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2013 | Buch

Kriege ohne Grenzen

Ursachen regionaler Konfliktsysteme in Sub-Sahara Afrika

verfasst von: Nadine Ansorg

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

​In den letzten Jahrzehnten ist ein Wandel im Kriegsgeschehen zu verzeichnen, der sich auch auf die Kriegsforschung auswirkt. Prozesse der staatlichen Entgrenzung und Denationalisierung führten zu neuen Formen der Kriegsführung. Damit verbunden sind auch eine Regionalisierung und Transnationalisierung von Krieg und die Entstehung von regionalen Konfliktsystemen. Diese sind gekennzeichnet durch interdependente gewaltsame Konflikte unter Beteiligung unterschiedlicher Akteure, die auf verschiedenen Handlungsebenen aufgrund von gegensätzlichen Interessen miteinander konkurrieren und/oder in komplexen Netzwerken miteinander interagieren. Das Phänomen der regionalen Konfliktsysteme wurde bislang jedoch nur unzureichend theoretisch erfasst und nur vereinzelt empirisch erforscht. Dieses Forschungsdesiderat ist der Ausgangspunkt für die Untersuchung. Sie ist geleitet von zwei zentralen, interdependenten Forschungsfragen: Welche strukturellen Rahmenbedingungen ermöglichen das Auftreten regionaler Konfliktsysteme und der daran beteiligten Gewaltakteure? Auf Grundlage dieser Erkenntnisse untersucht die Autorin, welche Faktoren zu einer tatsächlichen Ausbreitung kriegerischer Gewalt in Regionen führen. In diesem Zusammenhang werden auch die Gewaltdynamiken und die Interaktionen der Akteure sowie die Motive und Intentionen ihres Handelns betrachtet. Zur Beantwortung dieser Fragen wird ein theoretisches Konzept auf sozialkonstruktivistischer Basis entwickelt, das die bisherigen theoretischen Schwächen im Umgang mit regionalen Konfliktsystemen ausgleicht. Von besonderer Bedeutung sind das Zusammenspiel von Konflikt, Region und Sicherheit und die daraus resultierende Öffnung der methodologischen wie auch der Akteursperspektive. Das theoretische Konzept der regionalen Konfliktsysteme wird mit Hilfe einer multi-Value Qualitative Comparative Analysis (mvQCA) anhand der Kriege mit regionaler Komponente in Sub-Sahara Afrika seit dem Ende des Kalten Krieges getestet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Jenseits des methodologischen Nationalismus
Zusammenfassung
Soziale Phänomene wurden in den Sozialwissenschaften lange Zeit innerhalb der Schranken eines Nationalstaates konzeptualisiert. Dies liegt an der jahrhundertelangen Dominanz der Nationalstaaten in der westlichen Welt, die nicht nur das Zusammenleben der Menschen und ihre Interaktionen prägte, sondern auch das Wissen über sie. In dieser so genannten nationalen Konstellation, die sich seit dem Westfälischen Frieden durchsetzte, wurden nationalstaatlich orientierte Gesellschaften als natürliche Einheiten angesehen, die Form des Wissens über sie wurde nicht hinterfragt. Dies brachte das Problem des so genannten „methodologischen Nationalismus“ mit sich, in dem von der Annahme ausgegangen wird, dass Gesellschaft und Nation in einem natürlichen Sinne deckungsgleich sind.
Nadine Ansorg
2. Der theoretische Rahmen Das Zusammenspiel zwischen Region, Sicherheit und Konflikt
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden verschiedene Ansätze beleuchtet, die sich mit dem Zusammenspiel von Regionen, Sicherheit und Konflikt wie auch den Konzepten von regionalen Konflikten und Konfliktsystemen auseinandersetzen. Dabei werden zunächst die Ansätze herangezogen, die eher staatsbezogenen sind und einem methodologischen Nationalismus folgen. Daran schließen sich konstruktivistische Ansätze und Ansätze aus subnationaler Perspektive an, die sich dem Konzept der Regionen stärker öffnen. Hier werden besonders die Forschungslücken, die eine Analyse von regionaler Gewalt und regionalen Konfliktsystemen bislang erschwert haben, aber auch potentielle Anknüpfungspunkte für die vorliegende Arbeit aufgezeigt. Schließlich werden das der Arbeit zugrunde liegende Konzept der regionalen Konfliktsysteme erläutert und die Hypothesen der Untersuchung formuliert.
