Prognosen zufolge wird sich der weltweite Datenverbrauch über die Telekommunikationsnetze in den nächsten Jahren fast verdreifachen: von 3,4 Millionen Petabyte im Jahr 2022 auf 9,7 Millionen Petabyte im Jahr 2027. Aufgrund dieser Datenmengen müssen die Dienstleister ihre Infrastrukturen grundlegend erneuern.
Keine Engpässe: Künstliche Intelligenz hilft bei der automatisierten Erkennung und Wartung von Netzproblemen.
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Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren in nahezu allen Branchen deutlich an Fahrt aufgenommen. Telekommunikationsanbietern ist es nur durch eine Modernisierung ihrer Dateninfrastrukturen möglich, der steigenden Datenmengen Herr zu werden, ihre Betriebskosten zu senken und zugleich den wachsenden Anforderungen der Kundschaft Rechnung zu tragen. Künstliche Intelligenz (KI) hat dabei das Potenzial, diese Mammutaufgabe zu erleichtern. Da die Telekommunikationsbranche grundsätzlich über eine hervorragende Datenbasis verfügt, lassen sich die Potenziale von KI hier besonders gut ausschöpfen. Der Einsatz ermöglicht es den Unternehmen, effizienter und effektiver zu arbeiten, ihre Innovationsfähigkeit zu sichern und ihre Wettbewerbsposition zu stärken.
So können Telekommunikationsunternehmen mithilfe von KI mit den richtigen Daten Anomalien im Netzwerk erkennen, die auf potenzielle Störungen oder Sicherheitsbedrohungen hinweisen. Auch Engpässe lassen sich durch die Analyse von Nutzerdaten und Netzverkehrsmustern frühzeitig erkennen und vorhersagen. Darüber hinaus können Telekommunikationsanbieter mit Unterstützung von KI-Analysen ihre personalisierten Dienste optimieren und besser auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kundschaft zuschneiden, was die Kundenzufriedenheit und -bindung erhöht. Wo die Unternehmen letztendlich die Unterstützung von KI-Systemen nutzen, hängt jedoch von ihren spezifischen Herausforderungen und Zielen ab.
Bedrohungen werden in Echtzeit analysiert
Durch den Einsatz entsprechender KI-Tools lässt sich hinsichtlich der Gestaltung und Optimierung von unterschiedlichen Geschäftsprozessen eine Verbesserung der Servicequalität und der Kundenzufriedenheit erreichen.
Predictive Maintenance: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz lassen sich bei der automatisierten Erkennung und Wartung von Netzproblemen Engpässe vermeiden und die Netzleistung verbessern. Die Vorhersage von Ausfällen ermöglicht zudem eine rechtzeitige Durchführung von Wartungsarbeiten, was ungeplante Ausfallzeiten minimiert.
Netzoptimierung: Durch maschinelles Lernen und Predictive Analytics wird KI in die Lage versetzt, Netzbetriebsmittel in Echtzeit an aktuelle Anforderungen und Bedingungen anzupassen. Dies verbessert die Zuverlässigkeit und Effizienz des Netzwerks sowie die Gesamtleistung
Cybersicherheit und Betrugsprävention: Telekommunikationsunternehmen sind aufgrund ihrer sensiblen Datenverarbeitung immer wieder Cyberangriffen und Datenschutzverletzungen ausgesetzt. Durch den Einsatz von KI ist es möglich, ungewöhnliche Muster im Nutzungsverhalten zu erkennen und potenzielle Betrugsversuche besser und schneller zu identifizieren. Bedrohungen können so in Echtzeit analysiert und entsprechende Maßnahmen automatisiert eingeleitet werden.
Optimierung und robotergestützte Prozessautomatisierung: Die Kombination von Robotic-Process-Automation- (RPA) und KI-Technologien ermöglicht die Automatisierung repetitiver Aufgaben und die intelligente Entscheidungsfindung, um Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern.
