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2025 | Buch

Landschaft und Naherholung

Bedeutung und Nutzung für den Tagestourismus und die Naherholung im Stadt–Land–Kontext

herausgegeben von: Sandra Sieber, Olaf Kühne, Jörg Dettmar, Ralf Vogler

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft

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Über dieses Buch

Der Sammelband beleuchtet die Rolle von „Landschaft“ für den Tagestourismus und die Naherholung aus interdisziplinärer Perspektive. Es geht um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Naherholung und Tagestourismus aus Sicht von Tourismuswissenschaft, Geographie, Regional-, Stadt- und Landschaftsplanung sowie Architektur und Landschaftsarchitektur. Der Schwerpunkt liegt auf Landschaften in Ballungsräumen und deren Übergänge in den ländlichen Raum. Zugrunde gelegt wird daher kein klassischer normativer Landschaftsbegriff, sondern ein erweiterter Zugang, der Stadtlandschaften, Industrie- und Infrastrukturlandschaften mit einbezieht. Tagestourismus und Naherholung haben eine hohe Bedeutung für den Erholungswert – gerade im Spannungsfeld zwischen urbanen und ländlichen Räumen (Stichwort „Stadt-Land-Ausgleich“). Dies bedingt vielfältige Wechselwirkungen in Quell- und Zielgebieten. So ist der städtische Raum regelmäßig kultureller Erholungs- und Konsumraum für die Bevölkerung ländlicher Räume und die „Landschaft“ aktivitätsbezogener Erholungsraum auch für Bevölkerungsgruppen aus dem Stadtgebiet bzw. dem Ballungsraum. Aus diesem Spannungsfeld ergeben sich vielfältige Anforderungen und Wahrnehmungsaspekte, die in diesem Sammelband interdisziplinär und praxisnah beleuchtet werden.

Der Sammelband entstand im Kontext des Verbundforschungsprojekts ‚Nachhaltiges Tourismuskonzept für Hanau und den westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises im Kontext des Regionalparks RheinMain‘ (NaTourHuKi), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“ gefördert wurde (Februar 2020 bis Januar 2025).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Landschaft und Naherholung – Bedeutung und Nutzung für den Tagestourismus und die Naherholung im Stadt-Land-Kontext – eine Einführung
Abstract
Im Kontext der Corona-Pandemie stiegen Naherholungsaktivitäten deutlich an. Angesichts steigender Raumüberwindungskosten ist damit zu rechnen, dass sich daraus ein Trend entwickelt. Naherholung ist von bestimmten landschaftlichen Voraussetzungen abhängig, sie produziert auch unintendierte Nebenfolgen. Was darunter verstanden wird und wie damit umgegangen wird, ist nicht zuletzt davon abhängig, von welcher theoretischen Grundposition auf die Herausforderungen geblickt wird.
Sandra Sieber, Olaf Kühne, Jörg Dettmar, Ralf Vogler

