Es ist klar, dass man im Rahmen der oben getroffenen Vereinfachungen die Stoßzahlen
\(\epsilon _z\) und
\(\epsilon _x\) durch
$$\begin{aligned} \underline{v}_{K,e} \cdot \underline{e}_z&= -\epsilon _z \left( \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_z \right) , \quad \quad \epsilon _z \in \left[ 0;1 \right] , \end{aligned}$$
(2.36)
$$\begin{aligned} \underline{v}_{K,e} \cdot \underline{e}_x&= -\epsilon _x \left( \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_x \right) , \quad \quad \epsilon _x \in \left[ -1;1 \right] , \end{aligned}$$
(2.37)
$$\begin{aligned} \underline{v}_{K,e} \cdot \underline{e}_y&= \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_y , \end{aligned}$$
(2.38)
mit den relativen Geschwindigkeitsvektoren des Kontaktpunktes vor und nach dem Stoß,
\(\underline{v}_{K,0}\) und
\(\underline{v}_{K,e}\), einführen kann. Definiert man die gesamte Änderung der Geschwindigkeit der ersten Kugel während des Stoßes als
\(\underline{V}\),
$$\begin{aligned} \underline{V} :=\underline{v}_{1,e} - \underline{v}_{1,0}, \end{aligned}$$
(2.39)
können die Geschwindigkeit der zweiten Kugel und die Spins beider Kugeln nach dem Stoß wegen der Impuls-
und Drehimpulserhaltungssätze
allein mit diesem Vektor
\(\underline{V}\) (und den bekannten Vektoren vor dem Stoß) ausgedrückt werden.
\(\underline{V}\) hat nur eine normale und eine tangentiale Komponente und ist vollständig durch die beiden Stoßzahlen
\(\epsilon _z\) und
\(\epsilon _x\) bestimmt. Die Normalkomponente ist durch
$$\begin{aligned} V_z \underline{e}_z = \frac{\tilde{m}}{m_1}(1 + \epsilon _z)\left( \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_z \right) \underline{e}_z \end{aligned}$$
(2.40)
und die tangentiale Komponente durch
$$\begin{aligned} V_x \underline{e}_x = \kappa ~\frac{\tilde{m}}{m_1} (1 + \epsilon _x)\underline{e}_z \times \left( \underline{v}_{K,0} \times \underline{e}_z \right) \end{aligned}$$
(2.41)
gegeben, wobei das Kürzel
$$\begin{aligned} \kappa :=\frac{j_1 j_2 (m_1 + m_2)}{j_1 j_2 (m_1 + m_2) + j_1 m_1 + j_2 m_2}, \quad \quad j_i :=\frac{J_i^S}{m_i R_i^2} \end{aligned}$$
(2.42)
eingeführt wurde. Man kann feststellen, dass der dimensionslose Trägheitsradius, der bei der Behandlung des einzelnen Stoßproblems eine große Rolle spielt, durch die Beziehung
$$\begin{aligned} \tilde{j} :=\frac{\tilde{J}}{\tilde{m}\tilde{R}^2} = \frac{\kappa }{1 - \kappa } \end{aligned}$$
(2.43)
bestimmbar ist. Die Umkehrung dieser Gleichung liefert
$$\begin{aligned} \kappa = \frac{\tilde{j}}{1 + \tilde{j}}. \end{aligned}$$
(2.44)
Da offensichtlich
\(\kappa \le 0{,}5\) ist, ist damit auch gezeigt, dass
\(\tilde{J}\) ein physikalisches Trägheitsmoment mit
\(\tilde{j} \le 1\) darstellt. Die Zusammenhänge zwischen den Geschwindigkeiten vor und nach dem Stoß sind schließlich durch
$$\begin{aligned} \underline{v}_{1,e}&= \underline{v}_{1,0} + \frac{\tilde{m}}{m_1}\left[ (1 + \epsilon _z) \left( \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_z \right) \underline{e}_z + \kappa (1 + \epsilon _x )~\underline{e}_z \times \left( \underline{v}_{K,0} \times \underline{e}_z \right) \right] , \end{aligned}$$
(2.45)
$$\begin{aligned} \underline{v}_{2,e}&= \underline{v}_{2,0} - \frac{\tilde{m}}{m_2}\left[ (1 + \epsilon _z) \left( \underline{v}_{K,0} \cdot \underline{e}_z \right) \underline{e}_z + \kappa (1 + \epsilon _x)~\underline{e}_z \times \left( \underline{v}_{K,0} \times \underline{e}_z \right) \right] , \end{aligned}$$
(2.46)
$$\begin{aligned} \underline{s}_{1,e}&= \underline{s}_{1,0} + \frac{\kappa }{j_1} \frac{\tilde{m}}{m_1}(1 + \epsilon _x)\left( \underline{e}_z \times \underline{v}_{K,0} \right) , \end{aligned}$$
(2.47)
