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2021 | Buch

Journalismus auf zwei Säulen

Drei Jahrzehnte Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen

herausgegeben von: Prof. Dr. Matthias Kurp, Prof. Dr. Bettina Lendzian, Udo Milbret

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Dreißig Jahre nach dem Start des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen bietet das Buch Rückblick und Ausblick zugleich. In dem Sammelband finden sich Beiträge von ehemaligen und aktuellen Verantwortlichen, also von Autorinnen und Autoren aus Medienpolitik, ‐wirtschaft und ‐aufsicht, aber auch aus den Bereichen Programm und Wissenschaft. Dabei geht es um eine kritische Bestandsaufnahme und um Szenarien, wie der Lokalfunk in Nordrhein‐Westfalen in der aktuellen publizistischen Breite und Vielfalt weiterentwickelt werden kann.Hinzu kommen eine Chronik sowie Übersichten mit Daten zu Veranstaltergemeinschaften, Betriebsgesellschaften und Chefredakteurinnen oder Chefredakteuren aller Lokalfunkstationen in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Rückblick

Frontmatter
Das Lokalfunk-Experiment
Gallisches Dorf im Gravitationsfeld großer Medienakteure
Zusammenfassung
Der Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen wurde 2020 dreißig Jahre alt. Im Rückblick scheint es so, als habe die von der SPD-Landesregierung Nordrhein-Westfalens zur damaligen Zeit ein Lokalfunk-Modell konzipiert, das zu kompliziert war, um eine Zukunft zu haben. Doch den Widerständen und negativen Prognosen zum Trotz: Das nordrhein-westfälische Zwei-Säulen-Modell hat sich über drei Jahrzehnte bewährt und stellt einen einzigartigen Versuch dar, lokale Öffentlichkeit(en) zu stärken.
Jürgen Büssow, Jörg-Uwe Nieland
Die Quadratur des Kreises
Zur Genese des Zwei-Säulen-Modells
Zusammenfassung
Das Zwei-Säulen-Modell im nordrhein-westfälischen Lokalfunk gilt als ordnungspolitisches Unikat: Es stellt den Versuch dar, die Quadratur des Kreises zu vollziehen. Gegensätze sollen in einem einheitlichen und funktionsfähigen System integriert werden. Letztlich geht es darum, Gewinn- und Gemeinwohlorientierung, also privatwirtschaftliche Entscheidungsautonomie und maßgebliche Einflussnahme gesellschaftlicher Kräfte durch ein komplexes Regulierungsmodell gleichermaßen zu gewährleisten.
Hans Gerd Prodoehl
Entwicklung und Bedeutung des Rahmenprogramms
Radio NRW als Voraussetzung für einen flächendeckenden Lokalfunk
Zusammenfassung
Das Rahmenprogramm des Zwei-Säulen-Modells für den Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen ist ein wesentlicher publizistischer und ökonomischer Erfolgsfaktor. Bei der Diskussion über das Für und Wider wird selten die Rolle der Radio NRW GmbH (Radio NRW) für den publizistischen und kommerziellen Erfolg des Lokalfunks berücksichtigt. In der Startphase war die Gründung und Etablierung von Radio NRW kein Selbstläufer.
Helmut G. Bauer
Der zweifache Schulterschluss
Betriebsgesellschaften als ökonomisches Novum in der Lokalfunk-Gründungsphase
Zusammenfassung
Die im Wesentlichen von Zeitungsverlagen getragenen Betriebsgesellschaften im nordrhein-westfälischen Lokalfunk sollten einerseits die lokalen Print-Werbemärkte nicht zu sehr angreifen und andererseits die Finanzierung von lokalen Hörfunkprogrammen ermöglichen. Die Zusammenarbeit zwischen den Betriebsgesellschaften und den für die Programme verantwortlichen Veranstaltergemeinschaften und Redaktionen aber verlief nicht immer reibungsfrei.
Werner Lauff
Balanceakt zwischen zwei Säulen
Auftrag und Rollen des Chefredakteurs im NRW-Lokalfunk
Zusammenfassung
Die entscheidende Verbindung zwischen Veranstaltergemeinschaft und Betriebsgesellschaft bildet im Zwei-Säulen-Modell des nordrhein-westfälischen Lokalfunks die Position der Chefredakteurinnen und Chefredakteure. Im Spannungsfeld zwischen Gemeinwohl- und Gewinnorientierung gilt es, sowohl die ökonomische als auch die redaktionelle Verantwortung zu übernehmen. Rolle, Funktion und Zuständigkeiten der Chefredaktion gehen in der Praxis weit über das im Landesmediengesetz festgelegte Mindestmaß hinaus.
Andrea Stullich
Qualität und Qualifizierung
Aus- und Weiterbildung zum Lokalfunk-Start
Zusammenfassung
Zum Start des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen fehlten vor dreißig Jahren qualifizierte Lokalfunk-Journalistinnen und -Journalisten. Gefragt waren lokale publizistische Kompetenz und das für den Hörfunk erforderliche Handwerkszeug. Ein eigenes Bildungszentrum und von der Landesrundfunkanstalt geförderte Qualifizierungsprogramme sollten Abhilfe schaffen. Aus- und Weiterbildung bleiben eine Daueraufgabe.
Ulrike Kaiser
Bürgerfunk als Vielfaltsreserve
Ein neues Beteiligungsmodell bringt die Systemlogiken durcheinander
Zusammenfassung
Der sogenannte Bürgerfunk war immer ein sehr umstrittenes Element des Zwei-Säulen-Modells für den Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen. Was ursprünglich politisch und finanziell stark gefördert wurde, verlor im Laufe der Zeit an Bedeutung – nicht zuletzt aufgrund reduzierter Mittel und mangels attraktiver Sendeflächen. Rückblickend ist Nordrhein-Westfalen das Bundesland, das am meisten mit seinen Bürgermedien experimentiert hat und die Fördermodalitäten in den vergangenen zwanzig Jahren am häufigsten verändert hat.
Bettina Lendzian