Teil I

Frontmatter
Zwischen Autobahn und Idylle
Naherholung und Tagestourismus als Bausteine der sozial-ökologischen Transformation in einer Metropolregion – das Verbundprojekt NaTourHuKi
Abstract
Der Beitrag fokussiert die Genese, Zusammenarbeit und Vorgehensweise eines inter- und transdisziplinären Verbundprojekts im Bereich der sozial-ökologischen Transformationsforschung. Dies erfolgt am Beispiel des Projekts ‚Nachhaltiges Tourismuskonzept für Hanau und den westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises im Kontext des Regionalparks RheinMain‘ (kurz NaTourHuKi), in der BMBF-Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus. Das Verbundprojekt befasst sich seit 2020 mit der Frage, wie Tourismus und Naherholung im Kinzig-Auental naturverträglich gesteuert und die Potenziale der Kinzig-Kommunen für den Tagestourismus gestärkt werden können. Ein Schwerpunkt ist dabei die nachhaltig ausgerichtete Weiterentwicklung der ‚Kinzigroute‘ des Regionalpark RheinMain, orientiert am Verlauf des bestehenden Radfernwegs R 3. Dieser Text fungiert als Einleitung für weitere Artikel in diesem Band, die fachspezifische Forschungsfragen und Ergebnisse aus dem Projekt NaTourHuKi thematisieren.
Sandra Sieber, Marion Beil, Jörg Dettmar, Kerstin Heidemann, Bernhard Mosbacher, Kjell Schmidt, Annika Schwemm, Christoph Siegl, Christl Wittmann
Genese einer zeitgenössischen Kulturlandschaft – das hessische Kinzigtal
Abstract
Der Artikel versucht wesentliche Faktoren zur Entwicklung der Kulturlandschaft im hessischen Kinzigtal seit der Römerzeit aufzuzeigen. Das Kinzigtal verbindet heute den Ballungsraum RheinMain mit Hanau am Westrand und den ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises im Osten. Aus der chronologischen Betrachtung der über 2000-jährigen Geschichte wird deutlich, dass schon im Mittelalter massive Eingriffe des Menschen die natürlichen Gegebenheiten in der Kinzigaue grundlegend verändert haben. Im Laufe der Jahrhunderte wächst und schrumpft die Bevölkerung und Siedlungstätigkeit immer wieder, mal wird der Wald zurückgedrängt mal erobert die Sukzession ehemals kultivierte Flächen zurück. Durch die alte Handelsstraße Via Regia gewann das Kinzigtal im Mittelalter erheblich an wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung, dies scheint bis in das 20. Jh. hinein zu wirken und erklärt vielleicht den reibungslosen Bau einer Autobahn in den 1980er und 90er Jahren mitten durch die Kinzigaue. Auch die politische Zersplitterung in viele Territorien bis in das 19. Jh. hinterlässt offensichtlich bis heute Spuren, wenn es um naturraumbezogene Identitäten geht. Das Kinzigtal ist heute eine spannungsreiche Landschaft mit vielfältiger Flächenkonkurrenz im Spannungsbogen zwischen wertvollem Naturschutzraum, intensiver Landwirtschaft, massiver Verkehrsinfrastruktur und zunehmenden Siedlungsflächen.
Jörg Dettmar
Erzählungen über das Kinzig-Auental
Potentiale ortsbezogener Narrative für eine landschaftsbezogene Erholung in der Metropolregion FrankfurtRheinMain
Abstract
