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2020 | Buch

Leadership in Game of Thrones

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Über dieses Buch

Der Kampf um die Macht in Westeros ist zwar blutiger als in jedem heutigen Unternehmen, aber genauso berechnend mit Intrigen, Fallen und Demütigungen. Das Buch analysiert Strategien von Führung (Leadership) am Beispiel der beliebten Fernsehserie und verbindet Serienkulturen mit Managementforschung. Das populäre Phänomen spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt und führt uns umso überzeichneter vielfältige Leadership-Archetypen in einem unsicheren Zeitalter vor: charismatische, authentische, maskuline und mütterliche Führungspersonen werden konstruiert und wieder demontiert. Hände, Penisse und Köpfe werden abgetrennt. So zelebriert die Serie auch die Macht derjenigen, die folgen oder es auch nicht tun müssen, und ihre Leader stets beeinflussen. Dr. Brigitte Biehl (Biehl-Missal) ist Professorin für Media and Communication Management an der SRH Berlin University of Applied Sciences, School of Popular Arts (ehemals SRH Hochschule der populären Künste) in Berlin und leitet dort den Studiengang Creative Industries Management sowie das Institut für Weiterbildung (IWK). Ihr Hintergrund ist Theater-, Film- und Medienwissenschaft und BWL, sie publiziert international über Ästhetik und Management.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung: Populäre Kultur und Leadership
Zusammenfassung
In Game of Thrones geht es nicht nur um Fantasy, sondern um die Menschen in unsicheren Zeiten. Populäre Kultur ist performative Praxis, die uns Sinn vermittelt und Verständnis ermöglicht, auch von zwischenmenschlicher Interaktion und Kämpfen um Einfluss, Geltung und Bedeutung. Zentrale Themen der Serie sind Macht, Führung und Folgen – die Kernthemen der Leadership-Forschung, die uns heute allerorts begegnen. Medienprodukte zeigen uns die Komplexität von Führung ganz anders als Lehrbücher mit ihren oft blutleeren Erklärungen.
Brigitte Biehl
Kapitel 2. Authentizität (Eddard Stark)
Zusammenfassung
Ehrlichkeit und Echtheit verkörpert in Game of Thrones keiner besser als Lord Eddard (Ned) Stark von Winterfell, Wächter des Nordens. Sein Motto: „Der Winter naht“ („Winter is coming“). Sein Outfit: grobes Leder, Fell und Pelz, ungeordnete Zopffrisur, herb, männlich, ehrlich. Seine Haltung: entsprechend. Stark ist in der ersten Staffel die tragende Figur. Er bleibt seinen Prinzipien treu, ist ein Idealist – aber gut sein schützt vor’m Scheitern nicht: Ned stirbt grausam und ehrlos, denn er kann keine verstehende Beziehung zu den hintertriebenen Gegenspielern aufbauen.
Brigitte Biehl
Kapitel 3. Kapital (Robb und Catelyn Stark, Petyr Baelish)
Zusammenfassung
Das Duo Robb und Catelyn Stark, Sohn und Mutter, setzt konsequent alle ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen ein. Diese sind Formen des Kapitals und beinhalten soziale Beziehungen, den Ruf und finanzielle Mittel – die anderen wie dem Emporkömmling Petyr „Kleinfinger“ Baelish beileibe nicht im selben Ausmaß zur Verfügung stehen. Privilegien und Überheblichkeit führen schließlich zum blutigen Gemetzel auf der Roten Hochzeit, während Kleinfinger kalkuliert vorgeht und Chaos als eine Leiter betrachtet.
Brigitte Biehl
Kapitel 4. Phallus (Asha Graufreud, Varys)
Zusammenfassung
Game of Thrones spielt zugespitzt Situationen aus und vor, die Frauen und Männer im Kampf um die Macht heute gut kennen. Die weibliche Führungskraft (Asha Graufreund – im Original: Yara Greyjoy) erledigt pflichtbewusst alle Arbeit, ist immer präsent und top qualifiziert – wird aber ausgebootet von einem Mann (Euron Graufreund), der kaum aktiv an der Organisation der Eiseninseln (Iron Islands) teilnahm, keine stringenten Erfolge vorweisen kann, sich aber explizit dadurch auszeichnet „einen Schwanz“ zu haben.
Brigitte Biehl
Kapitel 5. Frauen (Sansa Stark)
Zusammenfassung
