anhand einer Habitusanalyse von vier ausgewählten Debatten – zum „Asylkompromiss“ 1993, zu einer außenpolitischen Islamkonferenz 1995, zur Streichung des Religionsprivilegs 2001 und zur Einsetzung der Deutschen Islamkonferenz 2006 – wird in diesem Buch herausgearbeitet, wie die Kategorien „Islam“ und „Muslim*innen“ von den Abgeordneten konstruiert werden. Dabei zeigt sich unter anderem, dass Muslim*innen durchgehend als Eingewanderte betrachtet werden, während der Islam mit potenzieller Bedrohung assoziiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Ende November, Anfang Dezember 2018 ging eine Blutwurst durch die deutsche Medienlandschaft. Was war geschehen? Beim Abendempfang zur Auftaktveranstaltung der vierten Runde der Deutschen Islamkonferenz war eben jene Wurst Teil des Buffets. Da dieses Stück Kölner kulinarischer Kultur nicht bloß aus Schweinefleisch, sondern – dem Namen gemäß – auch aus Schweineblut hergestellt wird und somit gleich doppelt den islamischen Speisevorschriften widerspricht, wurde dies dem gastgebenden Bundesinnenminister Horst Seehofer als Mangel an Fingerspitzengefühl ausgelegt.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 2. Die Plenarprotokolle und Drucksachen des Deutschen Bundestages
Zusammenfassung
Grundlage dieser Arbeit ist die Gesamtheit derjenigen Drucksachen und Plenarprotokolle aus den Wahlperioden 12 bis 16 (1990 bis 2009), in denen mindestens einer der Suchbegriffe islam*, muslim*, moslem* oder mohammedan* vorkommen.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 3. Theorie und Methode
Zusammenfassung
Die sozialtheoretische Grundlage dieser Arbeit ist die Praxeologie Pierre Bourdieus in der von Heinrich Schäfer (2015, 2020) entwickelten relational-dispositionalen Lesart. Diese bietet sich aus drei Gründen an, um die in der Einleitung genannte Fragestellung zu bearbeiten. So legt die relational-dispositionale Lesart von Bourdieus Theorie, erstens, den Fokus auf die Sinntransformationen der Akteure und eignet sich damit hervorragend, um gerade die Objektivierung von MuslimInnen und Islam in den Blick zu nehmen.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 4. Islam und Asyl
Muslime im „Asylkompromiss“ – 26. Mai 1993
Zusammenfassung
Am 26. Mai 1993 herrschte in Bonn Ausnahmezustand. Tausende DemonstrantInnen waren gekommen, um gegen die an diesem Tag im Bundestag stattfindende Debatte zum Asylrecht zu demonstrieren. Sie blockierten den Zugang zum Regierungsviertel und versuchten, nicht nur Abgeordnete, sondern auch JournalistInnen und MitarbeiterInnen vom Betreten abzuhalten.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 5. Islam und Außenpolitik
Klaus Kinkels geplante Islam-Konferenz – 22. November 1995
Zusammenfassung
Während die 2006 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble initiierte Deutsche Islamkonferenz mittlerweile (Stand: Februar 2019) in die vierte Runde gegangen ist, ist kaum mehr bekannt, dass dieses Format nicht der erste Versuch war, mit dem der deutsche Staat in einen offiziellen „Dialog mit dem Islam“ treten wollte. Vielmehr hatte die deutsche Regierung bereits elf Jahre vor Schäubles Initiative eine Islamkonferenz geplant, die jedoch nie zustande kam.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 6. Islam und innere Sicherheit
Die Streichung des Religionsprivilegs – 9. November 2001
Zusammenfassung
Der 11. September ist heute in erster Linie nicht etwa als Jahrestag der Erstveröffentlichung von Karl Marx’ Das Kapital (Marx 1867), als Jahrestag des Putsches von Augusto Pinochet in Chile 1973 oder als diada nacional de Catalunya bekannt, sondern vor allem (und sicher für Viele ausschließlich) als Jahrestag der 2001 an diesem Datum von Mitgliedern der Terrororganisation Al Qaida verübten Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington, DC – auf den Tag genau 60 Jahre nach der Grundsteinlegung des letztgenannten.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 7. Islam und Integration
Die Deutsche Islam Konferenz – 28. September 2006
Zusammenfassung
Am 27. September 2006 fand die erste Sitzung der Deutschen Islamkonferenz (DIK) statt. Das vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) initiierte Gesprächsforum war ursprünglich auf eine Dauer von zwei bis drei Jahren angelegt und sollte „zu einer verbesserten religions- und gesellschaftspolitischen Integration der muslimischen Bevölkerung in Deutschland beitragen.“ Entgegen der ursprünglichen, auf drei Jahre begrenzten Planung befindet sich die Konferenz mittlerweile (Stand: 2019) in der vierten Phase.
Sebastian Matthias Schlerka
Kapitel 8. Fazit
Zusammenfassung
Am Anfang dieses Buches stand die kurze Anekdote einer Blutwurst, die bei der Auftaktveranstaltung zur vierten Runde der Deutschen Islamkonferenz serviert wurde. Daraus wurde nach und nach die Frage entwickelt, wie der Islam und MuslimInnen von Abgeordneten des Deutschen Bundestages wahrgenommen, wie sie objektiviert werden. Nun, am Ende des Buches, kann diese Frage beantwortet werden.
Sebastian Matthias Schlerka
Backmatter
Metadaten
Titel
Islamdebatten im Deutschen Bundestag 1990–2009
verfasst von
Sebastian Matthias Schlerka
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-33725-4
Print ISBN
978-3-658-33724-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33725-4