Zwischenbilanz

Frontmatter
Auch mit Lebenslügen kann man leben
Konsens-Modell und Dauerkonflikte in der Startphase
Zusammenfassung
Aus Sicht der Medienaufsicht war die für das Verhältnis von Veranstaltergemeinschaft und Betriebsgesellschaft im Zwei-Säulen-Modell des Lokalfunks erforderliche Statik häufig bedroht. Wenn über die Mittel für das Personal einer Lokalfunkstation, aber auch über die Mittel für das Programm gestritten wurde, avancierte die Landesmedienanstalt zum Mediator, der zugleich für Förderung und Kontrolle des Lokalfunks zuständig ist.
Norbert Schneider
Zukunft des Lokalfunks als Daueraufgabe
Konsens, Konflikte und Transformationsbedarf
Zusammenfassung
Der Antagonismus von Gemeinwohl- und Gewinnorientierung fordert allen Beteiligten des nordrhein-westfälischen Lokalfunk-Modells große Kompromissbereitschaft ab. Ein Konsens wurde bei vielen Konflikten, die in der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben auftauchten, nur mühsam erreicht. Im Rückblick zeigt sich ein ständiger und sehr dynamischer Prozess der Selbstvergewisserung und der Verständigung.
Jürgen Brautmeier
Media Governance
Das Zwei-Säulen-Modell: Mehr als ein nordrhein-westfälischer Sonderweg?
Zusammenfassung
Wird Governance als dynamisches Steuerungs- und Regelungssystem zur Koordinierung von Aufgaben zwischen mehr oder weniger autonomen Akteuren verstanden, lassen sich auf der Basis der Begriffe Prozess, Regulierung, Interaktion und Überschreitung von Organisationsgrenzen Stärken und Schwächen des Zwei-Säulen-Modells strukturell analysieren und Steuerungsmechanismen abstrahiert verallgemeinern.
Frauke Gerlach
Gestaltungsspielräume
Medienregulierung und lokale Vielfalt
Zusammenfassung
Das Zwei-Säulen-Modell für den lokalen Hörfunk in Nordrhein-Westfalen ist ein gleichermaßen innovatives wie anspruchsvolles Steuerungskonzept, das eine für den privatrechtlichen Rundfunk außergewöhnlich hohe Regelungsdichte aufweist. Wo liegen die Chancen und Entwicklungspotenziale, wo die Grenzen und Herausforderungen, um lokale Medienvielfalt in einer sich radikal ändernden Medienlandschaft durch angemessene Regulierung zu sichern?
Marc Jan Eumann
Das Verleger-Privileg
Die Rolle der Zeitungsverlage für den Lokalfunk
Zusammenfassung
Die Zeitungsverlage haben für die Regulierung und Finanzierung des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen eine zentrale Rolle gespielt. Die meisten Verlage besitzen ihre ursprünglichen Beteiligungen noch heute. Nur zwei größere Verlage haben ihr Engagement reduziert: Das Westfalen-Blatt fast alle Beteiligungen an den Konkurrenten Neue Westfälische (Bielefeld) verkauft und die Westdeutsche Zeitung (Wuppertal) hat ihre Beteiligung an die Rheinische Post (Düsseldorf) abgegeben.
Horst Röper
Spannungsfelder und Herausforderungen des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen
Das Verhältnis von Veranstaltergemeinschaft und Betriebsgesellschaft
Zusammenfassung
Nach einer ersten Phase, die durch großes Misstrauen geprägt war, fanden Veranstaltergemeinschaften und Betriebsgesellschaften des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen etwa zwei Jahrzehnte lang viele konstruktive Lösungen im Umgang miteinander. Inzwischen aber führen digitale Transformationsprozesse der Medien-Branche zu neuen Spannungsfeldern.
Horst Bongardt
Befragung in drei Wellen
Eine Lokalfunk-Langzeitstudie
Zusammenfassung
Arbeitsbedingungen, Selbstverständnis, soziodemographisches Profil sowie Berufszufriedenheit von und in Lokalfunk-Redaktionen galten lange als weitgehend unerforscht. Für den nordrhein-westfälischen Lokalfunk jedoch liegen Daten einer Langzeitstudie vor. Zu diesem Zweck wurden 1993, 2004 und 2018 Fragebögen an alle fest angestellten Lokalfunk-Journalistinnen und -Journalisten verschickt und deren Antworten wissenschaftlich ausgewertet. Die Analyse der Daten zeigt, wie sich das Berufsbild verändert hat.
Matthias Kurp