Der nachfolgende Artikel beschäftigt sich mit Potentialen ortsbezogener Narrative für landschaftsbezogene Erholung am Fallbeispiel des hessischen Kinzig-Auentals. Basierend auf Interviews untersuchen die Autorinnen, was Vertreter*innen kommunaler Verwaltungen sowie Architekturstudierende der TU Darmstadt über das Kinzig-Auental erzählen und machen so implizite, ortsbezogene Narrative explizit. Ziel dieser explorativen Herangehensweise ist es, ortsbezogene Narrative als einen zusätzlichen Baustein in der Beschäftigung mit regionaler Erholung im Kinzig- Auental zu diskutieren und hierdurch Anknüpfungspunkte für weitere Untersuchungen zu schaffen. Die Interviews geben einerseits Einblicke in das Selbstverständnis der kommunalen Verwaltungen und bilden andererseits den Außenblick der Studierenden auf den Talraum ab. Die Region wird insgesamt als attraktiv für landschaftsbezogene Erholung in der Metropolregion FrankfurtRheinMain empfunden und die ‚unberührte Natur‘ innerhalb einer ‚ländlichen Struktur‘ als positives Merkmal konnotiert. Im Gegensatz zu den kommunalen Verwaltungen sind die Umwelt- und Lärmbelastungen durch den Infrastrukturkorridor für die Studierenden ein weiteres wesentliches und charakteristisches Element, sodass ein ambivalentes Bild zwischen erholsamen Naturräumen und lärmintensiven Infrastrukturen entsteht. Die Ergebnisse der Untersuchung können Anknüpfungspunkte in der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung des Talraumes liefern und in zukünftigen Planungsprozessen Berücksichtigung finden.
Lara Reusch, Yane Conradi, Inga Bolik
Erfassung des Alltäglichen
Zugänge der stadtgeographischen Atmosphären-Forschung als Basis einer experimentellen Landschaftsbewertung in der Metropolregion FrankfurtRheinMain
Abstract
Das hessische Kinzigtal, östlich von Frankfurt, kann als typische Landschaft der Metropolregion oder ‚Zwischenstadt‘ bezeichnet werden. Hier liegen Fachwerk- Altstadt und Autobahn, Stromtrasse und Auenwiese eng beieinander. In klassischen Verfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes wären solche Landschaften – trotz ihrer Qualitäten und Funktionen – immer Mängellandschaften. Dort, wo das Landschaftsbild im Kinzigtal als stereotyp ‚schön‘ bezeichnet werden kann, wird der bildhafte Eindruck oft durch die Lärmemission der Autobahn mitgeprägt. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‚NaTourHuKi‘ wurde eine experimentelle Form der Landschaftserfassung erprobt, mit der Zielstellung der multisensualen Wirkung dieses suburban-ländlichen Raums besser gerecht zu werden. Der Beitrag stellt die Methode mit ihren Chancen und Grenzen vor.
Sandra Sieber
Läuft doch, oder?
Regionale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung, ein Zielkonflikt?
Abstract
Bewohnende und Unternehmen im hessischen Kinzigtal profitieren im Sinne der Verteilungsgerechtigkeit durchaus von der belastenden Verkehrsinfrastruktur in ihrem Talraum, insbesondere von der Autobahn. Arbeitsplätze im Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main begünstigen das ressourcenverbrauchende Pendeln, kurze Wege zur Autobahn erschließen Unternehmen Absatzmärkte in der Region wie im europäischen Maßstab. Die Teilhabe für nicht motorisierte Personen, die Stärkung der Erholungsfunktion oder eine Mobilitätswende (als Zielstellung innerhalb der Generationengerechtigkeit) münden so jedoch in Zielkonflikten. Der Beitrag versucht am Beispiel des hessischen Kinzigtals mögliche Zielkonflikte im Kontext der räumlichen Gerechtigkeit zu beleuchten. Er blickt auf die Chancen und Hemmnisse einer nachhaltig ausgerichteten Naherholungsstrategie und fragt zugespitzt, wie tragfähig die Idee einer nachhaltigen Transformation in einer Region ist, deren Prosperität eine ‚fossile‘ Basis hat ?
Sandra Sieber

