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20.01.2016 | Kapitalmarkt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn der Flash-Crash kommt

verfasst von: Christian Kemper

2:30 Min. Lesedauer

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Die Schwankungen an den internationalen Finanzmärkten gehen weiter. Entsprechend steigt die Nervosität der Börsianer. Das kann schwerwiegende Folgen für die Geldanlage haben.

Seit Jahresanfang verlieren die wichtigsten Börsenindizes der Welt an Wert. Grund ist die Sorge um das Wirtschaftswachstum in China, das mit 6,9 Prozent im Jahr 2015 so niedrig ausgefallen ist, wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Die Reaktionen an den Finanzplätzen des Landes waren heftig: In Schanghai und Shenzen brachen die Aktienmärkte in den ersten drei Wochen des neuen Jahres um 20 Prozent ein. Der Hongkonger Hang Seng Index fiel im gleichen Zeitraum um zehn Prozent, ebenso Japans Nikkei 225. Die Verlustwelle erreichte auch die USA, wo der Dow Jones Index seit Jahresanfang rund 6,5 Prozent verlor. Der marktbreitere S&P 500 fiel um etwa sechs Prozent, an der Technologiebörse Nasdaq lagen die Kursverluste mit insgesamt acht Prozent noch etwas höher. Auch hierzulande mussten die Anleger deutliche Kursverluste hinnehmen. Der Euro Stoxx 50 sackte innerhalb von drei Wochen um neun Prozent ab. Der deutsche Leitindex Dax büßte mit einem Minus von sechs Prozent die gesamte Wertentwicklung des vergangenen Jahres ein. 

Handelsaktivitäten gehen auf Schattenbanken über 

Wegen der starken Kursschwankungen steigt die Nervosität der Börsianer. Erschwerend hinzu kommt ein Mangel an Liquidität in einzelnen Anlageklassen, weil sich Banken aufgrund strengerer Regulierung aus dem Handel zurückziehen. Systemrelevante Großbanken müssen ihre Geschäfte statt mit zwei Prozent Eigenkapital nun schrittweise mit mindestens zehn Prozent Haftungsmasse unterlegen, berichtet der Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seinem Beitrag "Händler suchen neue Geschäftsideen". Aktuell suchten alle Geldinstitute, die noch im gewinnträchtigen, aber volatilen Investmentbanking tätig sind, eine neue Balance.

Der Handel mit Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Devisen wiederum verlagert sich zu den weit weniger streng regulierten Schattenbanken. Dort können Hochfrequenzhändler von den Börsenschwankungen profitieren, indem sie selbst winzige Kursdifferenzen in Sekundenbruchteilen ausnutzen. Doch die computergesteuerten Systeme können eine fatale Wirkung entfalten und einen so genannten Flash-Crash herbeiführen. Wenn die Handelssysteme weltweit gleich auf einen Kursverfall reagieren, können sie den Werteverfall noch verstärken.  

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Der Start ins neue Jahr ist missglückt

Auf eine Beruhigung der Märkte lassen die Prognosen für das laufende Jahr 2016 nicht schließen. Laut einer Analyse der Dekabank werden die Finanzmärkte weiterhin von Unsicherheiten geprägt sein. „Für das neue Jahr liegen noch keine makroökonomischen Daten vor, und dennoch kann der Start als missglückt bezeichnet werden“, schreiben die Analysten. Belastungsfaktoren sind neben dem schwachen chinesischen Aktienmarkt auch die Abwertung des Renminbi sowie der Verfall vieler Rohstoffpreise und die Erwartung weiterer Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Federal Reserve. 

Werden die genannten Herausforderungen nicht erfolgreich gemeistert, könnte das Wachstum der Weltwirtschaft entgleisen, heißt es im „World Economic Outlook“ des Internationalen Währungsfonds. Die Experten mussten ihre Vorhersagen nach unten anpassen und verringerten die globale Wachstumsprognose für die kommenden zwei Jahre um jeweils 0,2 Prozent.

Vorsicht ist geboten, aber für Alarm gibt es keinen Grund, beruhigt Björn Jensch, Leiter Portfoliomanagement bei der Fondsgesellschaft Union Investment, die Gemüter. „Zwar haben sich in Summe die Börsenaussichten seit Jahresbeginn eingetrübt. Von einer systemisch brisanten Situation wie 2008 sind wir aber meilenweit entfernt“, schreibt er in einer Analyse.

Vorerst geht die Hausse weiter

Ähnlich sehen das die Analysten von J. P. Morgan: „Auf Basis der von uns beobachteten Warnsignale halten wir es für unwahrscheinlich, dass eine globale Rezession, die der aktuellen Hausse am Aktienmarkt ein Ende setzen würde, unmittelbar bevorsteht.“ Aktien seien nicht überteuert und entsprächen etwa dem 1996 verzeichneten Stand. „Aber die Bewertungen sind heute deutlich höher als zu Beginn des Haussemarkts, und die Wachstumsprognosen liegen unterhalb ihrer langfristigen Durchschnitte“, erklären die Strategen der US-Bank. Sie gehen davon aus, dass die Renditen künftig niedriger ausfallen werden.  

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