Ausblick

Frontmatter
Zukunftsszenarien für den Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen
Audio-Markt vor großen Umbrüchen
Zusammenfassung
Audio-Streaming und DABplus verändern den Hörfunkmarkt. Deshalb muss sich der nordrhein-westfälische Lokalfunk nach dreißig Jahren in seinem relativ geschützten „Biotop“ dem Wettbewerb stellen. Er muss sich (mit eigenen Kräften) neu (er)finden, allein mit einer langjährig konservierten und erfolgreichen „Wagenburgmentalität“ wird es nicht gehen. Das System muss immer wieder seine Funktionalität und Zukunftsfähigkeit überprüfen.
Tobias Schmid
Lokalfunk und Reichweitenentwicklung
Zehn Thesen für den Weg vom Radio- zum Audio-Markt
Zusammenfassung
Auf dem Weg vom Hörfunk- zum Audio-Markt müssen Reichweite und Vermarktung des nordrhein-westfälischen Lokalfunks ebenso optimiert werden wie Arbeitsprozesse, Auffindbarkeit, Geschäftsmodelle und Branding sowie die Verlängerung der Wertschöpfungskette in möglichst viele Online-Sektoren.
Sven Thölen
Existenzielle Herausforderungen
Wirtschaftliche Perspektiven und Anpassungsbedarf für den Lokalfunk
Zusammenfassung
Aus Sicht der Zeitungsverlage steht der nordrhein-westfälische Lokalfunk vor existenziellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Dafür sollen sich nach Meinung der Verlage Veranstaltergemeinschaften und Betriebsgesellschaften schneller und flexibler auf die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten ausrichten. Gefordert werden neue strukturelle und rechtliche Voraussetzungen, neue Wege der Programmproduktion sowie die Optimierung von Reichweitenpotenzialen.
Carsten Dicks, Uwe Peltzer
Journalisten, Redaktroniker, Manager?
Lokaljournalistische Ausbildungsinhalte der Zukunft
Zusammenfassung
In einer komplexer werdenden Medienwelt ist eine akademische und berufspraktische Ausbildung von Lokalfunkjournalistinnen und -journalisten wichtig, die gleichermaßen auf Fach-, Sach- und Vermittlungskompetenz sowie auf die Entwicklung von Sozialkompetenz setzt. Außerdem sind für Aus- und Weiterbildung Normen und Verhaltensstandards des Journalismus von großer Bedeutung, um der Gemeinwohlorientierung des Kulturgutes Journalismus gerecht zu werden.
Udo Milbret
Audio-Optionen für den Lokalfunk im Podcast-Zeitalter
Chancen und Risiken eines digitalen Ausspielweges
Zusammenfassung
Lange Zeit führten Audio-Podcasts ein Nischen-Dasein, gewinnen nun aber an Beliebtheit. Die Etablierung einer Strategie für Podcasts hat im nordrhein-westfälischen Lokalfunk allerdings noch nicht richtig Fahrt aufgenommen. Anfang 2021 verfügte nur etwa die Hälfte der nordrhein-westfälischen Lokalfunkstationen über eigene Podcast-Angebote.
Frank Überall
Ein Baustein der zukünftigen Kommunikationsarchitektur
Sieben Thesen zur Zukunft der Bürgermedien
Zusammenfassung
Bei lokalen Bürgermedien geht es um politische Bildung im Lokalen, um Medienkompetenz, um Partizipation und Meinungsvielfalt. Es geht im Kern auch um die Qualität kommunaler Demokratie. Bürgermedien müssen zugleich geschützte Räume und attraktive Ausspielwege bieten. Außerdem benötigen sie eigenes Marketing und Spielräume für lokale Communities.
Michael Steinbrecher, Stefan Malter

