Wenn Großbritannien ohne Abkommen aus der Europäischen Union ausscheidet, werden davon die Kapitalmärkte besonders betroffen sein. Auf die Folgen hat sich die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) eingestellt.
Ein ungeregelter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hätte Folgen für die gesamte europäische Wirtschaft. Die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte wären besonders groß, da Großbritannien der größte Kapitalmarkt der Europäischen Union sei, sagte ESMA-Vorsitzender Steven Maijoor vor Journalisten in Frankfurt.
Die ESMA hat sich auf diesen Fall, der durch die Unentschiedenheit des britischen Unterhauses wahrscheinlicher geworden ist, vorbereitet. Die europäischen Aufseher haben Abkommen mit den britischen Regulatoren getroffen. Darin wird insbesondere der Umgang mit Aktien und Derivaten geregelt.
Großbritannien ist kein normales Drittland
Großbritannien würde durch den Austritt zum Drittland. Aber Großbritannien ist "kein normales Drittland", sagte Maijoor. Deshalb wolle die ESMA in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Drittländern verbessern.
Die größten Sorgen machen dem europäischen Chef-Wertpapieraufseher das Funktionieren der Datenversorgung für die IT-Systeme nach einem plötzlichen Austritt Großbritanniens. So liefere der Londoner Finanzmarkt eine Vielzahl von Daten, um beispielsweise Preise zu ermitteln oder Risiken zu bewerten. Wenn diese Datenlieferungen abrupt ausblieben, könnte es zu gravierenden Folgen kommen.
Langfristig rechnet Aufseher Maijoor damit, dass sich in Europa mehrere starke Finanzzentren herausbilden würden. "Es gibt dann nicht mehr nur das Zentrum in London, sondern viele Zentren in Europa", prognostizierte Maijoor. Das würde auch bedeuten, dass die Aufsicht auf mehrere nationale Behörden verteilen würde.