Nadine Ansorg
3. Das methodische Vorgehen
Zusammenfassung
Durch das bisher Dargelegte ist deutlich geworden, dass regionale Konfliktsysteme bislang nur schwer analytisch und methodisch zu erfassen waren. Dies lag auch an der bisherigen Beschränkung auf entweder qualitative oder quantitative Methoden, die dieses Phänomen nur einseitig beleuchteten. In der vorliegenden Arbeit wird daher die Methode der „multi-value Qualitative Comparative Analysis“ (mvQCA) von Lasse Cronqvist verwendet, die die Komplexität von regionalen Konfliktsystemen aufgrund der Integration von qualitativen und quantitativen Elementen umfassend darstellen und analysieren kann. Die Methode mvQCA ist eine Weiterentwicklung der von Charles Ragin erdachten „Qualitative Comparative Analysis“ (QCA). Abgerundet wird die Untersuchung durch eine fallbezogene Interpretation der Ergebnisse der mvQCA mit Hilfe des Process-tracings. Die vorliegende Arbeit basiert somit auf einem Methodenmix von qualitativen und Diversitäts-orientierten Methoden.
Nadine Ansorg
4. Regionale Konfliktsysteme in Sub-Sahara Afrika – ein Vergleich mit Hilfe der mvQCA
Zusammenfassung
Im empirischen Teil der Arbeit werden die zwölf Fälle mit Hilfe des in Kapitel 2.4 entwickelten Modells vergleichend untersucht. Ziel der Untersuchung ist die Entwicklung allgemein gültiger Aussagen darüber, wie und warum regionale Konfliktsysteme entstehen und mit welchen Dynamiken sich Gewalt regional ausbreitet. Das fünfte Kapitel widmet sich der empirischen und theoretischen Interpretation der Ergebnisse. Diese werden in Kapitel 6 noch einmal theoretisch aufgearbeitet und in den theoretischen Rahmen der Friedens- und Konfliktforschung eingeordnet.
Nadine Ansorg
5. Die empirische und theoretische Interpretation der Ergebnisse
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden die in Kapitel 4 ermittelten Ergebnisse zur regionalen Diffusion von Gewalt zunächst interpretiert und dann anhand eines ausgewählten Falls - der Region der Großen Seen II - mit Hilfe des Process-tracings empirisch und theoretisch nachgezeichnet.
Nadine Ansorg
6. Zusammenfassung und Fazit: Ergebnisse und Forschungsperspektiven
Zusammenfassung
Die vorliegende Untersuchung ging von der Feststellung aus, dass das Phänomen der regionalen Konfliktsysteme und die regionale Ausbreitung kriegerischer Gewalt bislang nur unzureichend theoretisch erfasst und nur vereinzelt empirisch erforscht wurden. So wurde zwar die Existenz von regionalen Konfliktsystemen grundsätzlich bestätigt, doch konnten diese aufgrund der ihnen immanenten Komplexität nur unzureichend theoretisch erfasst werden. Zudem gibt es eine Vielzahl an empirischen Einzelfallstudien zu regionalen Konfliktdynamiken, die Forschungsergebnisse für einen ganz bestimmten Kontext präsentieren und die genau aus diesem Grund nicht verallgemeinerbar sind. Ein weiteres Problem ergibt sich aus einem vielfach zugrunde liegenden methodologischen Nationalismus, der soziale Phänomene innerhalb der Grenzen eines Nationalstaates und mit explizitem Bezug auf diesen untersucht. Dadurch können soziale Phänomene, die jenseits der Grenzen des Nationalstaates stattfinden, jedoch nur unzureichend erfasst werden. Durch die Beschränkung auf den Nationalstaat als hauptsächlichen Akteur im Bereich Sicherheit und Gewalt wurden zudem Interaktionen von Akteuren ober- und unterhalb der nationalstaatlichen Handlungsebene vernachlässigt.
Nadine Ansorg
Backmatter
Metadaten
Titel
Kriege ohne Grenzen
verfasst von
Nadine Ansorg
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-02529-8
Print ISBN
978-3-658-02528-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02529-8