Teil II

Frontmatter
Bedeutung und Entwicklungsfähigkeit von StadtLandschaften für Naherholung (und Tagestourismus): der Frankfurter GrünGürtel
Abstract
Mit Blick auf die Bedeutung der Frankfurter StadtLandschaften (einschließlich der Freiflächen im innerstädtischen Bereich) für Tagestourismus und Naherholung ist die Stadt beides, Quell- und Zielgebiet. Während die Tagestouristen aus der Region und von weltweit vor allem durch die Merkmale der Innenstadt angezogen werden, stellen die Stadtparks wie auch die StadtLandschaften im Außenbereich (mit Fokus im GrünGürtel) das Zielgebiet für diejenigen dar, die in Frankfurt wohnen oder arbeiten.
Drei größere Landschaften prägen den Frankfurter GrünGürtel: das Tal der Nidda an dessen Nordwestflanke, der Berger Rücken im Nordosten und der Stadtwald im Süden.
Neben Angeboten für die Naherholung sind die StadtLandschaften wertgebend für die Bereiche der Arten- und Biotopvielfalt, der Naturerfahrung wie auch der Umweltbildung.
Das Wachstum der Stadt, Veränderungen im Freizeitverhalten, fehlendes Wissen über Naturgüter und die Grenzen der Belastbarkeit von Natur und Landschaft stellen die Nachhaltigkeit der Naherholung zusehends in Frage. Hier gilt es gegenzusteuern. Bewährte und neue Instrumente der Kommunikation kommen zum Einsatz oder werden entwickelt. Das Umweltamt der Stadt Frankfurt sieht dies als eine zentrale Herausforderung für die Überlebensfähigkeit des GrünGürtels und die Wahrung der Lebensqualität in der Rhein-Main-Metropole.
Thomas Hartmanshenn
Landschaftsbezogene Wegekonzepte
Zugänge zu Erholungslandschaften am Stadtrand
Abstract
Angesichts der Flächenknappheit in Ballungsräumen rückt verstärkt die Qualität der Stadtrandlandschaften in den Fokus, die vielfach durch Diskontinuitäten und eine rasante Transformation geprägt sind. Der Beitrag folgt der Hypothese, dass landschaftsbezogenen Wegekonzepten eine strategische Bedeutung für die integrierende Entwicklung nachhaltiger Stadtrandlandschaften zukommen kann. Dazu nimmt er solche in den Blick, die resiliente Zugänge zu sich transformierenden Stadtrandlandschaften schaffen und dabei auf die intuitive Orientierung der Erholungssuchenden setzen.
Im ersten Teil des Textes wird das „Wegethema“ in Forschungs- und Praxiskontexte eingeordnet, dann im zweiten Teil das zugrundeliegende Verständnis zum Zusammenhang von Wegen und Orientierung, Stadtrand, Landschaft und Resilienz aufgedeckt. Im dritten Teil werden die identifizierten Bestandteile der Wegekonzepte dargestellt, die verfolgten Strategien reflektiert und auf die im Grundlagenteil beschriebenen Aspekte bezogen. Schließlich wird im vierten Teil der Prozess der Erstellung von Wegekonzepten in den Blick genommen und Schlussfolgerungen für deren Umsetzung gezogen.
Henrik Schultz, Börries v. Detten
Grüne Infrastruktur als Instrument der Erholungsplanung im regionalen und lokalen Maßstab
Abstract
Grüne Infrastruktur soll ein breites Spektrum an Ökosystemleistungen erbringen. Dazu zählen auch die bisher weniger beachteten (sozio-)kulturellen Ökosystemleistungen, die sich auf menschliche Bedürfnisse wie Erholung und Identifikation beziehen. Mit dem E+E-Vorhaben „Grüne Infrastruktur in ländlichen Regionen“ konnte gezeigt werden, wie Grüne Infrastruktur zur Sicherung und Entwicklung (sozio-)kultureller Ökosystemleistungen beitragen und so die Naherholungsfunktion gestärkt werden kann. Gleichzeitig wird zur Sicherung und Förderung zahlreicher weiterer Ökosystemleistungen beigetragen. Grundlage der Arbeit ist eine Analyse der Erholungsfunktion innerhalb des Kreises Lippe, mit welcher prioritäre Räume mit besonderer Bedeutung für die Erholung identifiziert werden konnten. Basierend auf der Überlagerung mit prioritären Räumen der weiteren Themengebiete (Biotopverbund und Kulturlandschaft) wurden im Rahmen der Synthese sieben Schwerpunkträume ausgewählt, für welche themengebietsübergreifende Ziele, Leitbilder und Maßnahmen entwickelt wurden. Das resultierende Handlungskonzept, welches im kürzlich begonnen Hauptvorhaben umgesetzt wird, entspricht so unter besonderer Berücksichtigung der (sozio-)kulturellen Ökosystemleistungen dem Anspruch der Multifunktionalität und gewährleistet durch die Schaffung multifunktionaler Netzwerke die Bereitstellung eines breiten Spektrums unterschiedlicher Ökosystemleistungen.
Evelyn Behre, Boris Stemmer
Naturerfahrungsräume für Kinder – Spielen in städtischer Wildnis
Abstract
In heutigen Städten mangelt es an Räumen, in denen Kinder ungestaltete („wilde“) Natur erleben können. Um Stadtkindern den unmittelbaren Naturkontakt zu ermöglichen, wurde der „Naturerfahrungsraum“ als städtebauliche Grünflächenkategorie konzipiert und sowohl im Bundesnaturschutzgesetz als auch im Baugesetzbuch verankert. Der Naturerfahrungsraum wird als Angebot einer nachhaltigen Naherholung für Kinder beschrieben. Mit der Ausweisung eines solchen Raumes erfüllt die Kommune sowohl Ziele des Naturschutzes als auch Ziele des Kinderwohls. Spiel und Bewegung auf solchen naturnahen Flächen dienen der gesunden Entwicklung vorwiegend älterer Kinder und schaffen eine emotionale Beziehung zur Natur als inszenierter „Wildnis“, deren Tier- und Pflanzenwelt in ihrer weitgehenden Eigendynamik erlebbar wird. Die positiven Wirkungen des Naturkontakts auf die Entwicklung von Kindern werden beschrieben. Es werden sodann planerische Hinweise zur Einrichtung von Naturerfahrungsräumen gegeben. Anhand von realisierten Beispielen in fünf Kommunen werden abschließend Erfahrungen geschildert, die im Umgang mit von Bürgern initiierten Naturerfahrungsräumen gemacht worden sind.
Hans-Joachim Schemel

