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28.01.2013 | Journalismus | Schwerpunkt | Online-Artikel

Horst Röpers Abgesang auf den Journalismus

verfasst von: Andrea Amerland

2 Min. Lesedauer

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Der Journalismus ist nicht mehr zu retten. Das meint zumindest Zeitungsforscher Horst Röper. Margreth Lünenborg sieht in der Krise des Journalismus hingegen die Chance für die Neubestimmung der Journalistik.

"Journalismus ist nicht mehr erstrebenswert. Ich rate allen, tut euch diesen Beruf nicht an. Die Attraktivität hat massiv nachgelassen", warnt Horst Röper eindringlich, da doch jüngst die Redaktion der "Westfälischen Rundschau" entlassen wurde. Für die Zeitungslandschaft in Nordrhein-Westfalen zeichnet der Medienforscher vom Dortmunder Formatt-Institut ein düsteres Zukunftsszenario: Einzige Hoffnung für den Lokaljournalismus im Land ist die "Vielfaltsreserve Internet", heißt es bei Newsroom.de. Die Arbeitslosenstatistik für Journalisten sei so hoch wie nie und doch geschönt. Denn viele Freie, die Unterstützung erhalten, meldeten sich nicht arbeitslos. Wie die aktuelle Print-MA zu Zeitschriften zudem zeigt, verlieren Printmagazine weiter an Leser, ein Trend, der sich nach Röpers Einschätzung seit den 1970er Jahre fortsetzt. Print stirbt und damit auch viele Stellen im Journalismus, urteilt nicht nur der Dortmunder Medienexperte.

Der Krise des Journalismus begegnen

Ist aus dem Traumberuf ein Albtraumberuf geworden? Für Margreth Lünenborg, Professorin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, ist die Krise zugleich die Chance der Journalistik - die Chance für eine Positionsbestimmung in Wissenschaft und Praxis. Der Autorin zufolge hat der Journalismus insgesamt an Relevanz, Reputation und Exklusivität eingebüßt. Die Konsequenz: Einkommen und Ansehen von Journalisten sinken. Insofern bestätigt sie Röpers Argumentation. Aber Lünenborg übt auch Kritik an der nur zögerlichen und mangelnden Innovationskraft von Medienunternehmen im Zuge der Digitalisierung. "Innovative Kommunikationsformen und -formate verbunden mit veränderten Formen der Publikumsansprache, in denen journalistische Leistungen eine zentrale Rolle übernehmen, entstehen mit erkennbarer zeitlicher Verzögerung", so die Autorin.

Brücken zwischen Journalismus und Wissenschaft

Lünenborgs Forderung: Die Journalistik muss den Wandlungsprozess beschreiben und analysieren, statt die normativen Aspekte von Qualitätsjournalismus zu definieren. "Genau die kritische Auseinandersetzung mit sich verschiebenden Einflüssen und Machtstrukturen durch die Ökonomisierung der Medienproduktion, die Dominanz journalismusfremder Akteure (wie Google News oder Twitter) oder die Professionalisierung von PR-Kommunikation, die das Publikum ohne den 'Umweg' über den Journalismus direkt anspricht, muss Gegenstand der Forschung sein."

In der Verschränkung von praktischem Journalismus und Wissenschaft liegt demnach die Chance, um Veränderungen aktiv mitzugestalten, eine neue partizipative Öffentlichkeit herzustellen und von der Klage über den verloren gegangen Qualitätsjournalismus weg zu kommen.

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