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04.02.2022 | Kryptowährungen | Gastbeitrag | Online-Artikel

Krypto-Boom forciert neue Front im Geldwäsche-Kampf

verfasst von: Thomas Walkner

4 Min. Lesedauer

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Der Ruf, Europas Geldwäscheparadies zu sein, eilt Deutschland voraus. Eine fehlende Bargeldobergrenze sowie prozessbedingte Probleme bei der Financial Intelligence Unit gelten als kritische Faktoren. Laut Schätzungen werden allein in der Bundesrepublik jährlich 100 Milliarden schmutzige Euro gewaschen. 

Eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Geldwäsche spielen hiesige Banken, die angehalten sind, verdächtige Transaktionen umgehend zu melden. So hat die Bafin unlängst den Kampf gegen Finanzkriminalität zu einer zentralen Aufgabe für 2022 erklärt. Banken sehen sich zunehmend mit regulatorischen Herausforderungen im Bereich Anti Money Laundering (AML) konfrontiert. Die im Sommer 2021 eingeführte Umstellung des Transparenzregisters auf ein Vollregister mit der verpflichtenden Befüllung des wirtschaftlich Berechtigten war ein überfälliger und wichtiger Schritt zur Offenlegung von Vermögensinhabern in Deutschland. Für Banken- und Finanzinstitute bedeutet dies einen nicht zu unterschätzenden administrativen Mehraufwand. 

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Neue Herausforderungen in der Finanzsphäre

In diesem Kapitel werden die neuen Entwicklungen in der Internetökonomie analysiert. Zum einen die Blockchain-Technologie und zum anderen das Handeln von Finanzprodukten elektronisch über Börsen (algorithmischer Handel) oder Peer-to-Peer im Sinne von Crowdfunding. Die Anforderungen der Geschäftsmodelle der Internetökonomie werden mithilfe dieser Technologien demonstriert.

Remote-Trend bringt neue Herausforderungen 

Dauerbaustelle in vielen Instituten sind weiterhin die eingesetzten Softwarelösungen zur Überwachung: Systeme sollen verdächtige Transaktionen automatisch identifizieren und melden. Häufig werden solche Transaktionen jedoch nicht erkannt, da die Systeme nicht genau und empfindlich genug eingestellt sind. Zudem fehlen gesetzliche Vorgaben, wie konkret Modelle aussehen sollten, um lokale und internationale Transaktionen zu überwachen.

Vielfach sind Überwachungsmodelle der Banken veraltet und hinken den neuesten Ideen und Verhaltensmuster der Geldwäscher hinterher. Ein ganz entscheidendes Element im Kampf gegen Finanzkriminelle ist daher der Aspekt Know your Customer (KYC) - also Kenntnisse und Datenmuster zu einzelnen Kunden, die es ermöglichen, außergewöhnliche Transaktionen aufzudecken. 

Kriminelle nutzen Anonymität im Online Banking

Die Verwerfungen der Pandemie und die dadurch schnell fortschreitende Digitalisierung des Bankings birgt zusätzliche Herausforderungen. Prozesse einschließlich der Neuanlage von Kunden werden zunehmend online abgewickelt. Der persönliche Kontakt zwischen Berater und Kunde ist nur noch selten gegeben - für Geldwäscheprofis birgt diese Anonymität jede Menge Potential. 

Aus Sicht der Banken wird es entscheidend sein, Kunden während des digitalen Onboardings noch genauer zu prüfen und engmaschigere Kontrollen durchzuführen. Ein konkretes Risiko entsteht etwa durch neue digitale Tools, sogenannten Deepfakes, welche es ermöglichen, im Netz Bewegtbilder oder Stimmen täuschend echt zu imitieren. Die Kontoeröffnung via Webcam kann von Kriminellen somit genutzt werden, um Netze von Scheinkonten zu eröffnen. Die Risiken im Bereich der Verschleierung von Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung liegen auf der Hand. Die Transaktionsüberwachung und die KYC-Prozesse sind entsprechend gefordert - Anpassungen an die digitale Welt sind ebenso erforderlich wie Optimierungen der Prozesse. 

Decentralised Finance: Wilder Westen für Geldwäscher?

Zu den ohnehin bereits bekannten Problemen der Banken, die insbesondere im Bereich der IT-Legacy sowie der unzureichenden Monitoring-Möglichkeiten liegen, könnte in den kommenden Monaten bzw. Jahren eine weitere Herausforderung hinzukommen: Der Hype um Decentralised Finance. Crypto-Assets, angefangen von bekannten Coins bis hin zu NFTs, sind Trendthemen nicht nur der Tech-Generation und finden zügig ihren Weg aus der Nische in den Mainstream. Immer mehr etablierte Institute wollen hieran partizipieren und arbeiten an einer Handelbarkeit und Nutzbarmachung dieser Assets. 

Kryptowährungen können in privaten Wallets anonym aufbewahrt werden. Da ihre Transferierbarkeit von keinem regulierten System, wie etwa SWIFT, abhängig ist, gelten sie als bevorzugtes Zahlungsmittel im Darknet. Dies stellt Regulierungsbehörden und Finanzinstitute vor große Herausforderungen. Etablierte Institute müssen daher genau abwägen, in welcher Form sie Kunden die Handelbarkeit ermöglichen wollen, ob über Wallet-Lösungen, physische Hinterlegung oder Derivatprodukte, da sich je nach Klassifizierung unterschiedliche Risiken aufweisen. 

Die aktuell eher noch rudimentäre Regulatorik in diesem Bereich gestaltet die Planbarkeit neuer Geschäftsbereiche bis dato extrem schwierig. Eine Nachverfolgung der neuen Assets, die global gehandelt werden, ist für Verantwortliche schwieriger denn je. Das hierzu erforderliche technologische Know-how ist bei vielen Instituten kaum vorhanden. Anders als bei Transaktionen über etablierte Zahlungsnetze, welche kontinuierlich überwacht werden, bestehen bei Kryptwährungen zusätzliche geopolitische Risiken, etwa im Bereich von Sanktions- oder Embargovorschriften, da nicht ersichtlich ist, woher die Kryptos überhaupt stammen. 

Fazit: Die Herausforderungen im Bereich der Geldwäsche haben in den letzten Jahren weiter zugenommen. Banken rücken aufgrund ihrer Schlüsselrolle immer stärker in den Fokus von Aufsichtsbehörden. Neue Einfallstore aufgrund neuer Produkte ziehen ein Handeln auf Seiten des Regulators nach sich. Für Institute ist die strategische Weichensetzung im Bereich neuer Geschäftsfelder daher mit Unwägbarkeiten verbunden, die nicht unterschätzt werden dürfen. Den Möglichkeiten mit neuen Produkten ihre Angebotspalette lukrativ zu erweitern, ihren Kundenbestand zu sichern oder auszubauen stehen Herausforderungen im Aufbau wirksamer Überwachungssysteme entgegen. 

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