Nachhaltigkeitsmanager geraten unter Druck
- 29.07.2025
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Steigende Gehälter, wachsende regulatorische Anforderungen und kaum Rückhalt vom Chef - so sieht derzeit die Arbeitssituation von Nachhaltigkeitsmanagern aus. Das geht aus dem "Sustainability People Report" hervor.
Baumpflanzaktionen sind nur ein kleiner Baustein im Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen. Für ESG-Verantwortliche sind die Aufgaben vielfältig und komplex.
Have a nice day / Stock.adobe.com
Die Unsicherheit bei ESG-Verantwortlichen (Environmental, Social, Governance) in Unternehmen wächst. Das liegt unter anderem an den zunehmenden gesetzlichen Regelungen, wie etwa der EU-Omnibus-Verordnung, die im Februar vorgestellt wurde. Der Vorstoß der Europäischen Union rüttelt am Kern ihrer Arbeit und soll Berichtspflichten zu Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen lockern sowie Fristen verschieben.
Jobunsicherheit im Bereich ESG steigt
Wohl auch deswegen fürchten ESG-Manager um ihre Jobs, ergibt der aktuelle "Sustainability People Report", für den Haufe in Zusammenarbeit mit EY im März und April rund 600 Fach- und Führungskräfte in diesem Bereich befragt hat.
So sorgen sich 31 Prozent der Umfrageteilnehmer, die mit einem Jobwechsel liebäugeln, um den Erhalt ihrer Stelle. Das ist ein auffälliger Anstieg im Vergleich zur Vorjahresbefragung in Höhe von 13 Prozent. Zwar ist gleichzeitig die wahrgenommene Arbeitsbelastung insgesamt wieder etwas gesunken (minus zehn Prozent), wenngleich zwei Drittel von einem moderatem bis deutlichen Anstieg in den vergangenen drei Jahren berichten.
Pessimistisch und auf dem Absprung
Obwohl 60 Prozent ihre Arbeitssituation positiv bewerten, bleibt die Wechselbereitschaft hoch: Rund 43 Prozent der Befragten streben eine Position bei einem anderen Arbeitgeber an - und zwar innerhalb der nächsten zwei Jahre. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr.
Die Studienautoren sehen die zunehmende Jobunsicherheit einerseits als Grund für die rückläufige Wechselwilligkeit, aber auch für die steigende Unzufriedenheit an. 66 Prozent der potenziellen Jobwechsler sind zudem frustriert, "weil nichts vorangeht" und distanzieren sich daher auch innerlich von ihrem Job.
Geschäftsführung steht nicht hinter grünen Initiativen
Weitere Gründe für die pessimistische Stimmung sind fehlende Wertschätzung für die geleistete Arbeit (53 Prozent) sowie der mitunter fehlende Support durch die Geschäftsführung (62 Prozent). Zwar unterstützen in Summe 51 Prozent der Unternehmensführungen entsprechende Maßnahmen, allerdings gibt es je nach Unternehmensgröße deutliche Unterschiede.
Während in kleineren Firmen mit bis zu 500 Beschäftigten 59 Prozent der Befragten den Rückhalt für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen spüren, sind es in mittleren (bis zu 5000 Beschäftigte) und großen Unternehmen (mehr 5.000 Beschäftigte) nur noch 50 beziehungsweise 41 Prozent.
Zwar blicken 30 Prozent der Befragten optimistisch in die Zukunft und erwarten durch mehr Unterstützung vom Top-Management positiven Rückenwind. Allerdings befürchten auch fast vierzig Prozent der Befragten mit einer ablehnenden Führungsebene, dass diese das Thema Nachhaltigkeit künftig noch stärker zurückweisen werde.
KMU sind Vorreiter der nachhaltigen Transformation
Die Haltung der Geschäftsführer beeinflusst auch, wie intensiv die nachhaltige Transformation vorangetrieben wird. Dabei erweisen sich laut Studie die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als Vorreiter. Diese haben die personellen Ressourcen und Finanzvolumen für nachhaltige Entwicklung deutlich erhöht. Die Analyse ermittelt ein Median-Budget von 120.000 Euro im Jahr und somit eine Verdopplung.
Während in größeren Organisationen die Manpower stabil bleibt, sinken die finanziellen Ressourcen um neuen Prozent. Sehr große Konzerne fahren ihre Budgets im Vergleich dazu deutlich hoch, nämlich um ein Viertel. Als Fazit formulieren die Studienautoren die ernüchternde Erkenntnis, dass die Kluft zwischen engagierten Playern und Organisationen mit minimalem Einsatz für nachhaltige Ziele immer größer werde.
Steigende Gehälter als Trostpflaster
Auch wenn viele Nachhaltigkeitsmanager die Unterstützung und Anerkennung durch die Unternehmensführung vermissen, profitieren sie bei der Vergütung. Denn das Median-Bruttojahresgehalt stieg um fünf Prozent auf 76.000 Euro jährlich. Bezogen auf den Mittelwert beträgt das Plus rund dreieinhalb Prozent. Damit fallen die Gehaltssteigerungen im ESG-Sektor höher aus als für den allgemeinen deutschen Arbeitsmarkt (durchschnittlich zwei Prozent).
Allerdings sind vor allem Berufseinsteiger mit weniger als fünf Jahren Erfahrung Nutznießer des positiven Gehaltstrends. Professionals können laut der Analyse hingen kein deutliches Lohnplus verzeichnen. Auch Branchen- oder Spezialisierungsunterschiede spielen offenbar kaum eine Rolle.
Was Nachhaltigkeitsmanager motiviert
Auch wenn die Höhe des Gehalts insgesamt an Stellenwert (60 Prozent, plus elf Prozente) gewinnt, gibt es weitere Faktoren, die Nachhaltigkeitsmanager motivieren. Sind die Beschäftigten besonders zufrieden, haben laut der Analyse sinnstiftende Aufgaben eine hohe Bedeutung für sie (84 Prozent). Aber auch Gestaltungsspielraum sowie flexible Arbeitsmodelle (jeweils 82 Prozent) treiben die Spezialisten an.
Allerdings gibt es auch Energieräuber, etwa die empfundene Wertschätzung im Unternehmen, die um 13 Prozent gesunken ist sowie die Motivation, die durch das Vorankommen von Projekten entsteht (minus 16 Prozent).
Fazit: Im Vergleich zum Vorjahresreport hat sich in Summe die Arbeitssituation von Nachhaltigkeitsmanagern nicht unbedingt verbessert. Zwar steigen ihre Gehälter und die Arbeitsbelastung entspannt sich leicht, aber dafür nehmen Unzufriedenheit und Jobunsicherheit zu. Unternehmen sollten daher aufpassen, dass eine Schlüsselfunktion für ihre Zukunft nicht in die innere Kündigung abrutscht.