Aus den Konfliktniederungen der Praxis in die Höhen der Theorie! Keine Sorge: Dieses erste Kapitel hebt nicht ab. Es steigt aber bergan, wenn nicht auf einen Gipfel, dann doch auf eine Plattform, die Weit-, Über- und Einsicht (zurück in die Niederungen) erlaubt.
Der „Krimi“ aus der WirtschaftsWirklichkeit geht weiter.Man könnte sagen: Der „Kommtssar“ kommt an den „Tatort“. Im Fernsehen beherrscht er schnell die Szene, hat sofort eine heifße Spur und schickt seinen Assistenten los. Der Mediator ist kein Kommissar. Aber er führt mit allen am Einsatzort Einzelinterviews. Verhöre? Esgibt keine Verdächtige in der Mediation. Trotzdem macht sich der Vermittler aufdie Suche nach der Lösung des Falles ...
Kennen Sie das? Zeitdruck, Stress, das Gefühl des Gehetztseins, Sie spüren innere Unruhe bei der Arbeit und wegen der Arbeit in Ihrer Freizeit, auch die ständige Furcht, zu langsam zu sein, nicht nachzukommen, oder, umgekehrt, das ununterbrochene Bedürfnis, sich und andere anzutreiben, im Beruf und im Privatleben. Nie verweilen Sie im Moment, immer sind Sie gedanklich schon . beim nächsten und übernächsten Termin ...
Sie kennen das: Nach einem vollgestopften Arbeitstag sitzen Sie endlich alleine in Ihrem Wagen aufdem Weg nach Hause. Sie halten sich rechts, überlassen den Rasern die Überholspur, fahren gemütlich nach Hause. Der Tag geht Ihnen durch den Kopf sie arbeiten „nach“. Plötzlich wird Ihnen einiges sehr deutlich, Sie haben Ideen, Lösungen kommen wie von selbst, was in des Tages Hektik nur Chaos schien, klärt seine Zusammenhänge. Langsam werden Sie ruhiger. Oder, im Gegenteil, Sie werden neu aufgeladen mit Energie und innerer Spannkraft durch die Möglichkeiten, die sich Ihnen auftun.
Gewisse Consulter und Konfliktexperten neigen dazu, wie andere Anbieter von Methoden, Ideen und Behandlungen auch, aus ihrem Produkt ein tiefes Geheimnis, eine quasi-religiöse Erlösungsbotschaft und einen persönlichen Missionsauftrag mit bedeutungsschwangeren Prophezeiungen zu machen. Manchmal trifft man sie einige Jahre später wieder: Ihr erstes Produkt ist verramscht, sie haben jetzt das neue, das einzig wahre und wahrlich teure im Angebot.
„Festina lente!“, „Eile mit Weile!“ soll schon der römische Kaiser Augustus gerne zitiert haben—dessen Karriere bekanntlich steil nach oben führte und der sich ziemlich lange in einer Spitzenposition gehalten hat. (Seine Nachfolger, die dieses Sprichwort wohl nicht befolgten, mussten ihre Posten häufig wegen ungelöster Konflikte, mit einem Messer im Rücken oder Gift im Becher, vorzeitig räumen ...)
Über einige Zeit haben Sie ein neues Projekt ausgearbeitet. Die Phase der Vorbereitung geht zu Ende. Sie haben einiges versucht, vieles verworfen, einiges behalten. Sie haben Ihre Mitarbeiter in Teilbereichen Tests machen lassen. Sie haben sich in anderen Branchen über Erfahrungen und Techniken informiert, die Ihnen in diesem ungewöhnlichen Projekt dienlich sein können und haben dabei vielversprechendes entdeckt. Aber diese Phase ist jetzt vorbei.
Zwei streiten sich. Der Dritte arbeitet. So ist das nämlich. Wenn’s gut geht, freuen sich zum Schluss aile drei. Davor liegt ein hartes Stück Vermittlung, mit allem Drum und Dran. Mittendrin sieht es so aus, als würde am Ende nicht alles gut, als stecke man in einer Sackgasse und komme nicht vor und nicht zurück. Dann wiederum öffnen sich Perspektiven : Auswege. Manchmal müssen sich aile drehen und wenden, innerlich und äußerlich, um zu entdecken, dass man noch ein gutes Stück Weg miteinander gehen kann —zum gemeinsamen Vorteil
Noch einmal werden in diesem Kapitel Konflikte genauer betrachtet. Ihre Entwicklungsstufen werden beschrieben, damit Sie in Ihrem Managementalltag erkennen können: 1. Wo Konflikte in den Anfängen stecken und durch Ihr frühes Eingreifen entschärft werden können. 2. Wo Konflikte sich schon gesteigert haben, wann es Zeit oder sogar höchste Zeit für eine Intervention durch einen externen Mediator ist. 3. Wann es dafür zu spät ist.
Es gibt Menschen mit Streitsucht. Andere sind harmoniesiichtig. Beide Typen gefährden die Zusammenarbeit, weil die Realität—die meist ein mehr oder weniger miteinander auskommen ist—nicht ihren Wünschen entspricht. Die einen brauchen mehr Zoff, die anderen suchen ständig das verlorene Paradies, beides wird ihnen von den anderen verweigert, und das ist der Quell von vielen Konj/ikten. Wenn beide Typen in einer Abteilung arbeiten, können Sie jeden morgen eine Wette abschließen, um wie viel Uhr sie aufeinander prallen werden. Der eine provozierend, der andere zutiefst betroffen, legen sie gemeinsam die Abteilung lahm.