Aus der Praxis

Frontmatter
Drei Jahrzehnte Lokalfunk-Chefredaktion
Einblicke aus der Sicht der Redaktionsleitung
Zusammenfassung
Cordula Aßmann (Radio Hagen) und Jörg Bertram (Radio Bonn/Rhein-Sieg) gehören zu den Chefredakteuren in Nordrhein-Westfalen, die am längsten an der Spitze von Lokalfunk-Redaktionen agieren. Beide blicken zurück auf ihre Lokalfunk-Tätigkeiten in den vergangenen drei Jahrzehnten.
Cordula Aßmann, Jörg Bertram
Ein Kreis – ein Radioprogramm
Die Gründung der Westmünsterland-Welle im Rückblick
Zusammenfassung
Die Westmünsterland-Welle, später umbenannt in Radio WMW, begann ihren Sendebetrieb am 2. April 1992, also zwei Jahre nach dem Start von Radio Duisburg. Der Gründungschefredakteur Reiner Mannheims beschreibt wesentliche Entwicklungsschritte der Startphase in einem Flächenkreis.
Reiner Mannheims
Eine Redaktion – zwei Sendermarken
Lokale Nähe als Radio-logischer Erfolgsfaktor
Zusammenfassung
Das 1990 gestartete gemeinsame Lokalfunkprogramm für die Städte Mülheim an der Ruhr und Oberhausen scheiterte zunächst an der Heterogenität seines Kommunikationsraumes. Deshalb wurden 2007 aus der Sendermarke Antenne Ruhr zwei Programme gemacht – die Geburtsstunde von Radio Mülheim und Radio Oberhausen.
Olaf Sandhöfer-Daniel
Digitale Community im lokalen Kommunikationsraum
Social-Media-Optionen für den Lokalfunk
Zusammenfassung
Die Lokalfunk-Redaktionen in Nordrhein-Westfalen haben Entwicklung und Potenzial der so genannten sozialen Online-Netzwerke frühzeitig erkannt und eigene Profile und Präsenzen etabliert. Alle 44 nordrhein-westfälischen Lokalfunkprogramme sind bei Facebook und Instagram mit eigenen Profilen vertreten. Addiert man deren Zahlen der Followerinnen und Follower, kamen die Lokalfunkprogramme Anfang 2021 auf fast 1,4 Millionen Facebook-Fans.
Thorsten Kabitz
Lokalfunk, Journalismus und kommunale Öffentlichkeit
Nähe, Tat- und Urteilskraft der Bürger als Erfolgsfaktoren
Zusammenfassung
Der Lokalfunk-Journalismus der Zukunft muss sich stärker an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Dabei sollte gezielt auf die Nähe und die Urteilskraft der Hörerinnen und Hörer gesetzt werden. Darüber hinaus sollte es stärker um Werte, Haltung und kritische Reflexion gehen.
Gerd Heistermann
Backmatter
Metadaten
Titel
Journalismus auf zwei Säulen
herausgegeben von
Prof. Dr. Matthias Kurp
Prof. Dr. Bettina Lendzian
Udo Milbret
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-35270-7
Print ISBN
978-3-658-35269-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35270-7