Seit Menschengedenken und lange vor den evidenzbasierten, methodisch reflektierten Naturwissenschaften haben Menschen über das hinausgedacht, was ihnen unmittelbar durch die Sinneserfahrungen erscheint – Spekulationen über den unsichtbaren Mikro- und Makrokosmos eingeschlossen. Dieser Prozess ist noch nicht am Ende. Galt das Universum bislang per definitionem als einzigartig, mehren sich inzwischen die Indizien aus Kosmologie und Fundamentalphysik, dass es viele andere Universen geben könnte. Sie sind von unserem durch Raum, Zeit oder Extradimensionen getrennt – und haben vielleicht doch bizarre Auswirkungen. Mit der Annahme eines solchen Multiversums sollen außerdem viele grundlegende Fragen beantwortet werden: zum Beispiel nach der Ursache des Urknalls, der Richtung der Zeit und den scheinbar extrem genauen „Feinabstimmungen“ der Naturkonstanten, ohne die Leben, wie wir es kennen, unmöglich wäre. Welchen explanatorischen und wissenschaftstheoretischen Status können solche Hypothesen oder Spekulationen legitimerweise beanspruchen? Haben sie überhaupt einen Erklärungswert? Oder sind sie, wenn beziehungsweise weil nicht widerlegbar, nicht eher ein Gegenstand der Metaphysik (was nichts Verwerfliches wäre) oder aber ein Beispiel für Pseudowissenschaft (was intellektuell unredlich wäre)?
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