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07.06.2021 | Körperschaftsteuer | Nachricht | Online-Artikel

Geringere Unternehmenssteuern regen Wirtschaft kaum an

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

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Wieder einmal stehen die Unternehmenssteuern im Fokus der Öffentlichkeit. Senkungen sollen der krisengebeutelten Wirtschaft neuen Schwung geben und das Land für kapitalstarke Investoren attraktiv machen. Ob das funktioniert, hat eine aktuelle Meta-Studie analysiert. 

Treiben Steuersenkungen tatsächlich den Aufschwung an? Zwei Wissenschaftler haben das in einer Meta-Studie untersucht. 


Im Hinblick auf Direktinvestitionen gelten hohe Unternehmenssteuern im internationalen Wettbewerb seit jeher als Gift und Deutschland bisweilen als unattraktiv. Jüngst hat das ZEW in seinem Mannheim Tax Index belegt, dass die Bundesrepublik im Vergleich zu Frankreich, Italien, Großbritannien und dem EU-Durchschnitt aus "rein steuerlicher Perspektive" Gefahr läuft, wichtige ausländische Investoren zu verlieren.

Steuersenkung sind beliebtes Wahlkampfthema

Steuersenkungen sollen aber nicht nur internationale Kapitalgeber ins Land locken, sondern auch die von der Krise angeschlagene Wirtschaft ankurbeln. Damit wirbt so mancher Politiker im angelaufenen Bundestagswahlkampf. Ob die positiven wirtschaftspolitischen Effekte von sinkenden Unternehmenssteuern wirklich eintreten, stellt eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung und des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (Wiiw) aber in Frage. 

Für ihre Meta-Studie haben der IMK-Wissenschaftler Sebastian Gechert und Wiiw-Experte Philipp Heimberger insgesamt 42 internationale Studien und mehr als 400 Einschätzungen in der empirischen Literatur genau unter die Lupe genommen. "Nennenswerte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sind nicht zu erwarten", ist das zentrale Ergebnis ihrer Analyse. 

Die ausgewerteten Studien kommen den Forschern zufoge zu widersprüchlichen Befunden. Steuernachlässe für Unternehmen können den internationalen Steuerwettbewerb stimulieren. Zu mehr Wachstum führen sie in der Regel aber nicht. Zum Teil stellten die begutachteten Erhebungen einen negativen Effekt von Unternehmenssteuern auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts fest. Andere zogen ein positives Fazit oder kamen zu einem neutralen Ergebnis. 

Studien mit signifikaten Ergebnissen erhalten mehr Aufmerksamkeit 

Laut Gechert und Heimberger gibt es in der Forschungsliteratur eine "gewisse Unwucht", die mit der Logik von Publikationsprozessen zusammenhängt. So sei davon auszugehen, dass Autoren wie auch die Herausgeber von Fachzeitschriften eher dazu neigen, Studien mit statistisch signifikanten Ergebnissen zu veröffentlichen. Könne eine Untersuchungen aber keine messbaren Effekte nachweisen, sinken ihre Chancen, publik zu werden. "Zudem dürften diejenigen Studien bevorzugt werden, deren Befunde sich mit den vorherrschenden theoretischen Überlegungen decken", meinen die beiden Ökonomen.

Gechert und Heimberger ist es gelungen zu beweisen, dass bei den ausgewerteten Studien die Verteilung der Ergebnisse nicht die Form aufweist, die statistisch bei einer unvoreingenommenen Auswahl zu erwarten wäre. Diese Verzerrung herausgerechnet, bleibe von dem moderaten Zusammenhang zwischen Unternehmenssteuern und Wachstum nichts übrig.

Was die Unterschiede in den gemessenen Effekten verursacht, versuchen die Wissenschaftler ebenfalls zu erklären. So kommen unter anderem neuere Studien eher zu dem Ergebnis, dass Unternehmenssteuersenkungen wenig fürs Wachstum bringen. Zudem fallen die Ergebnisse etwas optimistischer aus, wenn im Zuge einer Unternehmenssteuersenkung zumindest die Staatsausgaben konstant gehalten werden, und nicht gleichzeitig noch gekürzt werden. 

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