Gestresst, aber zufrieden - so fühlen sich Nachhaltigkeitsmanager aktuell in ihrem Job. Allerdings sind einige auch auf dem Absprung, geht aus dem ersten "Sustainability People Report" hervor.
Der Druck auf ESG-Verantwortliche (Environmental, Social, Governance) in Unternehmen wächst. Das liegt wohl auch an den zunehmenden gesetzlichen Regelungen wie etwa der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Schätzungen zufolge 15.000 Unternehmen hierzulande dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten offen zu legen.
73 Prozent der Befragten berichten dementsprechend von einer stark zunehmenden Arbeitsbelastung in den vergangenen drei Jahren, so ein Ergebnis des "Sustainability People Report", für den Haufe Sustainability in Zusammenarbeit mit EY im Mai 2024 etwa 532 Personen befragen ließ. Mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer (38 Prozent) fühlt sich in ihrem Job sogar tendenziell überfordert.
Nachhaltigkeitsmanager übernehmen Schlüsselfunktion
Die Studienautoren verwundert das wenig. "Zum einen sind sie [=Sustainability Manager] dafür verantwortlich, Compliance in einem wachsenden Regulatorik-Dschungel sicherzustellen. Zum anderen tragen sie dazu bei, Geschäftsmodelle im Einklang mit den sozialen und ökologischen Veränderungen unserer Zeit zukunftssicher weiterzuentwickeln", heißt es in der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse. Auch rücke das Nachhaltigkeitsmanagement als Schnittstellenfunktion näher an die Unternehmensführung und werde zum Teil des Risikomanagements von Unternehmen.
Doch trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und der hohen Leistungsanforderungen ist eine Mehrheit von 61 Prozent mit ihrem Job zufrieden. Allerdings gibt es auch ernst zunehmende Warnsignale. So will jeder Zweite zeitnah den Arbeitgeber wechseln.
Besonders überrascht hat uns der hohe Anteil von Wechselwilligen aufgrund einer schleichenden Desillusionierung. Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, das Thema Nachhaltigkeit ernsthaft voranzutreiben, denn es rückt neben den gesetzlichen Vorgaben auch aufgrund der steigenden Sensibilität von Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartnern immer näher ans Kerngeschäft heran", kommentiert Christoph Herzog von Haufe Sustainability dieses Teilergebnis.
ESG-Verantwortliche sind häufig desillusioniert
Denn 65 Prozent der Sustainability Manager, die auf dem Absprung sind, leiden darunter, dass das Thema Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber nicht vorankommt. 56 Prozent beklagen zudem den fehlenden Support durch die Unternehmungsführung. 53 Prozent sind darüber hinaus die Entscheidungen in Hinblick auf Ressourcen, Budget sowie Karriere- und Weiterentwicklungschancen zu intransparent und daher Anlass für Frust. Es mangelt also offenbar an der nötigen Führungskompetenz in der Geschäftsführung.
Zwar wird auch ein zu geringes Gehalt mit 53 Prozent vergleichsweise häufig genannt, gehört aber nicht zu den Top-Gründen für eine Kündigung. Laut Studie erhalten Nachhaltigkeitsmanager in Deutschland ein mittleres Bruttojahresgehalt in Höhe von 72.000 Euro.
Die zufriedenen ESG-Verantwortlichen, die bei ihrem Arbeitgeber bleiben wollen, bringen offenbar Idealismus mit. Sie nennen die zu ihrer Persönlichkeit passenden Arbeitsinhalte (91 Prozent), einen hohen Gestaltungsspielraum (89 Prozent), gefolgt von einem guten Arbeitsklima (86 Prozent) als Gründe für ihre Motivation und messen der Höhe des Gehalts einen nicht so großen Stellenwert zu.