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EU bei Stablecoins unter Zugzwang

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US-Stablecoins gewinnen an Einfluss. Langfristig können sie Europas digitale Souveränität gefährden. Ein IMK-Gutachten fordert eine Reform der EU-Regulierung und neue Strategien für den Euro und den europäischen Zahlungsverkehr.

Die digitale Währungsdynamik zwingt Europa zu neuen Strategien.


Stablecoins kombinieren Vorteile der Blockchain-Technologie, wie Transparenz, Unabhängigkeit von Intermediären und Automatisierung, mit der Wertstabilität traditioneller Währungen. Anders als die extrem volatilen Kryptowährungen Bitcoin oder Ether basieren Stablecoins auf realwirtschaftlichen Sicherheiten - meist US-Staatsanleihen oder Geldmarktpapiere. Das verleiht ihrem Kurs die nötige Stabilität für den Einsatz als Zahlungsmittel und macht diese damit zur "vielleicht wichtigsten Innovation des Kryptosektors", urteilten Experten der Landesbank Baden-Württemberg in einem Report von August 2025. 

Genius Act sichert Stellung des US-Dollars

Doch nicht nur deshalb muss sich die EU auf eine wachsende Bedeutung digitaler Währungen einstellen. Insbesondere Kryptowährungen mit fester Wertbindung aus den USA, die durch den neuen Genius Act der Trump-Regierung gefördert und nur schwach reguliert werden, rücken dabei ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Vereinigten Staaten wollen solche Kryptowährungen attraktiver machen, da sie die internationale Vormachtstellung des US-Dollars im digitalen Zeitalter sichern helfen, schreibt Peter Bofinger, Professor an der Universität Würzburg, in seinem Gutachten für das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Schließlich ermöglichen diese Stablecoins direkte Zahlungen ohne Banken und werden vor allem für den Handel auf Kryptobörsen sowie für internationale Transaktionen genutzt. 

Ihr Markt wird derzeit von zwei US-Anbietern dominiert: Tether und USD Coin. Zusammen halten sie mehr als 80 Prozent der Marktanteile. Ihre Coins werden durch US-Staatsanleihen gedeckt. Den Gesamtwert sämtlicher Stablecoins im Mai 2025 gibt Bofinger mit 246 Milliarden Dollar an. Das sind rund ein Prozent der US-Geldmenge. Damit seien die Risiken für die Geldpolitik aktuell begrenzt, so der Experte. Doch der Genius Act habe das Potenzial, die Lage zu ändern.

Deckung durch Bankeinlagen falscher Weg

Dann komme der Deckung der Stablecoins besondere Bedeutung zu. "Mit ihrer aktuellen Regulierung ist die EU auf dem Holzweg", warnt der Ökonom. "Stablecoins, die durch Bankeinlagen gedeckt werden müssen, sind nicht stable." Der Volkswirt bemängelt das von der EU vorgegebene Modell, weil es erhebliche Risiken berge. Bei einer plötzlichen Flucht aus Stablecoins könne dies Banken in eine Schieflage treiben und die Finanzstabilität gefährden. Das habe sich bereits beim Kollaps der Silicon Valley Bank gezeigt, als der Kurs von USD Coin kurzfristig einbrach.

Demgegenüber sei die Deckung durch Staatsanleihen weniger riskant: Dieser Markt sei sehr liquide und die Zentralbank könne besser eingreifen als einzelne Banken, ohne den Wettbewerb zu verzerren. Allerdings sei das Geschäftsmodell von Stablecoins nur tragfähig, wenn die zur Deckung verwendeten Vermögenswerte Rendite abwerfen. Längere Niedrigzinsphasen könnten es gefährden.

Digitaler Euro nicht als globales Zahlungsmittel geeignet

Der digitale Euro der EZB ist laut Bofinger keine geeignete Antwort auf Stablecoins. Das für den Einzelhandel im Euroraum konzipierte Digitalgeld ist als globales Zahlungsmittel für Unternehmen eher ungeeignet. Stattdessen empfiehlt der Experte,  nationale Zahlungssysteme der Mitgliedsstaaten besser miteinander zu verknüpfen. Das mache grenzüberschreitende Transaktionen einfacher und günstiger. 

Stablecoins haben laut IMK-Direktor Sebastian Dullien zwar das Potenzial, die Kosten internationaler Transaktionen deutlich zu verringern, "werden sie aber unzureichend oder falsch reguliert, drohen neue Risiken auch für das traditionelle Finanzsystem". Für ihn ist der Genius Act ein "Wecksignal für die Europäer", zu einer eigenen Strategie zu finden, um den Euro als internationale Währung zu stärken. 

Gefahr für die digitale Souveränität der Eurozone

Bofinger sieht zwar keine akute Gefahr einer Dollarisierung der Eurozone. Dennoch sorgten die ausländischen Stablecoin-Anbieter für eine zusätzliche Bedrohung der digitalen Souveränität. Um europäischen Anbietern eine Chance zu geben, müsse die EU ihre Regulierung überarbeiten und alternative Zahlungssysteme fördern. Denkbar sei auch, dass Zentralbanken selbst digitale Währungen mit Zinsangeboten herausgeben, um die Attraktivität von Stablecoins zu senken.

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