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09.04.2021 | IT-Outsourcing | Interview | Online-Artikel

"Schneller von der Idee zur Umsetzung"

verfasst von: Christian Kemper

3:30 Min. Lesedauer

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Auf dem Weg in die Cloud können Banken und Versicherer auf IT-Dienstleister zurückgreifen. Dabei geht es nicht nur um den Datenschutz und die Regulatorik, sondern auch um strategische Entscheidungen. Welche das sind, erläutert Stephan Schmidt-Tank von Amazon Web Services im Interview. 

Springer Professional: Herr Schmidt-Tank, welche Arten von Finanzdienstleistungen lassen sich sinnvoll in die Cloud umziehen?

Stephan Schmidt-Tank: Die Cloud wird zu einem normalen Bestandteil der Technologiestrategie von Finanzinstituten. Wir beobachten, dass Versicherer, Banken und Zahlungsdienstleister neue Anwendungen in der Cloud entwickeln sowie bestehende Systeme migrieren. Sie nutzen die Cloud etwa im High Performance Computing, für digitale Vertriebskanäle, die Modernisierung ihrer Risikomanagement- oder Kernsysteme und um ihre Softwareentwicklung agiler zu machen. Zudem lassen sich dadurch neue Erkenntnisse aus vorhandenen und neuen Datenquellen gewinnen, die Kundenansprache über alle Kommunikationskanäle hinweg verbessern und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen optimieren. Europace, die Transaktionsplattform für Baufinanzierungen und Ratenkredite, nutzt zum Beispiel AWS als ergänzende Speicher- und Prozesslösung, um damit große Datenmengen weiterverarbeiten zu können. So erleichtert die Cloud die Verarbeitung von Beratungsunterlagen sämtlicher Finanzprodukte von Produktpartnern sowie von umfassenden Angaben zu den Finanzierungsanfragen.

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Cloud Technologies in Banking

Studying the features and prospects of using cloud technologies in world banking in recent years is of great relevance, as among banks, cloud technologies are becoming more popular, and in the field of financial services, the use of cloud-based solutions continues to expand.

Wo liegen die Vor- und Nachteile einer Vollintegration der IT in die Cloud?

Meist beginnen unsere Gespräche mit dem Thema Kosteneffizienz als Hauptmotivation. Jedoch sind am Ende andere Faktoren wie größere Agilität und höhere Geschwindigkeit in der Entwicklung und Implementierung neuer Lösungen für die Kunden wichtiger. Finanzdienstleister in Deutschland setzen auf die Cloud, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie haben erkannt, dass eine hohe Taktzahl an Innovationen für die Anpassung an ein neues Wettbewerbsumfeld und an sich schnell verändernde Kundenbedürfnisse entscheidend ist. Die höhere Agilität wird dadurch erreicht, dass Unternehmen mit der Cloud in der Lage sind, sehr schnell auf Technologien und Infrastruktur zuzugreifen. So kommt man deutlich schneller von der Idee zur Umsetzung und das kann natürlich wettbewerbsentscheidend sein. 

Können Sie uns das an einem Beispiel verdeutlichen?

Andsafe, eine Tochter der Provinzial, hat von dieser Dimension der Agilität profitiert. Dort wurde in nur sechs Monaten eine digitale Gewerbeversicherung von Grund auf entwickelt und alle dazu notwendigen Dienste kamen von AWS. Finanzinstitute migrieren jedoch auch ihre bestehenden Systeme in die Cloud, um agiler zu werden und gleichzeitig das Ausfallrisiko ihrer Systeme zu reduzieren und das Sicherheitsniveau anzuheben. So hat die Solarisbank ihre Banking-as-a-service-Plattform zu AWS migriert und ermöglicht es damit anderen Unternehmen eigene Bankdienstleistungen anzubieten sowie ihren Kunden Service-Schnittstellen zur Verfügung zu stellen, die als Bausteine für weitere Services verwendet werden können.

Welche aufsichtlichen Hürden gibt es bei der Zusammenarbeit mit einem Cloudanbieter?

Die AWS Cloud kann von deutschen Finanzinstituten im Einklang mit regulatorischen Anforderungen genutzt werden. Deutsche Aufsichtsbehörden, insbesondere die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank, verlangen hohe Sicherheits- und Compliance-Standards. Diese leiten sich maßgeblich aus den Auslagerungsrichtlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA), den Bankenaufsichtlichen und Versicherungsaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT und VAIT), den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) und dem Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) ab.

Wie weit ist die Finanzbranche in Deutschland bei der Nutzung von Cloud-Infrastrukturen?

Finanzdienstleister bauen seit rund fünf Jahren auf die AWS Cloud, auch hier in Deutschland. Seitdem konnten wir große Fortschritte bei der Nutzung unserer Cloud-Services beobachten. Diverse regulierte deutsche Banken und Versicherer wurden nativ in der Cloud gegründet und sind zu beträchtlicher Größe angewachsen. Natürlich betreiben auch große etablierte Finanzdienstleister wesentliche Auslagerungen auf AWS. Es freut uns dabei besonders, dass unsere Kunden die Technologien nicht nur dafür einsetzen, ihre IT zu modernisieren, sondern auch um ihre Betriebsprozesse und Geschäftsmodelle zu transformieren. So hat die Allianz Deutschland ihre KFZ-Versicherung in der AWS-Cloud neu aufgebaut, um durch eine nahtlose Integration von persönlichen Kontakten mit Bearbeitern und digitalen Betriebsabläufen einen besseren Kundenservice zu bieten.

Tipp: Wie der Weg in die Cloud führt, erfahren Sie im Bankmagazin 4/2021. Und ein Veranstaltungshinweis in eigener Sache: Am 22. April findet die 6. Konferenz für Finanztechnologie mit den Schwerpunkten Agilität und Cloud statt. Melden Sie sich jetzt noch für die virtuelle Teilnahme an unter bankmagazinlive.de!

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