Der Hype um die Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die deutsche Gründerszene längst erreicht, wie eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands Bitkom unter 172 Tech-Start-ups aus Deutschland zeigt.
Inzwischen nutzen drei Viertel (76 Prozent) KI, vor einem Jahr waren es nur 49 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft setzten aktuell nur 13 Prozent der Unternehmen auf diese Technologie. Auch Generative KI (Gen AI) wie beispielsweise Chat GPT von OpenAI oder Gemini von Google ist unter Start-ups in Deutschland inzwischen weit verbreitet: Rund zwei Drittel (63 Prozent) setzen sie in ihrem Start-up ein, 45 Prozent zur Unterstützung des internen Geschäftsbetriebs, 37 Prozent aber auch als Teil der eigenen Produkte und Dienstleistungen. Das ergab eine Befragung von 172 deutschen Tech-Start-ups im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Start-ups sehen KI als wichtigste Zukunftstechnologie
Acht von zehn Start-ups (80 Prozent) sehen KI als die wichtigste Zukunftstechnologie schlechthin, nur 17 Prozent halten sie für einen Hype, der massiv überschätzt wird. 39 Prozent meinen, dass Start-ups, die KI-Technologie nicht nutzen, keine Zukunft haben. Die Umfrage, die im Zeitraum von Februar bis April 2024 durchgeführt wurde, ist zwar nicht repräsentativ, liefert aber durchaus ein aussagekräftiges Stimmungsbild für Tech-Start-ups in Deutschland.
Dabei bietet KI den Start-ups auch ganz konkrete Vorteile. Drei Viertel (76 Prozent) jener Start-ups, die KI in ihre Produkte oder Dienstleistungen integriert haben, kamen beispielsweise leichter an eine Finanzierung. Und 38 Prozent könnten ihr Produkt oder ihre Dienstleistung ohne KI gar nicht mehr oder nur eingeschränkt anbieten.
Zu viel Regulierung bremst das KI-Wachstum
Im Mai 2024 hat die EU den AI Act auf den Weg gebracht, der ein einheitliches Regelwerk für den KI-Einsatz in Europa schaffen soll. Eine knappe Mehrheit (56 Prozent) der Befragten sieht in einer übertriebenen Regulierung den Grund, warum Produkte wie ChatGPT nicht in der EU entwickelt werden. Ein Drittel (33 Prozent) sieht durch den AI Act einen Wettbewerbsnachteil für das eigene Start-up gegenüber Unternehmen etwa aus den USA oder China. Und ein Viertel (25 Prozent) geht davon aus, dass der AI Act ihr Start-up in der Nutzung bzw. bei der Entwicklung von KI einschränken wird.
Als größte Hemmnisse beim KI-Einsatz im eigenen Start-up gelten derzeit fehlende finanzielle und personelle Ressourcen (je 23 Prozent) sowie Anforderungen an den Datenschutz bzw. die rechtliche Zulässigkeit der Verwendbarkeit von Daten (22 Prozent). Dahinter folgen fehlende Zeit im Alltagsgeschäft (19 Prozent) und fehlende Daten, um KI nutzbringend einsetzen zu können (17 Prozent). Ein Drittel (33 Prozent) der Start-ups erkennt aber gar keine Hemmnisse beim KI-Einsatz.