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2014 | Buch

Kriminologie ländlicher Räume

Eine mehrperspektivische Regionalanalyse

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Über dieses Buch

​Ländliche Räume wurden trotz ihrer sozialräumlichen Besonderheiten bislang kriminologisch kaum umfassend und differenziert betrachtet. Mit dieser Studie liegt eine mittels mehrperspektivischem Forschungsansatz erstellte Kriminologische Regionalanalyse für einen gesamten Landkreis vor. Die Autoren stellen den Einsatz klassischer Forschungsmethoden für eine mehrdimensionale Sozialraumanalyse vor und führen mit ihren Ergebnissen nicht zuletzt in eine Kriminologie ländlicher Räume ein. Mit dem Analyseschwerpunkt „Jugendgewalt und Migration“ bieten sie zudem eine umfassende Reflexions- und Planungsbasis für die lokale zielgruppengerechte Präventionsarbeit.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Vorwort und Einleitung
Zusammenfassung
Kriminalität und Sicherheit sind Themen, die auch in Deutschland ihre Aktualität nicht einbüßen und die Bürgerinnen und Bürger verschiedenster Regionen und Lebensräume auf unterschiedliche Weise tangieren. Sowohl ein objektiv verzeichnetes Kriminalitätsaufkommen als auch die subjektive Furcht vor Verbrechen und Kriminalität beeinträchtigen das menschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit und mindern somit die Lebensqualität des Einzelnen (vgl. Frevel 1998: 12). Nicht zuletzt da die Verhinderung von entsprechenden Delikten als kostengünstigste Methode zur Schaffung sicherer Gemeinwesen gilt (vgl. EFUS 2007: 9), versuchen gegenwärtig unterschiedliche Institutionen dem Straftatenaufkommen durch frühzeitig platzierte präventive Angebote entgegenzuwirken. Als Planungsbasis bietet sich für solch kriminalpräventive Ansätze die Erstellung einer Kriminologischen Regionalanalyse (KRA) an. Mit ihrer Hilfe kann ein besseres Verständnis der mit Kriminalität und Viktimisierung in Verbindung stehenden Probleme einer Region erlangt werden (vgl. ebd.: 19).
Yvette Völschow
2. Methodischer Ansatz und Untersuchungsdesign der Kriminalanalyse
Zusammenfassung
Entscheidet sich eine Region – in der Regel über die ortsansässigen Präventionsräte oder die Polizei – für die Durchführung einer Kriminologischen Regionalanalyse, bieten sich für deren Umsetzung verschiedene Ansätze an. So kann das Vorgehen z.B. städtebaulich, geografisch, soziologisch oder sozialräumlich verankert sein. Weit verbreitet ist es, für die Datengewinnung auf eine Kombination aus Hellfelddatenanalyse und Bürgerbefragung zurückzugreifen. Schwind weist dabei auf die Notwendigkeit hin, neben der Beschreibung zeiträumlicher Kriminalitätsverteilung auch demografische, soziale, kulturelle und volkswirtschaftliche Aspekte bei der Erstellung einer Sicherheitsanalyse zu berücksichtigen (2011: 320).
Yvette Völschow
3. Landkreis Vechta als Untersuchungsregion
Zusammenfassung
Um verlässliche Aussagen über die Ursächlichkeit von Kriminalität und Kriminalitätsfurcht in einer Region treffen zu können, braucht es mehr als eine räumliche Erklärungsperspektive. Delinquentes Verhalten und die Furcht vor Opferwerdung sind in ihren Ursachen erst dann angemessen erklärbar, wenn neben räumlich-geografischen Perspektiven auch kulturelle, historische, infrastrukturelle, ökonomische, demografische und soziale Informationen zur Untersuchungsregion mit einbezogen werden (vgl. Schwind 2011: 320; Kapitel 5). Der Landkreis Vechta wird deshalb im Folgenden unter Berücksichtigung der genannten Gesichtspunkte umfassend beschrieben.
Yvette Völschow
4. Offiziell registrierte Kriminalitätslage im Landkreis Vechta
Zusammenfassung
Als ein wesentlicher Bestandteil klassischer Kriminologischer Regionalanalysen gilt die Aufarbeitung offiziell registrierter, sogenannter objektiver Daten. Dazu wird nicht selten eine Analyse der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die die bekannt gewordenen, angezeigten Straftaten einschließlich der strafbewährten Versuchshandlungen registriert, vorgenommen. Die PKS dient der Darstellung „der Kriminalität und einzelner Deliktsarten, des Umfanges und der Zusammensetzung des Tatverdächtigenkreises sowie der Veränderung von Kriminalitätsquotienten“ (LKA 2010a: 6). Daraus ergeben sich – insbesondere aus polizeilicher Perspektive – Erkenntnisse „für vorbeugende und verfolgende Kriminalitätsbekämpfung, organisatorische Planungen und Entscheidungen sowie kriminologisch- soziologische Forschungen und kriminalpolitische Maßnahmen“ (ebd.).
Yvette Völschow, Walter Sieveke
5. Vechtaer Bürgerbefragung zum subjektiven Sicherheitsempfinden
Zusammenfassung
