Abschmelzende Polkappen, zunehmende Wirbelstürme in den USA, Überschwemmungen und Rekordhitze in Europa: Die globale Erwärmung unseres Planeten führt zu vielschichtigen und komplexen Veränderungen, die gemäß dem heutigen Erkenntnisstand nur in Teilen nachvollzogen und deren Auswirkungen nur unzureichend geschätzt werden können. Dabei lässt sich die beobachtbare Erwärmung gemäß derzeitigem Erkenntnisstand nur unter Berücksichtigung der Anthropogenität klimatologischer Modelle erklären (vgl. Abbildung 1). Während der erste Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) aus dem Jahr 1990 noch eine Erwärmung der globalen mittleren Oberflächentemperatur zwischen 0,15°C und 0,3°C pro Dekade zwischen 1990 und 2005 prognostizierte, können heute 0,2°C pro Dekade gemessen werden. Im Durchschnitt der vergangenen 100 Jahre (1906-2005) nahm diese insgesamt um 0,74°C zu. Im Frühjahr 2007 wurde der vierte Bericht des IPCC veröffentlicht, der noch größere Auswirkungen prognostiziert, als der vorige Bericht aus dem Jahr 2001.
In diesem Kapitel wird eine Einführung in die Grundlagen der klimatologischen Forschung gegeben und die natürlichen sowie anthropogenen Ursachen von Klimavariabilitäten untersucht. Das Kapitel schließt mit der Darstellung aktueller Prognosen des IPCC zu den globalen und europäischen Klimavariabilitäten im 21. Jahrhundert.
Neben der Vielfältigkeit und Komplexität der Klimawandelthematik ist vor allem die Unsicherheit möglicher Wirkungen für die Berücksichtigung in der Unternehmensführung von Relevanz. Wie in Kapitel A 3 bereits ausgeführt wurde, ist bislang vor allem das Risikomanagement als Managementansatz im Zusammenhang mit Klimawandelwirkungen in der betriebswirtschaftlichen Literatur diskutiert worden. Eine Untersuchung, inwieweit die Erkenntnisse der klimawandelbezogenen Resilience Forschung und der Klimawandeladaptionsforschung für die betriebswirtschaftliche Auseinandersetzung mit Thematik wertvoll sind, ist bisher kaum erfolgt und soll deshalb nachfolgend durchgeführt werden.
Die empirische Forschung befasst sich mit der systematischen Erfassung und Interpretation sozialer Erscheinungen und lässt sich in die quantitative und qualitative Forschungsmethodik unterscheiden. Unter quantitativer Methodik wird dabei „die klare Isolierung von Ursachen und Wirkungen, die saubere Operationalisierung von theoretischen Zusammenhängen, die Messbarkeit und Quantifizierung von Phänomenen, die Formulierung von Untersuchungsanordnungen, die es erlauben, ihre Ergebnisse zu verallgemeinern und allgemein gültige Gesetze aufzustellen“ , verstanden. Hierbei existieren bereits Theoriegebäude zur Ableitung von Hypothesen, welche anhand empirischer Daten überprüft werden können. Der quantitative Forschungsansatz ermöglicht daher eine Erweiterung des Wissens über bereits bestehende Konzepte und deren Zusammenhänge.
Die globale Erwärmung und die damit verbundenen Wirkungen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. In Teil A wurde als Ausgangspunkt dieser Arbeit auf Klimawandelwirkungen und ihre bisherige Berücksichtigung in der betriebswirtschaftlichen Forschung eingegangen. Hierzu konnte postuliert werden, dass neben der Mitigation zukünftiger globaler Erwärmung eine Adaption an bestehende Klimawandelwirkungen immer wichtiger wird und Eingang in die betriebswirtschaftliche Forschung finden muss, für welche ein Wechsel bzw. eine Erweiterung in der Paradigmenbetrachtung des Sustainable Development notwendig wird. Dieses fokussierte bislang auf einer Inside-Out-Perspektive, welche von der Existenz eines Gleichgewichts zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Systemen ausgeht. Ökologische Diskontinuitäten, die durch den Klimawandel verursacht werden, bedingen jedoch eine Outside-in- Perspektive, welche eine Anpassung an die bestehenden, irreversiblen Umweltveränderungen priorisiert. Des Weiteren wurde auf die existierenden Erkenntnislücken über Klimawandelwirkungen als Problematik für eine solche Anpassungsplanung verwiesen.