2016 | OriginalPaper | Buchkapitel
Jenseits von Dichotomien Diversifikation von Männlichkeitskonstruktionen in Boys´-Love-dōjinshi
Diversifikation von Männlichkeitskonstruktionen in Boys´-Love-dōjinshi
verfasst von : Katharina Hülsmann
Erschienen in: Japanische Populärkultur und Gender
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Der Artikel beschäftigt sich mit der Konstruktion von Männlichkeiten in Boys’- Love(BL)-dōjinshi. Dabei werden dōjinshi als eine Form der archontischen Literatur verstanden, die den Künstler/innen erlaubt, auf vielfältige und gleichberechtigte Weise mit dem populärkulturellen Text zu interagieren. Japanische BL-dōjinshi werden hier außerdem als transkulturelle Fankultur verstanden, die sich parallel zum westlichen Genre der Slash-Fanfiction entwickelten. Im Gegensatz zur marginalisierten Form der Slash-Fanfiction im Westen ist das Genre Boys’ Love in Japan jedoch ein kommerzielles Genre geworden, das sich auch jenseits des Mediums dōjinshi großer Beliebtheit erfreut. Interessant für die Analyse von Genderkonstruktionen sind aber vor allen Dingen Werke, die der Fankultur entspringen, da diese als eine direkte Partizipation an populärer Kultur zu sehen sind. Besonders das Genre Boys’ Love bietet Frauen so einen Einstiegspunkt in die sonst homosozial-männlich dominierten Sphären von shōnen- und seinen-Manga, wodurch auch die Männlichkeitskonstruktionen der Ursprungswerke hinterfragt und verändert werden können. Konkret betrachtet werden im Artikel drei dōjinshi, die sich auf den seinen-Manga Berserk (1990 –) beziehen. Dabei werden insbesondere die Andeutungen und Leerstellen im Manga gezeigt, die die Autorin der untersuchten dōjinshi sich zu Nutze macht, um ihre eigene Interpretation der Figuren in das populärkulturelle Archiv des Mangas einzugliedern. Es wird gezeigt, dass eine neue, verletzungsoffene Männlichkeit konstruiert wird, die im Gegensatz zu der hegemonialen Männlichkeit des Protagonisten von Berserk steht. Außerdem unterwandern dōjinshi normative Genderkonstruktionen (etwa vom männlichen Subjekt und weiblichen Objekt), da männliche Körper in diesem Medium durch Zurschaustellung und Aneignung seitens der Künstlerinnen und Leserinnen zum Objekt werden, womit physiologische und ästhetische Bedürfnisse erfüllt werden können.