Bundespräsident Köhler hat sich in seiner Rede beim Wirtschaftsforum der Kreissparkasse Tuttlingen am 30. November 2005 für die Wiederbelebung der Idee der Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivitätsvermögen ausgesprochen. Diese Anregung löste ein breites öffentliches — zumeist zustimmendes — Echo aus, so auch seitens der Regierungsparteien. Diese legten schließlich im Juni 2007 Vorschläge zur Förderung der materiellen Mitarbeiterbeteiligung vor.1 Die vielfältigen politischen Aktivitäten2 führen zu der Frage nach der betrieblichen Wirklichkeit oder genauer danach, warum diese bereits in das 19. Jahrhundert zurück reichende Idee bis dato keinen nachhaltigen Niederschlag in den Unternehmen gefunden hat. Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.
Seit langem schon versuchen Wirtschaftswissenschaftler, die zentralen Faktoren des Unternehmenserfolgs zu identifizieren. Vertreter der Erfolgsfaktorenforschung gehen davon aus, dass trotz der hohen Komplexität und starker Interdependenzen nur einige wenige Einflussgrößen über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden. Gelänge der Forschung die Entschlüsselung der betriebswirtschaftlichen Erfolgsfaktoren, würde sich das Management von Unternehmen drastisch vereinfachen (vgl. WOYWODE 2004, S. 15). Gerade im Hinblick auf die sich im Zeitalter der Globalisierung rasch ändernden Rahmendaten für Unternehmen, welche in immer kürzeren Zeitabständen strategische Anpassungsmaßnahmen erfordern, wäre die Identifikation eines Erfolgsrezeptes daher wünschenswert.
Wissen ist ein zentraler Produktionsfaktor von Unternehmen. Die steigende Zahl an Publikationen zum Thema Wissensmanagement in jüngsten Jahren dokumentiert die zunehmende Aufmerksamkeit, die den Methoden der Steuerung von Wissen im Unternehmen entgegengebracht wird. Folgt man dem Tenor der Fachliteratur, hängt die Zukunftsfähigkeit der Großunternehmen und immer mehr auch der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht nur von ihrer Ideenkraft und ihrem Vermögen ab, ihr Wissen zu mehren, sondern insbesondere auch von ihrer Fähigkeit, vorhandenes Wissen effizient einzusetzen.1 Letztgenanntes Ziel wird durch Wissensmanagement verfolgt.
Die Unternehmensfluktuation steht bereits seit längerem im Fokus der Wirtschaftspolitik, da mit Gründungen die Schaffung und mit Liquidationen der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden ist. In den letzten Jahren entwickelte sich aus einem zuvor wenig beachteten Aspekt der Unternehmensfluktuation, dem Neustart nach einem Scheitern, ein weiteres politisches Handlungsfeld (vgl. u.a. SIEGEL 2007, BMJ 2006, ZYPRIES 2006, PHILIPPE & PARTER/DE-LOITTE & TOUCHE CF 2002, BCG 2002). Hintergrund hierfür war der Zuwachs an existenzbedrohenden Krisen im Mittelstand. So wurden seit 1995 in Deutschland Jahr für Jahr rund 400.000 Unternehmen geschlossen, davon jährlich rund 20.000 bis 40.000 infolge eines Insolvenzantrags (vgl. Abb. 1).