Bioenergie mit CO₂-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) kann zur Reduktion von Treibhausgasen genutzt werden. Doch Forscher sehen das kritisch.
Kurzumtriebsplantagen könnten ein Ausgangspunkt für BECCS sein. Doch die Potenziale bleiben begrenzt.
Frank Urbansky
BECCS soll dazu beitragen, CO₂ aus der Atmosphäre zu entfernen und die globale Erwärmung zu begrenzen. Dabei wird Biomasse, wie schnell wachsende Pflanzen, angebaut und zur Energiegewinnung genutzt, wobei das entstehende CO₂ abgeschieden und dauerhaft gespeichert wird. Eine aktuelle Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wirft jedoch kritische Fragen zur Umsetzbarkeit und zu den ökologischen Auswirkungen auf.
Begrenztes Potenzial
Die Studie analysiert das Potenzial von BECCS unter Berücksichtigung der sogenannten planetaren Grenzen – ökologischer Schwellenwerte, deren Überschreitung die Stabilität unseres Planeten gefährdet. Diese Grenzen umfassen unter anderem den Stickstoffeintrag durch Düngung, den Süßwasserverbrauch, die Entwaldung und den Verlust der biologischen Vielfalt.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass das Potenzial von BECCS außerhalb der bereits genutzten landwirtschaftlichen Flächen bis zum Jahr 2050 unter 200 Millionen Tonnen CO₂-Entnahme pro Jahr liegt. Dies ist deutlich weniger als in vielen Klimaszenarien angenommen wird, die oft von mehreren Milliarden Tonnen ausgehen.
Andere Ernährung nötig
Um das Potenzial von BECCS zu erhöhen, müsste die Nutzung bestehender landwirtschaftlicher Flächen angepasst werden. Dies erfordert einen Wandel unseres Ernährungssystems, insbesondere eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte. Durch eine pflanzenbasierte Ernährung könnten erhebliche Flächen, die derzeit für die Viehzucht genutzt werden, für den Anbau von Energiepflanzen freigemacht werden. Dies würde nicht nur die CO₂-Entnahme erhöhen, sondern auch zur Schonung anderer Ressourcen beitragen.
Trotz des theoretischen Potenzials von BECCS gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der praktischen Umsetzung:
- Flächenkonkurrenz: Der großflächige Anbau von Energiepflanzen könnte in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion treten und zu höheren Lebensmittelpreisen führen.
- Wasserverbrauch: Der Anbau von Energiepflanzen erfordert erhebliche Mengen an Wasser, was in Regionen mit Wasserknappheit problematisch sein kann.
- Biodiversität: Monokulturen von Energiepflanzen können zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen und Ökosysteme destabilisieren.
Aufforstung besser
Angesichts der Einschränkungen von BECCS sollten auch alternative Methoden zur CO₂-Entnahme in Betracht gezogen werden:
- Aufforstung: Das Pflanzen neuer Wälder kann CO₂ effektiv binden und bietet gleichzeitig Lebensraum für zahlreiche Arten.
- Direkte CO₂-Abscheidung aus der Luft (DAC): Technologien, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre filtern, könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, benötigen jedoch erhebliche Mengen an erneuerbarer Energie.