Teil III

Frontmatter
Tagestourismus und Naherholung – Eine begriff liche Annäherung
Abstract
Tagestourismus und Naherholung sind zwei Phänomene, die sowohl aus tourismuswissenschaftlicher als auch geographischer und raumplanerischer Perspektive definitorisch nicht scharf voneinander abgrenzbar sind. Vielmehr lassen sich im Hinblick auf deren räumlichen und zeitlichen Merkmalsdimensionen als auch ihrer Zweckdienlichkeit viele Überschneidungen feststellen. Diese erarbeitet der Beitrag basierend auf einem interdisziplinären Literaturüberblick, durch welchen auch eine integrative Einordnung beider Konzepte und somit ein ganzheitlicheres Verständnis der Phänomene geschaffen werden soll. Die Analyse kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass keines der beiden Phänomene dem anderen unterzuordnen ist oder als Überbegriff des anderen fungieren kann. Außerdem wird die begriff liche Untergliederung von nicht-touristischen und touristischen Tagesreisen sowie Naherholung veranschaulicht, wobei die drei konstitutiven Elemente des Tourismus sowie das Verlassen oder Nichtverlassen des gewöhnlichen Wohnumfeldes als entscheidende Faktoren identifiziert werden.
Kristina Epple, Julian Reif
Freizeit- und Ausflugsradverkehr: Eine Analyse von Typologien und ihrem Bezug zum Außenbereich
Abstract
Die Covid-19-Pandemie hat die Bedeutung des Fahrrads im Alltags- und Freizeitverkehr in Deutschland gestärkt. Studien zeigen, dass die Fahrradnutzung für Freizeitaktivitäten wie Tagesausflüge und Sport zugenommen hat. Etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nutzt das Fahrrad für Ausflüge. Das vom BMBF geförderte Verbundforschungsprojekt NaTourHuKi setzt an dieser Stelle an. Mit der Entwicklung einer neuen Radroute soll das hessische Kinzig-Auental erlebbar gemacht werden. Die im Rahmen dessen stattfindenden Analysen zeigen: über die Radfahrenden ist im Allgemeinen bisher wenig bekannt. Ähnlich wie im Bereich des Tagestourismus liegt hier eine Definitions- und Datenlücke vor. Aus den bisher bestehenden Radfahrtypologien können jedoch erste Erkenntnisse über die Radfahrenden im Freizeit- und Ausflugsradverkehr sowie deren Bedürfnisse gewonnen werden. Der Beitrag fokussiert sich dabei vor allem auf die Sichtweise der Radfahrenden auf den Außenbereich.
Dana Stolte
Herausforderung Nachhaltiges Destinationsmanagement
Abstract
Es wird die Problematik für eine nachhaltige Entwicklung von touristischen Destinationen skizziert und betont, dass eine Destinationsmanagementorganisation (DMO) keine Durchsetzungskompetenzen gegenüber den touristischen Produzenten und Stakeholder hat. Daher ist es einerseits notwendig, eine politisch verbindliche Vorgehensweise zu definieren, die dann von der DMO begleitet und moderiert werden kann. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat eine Förderkulisse (LIFT Klima – Leistungssteigerung & Innovationsförderung im Tourismus) gestaltet, mit deren Unterstützung verschiedene Projekte zur touristischen Nachhaltigkeit beantragt, gefördert und umgesetzt werden können/konnten. Bei der Ausgestaltung eines nachhaltigen Destinationsmanagements ist die Zusammenarbeit aller Stakeholder notwendig, da letztendlich alle eine Dienstleistung für die Besucher erstellen und in der Gesamtsumme ein klimaneutrales Angebot bereitgestellt werden muss. Dieses spiegelt in der Regel die Kompetenz der Gesellschaft sowie die Ansprüche der Gäste wider. Eine DMO kann unterstützend moderieren, hat aber keine Durchsetzungskompetenz. Daneben sind sowohl die soziale als auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu betrachten, durch die touristischen Einnahmen kann eine große Zahl von Arbeitsplätzen bereitgestellt werden.
Knut Scherhag
Landschaft als Authentizitätsenklave in der touristischen Inszenierung – von essentialistischen Abgründen zu sozialkonstruktivistischen Begründungen
Abstract
‚Authentizität‘ weist im Kontext touristischer Aktivitäten seit geraumer Zeit eine große Präsenz auf. Häufig wird hier auch die Kombination mit dem Thema ‚Landschaft‘ thematisiert. Der Beitrag befasst sich aus landschaftstheoretischer Perspektive damit, in welchen unterschiedlichen Arten ‚Authentizität‘ bei der Konstruktion von Landschaft eine Bedeutung aufweist und wie diese im Tourismus genutzt wird. Ausgehend von der Begründung der mangelnden Nützlichkeit eines essentialistischen Verständnisses von Landschaft und Authentizität (sowohl für eine touristische wie auch wissenschaftliche Befassung mit dem Themenkomplex), wird ein sozialkonstruktivistisches Verständnis herausgearbeitet. Dieses dient der Verdeutlichung, wie im materiellen Raum des Fallbeispiels ‚Mallorca‘ eine Vielzahl ‚authentischer Landschaften‘ konstruiert werden kann.
Olaf Kühne, Ralf Vogler, Karsten Berr

