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22.02.2016 | Klimawandel | Interview | Online-Artikel

"Es wird heißer in Deutschland"

verfasst von: Günter Knackfuß

2:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Dr. Paul Becker

ist Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Klima-Konsortium (DKK). 

Die Folgen des Klimawandels werden sich künftig auch in Deutschland verstärkt bemerkbar machen. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wird die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen zunehmen.

Springer Professional: Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt hat der Deutsche Wetterdienst die Studie vorgelegt: „Vulnerabilität (Verletzlichkeit) Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“. Aus welcher Datengrundlage resultieren ihre Einschätzungen?

Paul Becker: Die Datengrundlage der Vulnerabilitätsanalyse umfasste gemessene Klimadaten als Referenzdaten sowie Klimaprojektionsdaten als auch sozio-ökonomische Daten wie z.B. die Datensätze für die aktuelle und zukünftige (bis 2030, dann konstant bis 2050) Landnutzung des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aus dem CC-LandStraD-Projekt (Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Klimawandel – Strategien für ein nachhaltiges Landmanagement in Deutschland). Zur Schätzung der Klimazukunft wurde ein Ensemble von 17 Klimaprojektionen regionaler Klimamodelle für das sogenannte mittlere Emissionsszenario A1B des vierten Sachstandsberichts des Weltklimarates für Deutschland zu den wichtigsten Klimaparametern ausgewertet. Insbesondere zur Lufttemperatur und zum Niederschlag lagen für Deutschland umfassende Auswertungen des BMVB/BMVI Ressortforschungsprogramms KLIWAS vor.

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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Kommunale Anpassung an die Folgen des Klimawandels als Komponente einer Nachhaltigen Entwicklung

Der Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten das kommunale Handeln und die nachhaltige Entwicklung in den Regionen wesentlich beeinflussen. Die Auswirkungen steigender Temperaturen, veränderter Niederschläge oder der möglichen Zunahme von Extrem


Welches sind die zentralen Ergebnisse der Analyse?

Deutschland ist durch den Klimawandel verwundbar. Die aktuelle Vulnerabilitätsanalyse gibt für alle Handlungsfelder der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS, 2008) eine Abschätzung, in welchen Regionen Deutschlands und in welchem Maße dies sehr wahrscheinlich der Fall ist.

Mit welchen Folgen des Klimawandels müssen wir rechnen?

Deutschlandweit wird die Erwärmung zunehmen, gleichzeitig ist mit einer zunehmenden Häufigkeit von Hitzewellen und Trockenperioden und dementsprechend mit häufigeren oder längeren Niedrigwasserperioden zu rechnen. Bei einem starken Klimawandel steigt auch die Gefahr von Sturzfluten und Flusshochwassern. Durch die Erwärmung und Veränderung des Niederschlags ist mit Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in aquatischen und terrestrischen Ökosystemen durch einen zunehmenden Artenwandel zu rechnen.

Welche Regionen und Sektoren sind bei uns besonders bedroht?

Vor allem Ballungsgebiete in Ostdeutschland, dem Rheintal und Rhein-Main-Gebiet sind durch Hitzewellen gefährdet. Gegenwärtig liegen die Schwerpunkte von Trockenperioden in den Sommermonaten großflächig im östlichen Teil Brandenburgs sowie am östlichen Alpenrand. Bei starkem Wandel ergibt sich jedoch für ganz Deutschland eine stärkere Zunahme von Episoden mit Trockentagen. Im norddeutschen Tiefland könnte die Anzahl der Überschwemmungen durch Flusshochwasser zunehmen, Süddeutschland ist dagegen durch Überschwemmungen infolge von Starkregen besonders bedroht. Der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels ist auch für die deutschen Küstenregionen ein nicht zu vernachlässigendes Thema. Mit negativen Folgen ist besonders für die Handlungsfelder menschliche Gesundheit, Bauwesen und Land- und Forstwirtschaft zu rechnen. Damit wird das Schadenspotenzial des Klimawandels für Umwelt, Gesundheit und Infrastrukturen größer, besonders in Ballungsgebieten und Knotenpunkten der Verkehrsinfrastruktur.

Mit welchen Maßnahmen soll dem Klimawandel begegnet werden?

Planerische Maßnahmen wie Dachbegrünung und Grünflächen sowie die Erhaltung von Belüftungszonen sind in den Städten besonders wichtig. Aber auch der Bereich der Flussauen muss stärker in den Fokus rücken: Die Einrichtung von Wasserrückhaltebereichen und eine angemessenere Ausweisung von Bebauungsgebieten sind hier zu nennen. Zudem wird die Verbesserung/Einrichtung von Warnsystemen vor extremem Wetter noch wichtiger. Schon jetzt stellen das Hitzewarnsystem oder der Waldbrandindex zur Warnung vor erhöhtem Waldbrandpotenzial wichtige Anpassungsmaßnahmen dar.

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