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16.09.2013 | Konstruktion + Entwicklung | Interview | Online-Artikel

Sportliche Aufgaben für Ingenieure

3:30 Min. Lesedauer

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Der Markt an Sportgeräten wächst – und mit ihm die technischen Herausforderungen bei der Produktentwicklung. Springer-Autorin Kerstin Witte erläutert im Interview, wie vielseitig und interdisziplinär diese Aufgabe ist.

Springer für Professionals: Sportartikel sind vielseitiger und technisch ausgefeilter denn je. Warum spielte das in der Fachliteratur bisher nur begrenzt eine Rolle?

Prof. Dr. Kerstin Witte: Einerseits ist es sehr schwierig, aufgrund der Vielseitigkeit und Komplexität der Sportartikel Gemeinsamkeiten zu finden, die dann auch wissenschaftlich bearbeitet und in der Fachliteratur publiziert werden können. Andererseits gibt es erst seit Einführung von Studiengängen zur Sportgerätetechnik Spezialisten, die sich mit dieser Problematik unter theoretischen und praktischen Aspekten beschäftigen. Allerdings muss man auch festhalten, dass in internationalen Fachzeitschriften und auf Fachkonferenzen schon seit Jahren neueste Erkenntnisse zur Entwicklung von Sportartikeln veröffentlicht werden.

In Ihrem Buch „Sportgerätetechnik“ betonen Sie die physikalischen und biomechanischen Aspekte bei der Entwicklung von Sportgeräten. Wie interdisziplinär sollten Ingenieure aufgestellt sein, die sich mit dieser Aufgabe befassen?

Interdisziplinarität ist für die Entwicklung und Optimierung von Sportgeräten und Sportausrüstungen unbedingt erforderlich. Diese Auffassung vertrete ich auch aufgrund meiner Erfahrung als Hochschullehrerin. Das Ziel kann nicht sein, möglichst hochtechnologische Produkte zu entwickeln, sondern Sportartikel immer im Zusammenhang mit der Nutzung durch den Menschen zu sehen. Damit ist die Sportwissenschaft – und daher auch etwa die Teildisziplin Sportbiomechanik – genauso wichtig wie Konstruktionslehre, Mechanik oder Materialwissenschaften. Das bedeutet, dass Entwicklungsingenieure für Sportartikel auch interdisziplinär aufgestellt sein sollten, um das Produkt Sportartikel ganzheitlich entwickeln zu können. Sicher kann ein Sportingenieur nicht alle sportwissenschaftlichen und vor allem naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen vollständig beherrschen. Hier ist dann der Spezialist gefragt.

Sportler stellen hohe Ansprüche an ihr Gerät: Es sollte leistungsfördernd und zugleich leicht zu handhaben sein. Auch der Spaßfaktor und die Sicherheit spielen eine Rolle. Inwiefern lassen sich diese Aspekte bei der Produktentwicklung überhaupt miteinander vereinbaren?

Diese Frage stellt sich eigentlich für fast alle Produkte, aber speziell für Sportprodukte. Es ist tatsächlich nicht einfach, diese Ansprüche miteinander zu vereinbaren. So muss vor der Konzeptionsphase das Anforderungsprofil eindeutig definiert werden, und die Prioritäten müssen festgelegt werden. Dabei steht natürlich die Sicherheit an oberster Stelle. Entscheidend für das Anforderungsprofil ist die Nutzergruppe: Während im Leistungssport die sportliche Leistung im Vordergrund steht, ist für den Freizeitsportler zum Beispiel der Spaßfaktor besonders wichtig.

Wie sieht es speziell im Profisport aus: Kann hier zu viel Technik nicht dazu führen, dass die eigentliche Leistung des Sportlers immer schwerer zu beurteilen wird?

Hier gibt oft das Regelwerk eindeutige Richtlinien vor. Damit werden in vielen Bereichen Weiterentwicklungen limitiert, um allen Sportlern im Wettkampf gleiche Chancen zu garantieren. Generell kann man davon ausgehen, dass Optimierungen des Gerätes nicht die Technisierung zum Ziel haben. Stattdessen soll der Sportler in der Lage sein, seine Leistungsfähigkeit bei möglichst geringen äußeren Einflüssen, zum Beispiel bei einem minimalen Fahr- oder Reibungswiderstand, zu zeigen. Hier sind technische Verbesserungen gefragt. Es geht also nicht darum, durch unterstützende Maßnahmen, die sportliche Leistung zu „verfälschen“. Ein solches Beispiel wäre der Elektromotor beim E-Bike.

Welche aktuellen Innovationen aus der Sportgerätetechnik sind besonders erwähnenswert?

Der Markt ist sehr groß und damit auch nicht wirklich überschaubar. Nachhaltige Innovationen sind sicher die Integration von Mess- und Informationssystemen in Sportartikeln auf Grundlage der zunehmenden Miniaturisierung von Sensoren und die Verwendung von Faserverbundstoffen.

Was fasziniert Sie persönlich an der Sportgerätetechnik?

Vor allem die schon angesprochene Interdisziplinarität begeistert mich. Als Physikerin und Bewegungswissenschaftlerin ist das für mich ein sehr schönes Forschungsgebiet mit vielseitigen Herausforderungen. Außerdem macht es besondere Freude, wenn durch wissenschaftliches Arbeiten auch reale Produkte entstehen oder verbessert werden können, die Menschen fördern, helfen oder auch „nur“ Spaß machen.

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