Skip to main content

2003 | OriginalPaper | Buchkapitel

Kommunikationsgeschichte als Literaturgeschichte

Robert Eduard Prutz’ Geschichte des deutschen Journalismus (1845) als Vorläufer einer historischen Kommunikationswissenschaft

verfasst von : Claude D. Conter

Erschienen in: Literatur und Journalismus

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

In seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit aus dem Jahr 1841 betont der Schriftsteller (vgl. Bergmann 1997), Literaturwissenschaftler und Publizist (vgl. Spilker 1937) Robert Eduard Prutz die Notwendigkeit, eine Geschichte des deutschen Journalismus zu schreiben. Es heißt dort fordernd und anregend — bezeichnenderweise in einer Fußnote:

Eine vollständige Geschichte des deutschen Journalismus von Thomasius an ist nun aber eine ebenso mühselige und die Kräfte eines Einzelnen fast übersteigende, als nach gerade unentbehrlich gewordene Arbeit: gerade in dem Treiben der Tagesschriften, in der Kritik, den Neigungen und Abneigungen der Zeit, liegt gleichsam das feine Nervengeflecht der Literatur in offener Thätigkeit vor uns; sie sind die Gradmesser der öffentlichen Bildung, die Quellen, aus denen wir das literarische, das ästhetische Bewußtsein der Zeit erkennen und das eigentliche Werden und Weben der Literatur selbst begreifen. Und diese reichen Schachte der Erkenntniß liegen nun verschüttet und verschlossen, wir kennen kaum die Titel jener Journale und auch diese sind uns, der ungeheuren Mehrzahl nach, leere Namen und nichts weiter. Welche Frucht dagegen und welche lebendige Einsicht in die Entwicklung des deutschen Geistes dürfte die Literaturgeschichte sich versprechen, wenn diese Schachte geöffnet, diese hohlen Schemen unter der Hand des Geschichtsschreibers zu lebendigen und beredten Gestalten würden! (Prutz 1841: 354)

Diese Anmerkung des zu dem Zeitpunkt noch auf eine akademische Karriere hoffenden Schützlings von Georg Gottfried Gervinus und Arnold Ruge enthält in nuce Prutz’ Vorstellung sowohl von den Aufgaben und Leistungen des Journalismus als auch von dessen gesellschaftlicher Funktion. Gleichzeitig beauftragt Pnitz die zeitgenössische Literaturgeschichtsschreibung mit einer kommunikationshistorischen Aufgabe, deren Ergebnisse fur das Verhältnis der Literatur zur Politik im Allgemeinen und der Tagespresse im Besonderen und fur die Herstellung einer öffentlichen Meinung aufschlussreich sind.

Metadaten
Titel
Kommunikationsgeschichte als Literaturgeschichte
verfasst von
Claude D. Conter
Copyright-Jahr
2003
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-83377-8_8