Anpassung und Vermeidung müssen gleichermaßen beim Klimawandel angegangen werden. Ein wissenschaftliches Konzept für Berlin zeigt, welche Maßnahmen in der wachsenden Metropole getroffen werden sollten.
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Auch wenn die Erderwärmung auf das angestrebte 2-Grad-Ziel begrenzt werden kann, werden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen zunehmen. Metropolen sind hiervon besonders betroffen und müssen reagieren.
Strategien und Maßnahmen zum Klimaschutz, also zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, müssen daher durch Klimaanpassung ergänzt werden, um die Städte auf den Klimawandel vorzubereiten. Geht man davon aus, dass sich der Klimawandel aufgrund der weiterhin hohen Emission von Treibhausgasen und ihrer langen Verweildauer in der Atmosphäre in den kommenden Dekaden nicht rückgängig machen lässt, sondern wahrscheinlich noch verstärken wird, so sollte der Klimawandelanpassung eine hohe Priorität in der Stadtentwicklung eingeräumt werden. Klimaschutz und -anpassung sollten dabei aber nicht getrennt voneinander betrachtet werden, um zu vermeiden, dass Maßnahmen zum Klimaschutz die städtische Verwundbarkeit erhöhen und umgekehrt die Anpassung an den Klimawandel die Ziele des Klimaschutzes konterkariert.",
schreiben Jürgen Breuste, Dagmar Haase, Stephan Pauleit, Martin Sauerwein in Abschnitt 6.5.6 auf Seite 192 des Buchkapitels "Wie verwundbar sind Stadtökosysteme und wie kann mit ihnen urbane Resilienz entwickelt werden?"
In Berlin wurde unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ein Konsortium im Auftrag des Berliner Senats gebildet, um ein Konzept für die Anpassung an die Klimafolgen für Berlin zu entwickeln. Das Konzept ist Teil einer Gesamtstrategie mit dem Ziel, die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und wurde jetzt vorgestellt.
Das Konsortium aus Experten des PIK, des Planungsbüros bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, der Luftbild – Planung – Umwelt (LUP) GmbH, des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) sowie der L.I.S.T. GmbH haben zunächst untersucht, in welchen Bereichen Berlin durch die Klimaänderungen besonders verwundbar ist. Die Ergebnisse haben zum "Stadtentwicklungsplan Klima KONKRET – Klimaanpassung in der Wachsenden Stadt" geführt.
Maßnahmenkatalog für Berlin
Das Konzept zeigt nicht nur eine richtige Lösung, sondern immer ein Bündel an Möglichkeiten, betonen die Experten. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen sollen Schäden für Gesundheit und Vermögen der Stadtbewohner ebenso wie für die Infrastruktur wie beispielsweise Verkehrssystem und Energieversorgung möglichst minimiert werden. Das Konzept versteht sich als Werkzeug-und Ideenkasten für die erforderlichen Klimaanpassungen. Folgende Empfehlungen stellen die Experten innerhalb der 86 vorgestellten Maßnahmen in den Vordergrund:
- Rettungsdienste ausbauen
- Frühwarnsystem für Hitzewellen für Kindergärten, Altenheime und Krankenhäuser
- Installation von zusätzlichen Trinkbrunnen im öffentlichen Raum
- Ertüchtigung von Grünflächen
- Ausbau von Dachbegrünung
- Veränderung des Abwassersystems; insbesondere Regen soll möglichst dezentral versickern
- "Klima-Check" für Trafo-Stationen, da bei Temperaturen über 35 Grad Stationen ausfallen können
- Unternehmen bei der Verbesserung des Wärmeschutzes ihrer Gebäude unterstützen
- Verwendung von hitzeresistenten Belägen im Straßenbau