Die weiblichen Anführerinnen steigen langsam in die höchsten Ebenen der Macht auf. Cersei Lennister sitzt auf dem Eisernen Thron, Daenerys Targaryen schmiedet fleißig Allianzen und Sansa Stark hat blutige Rache am missbräuchlichen Ehemann Ramsay Bolton geübt und sich als die entscheidende Strategin in der Schlacht der Bastarde erwiesen. Gerade bei Sansa Stark hätte man nicht mit einer solchen Wendung gerechnet. Die Frauen repräsentieren verschiedene weibliche Führungstypen und bewältigen unterschiedliche Hindernisse im Kampf um Selbstermächtigung und Einfluss, was sich auch in ihrer Kleidung materialisiert.
Brigitte Biehl
Kapitel 6. Isolation (Cersei Lennister)
Zusammenfassung
Cersei Lennister liebt sich selbst, ihren Zwillingsbruder (Teil ihrer Selbst) und ihre eigenen Kinder (Erweiterungen ihrer Selbst). Sie verkörpert einen stark personenzentrierten, machtbewussten Führungsstil. Damit ist sie nicht nur im imaginierten Mittelalter mit seinen autokratischen Herrschaftsformen bestens aufgehoben, sondern befindet sich auch in prominenter Gesellschaft der traditionellen Leadership-Forschung. Die weibliche Figur wird aufgrund ihres Kalküls abgelehnt. Sie zeigt auch, wie Beziehungslosigkeit zu Einsamkeit und Isolation wird und das Scheitern bereits in sich trägt.
Brigitte Biehl
Kapitel 7. Charisma (Daenerys Targaryen)
Zusammenfassung
Daenerys Targaryen ist die Sturmtochter, Mutter der Drachen, Khaleesi des großen Grasmeeres und der Unverbrannten, sowie Sprengerin der Ketten. Die Figur ist aufgebaut um einen Führungsstil, der sich als charismatisch bezeichnen lässt. Daenerys inszeniert sich mit Architekturen, Drachen und ihrem Körper und arbeitet an ihrem Charisma, denn die anderen Formen sozial akzeptierter Anerkennung sind für sie als Abkömmling eines besiegten Königs im Exil nicht gut zu beanspruchen. Sie wird auf Händen getragen, angebetet, respektiert – bis sie am Schluss abhebt und totalitär scheitert.
Brigitte Biehl
Kapitel 8. Romantisierung (Jon Snow)
Zusammenfassung
Dem vermeintlichen Bastard vom Winterfell, Jon Snow (Schnee), fliegen die Herzen zu, ohne dass er es gewollt hätte. Menschen neigen dazu, als Gruppe eine Führungsperson positiv herauszuheben. Das anhängerorientierte Konzept der Romantisierung von Führung sieht man hier: Snow wird zum Kommandanten der Nachtwache und zum König des Nordens ernannt, ohne dass er sich besonders darum bemüht hätte. Die Kehrseite romantisierter Führung: Der widerstrebende Anführer ist oft nicht bereit für seine Rolle, lässt wie Snow Leidenschaft, Kommunikationsfähigkeit und Überzeugungskraft vermissen.
Brigitte Biehl
Kapitel 9. Behinderung (Tyrion Lennister, Brandon Stark)
Zusammenfassung
„Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes“ halten sich an der Macht und zeigen: Leadership ist eine Beziehungssache, und nicht etwas, das einer physisch stabilen, charismatischen oder privilegierten Person gehört. Der kleinwüchsige Charakter Tyrion besticht durch Schlauheit, Sarkasmus und Zähigkeit als Hand verschiedener Könige. Die Rollen fordern stereotype Sehgewohnheiten der Zuschauer heraus: der hässliche Zwerg ist keine böse Nebenfigur, der Eunuch hat romantische Beziehungen und der gehbehinderte Junge Brandon entwickelt andere Fähigkeiten und übernimmt schlussendlich den Thron.
Brigitte Biehl
Kapitel 10. Fazit: Leadership ist eine Beziehungssache
Zusammenfassung
Die Person des Anführers ist in Game of Thrones zwar zentral – aber sie scheitert früher oder später immer und wird durch andere ersetzt. Die Serie konstruiert fortlaufend Leader und demontiert diese immer wieder. Nach dem König ist vor dem König! Generell wird Führung dabei nicht als ein Objekt, sondern als Praxis gesehen, die verkörpert und performativ ist und in der Interaktion von Menschen entsteht, verhandelt wird und auch wieder verschwinden kann. Die Serie erinnert uns dabei an die eigene Verantwortung und Möglichkeiten der Mitgestaltung.
Brigitte Biehl
Metadaten
Titel
Leadership in Game of Thrones
verfasst von
Prof. Dr. Brigitte Biehl
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-29301-7
Print ISBN
978-3-658-29300-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29301-7