Teil IV

Frontmatter
Narrative als Werkzeug der Landschaftsgestaltung – eine Annäherung
Abstract
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Potentialen, Narrative in der Landschaftsgestaltung einzusetzen.
Im ersten Teil widmet sich eine theoretische Annäherung dem Spezifischen des Begriffs Narrativ. In einem kurzen Abriß wird gezeigt, dass kulturelle Schemata im Sinne der kognitiven Anthropologie und kulturelle Attraktivität zwei zentrale Dimensionen des Begriffs Narrativ sind.
Im zweiten Teil wird die praktische Eignung der theoretischen Betrachtungen geprüft. Zunächst werden Beispiele aus der wirtschaftlichen Praxis angeführt. In der Propaganda werden Narrative seit langer Zeit genutzt. Diese erweitern das Verständnis von Schemata und kultureller Attraktivität. Auf dieser Grundlage kann am Beispiel des Projektes NaTourHuKi gezeigt werden, daß der Rückgriff auf kulturell attraktive Schemata von Landschaft die Landschaftsgestaltung anleiten kann.
Die Übertragung von Wissensbeständen des kulturellen Gedächtnisses auf aktuelle Aufgaben, kann von der Gruppe der Verantwortlichen explizit und von der Gruppe der Erholungsuchenden implizit genutzt werden, um das Narrativ permanent zu aktualisieren. Narrative helfen entsprechend, sich einen Begriff von kulturellen Prozessen zu machen und die eigenen Praktiken daran auszurichten.
Michael Domsalla
Vom planerischen Erholungsnarrativ der Landschaft zu individuellen Erholungsmotiven
Abstract
Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel das planerische Erholungsnarrativ der Landschaft mit individuellen Motiven von Erholungssuchenden vergleichend gegenüber zu stellen. Einleitend wird die Bedeutung von Landschaft als Erholungsressource kurz erläutert und dafür wichtige Begriffe wie Gesundheit, Wohlbefinden und Erholung bzw. der Erholungswert der Landschaft gefasst. Im Anschluss wird das Erholungsnarrativ in der Landschaftsplanung vorgestellt und disziplingeschichtlich eingeordnet. Darauf aufbauend werden ausgewählte Studien präsentiert, welche Einblicke in individuelle Erholungsmotive geben. Diese identifizierten Motive werden systematisiert, verglichen und abschließend dem planerischen Erholungsnarrativ gegenübergestellt.
Daniel Münderlein

