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16.09.2022 | Konsumentenkredit | Nachricht | Online-Artikel

Jedem Dritten fehlt essentielles Kreditwissen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

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Selbst einfache Fragen zu Finanzdingen kann ein Drittel der Menschen in Deutschland nicht beantworten, zeigt eine aktuelle DIW-Umfrage. Besonders gefährlich sind diese Wissenslücken bei Krediten. Mehr als 40 Prozent der Befragten mit einem Konsumentenkredit kennen ihren Zinssatz nicht.

Aktuell haben knapp 20 Prozent der mehr als 1.000 im Sommer 2022 von Forschern des DIW Berlin befragten Erwachsenen in Deutschland einen Konsumenten- oder Dispokredit. Unter ihnen kennen 44 Prozent ihren genauen Zinssatz nicht. Unwissenheit herrscht vor allem bei Dispokrediten. 72 Prozent derjenigen, die ein Girokonto mit Überziehungsmöglichkeit haben, kennen den zu zahlenden Zinssatz nicht. Unter denjenigen, die ihr Konto tatsächlich überziehen, wissen 53 Prozent nicht, was sie das pro Monat kostet. Neun Prozent gehen sogar fälschlicherweise davon aus, dass es gar keine Dispozinsen gibt.

Erschreckend ist, dass die Studienautoren bei den weiblichen Befragten besonders große Wissenslücken fanden. So ist 55 Prozent der Kreditnehmerinnen ihr Zinssatz unbekannt. Bei den Männern beträgt dieser Anteil nur 34 Prozent. Frauen hätten zudem eine deutlich geringere Finanzbildung. Dabei stehen 19 Prozent der Teilnehmerinnen derzeit bei ihrer Bank mit einem überzogenen Konto in der Kreide oder haben einen beziehungsweise mehrere Konsumentenkredite. Dieses Ergebnis spiegelt auch die bundesweit repräsentative Innovationsstichprobe des Sozio-oekonomischen Panels 2020 (SOEP) wider. Diesem zufolge haben 18 Prozent der Frauen entweder selbst oder ein anderes Haushaltsmitglied Konsumschulden.

Große Lücken im allgemeinen Finanzwissen

Allerdings bewerten die DIW-Forscher die allgemeine Finanzbildung der Verbraucher als lückenhaft. Ein Drittel aller Befragten könne selbst einfache Finanzfragen nicht korrekt beantworten. Zudem ließen sich Menschen einfacher von einem Kredit überzeugen, wenn dessen Kosten nicht nur prozentual angeben werden, sondern auch in Monatsbeträgen. 

Die Studienautoren fragten hierfür die Bereitschaft ab, einen hypothetischen Kredit aufzunehmen, und variierten Kredithöhe, Zinssätze und Darstellungen der Zinskosten zufällig. Dabei lehnten die Teilnehmer große Kredite und hohe Zinsen eher ab als kleine. 

Irrational verhalten sie sich aber bei der Entscheidung, wenn die Zinskosten prozentual oder absolut dargestellt werden, obwohl sich die Höhe der Kosten dadurch nicht verändert. Der Kredit wird immer dann am ehesten aufgenommen, wenn die Zinskosten neben dem prozentualen Zinssatz in absoluten Beträgen angeben werden, insbesondere, wenn es sich um niedrige Monatsbeträge handelt."

Wissenslücken forcieren Überschuldung

"Mangelndes Zinswissen ist ein Risikofaktor für eine Überschuldung. Es ist also wichtig, aus verbraucherschutzrechtlichen Aspekten sowie aus gesamtökonomischen Erwägungen genau auszuloten, wie Verbraucher eine für ihr Budget angemessene Kreditentscheidung treffen", warnt Studienautorin Jana Hamdan. "Kleine Kostenbeträge verleiten Menschen offensichtlich eher dazu, sich zu verschulden. Dies birgt die Gefahr, die Gesamtbelastung der Kosten eines Kredits zu unterschätzen und in die Schuldenfalle zu geraten", so die Expertin. Der Verbraucherschutz solle dies berücksichtigen. "Insbesondere bei den Dispokrediten ist eine transparentere Kommunikation nötig. Außerdem wäre mehr finanzielle Bildung, insbesondere für Frauen, hilfreich."

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