verfasst von: Alfred Vollmer
Künstliche Intelligenz hat die CES 2025 dominiert. Die Nvidia-Keynote setzte zu Beginn der Technologie-Messe den Ton dafür. Eindrücke aus Las Vegas.
CES 2025
Alfred Vollmer
Rund um, an und auf den Ausstellungsflächen der CES waren riesige Schilder zu sehen, auf denen "Dive in" (Tauche ein) stand, aber eigentlich hätte überall "Dive in – with AI" (Tauche ein – mit KI) stehen müssen, denn künstliche Intelligenz war der "Trend", das Leitthema und der rote Faden der CES 2025 schlechthin. Wie die KI in Systeme und Produkte kommt, das formulierte Jensen Huang, CEO von Nvidia, in seinem Eröffnungsvideo so: "Ein kleiner Schritt nach dem anderen, und ein großer gemeinsamer Sprung." Im Deutschen klingt das relativ langweilig, aber im Englischen erkennt man, dass sein Satz "One small step at a time, and one giant leap together" stark an den berühmten Satz von Neil Armstrong beim ersten Schritt auf den Mond angelehnt ist.
Damit war die Marschrichtung gesetzt; es geht also um etwas wirklich Großes. Deshalb hatte die CTA (Consumer Technology Association) als Veranstalter der CES auch Jensen Huang, auch dem CEO des Unternehmens mit der weltweit zweitgrößten Marktkapitalisierung (gleich nach Apple), die Eröffnungs-Keynote zugewiesen. Bevor es in diesem Beitrag um die KI per se geht, noch eine kleine Beobachtung am Rande über einen Seitenhieb von Huang, der in seinem quasi ersten Satz auf der Bühne die Zuschauer im vollbesetzten Auditorium fragte, ob ihnen sein neues glitzerndes Leder-Jackett (im Gegensatz zu einem Anzug-Jackett anderer Keynote-Redner) gefalle, um dann ein "you have to let this sink in" (das muss man sich erst mal setzen lassen bzw. erst einmal verdauen) zu sagen, bevor er schließlich zu Themen wie digitaler Zwilling und KI in vielen Applikationen kam. Warum ein Seitenhieb? Weil Elon Musk direkt nach seiner Übernahme von Twitter mit einem Waschbecken (Englisch: sink) in den Händen in das Twitter-Gebäude ging und "Let this sink in" sprach.
Nvidias Drive OS gemäß ASIL-D zertifiziert
Aber jetzt kommt die Technik: Mit Drive OS stellte Huang den "ersten software-definierten programmierten KI-Computer, der bis zu ASIL-D zertifiziert wurde" vor, während im Hintergrund die Logos von TÜV Süd und ANAB (ANSI National Accreditation Board) zu sehen waren. Er sprach in diesem Zusammenhang von 7 Millionen Code-Zeilen, 15.000 Ingenieur-Jahren an Investitionen und 2 Millionen Test-Cases. Gleichzeitig ging er darauf ein, dass es nicht genügend echte Testfälle für das autonome Fahren gibt. Für das Training seien auch synthetisch generierte Testdaten nötig, für die sein Unternehmen die erforderliche Hardware-Basis und Cosmos Nemotron Search die entsprechenden fotorealistischen Bilder und Video-Szenarien liefert, die dann so kuratiert werden können, dass sie Modelle trainieren – und zwar so, dass die synthetischen Daten "physically grounded and accurate" (physikalisch basiert und akkurat) sind.
Während er "Wir werden Berge an Trainingsdaten für autonome Fahrzeuge haben; die AV-Branche ist hier" (AV: Autonomous Vehicle, Autonomes Fahrzeug) sagte, waren im Hintergrund die Logos der Unternehmen, Waymo, Zoox, Tesla, Aurora, BYD, JLR, Li Auto, Mercedes, Toyota, Nuro, Waabi, Wayve, Rivian, Xiaomi, Volvo, Lucid und Zeekr sowie drei stilisierte Truck, neun stilisierte Pkw und ein stilisierter People-Mover zu sehen, und dabei gibt er sich sehr zuversichtlich: "So wie die Computergrafik in einem derart unglaublichen Tempo revolutioniert wurde, werden Sie sehen, wie das Entwicklungstempo bei autonomen Fahrzeugen innerhalb der nächsten Jahre enorm ansteigen wird."
Da KI auf der CES fast überall Gesprächsthema war, treffen Jensen Huangs zusammenfassende Worte exakt ins Schwarze: "Jetzt ist KI überall; … es ist die neue Art und Weise, wie man das Computing durchführt." – und das gilt auch für den Automotive-Bereich, denn ohne KI wird weder im Auto noch bei der Entwicklung des Autos von (über)morgen wohl nichts mehr laufen.