Der Text erläutert, warum der Komplexitätsbegriff nicht dazu geeignet ist, Organisationen zu beschreiben. Organisationen sind in formaler Hinsicht weniger komplex als vielmehr Ergebnis von Komplexitätsreduktion zum Zwecke „schwieriger Operationen“ an den immer gleichen organisationalen Basisherausforderungen: den Facts of Organization. Die Autoren erörtern, wie die Organisationsprinzipien Hierarchie und Scrum dazu beitragen, die Facts of Organization zu bewältigen, und inwiefern Scrum eine Antwort auf die „Krise“ der Hierarchie darstellt. Abschließend wird skizziert, inwiefern Leadership im Rahmen von „New Work“ einen erfolgreichen Umgang mit den Facts of Organization begünstigt.
Die Zeitschrift OSC ist ein internationales Diskussionsforum für eine qualifizierte Beratungspraxis. OSC widmet sich Innovationen in der Organisationsberatung, in der Supervision und im Coaching.
Im Unterschied zu komplex verweist der Begriff kompliziert als besonderer Ausdruck einer gesteigerten Schwierigkeit auf die Wahrnehmung eines Subjekts, alle Aspekte einer Situation hinreichend zu verstehen und über die für deren Bewältigung geeigneten Mittel zu verfügen.
Bezugnehmend auf Melanie Klein betrachtet Money-Kyrle (1971) die drei Tatsachen des Ausgeschlossenseins, der Abhängigkeit sowie der Endlichkeit als „Facts of Life“. Jeder Mensch müsse demnach auf die eine oder andere Weise anerkennen und bewältigen, (1) dass er zu einem Mindestmaß von anderen abhängig ist, (2) dass er nicht überall dabei sein kann und darf und (3) dass sein Leben endlich ist (vgl. dazu kritisch u. a. Reiche 2004, S. 63–86).
Wohl wissend, dass nicht Organisationen, sondern Entscheidungsträger und Mitarbeiter organisationale Herausforderungen durch Entscheidungen bewältigen, sprechen wir hier davon, dass Organisationen die Facts of Organization bewältigen müssen. Wir wollen damit deutlich machen, dass dies letztlich eine mehr oder weniger bewusste kollektive Leistung ist, die in Spannung zu individuellen Wünschen und Hoffnungen steht.