Kaufen auf Pump liegt im Trend: Autos, Küchen oder große Elektrogeräte werden in Deutschland besonders gerne in Raten bezahlt. Immer häufiger gilt das auch für kleine Kreditsummen. Das Einkommen spielt dabei keine große Rolle, wie aktuelle Zahlen zeigen.
Die Zahl neuer Ratenkredite bewegt sich 2023 mit einem Plus von einem Prozent auf dem Vorjahresniveau. Allerdings haben Verbraucher deutlich mehr Kleindarlehen nachgefragt, heißt es im Risiko- und Kredit-Kompass der Auskunftei Schufa von Mitte November. Demnach schlossen die Bundesbürger im vergangenen Jahr insgesamt 4,350 Millionen neue Ratenkreditverträge unter 1.000 Euro - ein Anstieg von rund 14 Prozent. Damit fällt fast jedes zweite Darlehen in diese Kategorie. Als Grund für das starke Wachstum nennt der Report die sogenannten Buy-Now-Pay-Later-Angebote (BNPL) im E-Commerce an. Hier übernehmen in der Regel Dienstleister die Zahlungsabwicklung und bieten den Kunden Finanzierungsmöglichkeiten an.
Ratenkredite besonders beliebt
Der schnelle Kreditabschluss überzeugt viele Verbraucher, wie die Ergebnisse einer Befragung des Bankenfachverbands zeigen. Die rund 1.700 im Mai und Juni interviewten Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren nutzen Ratenzahlungen vor allem, um private Investitionen zu tätigen. Diese reichen vom Auto über die Einbauküche bis hin zur energetischen Sanierung. Fast jeder vierte Privathaushalt (24 Prozent) verfügt der Studie zufolge über einen entsprechenden Kreditvertrag. Mit Abstand folgen Dispokredite (acht Prozent), Rahmenkredite (sieben Prozent) sowie Leasing (sieben Prozent).
Kredite für Mobilität und Wohnen
50 Prozent der Befragten zahlen auf diesem Weg ihren Pkw ab. Zwölf Prozent finanzieren damit die Anschaffung einer Küche oder neuen Möbeln. Unterhaltungselektronik macht neun Prozent und Haushaltsgroßgeräte immerhin acht Prozent aus. Für eine Solaranlage geben bereits 4,4 Prozent der Menschen das Darlehen aus. Sogar der Anteil für Wärmepumpen ist von 0,6 Prozent auf 1,1 Prozent gestiegen. "Die Transformation zur Klimaneutralität erfordert Investitionen in Milliardenhöhe", kommtiert Jens Loa, Geschäftsführer des Bankenfachverbands, die Zahlen. Wer das Kapital nicht auf der hohen Kante hat, nutzt mitunter auch für eine Ratenfinanzierung.
Kredite in allen Einkommensklassen
Dabei handelt es sich bei den Kreditnehmern nicht nur um Geringverdiener. "Finanzierungen von Konsumgütern werden von Verbrauchern aus sämtlichen Einkommensklassen genutzt", so Loa. Durchschnittlich verfügen diese über ein monatliches Nettoeinkommen von 3.420 Euro. Das sind 190 Euro mehr als der bundesweite Durchschnitt der für die Untersuchung befragten Verbraucher mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 3.230 Euro, heißt es in der Studie des Verbands, der die Interessen der Kreditbanken in Deutschland vertritt.
Alle Altersgruppen nutzen Ratenkredite
Auch das Alter spielt bei der Nutzung der Kreditangeboten eine geringere Rolle, wie die Schufa-Zahlen zeigen: Bisher lagen vor allem bei jüngeren Menschen Kleinkredite von weniger als 1.000 Euro im Trend. Inzwischen ist die Nachfrage auch bei den mittleren Altersgruppen gestiegen. Während die Zahlen in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen gegenüber 2022 stabil geblieben ist, hat sich bei den 35- bis 39-Jährigen sowie den Menschen im Alter zwischen 40 und 44 Jahren jeweils um 30 Prozent erhöht.
EU-Verbraucherkreditrichtlinie soll mehr Sicherheit bringen
Die Wirtschaftsauskunftei weist in diesem Zusammenhang auf die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie hin, die die Europäischen Union im Oktober 2023 beschlossen hat. Künftig gelten die Schutzregelungen auch für Kleinkredite unter 200 Euro, Überziehungskredite, unentgeltliche Kredite sowie kurzfristige Darlehen mit geringen Kosten. "Ich begrüße, dass damit auch BNPL-Kredite dem Schutz der Richtlinie unterliegen, denn diese Bezahlform ist im Online-Handel weit verbreitet", erläuterte Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke den Vorstoß im Oktober 2023.
Die Regelung macht künftig auch bei Kleinkrediten unter 200 Euro eine Bonitätsprüfung notwendig. Die Regelung muss allerdings noch in nationales Recht umgesetzt werden.