$$\begin{aligned} \underline{s}_{2,e}&= \underline{s}_{2,0} + \frac{\kappa }{j_2}\frac{\tilde{m}}{m_2} (1 + \epsilon _x) \left( \underline{e}_z \times \underline{v}_{K,0} \right) \end{aligned}$$
(2.48)
gegeben. Die Umkehrabbildung, also die Bestimmung der Geschwindigkeiten und Spins vor dem Stoß aus den Vektoren nach dem Stoß, ergibt sich aus den oberen Gleichungen durch die Ersetzung der Stoßzahlen mit ihren Inversen. Man erhält die Ausdrücke
$$\begin{aligned} \underline{v}_{1,0}&= \underline{v}_{1,e} + \frac{\tilde{m}}{m_1}\left[ \frac{1 + \epsilon _z}{\epsilon _z} \left( \underline{v}_{K,e} \cdot \underline{e}_z \right) \underline{e}_z + \kappa \frac{1 + \epsilon _x}{\epsilon _x}~\underline{e}_z \times \left( \underline{v}_{K,e} \times \underline{e}_z \right) \right] , \end{aligned}$$
(2.49)
$$\begin{aligned} \underline{v}_{2,0}&= \underline{v}_{2,e} - \frac{\tilde{m}}{m_2}\left[ \frac{1 + \epsilon _z}{\epsilon _z} \left( \underline{v}_{K,e} \cdot \underline{e}_z \right) \underline{e}_z + \kappa \frac{1 + \epsilon _x}{\epsilon _x}~\underline{e}_z \times \left( \underline{v}_{K,e} \times \underline{e}_z \right) \right] , \end{aligned}$$
(2.50)
$$\begin{aligned} \underline{s}_{1,0}&= \underline{s}_{1,e} + \frac{\kappa }{j_1} \frac{\tilde{m}}{m_1}\frac{1 + \epsilon _x}{\epsilon _x}\left( \underline{e}_z \times \underline{v}_{K,e} \right) , \end{aligned}$$
(2.51)
$$\begin{aligned} \underline{s}_{2,0}&= \underline{s}_{2,e} + \frac{\kappa }{j_2}\frac{\tilde{m}}{m_2} \frac{1 + \epsilon _x}{\epsilon _x} \left( \underline{e}_z \times \underline{v}_{K,e} \right) . \end{aligned}$$
(2.52)
Für das ebene Modell in Abb.
2.2 lauten die Geschwindigkeiten nach dem Stoß in Abhängigkeit von den beiden Stoßzahlen wie folgt:
$$\begin{aligned} v_{z,e}&= -\epsilon _z v_{z,0}, \end{aligned}$$
(2.53)
$$\begin{aligned} v_{x,e}&= v_{x,0} - \kappa \left( 1 + \epsilon _x \right) \left( \tilde{R}\omega _0 + v_{x,0}\right) , \end{aligned}$$
(2.54)
$$\begin{aligned} \tilde{R}\omega _e&= \tilde{R}\omega _0 - (1 - \kappa )\left( 1 + \epsilon _x \right) \left( \tilde{R}\omega _0 + v_{x,0}\right) . \end{aligned}$$
(2.55)
Während des Stoßes verändert sich die gesamte kinetische Energie um
$$\begin{aligned} \Delta U_{\text {kin}}&= \frac{m_1}{2}\left( \underline{v}_{1,e}^2 - \underline{v}_{1,0}^2\right) + \frac{m_2}{2}\left( \underline{v}_{2,e}^2 - \underline{v}_{2,0}^2\right) + \frac{j_1m_1}{2}\left( \underline{s}_{1,e}^2 - \underline{s}_{1,0}^2\right) + \frac{j_2 m_2}{2}\left( \underline{s}_{2,e}^2 - \underline{s}_{2,0}^2\right) \nonumber \\&= \frac{\tilde{m}}{2}\left[ v_{z,K,0}^2\left( \epsilon _z^2 - 1\right) + \kappa v_{x,K,0}^2\left( \epsilon _x^2 - 1\right) \right] \le 0. \end{aligned}$$
(2.56)
Hier bezeichnen
\(v_{z,K,0}\) und
\(v_{x,K,0}\) die Koordinaten des Vektors der relativen Geschwindigkeit beider Kugeln im Kontaktpunkt vor dem Stoß. Die tangentiale Stoßzahl für die Bewegung des Schwerpunktes (in dem ebenen Modell aus Abb.
2.2) lässt sich durch die Beziehung
$$\begin{aligned} \epsilon _{x,S} = \frac{\kappa v_{x,K,0}}{v_{x,0}}\left( 1 + \epsilon _x \right) - 1 \end{aligned}$$
(2.57)
mit
\(\epsilon _x\) verknüpfen. Der verallgemeinerte Einfallswinkel
\(\alpha \) der Bewegung des Kontaktpunktes ist
5
$$\begin{aligned} \tan \alpha = -\frac{v_{x,K,0}}{v_{z,K,0}}. \end{aligned}$$
(2.58)
Der verallgemeinerte Rückprallwinkel
ist entsprechend
$$\begin{aligned} \tan \alpha ^* = \frac{v_{x,K,e}}{v_{z,K,e}} = -\frac{\epsilon _x}{\epsilon _z} \tan \alpha . \end{aligned}$$
(2.59)
Das Stoßproblem ist damit vollständig gelöst, wenn die beiden Stoßzahlen bekannt sind. Dem Problem der exakten kontaktmechanischen Bestimmung dieser Stoßzahlen unter verschiedenen Umständen sind die folgenden Teile des vorliegenden Buches gewidmet.