Nicht nur die sogenannte objektive Kriminalitätslage sondern z die individuelle Furcht vor Opferwerdung kann die Lebensqualität der Bürger in einer Region erheblich beeinflussen. In der Konzeption kriminalpräventiver Aktionspläne rücken deshalb immer häufiger Maßnahmen in den Fokus, die sich gezielt der Minderung Kriminalitätsfurcht auslösender Faktoren widmen (vgl. Forschungsgruppe Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg 1998; Kerner et al. 1998; Lüdemann 2008; Reuband 2009). Verschiedene Studien kommen zwar auf Basis der Broken-Windows-Theorie (vgl. Wilson/Kelling 1982) zu dem Ergebnis, dass das Unsicherheitsempfinden in ruralen Gebieten aufgrund geringerer Unordnung und einer intensiveren informellen Sozialkontrolle weniger stark ausgeprägt sei als in Großstädten (vgl. u.a. Kury et al. 1992; Wikström/Dolmen 2001), dennoch sollten entsprechende Aspekte in der ländlichen bzw. kleinstädtischen Kriminalprävention nicht vernachlässigt werden. So sehen sich insbesondere ländliche Gebiete mit Auswirkungen des demografischen Wandels konfrontiert: Sowohl Bevölkerungsabwanderungen als auch Überalterungstendenzen gefährden die Zukunftsfähigkeit ganzer Dörfer (vgl. OECD 2007; Kröhnert et al. 2011).
Yvette Völschow, Marlene Helms
6. Jugendgewalt und Prävention aus der Perspektive professioneller Akteure im ländlichen Raum
Zusammenfassung
Die Beleuchtung der Perspektive sozialer Akteure zur Rekonstruktion ihrer Sichtweisen und Wissensbestände zu Jugendgewalt und Prävention im Landkreis Vechta zählt zu den Untersuchungssträngen der Kriminologischen Regionalanalyse, die qualitativ durchgeführt wurden. Bei den Befragten handelt es sich um Fachvertreter verschiedener Berufsgruppen, die in Kontakt mit Jugendlichen Auskunft zur Thematik Jugendgewalt geben können. Durch die Funktionsgebundenheit ergibt sich ein Zugang zu spezifischen Wissensbeständen (vgl. Liebold/Trinczek 2009: 37), die das Einholen von Hintergrundinformationen zum Phänomen gewaltdelinquente Kinder, Jugendliche und junge Volljährige und insbesondere zu spezifischen Begründungen für fachliche Handlungsentscheidungen in dem Feld begünstigen. In diesem Sinne wurden Repräsentanten verschiedener Organisationen wie Schule, Polizei und sozialer Einrichtungen mittels Experteninterviews zu ihren Sichtweisen interviewt. Das Spezifikum der Methodik des Experteninterviews ist, theoriegestütztes Wissen in Verbindung mit Erfahrungswissen einzuholen (vgl. Meuser/Nagel 2009a: 465 f.).
Yvette Völschow, Wiebke Janßen
7. Gewalterfahrungen Jugendlicher mit Migrationshintergrund im ländlichen Raum – eine lebensweltanalytische Betrachtung
Zusammenfassung
In einem – neben den Befragungen sozialer Akteure – zweiten qualitativen Untersuchungsstrang der Kriminologischen Regionalanalyse für den Landkreis Vechta wurden Lebensweltanalysen Jugendlicher mit Gewalterfahrung sowie mit und ohne Migrationshintergrund durchgeführt. Dem Thema Jugendgewalt wurde bereits vor über 15 Jahren konstatiert, im wissenschaftlichen aber auch medialen Diskurs Konjunktur zu haben (vgl. Mansel 1996: 129). Dieses Phänomen lässt sich auch für die Gegenwart bestätigen. In der Regel beziehen sich Studien dabei aber explizit auf die Thematik Jugendgewalt in Großstädten (vgl. u.a. Kilb 2009), während der ländliche Bereich in Untersuchungen bisher eher unterrepräsentiert ist (vgl. Wilmers et al. 2001; Baier et al. 2006).
Wiebke Janßen
8. Freizeit- und Präventionseinrichtungen des Landkreises Vechta
Zusammenfassung
Unter Prävention werden Interventionen verstanden, die das Kriminalitätsrisiko und seine Auswirkungen – einschließlich der Angst davor, Opfer von Kriminalität zu werden – reduzieren. Abgezielt wird dabei auf Kriminalität begünstigende Bedingungen bzw. Risikofaktoren sowie auf eine Stärkung von Schutzfaktoren (vgl. EFUS 2007: 14). Wie in Kapitel 6 bereits ausführlicher beschrieben, differenziert man dabei zwischen drei Ebenen von Gewaltprävention; universelle Gewaltprävention (Primärprävention), selektive Gewaltprävention (Sekundärprävention) und indizierte Gewaltprävention (Tertiärprävention).
Yvette Völschow, Wiebke Janßen, Marlene Helms
9. Sicherheitsrelevante Handlungsempfehlungen für die ländliche Untersuchungsregion
Zusammenfassung
Abschließend werden wesentliche Ergebnisse der einzelnen Teilstudienstränge – Hellfelddatenanalyse, Bürgerbefragung, Experteninterviews, Lebensweltanalysen Jugendlicher und Bestandsaufnahme von Freizeit- und Präventionsangeboten – der Kriminologischen Regionalanalyse für den Landkreis Vechta hervorgehoben und insbesondere mit Blick auf weitere Erfordernisse zusammengestellt.
Yvette Völschow
Backmatter
Metadaten
Titel
Kriminologie ländlicher Räume
herausgegeben von
Yvette Völschow
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04646-0
Print ISBN
978-3-658-04645-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04646-0