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03.02.2025 | Künstliche Intelligenz | Interview | Online-Artikel

"KI muss als strategisches Werkzeug verstanden werden"

verfasst von: Alexander Lorber

4:30 Min. Lesedauer

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Im Interview erläutert IT-Berater Dr. Serhan Ili, wie Management-Trainings Führungskräften in deutschen Unternehmen dabei helfen können, die Scheuklappenmentalität beim Thema "Künstliche Intelligenz" abzulegen.

springerprofessional.de: Herr Dr. Ili, wie hoch ist aktuell der Bedarf an KI-Trainings für Manager in deutschen Unternehmen?

Dr. Serhan Ili: Laut Studienlage haben lediglich 15 bis 20 Prozent der deutschen Führungskräfte ein grundlegendes Verständnis von Künstlicher Intelligenz (KI). Tatsächlich sehen viele KI als reines IT-Thema und überlassen es den IT-Teams, sich damit auseinanderzusetzen. Das muss sich ändern, damit auf Unternehmensebene nicht der Anschluss an den internationalen Wettbewerb verloren geht. Insofern ist der Bedarf am managementgerechten KI-Training hoch. KI muss als strategisches Werkzeug verstanden werden und nicht ausschließlich als technologische Lösung. Führungskräfte müssen lernen, wie sie KI nutzen können, um Geschäftsmodelle zu transformieren, ihre Effizienz zu steigern und datengetriebene Entscheidungen zu treffen. KI-Trainings für Manager helfen, Denkblockaden zu lösen, Ängste abzubauen und eine pragmatische Herangehensweise zu fördern. Ziel ist es, Manager in die Lage zu versetzen, nicht nur die Technologie zu verstehen, sondern sie aktiv in die Geschäftsstrategie zu integrieren. Mit meinem Team bieten wir europaweit gezielt KI-Trainings für Manager von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bis hin zu DAX-Unternehmen. Dabei geht es sehr praxisnah zu und gleichzeitig werden strategische Einblicke gegeben.

Welche Hoffnungen und Sorgen verbinden Führungskräfte mit dem Aufstieg der generativen Künstlichen Intelligenz?

Wir haben die Beobachtung gemacht, dass Führungskräfte einerseits viele Hoffnungen mit der generativen Künstlichen Intelligenz verbinden, aber gleichzeitig nur über rudimentäres Wissen darüber verfügen, was KI eigentlich ist, was sie leisten kann, wie sie eingesetzt und bedient werden kann. Generative Künstliche Intelligenz soll primär dabei unterstützen, Prozesse zu beschleunigen und kreative sowie operative Aufgaben zu optimieren. Aber mit der KI werden auch größere Visionen verbunden: Sie wird als Co-Intelligenz wahrgenommen, die revolutionäres Potenzial hat. Viele Führungskräfte nehmen an, dass durch den intelligenten und effektiven Einsatz von KI erhebliche Fortschritte in Effizienz, Innovation und sogar der Menschheitsentwicklung erzielt werden können. Es fehlt aber eben das konkrete Wissen, das eine effektive Umsetzung ermöglicht. Andererseits werden auch noch Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie gehegt: Manager haben die Sorge, durch KI-Agenten die Kontrolle zu verlieren. Oftmals ist nicht einsehbar, wie die generative KI genau arbeitet und wie sie ihre Schlüsse zieht. Die Führungskräfte müssen auch die Ängste der angestellten Mitarbeiter vor der KI auffangen. Denn so mancher Job mit einfacheren, repetitiven Aufgaben könnte in Zukunft wegfallen. Wie jede Innovation kreiert KI neue Möglichkeiten, aber hat auch disruptive Effekte. Diese zerstörerischen Aspekte werden jedoch durch die langfristigen positiven Effekte aufgewogen.

Was gibt es für konkrete Use Cases zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag?

Zum einen geht es um die Abnahme repetitiver Aufgaben durch die KI: Standardprozesse können automatisiert und ohne Fehleranfälligkeit ausgeführt werden. Zum Beispiel beraten wir Controller darin, wie sie KI gezielt dafür einsetzen können, große Datenmengen zu verarbeiten, Zahlen zu analysieren und automatisiert Reports zu erstellen. Auch bei kreativen Aufgaben kann generative KI wertvolle Dienste leisten. Marketing-Abteilungen können zum Beispiel mithilfe von KI ihre Markenidentität weiterentwickeln. Innerhalb weniger Minuten können Vorlagen für neue Firmenlogos, Jingles oder Slogans erstellt werden. Im Bereich "Werbung" können zum Beispiel Kampagnenplanungen und Content-Pläne sowie -Inhalte erstellt werden. Auch bei komplexen Aufgaben kann KI helfen: In der Finanz- oder Chemieindustrie sind komplexere Analysen nötig. Die KI ist in der Lage, riesige Datenmengen in Sekundenschnelle auszuwerten, daraus wichtige Informationen zu extrahieren und so langwierige Prozesse unfassbar zu beschleunigen. Insgesamt kann man sagen, dass KI einerseits Arbeit bei sich wiederholenden und monotonen Aufgaben abnehmen kann. Die Mitarbeiter und Führungskräfte haben somit mehr Zeit, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren. Andererseits ist generative KI auch in der Lage, höherwertigere Aufgaben wie kreative und strategische Prozesse zu unterstützen. Hier verstehen wir die KI noch als Sparringspartner, die die Manager unterstützen, aber nicht ersetzen können.

Wie umfangreich sind solche KI-Management-Trainings? Welche Skills werden vermittelt?

Je nach Umfang der vermittelten Skills können die Trainings in Form einer eintägigen Session bis hin zu einem einwöchigen Intensiv-Workshop abgehalten werden. Auch die Gruppengröße kann variieren: Manche Manager wollen einzeln gecoacht werden, andere bringen die ganze Abteilung mit 20 weiteren Personen mit. Im Hinblick auf die Skills versuchen wir zuerst ein grundlegendes Verständnis zu vermitteln. Führungskräfte sollen hinterher verstehen, wie generative KI genau funktioniert und welche Prinzipien dahinterstecken. Im zweiten Schritt soll ermittelt werden, in welchen Unternehmens- und Aufgabenbereichen die Technologie den größten Nutzen bringt und wie sie zielgerichtet eingesetzt werden kann. Dann geht es an den praktischen Einsatz: Es wird der Einsatz von KI-Tools und Prompts geübt. Schließlich bieten wir noch eine weitere Leistung an, die zu unseren Kerndienstleistungen zählt: Die Aktivierung von "Chancen-Intelligenz". Die Manager sollen den Blick auf das große Ganze nicht verlieren und identifizieren, wie KI bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder dienlich sein kann. Manager sollen ihre Scheuklappenmentalität ablegen und offen für ganzheitliche Innovation sein, um fit für die Zukunft zu sein.

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