Teil V

Frontmatter
Natürliches und kulturelles Erbe, Alltagserfahrung und Erholungsnutzung
Bedeutungszuordnungen von Landschaften und Freiräumen im urbanen Kontext
Abstract
Der Beitrag untersucht, welche systematischen Bedeutungszuordnungen für Freiräume und Landschaften zielführend sind und legt dabei einen exemplarischen Schwerpunkt auf urbane Räume. Nach einer kurzen Einordnung der Begriffe „Freiraum“ und „Landschaft“ und einem skizzenhaften Überblick zur Disziplingeschichte, werden die sogenannten Zieldimensionen in „Naturschutz und Landschaftspflege“ erläutert und in einen Zusammenhang mit den einschlägigen Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes gebracht. Ein weiterer Abschnitt zeigt ausgewählte inhaltliche Aspekte zur Relevanz der Zieldimensionen speziell im urbanen Kontext. Einige wenige Beispiele aus dem Basisteil des Freiflächenentwicklungsplans der Stadt Frankfurt am Main veranschaulichen anschließend den vorgestellten Ansatz. Es wird deutlich, dass sowohl im Hinblick auf die betrachteten Handlungsgegenstände als auch bezüglich der normativen Maßstäbe ein zeitgemäßes Verständnis des Aufgabenfeldes „Naturschutz und Landschaftspflege“ ein breites Betrachtungs- und Bedeutungsspektrum erlaubt und sogar einfordert. Die dabei zugrunde gelegte Begründungsstruktur kann auch unabhängig von einem gesetzlich definierten Aufgabenbereich zur Strukturierung von konzeptionellen Fragestellungen gewinnbringend verwendet werden.
Andreas Mengel
Rechtliche Rahmenbedingungen der landschaftsbezogenen Erholungsnutzung
Problemlagen und mögliche Lösungsansätze nicht nur aus juristischer Perspektive
Abstract
Der Konflikt zwischen Erholung und Naturschutz stellt den Gesetzgeber vor die Herausforderungen beide Interessensdimensionen in den rechtlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. In der Praxis führt dies zu einer missverständlichen Regelungsdichte auf der Bundes- und Landesebene. Diese ist für den Erholungssuchenden nicht nur schwer zu überblicken, sondern erfordert auch ein juristisches Verständnis des Erholungsbegriffs. Dieser wiederum ist in den naturschutzrechtlichen Regelungen in einer Art und Weise definiert, die im Überblick zu anderen Disziplinen, die sich mit Erholung befassen, singulär ist.
Im Rahmen einer Systematisierung erscheint der Erholungsbegriff juristisch nicht definitionsbedürftig, da das Regelungsziel auch ohne eine ausdrückliche juristische Definition erreicht werden kann. In der Praxis ist das Verständnis von Erholung jedoch relevant, um einen Ausgleich zwischen dem Erholungsbedürfnis und dem Naturschutz zu erreichen.
Laura Schüle, Ralf Vogler
Metadaten
Titel
Landschaft und Naherholung
herausgegeben von
Sandra Sieber
Olaf Kühne
Jörg Dettmar
Ralf Vogler
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-45410-4
Print ISBN
978-3-658-45409-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-45410-4