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24.10.2024 | Ladeinfrastruktur | Gastbeitrag | Online-Artikel

Tarifdschungel beim Laden für E-Autos

verfasst von: Christoph Krauss, Joshua Coen

3:30 Min. Lesedauer

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E-Auto-Fahrer müssen sich mit hohen Preisen und Tarifchaos herumschlagen. Wer außerhalb seines eigenen Anbieters lädt, muss teilweise mit bis zu doppelt so hohen Preisen rechnen.

Tankstellenbetreiber sind verpflichtet, ihre Preise so abzubilden, dass diese für heranfahrende Kraftfahrer gut lesbar sind. So gibt es die Preisangabenverordnung vor. Allerdings gilt diese Regel nicht für Anbieter von Ladestrom. Und der Strompreis ist in den letzten Jahren gestiegen. Umso wichtiger ist es deshalb, die Ladepreise zu vergleichen und einen Überblick über die Tarife zu behalten. Doch wer ein E-Auto fährt, merkt schnell, dass der Preisvergleich gar nicht so einfach ist. Denn anders als bei der klassischen Tankstelle wird man an öffentlichen Ladestationen mit unterschiedlichen Mitgliedschaften und Tarifen konfrontiert. Dabei ist der Spielraum gering: Wer bei einem Anbieter angemeldet ist, lädt bei einem anderen meist deutlich teurer. Da die Anmeldung meist mit einer Grundgebühr einhergeht, sind Tarifinhaber weitaus weniger flexibel.

Das Netz der Lademöglichkeiten ist bereits groß und wächst weiter. Theoretisch könnten Fahrer also überall laden. Es gibt jedoch ein großes Problem: Die Preistransparenz fehlt. Gemäß §14 der Preisangabenverordnung (PAngV) sind Anbieter dazu verpflichtet, die Preise für Strom und etwaige Zusatzkosten direkt am Ladepunkt anzugeben, etwa durch Aufkleber, Displays oder QR-Codes. Da die Preise dynamisch sind und die Umsetzung am einfachsten ist, hat sich meist der QR-Code etabliert. Anders als bei einer Tankstelle, wo man die Preise bereits von der Straße aus sieht, haben die meisten Ladestationen also nicht einmal ein Display. Der Kunde muss extra ausstiegen und ist zusätzlich auf ein eigenes Endgerät angewiesen. Unterwegs zu laden und dafür Preise zu vergleichen, erinnert also oft an ein Katz-und-Maus-Spiel. Das ist unbequem – und oft teurer, als man denkt.

Die Preisunterschiede sind immens

Der Markt für Autostrom ist stark gewachsen und gleicht inzwischen einem Dschungel. Die hohe Anzahl der Anbieter und deren Tarifmodelle macht es nahezu unmöglich, den Überblick zu behalten. Und da die Preise selten einfach in Erfahrung zu bringen sind, fällt es unterwegs schwer, den besten Preis zu finden. In der fossilen Welt wäre das so, als könnte man nur bei einer Tankstellenkette zum ausgeschriebenen Preis tanken und müsste überall sonst an der Kasse nach dem Literpreis fragen. E-Auto-Fahrer befinden sich somit in einer unangenehmen Situation: Entweder sie bleiben unflexibel an ihren Anbieter gebunden oder sie nehmen intransparente und hohe Preise in Kauf.

Falls der Preisvergleich glückt, merkt man schnell, dass die Tarifunterschiede immens sein können. So kann es passieren, dass man je nach Anbieter bis zu 70 % mehr zahlt. Im Vergleich zu Brennstoffen ist das so, als würde der Liter Super an der einen Tankstelle 1,70 Euro und an der anderen 2,96 Euro kosten. Eigentlich undenkbar – bei E-Ladestationen jedoch Realität. Noch drastischer wird es, wenn man den eigenen Tarif mit anderen Anbietern vergleicht: Die Preisunterschiede können hier bis zu 100 % betragen. Um keine böse Überraschung zu erleben, müsste man (insbesondere bei Langstrecken) eigentlich die Route anhand der Ladestationen des eigenen Anbieters planen – alles andere als praktisch und angesichts der limitierten Reichweite der E-Autos häufig schlicht nicht machbar. Dabei sind die Margen von vornherein hoch: Selbst die günstigste Option ist mindestens 50 % teurer als es Haushaltsstrom wäre.

Der Markt muss durchsichtiger werden

Preisgefälle und Tarifdschungel stellen Probleme dar, unter denen die Kunden oft leiden. Deshalb sollten die Anbieter selbst oder die Gesetzgeber zeitnah Maßnahmen ergreifen, um eine vergleichbare Transparenz zu schaffen, wie sie etwa bei Tankstellen besteht. Da man bei diesen auch nicht an Tarife gebunden ist, sollten die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern offener kommuniziert oder gar begrenzt werden. Um die nachhaltige E-Mobilität zu fördern, sollte in Zukunft gewährleistet sein, dass Flexibilität und Transparenz sich nicht gegenseitig ausschließen.

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