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21.09.2022 | Kapitalmarkt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Eilige Kapitalumschichtung in der Krise birgt Risiken

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Steigende Preise und wachsende Zinsen drücken den Deutschen massiv auf die Stimmung. Viele Verbraucher rechnen damit, dass sich ihre finanziellen Verhältnisse verschlechtern. Dennoch bleiben ihre Sparbemühungen hoch. Einige suchen für ihr Kapital aber nach neuen Anlageformen.

Nachdem der Ausbruch der Corona-Pandemie für einen Run auf Aktien vor allem unter jungen Menschen sorgte, erlebt diese Anlageform seit dem Frühjahr einen kräftigen Dämpfer. "Die globalen Wachstumsaussichten sind nach wie vor düster: Die chinesische Wirtschaft schwächelt, Europa steckt in einer Energiekrise und einer Inflationsspirale. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed sind dabei, die Geldpolitik aggressiver zu straffen, um dem Risiko nicht verankerter Inflationserwartungen zu begegnen", beschreibt Maarten-Jan Bakkum, Senior Emerging Market Strategist bei NN Investment Partners, die aktuelle Lage in einem Marktkommentar. 

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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

Schritt 2 „Kurswertanalyse“: Welche Chancen verspricht die Aktie?

In diesem Kapitel wird die Methode zur Bewertung der Aktie Schritt für Schritt hergeleitet. Nachdem die Jahresabschlussanalyse ein für ein weiteres Interesse hinreichend positives Ergebnis aufweist, ist der Wert, den die Aktie einem potenziellen Anleger stiften kann, zu bestimmen. Dieser wird anhand von zur Verfügung stehenden Analystendaten, der gegenwärtigen Marktverfassung gemessen an der Volatilität und der Risikoneigung des Anlegers bestimmt. Anleger erfahren, wie sie den erhofften Nutzen eines Aktienkaufs sinnvoll beschreiben, indem sie den nach gegenwärtiger Nachrichtenlage erwartbaren Einkommens- und Vermögenszuwachs aus dem Aktienkauf mit einem einfach zu handhabenden finanzmathematischen Kalkül ermitteln. 

Krise verunsichert viele Sparer und Anleger

So blicken aktuell 38 Prozent der mehr als 1.000 von der Union Investment im August 2022 befragten Menschen im Alter von 20 bis 59 Jahren pessimistisch in die Zukunft. Wie es in dem jüngst veröffentlichten Anlagebarometer weiter heißt, liegt ihre Zahl damit mehr als doppelt so hoch wie in der Finanzmarktkrise 2008. Derzeit blicken gerade einmal zwölf Prozent der Befragten, die über Finanzen in ihrem Haushalt entscheiden, optimistisch in die Zukunft. Dennoch legen 73 Prozent der Studienteilnehmer noch immer regelmäßig Beträge zwischen 100 und 250 Euro monatlich auf die hohe Kante. 

Unter den Anlageformen ist die Immobilie derzeit mit 72 Prozent am beliebtesten. Die Betriebsrente rangiert mit 60 Prozent auf dem zweiten Platz. Investmentfonds folgen mit 48 Prozent an dritter und Aktien mit 46 Prozent an vierter Stelle. In Gold investieren immerhin noch 34 Prozent. Das Sparbuch kommt trotz steigender Zinsen nur auf 14 Prozent. Unter den Teilnehmern im Alter zwischen 20 und 29 Jahren ist das Interesse an den Fonds (53 Prozent) beziehungsweise Aktien (59 Prozent) besonders hoch. 58 Prozent aller Teilnehmer sagen, dass aktienbasierte Anlagen "mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die höchsten Erträge bieten". 

