Mit dem Anstieg der Erdtemperatur kommt es öfter zu Wetterextremen, Menschen flüchten, Ernten fallen aus. Das schadet der Wirtschaft weltweit. Klimaschutz würde sich lohnen, meinen Wissenschaftler.
Die Zeit drängt. Unternehmen stehen in der Pflicht, ihren Beitrag zu Bewältigung der Klimakatastrophe zu leisten. Und sie profitieren davon.
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Untätigkeit beim Kampf gegen den Klimawandel würde nach einer aktuellen Studie massive wirtschaftliche Schäden verursachen. Sollte die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf drei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen, könnte die globale Wirtschaftsleistung demnach um 15 bis 34 Prozent sinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und der Universität Cambridge.
Was für das Zwei-Grad-Ziel nötig wäre
Um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wären den Forschern zufolge Investitionen in Höhe von ein bis zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Begrenzung des Klimawandels und in Anpassung an ihn nötig. Mit Nachhaltigkeitsmanagement ließen sich die wirtschaftlichen Folgen den Berechnungen zufolge auf zwei bis vier Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung begrenzen.
Dies stünde im Einklang mit dem Beschluss der Pariser Klimakonferenz von 2015. Dort hatten die Teilnehmerstaaten beschlossen, dass der Anstieg der durchschnittlichen Temperatur auf der Erde möglichst auf 1,5 Grad, zumindest aber auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden soll, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Die Welt wird immer wärmer. Nach Daten des Klimawandeldiensts des EU-Programms Copernicus war das Jahr 2024 1,6 Grad wärmer als die geschätzte Mitteltemperatur von 1850 bis 1900. Zugleich waren die letzten zehn Jahre (2015-2024) die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Wirtschaftliche Argumente für Klimaschutzmaßnahmen
Der Studie zufolge wirkt sich nicht nur der Verlust an Kapital negativ aus, vor allem der Verlust an Produktivität verursacht wirtschaftliche Schäden. Handeln würde sich demnach aber lohnen: Geld, das die Weltgemeinschaft in die Abmilderung der Erderwärmung steckt, könne das fünf- bis 14-Fache an Ertrag bringen. Um den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, müssten die Ausgaben zu seiner Bekämpfung um das Neunfache ansteigen, die Ausgaben zur Anpassung an die neuen Bedingungen müssten demnach um das 13-Fache wachsen. Dazu müssten allerdings 60 Prozent des Geldes vor 2050 ausgegeben werden - 95 Prozent der Schäden würden aber erst nach diesem Zeitpunkt entstehen.
Bei den angenommenen Wachstumsraten für die Zukunft stützen sich die Wissenschaftler auf historische Daten. Dabei gehen sie aber von einer Verlangsamung in entwickelteren Volkswirtschaften aus bei einer Abschwächung des Bevölkerungswachstums. Die Berechnungen zum weiteren Temperaturanstieg sind den Autoren zufolge vorsichtig, weil sie die Wirkung sogenannter Kipppunkte ausklammern, die zu einer dramatischen Beschleunigung führen könnten.
Unternehmen profitieren finanziell von Nachhaltigkeit
"Bemerkenswert ist, dass Produktivitätsverluste - nicht nur Kapitalvernichtung - die Hauptursache für wirtschaftliche Schäden sind. Es ist auch klar, dass der Klimawandel Einkommenseinbußen in allen Ländern und Sektoren verursachen wird. Er betrifft Branchen wie Transport, Fertigung und Einzelhandel, nicht nur die Landwirtschaft und andere Sektoren, die üblicherweise mit der Natur in Verbindung gebracht werden", führt Kamiar Mohaddes, Associate Professor für Wirtschaftswissenschaften und Politik an der Cambridge Judge Business School.
"Die wirtschaftlichen Argumente für Klimaschutzmaßnahmen sind klar, aber noch nicht allgemein bekannt und verstanden", ergänzt Annika Zawadzki, Managing Director und Partner von BCG sowie Mitautorin des Berichts. "Investitionen in Klimaschutz und Anpassung könnten bis 2100 eine Rendite von etwa dem Zehnfachen bringen."