1987 | OriginalPaper | Buchkapitel
Kontinuitätslinien und Neuansätze: Parteikonzepte im Lager des politischen Katholizismus nach der Kapitulation des NS-Regimes
verfasst von : Ute Schmidt
Erschienen in: Zentrum oder CDU
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Im Frühjahr 1945 waren in Rheinland-Westfalen, dem Kerngebiet des ehemaligen preußischen Zentrums im Westen, die Positionen über die künftige Struktur einer Nachfolgeorganisation des Weimarer Zentrums und deren Funktion im bürgerlichen Parteienspektrum noch nicht festgelegt. Unter der Oberhoheit der britischen Militärregierung, deren Pläne man noch nicht genau kannte, wurden zunächst einmal alte Freundschaften wiederaufgenommen, neue politische Verbindungen gesucht, bekannte und neue Strategien zur Neu- bzw. Umgruppierung der Parteien im kleinen Kreis diskutiert. In diese Parteiformierungs-Diskussion gingen auch Erfahrungen aus katholischen Oppositionskreisen gegen das NS-Regime mit ein, die teils in loser Form existiert und im wesentlichen sozialethische Fragen erörtert hatten, teils — im Umkreis des 20. Juli 1944 — sich auch über die personelle Zusammensetzung einer Regierung nach dem Sturz des Dritten Reiches verständigt hattenl. Wegen ihrer Kontakte zu Goerdeler und den Kreisauern war nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler die Verbandsführung der Westdeutschen Arbeitervereine verhaftet worden; Bernhard Letterhaus, der inzwischen in der Auslandsabteilung des OKW arbeitete, und Nikolaus Groß wurden hingerichtet, andere Beteiligte zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt2. Auf das Vermächtnis der „Blutzeugen“ aus der katholischen Arbeiterbewegung beriefen sich die Berliner CDUD-Gründer Andreas Hermes und Jakob Kaiser sowie die Kölner Kolpingmänner Leo Schwering und Karl Zimmermann, die, ohne Kenntnis von der Berliner Gründung zu haben, ungefähr gleichzeitig im Sommer 1945 die Initiative zur CDP-Gründung in Köln ergriffen.