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11.07.2017 | Kredit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie die Digitalisierung das Kreditmanagement verändert

verfasst von: Prof. Dr. Matthias Schumann

3 Min. Lesedauer

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Die Digitalisierung eröffnet Banken und Finanzdienstleistern im Kreditmanagement neue Möglichkeiten. Diese stützen sich nicht nur auf technische Neuerungen, sondern auch auf veränderte rechtliche Rahmenbedingungen. Matthias Schumann zeigt die Veränderungen auf. Ein Gastbeitrag.

Betrachtet man das Kreditrisikomanagement und die damit verbundenen Prozesse, so lassen sich vor allem neue Formen der Online-Prüfungen zur Identifikation von Antragstellern und der externe Zugriff auf Kontodaten benennen. Online-Vergleichsportale helfen zudem Kreditinteressenten, Vergleiche vorzunehmen und für den jeweiligen Kreditbedarf möglichst günstige Angebote zu wählen.

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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Digitale Innovationen in Kreditinstituten – Ein Rück- und Ausblick

Kreditinstitute haben sich im Laufe der Zeit immer wieder einem „digitalen Wandel“ unterzogen. Beginnend mit ersten Ansätzen der elektronischen Datenverarbeitung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zog sich die Entwicklung vom Einsatz von Geldausgabeautomaten bis zum heutigen Mobile Banking. 


Schneller authentifizieren

Durch eine Verordnung des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) aus dem Jahr 2014 wurde die Kontoeröffnung auf Basis einer internetbasierten Videoübertragung und Sprachverbindung möglich. Während einer Videositzung mit dem Kunden werden dessen Daten sowie der Personalausweis erfasst. Der Kunde erhält dann per SMS oder E-Mail eine TAN, die er per Web-Browser zur endgültigen Authentifikation benutzt. Mit der Europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD II müssen Finanzinstitute nun auch Dritten den Zugang zu Kontodaten online erlauben, wenn der Kontoinhaber dies freigibt. So wird es direkt möglich, etwa 

  • auf Kontotransaktionen zuzugreifen und daraus Haushaltsrechnungen abzuschätzen oder
  • die Daten auch als Element einer Kreditprüfung zu verwenden. 

Dieses sind Weiterentwicklungen, die primär beim Privatkundengeschäft ansetzen. Ebenso finden sich so genannte P2P-Plattformen, über die nach verschiedenen Regeln ein Matching zwischen Kreditgebern und Kreditnehmern ohne direktes Involvieren eines Finanzinstituts stattfindet. Aufgrund der deutschen Rechtslage werden dann zur Zahlungsabwicklung noch Kreditinstitute benötigt. Inzwischen gibt es jedoch erste Beispiele aus dem Fintech-Bereich, bei denen Finanzinstitute sich auch an solchen Plattformen beteiligen. Ebenso finden sich Ansätze, dass diese Plattformen auch eine Projektfinanzierung realisieren und Kreditvergaben für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Gewerbetreibende oder auch mittelständische Unternehmen anbieten. Durch junge Finanztechnologieunternehmen entstehen in diesem Geschäftsfeld neue Wettbewerber für die etablierten Player. Daneben ist zu beobachten, dass B2B-Kreditprüfungsprozesse auch verstärkt in Kundenportale eingebunden werden.

Der Geldwäsche den Riegel vorschieben

Schließlich sind in diesen Prozessen, speziell bei der Kontoanlage, die verschärften Regeln des Geldwäschegesetzes zu berücksichtigen. Dabei geht es darum, die wirtschaftlich Berechtigten auch bei Kapitalgesellschaften und komplexen Konstrukten von Gesellschaften zu identifizieren. Ziel ist es festzustellen und zu dokumentieren, ob politisch exponierte Personen oder Organisationen und Personen, die auf Negativlisten enthalten sind, in solche Geschäftsprozesse involviert sind, um abhängig davon Folgehandlungen anzustoßen.

Auch bei der Bilanzanalyse können moderne Werkzeuge helfen, zum Beispiel, um die Plausibilität der publizierten Daten zumindest teilautomatisch zu überprüfen, um auch hier ein weiteres Hilfsmittel zur Betrugsprävention zu nutzen. Dazu werden entsprechende Kennzahlen berechnet und diese automatisiert einem Benchmark, zum Beispiel mit der gleichen Branche, unterzogen. Stellen sich dann schwer interpretierbare Ausreißer ein, können diese Abschlüsse vertieft geprüft werden. 

Schnellere Prozesse, weniger Aufwand

Insgesamt ist damit festzustellen, dass durch die weiter fortschreitende Digitalisierung im Kreditbereich speziell die Durchlaufzeit von Prüfungsprozessen deutlich reduziert werden kann. Auch der Aufwand, insbesondere auf der Kundenseite, reduziert sich. Dabei wirken veränderte rechtliche Rahmenbedingungen als Treiber, die sich mit den vorhandenen Möglichkeiten der IT umsetzen lassen. Die Dynamik ist dabei im einfacheren Privatkundengeschäft größer als im komplexeren Firmenkundenbereich. 

Mit den vielfältigen Veränderungen der Finanzbranche durch die Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Kooperationen der Banken mit Fintechs beschäftigt sich auch die dritte Konferenz für Finanztechnologie von Bankmagazin und dem Center for Financial Services der Goethe-Universität am 13. September 2017 in Frankfurt am Main. Anmeldeinformationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

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