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14.08.2018 | Kapitalmarkt | Infografik | Online-Artikel

Unternehmen stecken 4,8 Milliarden in Aktienrückkäufe

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

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Die Aktienrückkäufe boomen unter deutschen Konzernen: Fast fünf Milliarden Euro zahlten sie 2018 bereits für ihre eigenen Papiere. Die Gründe sind unter anderem prall gefüllte Kassen und niedrige Zinsen.

Obwohl durch Aktienrückkäufe liquide Mittel aus den Unternehmen in den Kapitalmarkt fließen, die nicht mehr für Investitionen im Betrieb eingesetzt werden können, ist diese Form der Mittelverwendung unter Dax und MDax-Kozernen derzeit sehr beliebt. Das ergibt eine aktuelle Studie (PDF) des Flossbach von Storch Research Institut. Danach dürfte der Kauf eigener Papiere zum Jahresende auf einem Zehn-Jahres-Hoch liegen. Bislang gaben die Unternehmen dafür im laufenden Jahr 4,8 Milliarden Euro aus. "Die Chancen stehen gut, dass das Vorjahresvolumen von 5,5 Milliarden Euro übertroffen wird", sagte Studienautor Philipp Immenkötter der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sein Allzeithoch hatte der Aktienrückkauf im Jahr der Finanzkrise 2008, als deutsche Konzerne eigene Papiere für insgesamt 16,8 Milliarden Euro am Kapitalmarkt erwarben.

Kursanstieg nach Aktienrückkauf

Das Timing der Aktienrückkäufe sei gemessen am Kursverlauf in den folgenden zwei Jahren nach Rückkauf in jüngster Zeit überwiegend gut ausgefallen, so die Studie. Von den Rückkäufen im Vorjahr wurden 83 Prozent demnach als "gut" klassifiziert. In den Jahren 2012 bis 2016 seien die Kurse aller Unternehmen deutlich angestiegen, nachdem sie Rückkäufe durchgeführt hatten. Dieser Erfolg ermutige weitere Unternehmen aktiv zu werden, heißt es. Dabei dienen Aktienrückkäufe durchaus verschiedenen Zwecken, meint Philipp Lütolf, Professor an der Hochschule Luzern, im Buchkapitel "Aktenrückkäufe als Ergänzung zu Dividendenausschüttungen" (Seite 243). Sie dienen "als Ersatz oder als Ergänzung zur Dividende, zu Mitarbeiterbeteiligungs- oder Akquisitionszwecken oder als eigene Kapitalanlage."

Aktuell haben die sieben in der Grafik gezeigten Unternehmen Aktienrückkaufprogramme, die erst zum Teil umgesetzt sind. Zu den Top-Rückkäufern gehören Adidas und Siemens mit jeweils drei Milliarden Euro. Während Adidas erst 550 Millionen Euro umgesetzt hat, sind bei Siemens bereits 2,2 Milliarden Euro wieder in den Kapitalmarkt geflossen. Das Programm der Allianz umfasst zwei Milliarden Euro und ist bereits vollständig umsetzt, so die Studie. Mit ihrer Entscheidung, eigene Papiere zurückzukaufen, haben sich die Unternehmen zugleich gegen eine Tilgung ihrer Schulden sowie gegen Investitionen oder höhere Dividenden entschieden. Der Grund dafür sind die aktuell niedrigen Zinsen und relativ hohe Kassenbestände. "So erscheinen, abgesehen vom Investitions- und Akquisitionspotential, Aktienrückkäufe im aktuellen Marktumfeld eine attraktive Lösung zu bieten, die überschüssigen Mittel an Investoren auszuzahlen."

Aktienrückkäufe volkswirtschaftlich nicht immer sinnvoll

Volkswirtschaftlich machten Aktienrückkäufe für Unternehmen aber keinen Sinn, bemängelt Immenkötter gegenüber dpa. Denn mit dem Kauf eigener Papiere, setze es freie Mittel ein, um die Zahl ausstehender Aktien zu reduzieren. "Es tauscht Kasse gegen einen höheren Aktienkurs." Für diese liquiden Mittel erhalte es aber keine neuen Vermögenswerte. Dabei gebe es mit der Digitalisierung genug Möglichkeiten für Investitionen. Auch die Aktionäre würden nur auf dem Papier reicher und erhielten kein neues Geld für Investments.

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