Chatbots: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist auch hinsichtlich der Schnittstelle mit der Kundschaft relevant. So lässt sich das Kundenerlebnis durch KI-gesteuerte Chatbots deutlich verbessern. Da diese nicht nur rund um die Uhr verfügbar sind, sondern auch schnell und effizient personalisierte Antworten liefern, tragen sie dazu bei, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und Wartezeiten zu minimieren. Die gewonnenen Daten helfen den Unternehmen, ihren Service weiter zu optimieren und ganzheitlich auf die Kundenbedürfnisse einzugehen.
Ressourcen- und Energiemanagement: Neben der Digitalisierung müssen sich Unternehmen zunehmend mit den Auswirkungen ihrer Geschäftsprozesse auf die Umwelt auseinandersetzen. Künstliche Intelligenz spielt auch hier eine entscheidende Rolle: Der Einsatz von KI-gestützten Analysen ermöglicht es beispielsweise, die Kapazitäten von Netzwerken und Rechenzentren besser zu planen. Das optimiert nicht nur den Energieverbrauch, sondern führt auch zu Kosteneinsparungen und einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen.
Marketing: Nicht zuletzt ist KI auch für die Marketing-Aktivitäten von Telekommunikationsunternehmen relevant. Die Analyse von Kundendaten mithilfe von Künstlicher Intelligenz ermöglicht es, personalisierte Angebote zu erstellen, das Abwanderungsrisiko der Kundschaft vorherzusagen und aktive Maßnahmen zu ergreifen, um dem entgegenzuwirken. So lassen sich gezielte Kundenbindungsstrategien und Marketing-Kampagnen etablieren sowie die effektivsten Kanäle und Botschaften identifizieren.
KI-Verordnung schafft einen rechtlichen Rahmen
Mit dem zunehmenden Einsatz von KI-Werkzeugen steigt auch die Notwendigkeit eines klaren rechtlichen Rahmens, der den Einsatz dieser Technologien regelt. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Datenschutz, ethische Standards und Transparenz gewahrt bleiben. Da Telekommunikationsunternehmen in der Regel transnational agieren, bedarf es hier europaweiter oder sogar internationaler Vorgaben. Ohne diese Absicherung ist die für einen reibungslosen Datentransfer und die Integration neuer Technologien notwendige Interoperabilität gefährdet.
Der am 1. August 2024 in Kraft getretene AI Act der Europäischen Union ist ein erster Schritt in Richtung einer solchen einheitlichen Regelung. Die KI-Verordnung schafft einen Rahmen, der sicherstellt, dass die Integration von Künstlicher Intelligenz unterstützt wird und gleichzeitig im Einklang mit den ethischen und rechtlichen Standards der EU steht. Für Unternehmen aller Branchen – auch der Telekommunikation – bedeutet dies, dass sie künftig beim Einsatz ihrer KI-Systeme verantwortungsvoller vorgehen müssen. Wenn sie sich an diese Vorgaben halten, können sie die Vorteile der Technologie nutzen, das Vertrauen ihrer Kunden stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.
Die steigende Komplexität der Netzwerke und Dienstleistungen stellt Telekommunikationsunternehmen zunehmend vor die Aufgabe, ihre Systeme einschließlich der immer größeren Datenmengen effizienter zu verwalten. Gleichzeitig müssen sie die Anforderungen der Kundschaft an Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit erfüllen. Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz und das Internet of Things (IoT) fügen dieser Herausforderungen zusätzliche Dimensionen hinzu. Insbesondere KI-Tools spielen eine Schlüsselrolle dabei, die aktuelle Marktposition künftig zu halten.
Denn durch ihren Einsatz lassen sich große Datenmengen analysieren, um Muster und Trends zu identifizieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Wer sich zu spät mit der Integration von KI-Technologien auseinandersetzt oder sich ihnen gar gänzlich verweigert und weiterhin auf manuelle Datenverarbeitung setzt, wird in einem zunehmend digitalisierten Markt Schwierigkeiten haben, mit der Effizienz, Schnelligkeit und Flexibilität der Konkurrenz Schritt zu halten.