Aktien sind langfristig alternativlos

Das Aktien alternativlos und für den langfristigen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge unverzichtbar sind, schreibt Norbert Kuhn im Buch "Vermögensbildungspolitik und Aktien" (Seite 218). "An Aktien geht kein Weg vorbei. [...] Während die Börsenkurse einzelner Aktien kurzfristig stark schwanken, kommt die Ertragsstärke der breitgestreuten Aktienanlage bei langfristigen Anlagezeiträumen von zwanzig oder dreißig Jahren zum Tragen", führt der Springer-Autor aus. Wertpapiere seien damit ein ideales Anlageinstrument für den langfristigen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Selbst der coronabedingte Tiefststand des Deutschen Aktienindex DAX im März 2020 von 8.256 Punkten habe langfristige Sparer nicht schrecken müssen. "Ein zu diesem Zeitpunkt fälliger 30-jähriger Sparplan hätte seit 1990 immer noch jährlich einen durchschnittlichen Ertrag von 4,4 Prozent erwirtschaftet", so Kuhn.

Dennoch sehen 35 Prozent der für die Studie befragten Verbraucher im Hinblick auf die fortschreitende Inflation und steigende Zinsen die Notwendigkeit, sich beim Sparen neu zu orientieren. 23 Prozent dieser Gruppe geben an, dass sie aufgrund der erwarteten Zinsänderungen ihr Geld umschichten wollen. 35 Prozent möchten in festverzinsliche Wertpapiere investieren. 43 Prozent wollen zunächst mit einem Bankberater sprechen, um eine Einschätzung zur aktuellen Anlagesituation zu erhalten. 

Investmententscheidungen nicht vorschnell treffen

Guido Wenski warnt Anleger vor übereilten Entscheidungen in Krisenzeiten. "'Hin und her macht Taschen leer', lautet eine bewährte Regel zur Vermögensverwaltung. Wenn Sie aufgrund der Marktentwicklung bei einer bestimmten Aktie das Gefühl haben, diese jetzt besser abzustoßen und es Sie andererseits in den Fingern juckt nachzukaufen: Tun Sie keins von beiden!", schreibt der Trainer für Verhandlungsmanagement und Springer-Autor im Buchkapitel "Behavioral Finance - Investieren am Aktienmarkt" auf Seite 143. Wenski empfiehlt Anlegern daher: 

Einer der entscheidenden Fehler, den man in einer globalen Krise machen kann, ist, Hals über Kopf in Panik seine Aktien zu verkaufen. Im Gegensatz zu den [...] professionellen Tradern ist man meist sowieso zu spät dran und stößt die Titel ab, nachdem der Kurs bereits stark eingebrochen ist. Verfügt jemand über ein gut strukturiertes Aktiendepot mit einem hohen Anteil an solventen Dividendenzahlern, darf er heute getrost davon ausgehen, dass die Kurse wieder steigen und irgendwann das Vorkrisenniveau sogar übersteigen. Dies kann sechs Wochen dauern (wie nach dem Corona-Einbruch des DAX-30 im März 2020) oder über 20 Jahre (wie beim japanischen Nikkei 225 nach der Asienkrise der 1990er-Jahre)."

Individuelle Beratung auf mehreren Kanälen

"Wer darüber nachdenkt aufgrund der aktuellen Situation sowohl bei der Preis- als auch bei der Zinsentwicklung seine Geldanlage neu zu strukturieren, sollte am besten bei einem individuellen Beratungsgespräch herausfinden, welche Lösung die passende ist", rät Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. Sein Haus setzt dabei auf unterschiedliche Kanäle, um Kunden zu informieren und zu beraten, wie er im Gespräch mit dem Bankmagazin (Ausgabe 5 | 2022) erklärt. "Über die Filialen läuf nach wie vor am meisten für unser Fondsgeschäft." Der Grund liege in der exklusiven Partnerschaft mit den genossenschaftlichen Banken und deren regionaler Aufstellung. "Und in den kommenden Jahren wird das auch so bleiben", betront Gay im Interview. 

"Zugleich schlagen sich technologische Neuerungen und kundenorientierte Trends vermehrt bei den Ortsbanken nieder. Entsprechend werden sich die digitalen Kanäle auch dort weiterentwickeln", erklärt der Anlageexperte. Können oder wollen Kunden nicht in die Filiale kommen, bieten die Institute auch eine Zoom-Konferenz mit Desktopsharing an. Der Ausbau der technologischen Plattformen sowie die Digitalisierung vereinfache diese Möglichkeiten. "Es dauert noch etwas, aber irgendwann werden der Filialbesuch und die Online-Beratung von Kunden identisch empfunden."

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