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13.10.2016 | Leadership | Kolumne | Online-Artikel

Der Chef als Diener

verfasst von: Frank H. Baumann-Habersack

2:30 Min. Lesedauer

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"Chefs müssen dienen", titeln in letzter Zeit etliche Artikel. Ein grober Unfug, meint Frank H. Baumann-Habersack. Weder Chefs noch Mitarbeiter müssen dienen. Gleichwertige Zusammenarbeit auf Augenhöhe reicht, schreibt der Springer-Autor.

Die Zeit narzisstischer Führung ist vorbei. Denn diese Form personenzentrierter Führung ist selbstverliebt, deformiert und hindert Unternehmen daran, sich wirklich zu vernetzen. Und menschliche Vernetzung ist weitaus zentraler für den Erfolg in einer digitalen Wissensgesellschaft als nur die Vernetzung von Maschinen.

Wohl auch deswegen schwenkt das Pendel bei der Diskussion um einzig wahre Führungsstile wieder einmal in die andere Richtung um: Servant Leadership, dienende Führung – sich aufopfernde, sich in den Dienst stellende Führung ist jetzt der Hit. Doch die ist im schlechtesten Fall nur die andere Seite personenzentrierter Führung. Auch sie ist eine Deformation, zwar das Gegenteil von Narzissmus, nämlich Altruismus, aber dennoch eine Fehlentwicklung. Im Kern hilft solch' ein dienender Chef auch nur sich selbst. Denn durch sein altruistisches Verhalten überhöht er sich auf subtile Weise moralisch. Dumm nur, dass sich narzisstisch und scheinbar altruistisch verhaltende Menschen in ihrer Wirkung ähneln. Viele davon entwickeln durch ihre deformierte Ich-Zentrierung eine charismatische Autoritätswirkung.

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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Servant Leadership

The conceptual framework for the study consisted of interconnecting building blocks: servant leadership, Ubuntu philosophy, and motherhood. The assumption is that these components have some similarities with Ubuntu shown as being central or playing a


Charismatische Autorität behindert auch die Vernetzung

Den selbstverliebten Leader bewundern oder fürchten Mitarbeiter auf Grund seiner Macht und visionären Wirkung, den dienenden für seine selbstlose Opferbereitschaft und seine Werte. In beiden Fällen fühlen sich Mitarbeiter weniger gleichwertig. Man kommt an die Größe des Chefs nicht heran. Wenn Macht nun durch Opferbereitschaft ersetzt wird, ist das nur ein Motivtausch. Die Personenzentrierung und Abhängigkeit bleibt. 

Ich zweifle daran, dass viele Menschen zwischen hilfreichem und ich-bezogenem Altruismus unterscheiden können. Und auch die wenigsten Führungskräfte besitzen genügend Selbstreflexion, um zu erkennen, warum sie eigentlich führen wollen. Man(n) macht es halt ...

Der Trend zur personenzentrierten, charismatischen Führung liegt meist in dem Bedürfnis vieler Menschen begründet, Komplexität zu reduzieren und damit Unsicherheit zu vermeiden. Man will einfach wissen, wo es langgeht, insbesondere dann, wenn es im Berufsleben nicht mehr viel Beständigkeit gibt. 

Enttäuschungen statt Personenkult für die Weiterentwicklung

Dieser Trend oder die Renaissance personenzentrierter Führung mündet immer wieder in Enttäuschungen, so meine Erfahrung. Und das ist auch gut so, denn wir brauchen keinen Personenkult. Wir brauchen überhaupt keinen Kult.

Ich plädiere nachdrücklich für einen aufgeklärten, ja fast schon nüchternen Umgang in Führungsbeziehungen. Der Fokus sollte darauf liegen, Ziele gemeinsam zu verfolgen. Dies ist im Übrigen die Grundhaltung der neuen Autorität in der Führung. Damit kommen Mitarbeitende automatisch in eine Co-Führungs-Rolle. 

Dass sich Menschen in einer Arbeitsgruppe oder gar einem Team dem Dienst für eine gemeinsame Sache verschreiben, finde ich angemessen. Denn es geht ja in Unternehmen um hilfreiche Zusammenarbeit für ein Ziel. Also entweder dienen damit alle dem Ziel oder keiner. Das gilt auch und gerade für Chefs.

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